Damit ich mich nicht überhebe!
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | » | Letzte
[ Nach unten | Zum letzten Beitrag | Thema abonnieren | Neueste Beiträge zuerst ]
Damit ich mich nicht überhebe!
von Pal am 26.12.2015 10:47Dies ist eine Thematik, die auch in christlichen Kreisen, immer mehr gemieden wird.
Dann wird gefragt:
Was soll das? Warum sind diese Züchtigungen so wichtig und nötig? Geht es nicht ohne solche "Schläge"? Das ist aber keine Werbung für einen Christen, um derart behandelt zu werden. Oder? Hat Gott so wenig an Paulus vollbracht, das er dermaßen hart an die Kandarre genommen werden mußte? etc. etc.
-
Allerliebst hört man heute von den Kanzeln, über eine Liebe, die nicht züchtigt, die den Sünder bedingungslos weiter liebt, keine Bedingungen stellt, die niemanden wehe tut, die allesamt nur streichelt... Doch da beginnt für mich eine Einseitigkeit, die das "Rad" nicht mehr rund laufen läßt, sondern vielmehr zum "eiern" bringt.
Vielleicht wollt ihr euch darüber austauschen?
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von solana am 26.12.2015 11:17Dies ist eine Thematik, die auch in christlichen Kreisen, immer mehr gemieden wird.
...
Allerliebst hört man heute von den Kanzeln, über eine Liebe, die nicht züchtigt, die den Sünder bedingungslos weiter liebt, keine Bedingungen stellt, die niemanden wehe tut, die allesamt nur streichelt...
Hallo Pal
Ich verstehe nicht so ganz, wie du an dieser Stelle auf "Züchtigung" kommst.
Die von dir zitierte Stelle verstehe ich im Textzusammenhang eher so, dass es um die Erfahrung der eigenen Grenzen und der eigenen Ohnmacht geht, die uns dazu führt, auf Gott zu sehen und seiner Kraft, seinem Wirken in uns Raum zu geben. Damit er in uns und durch uns ganz gross werden kann - und unser eigenes Können und Machen in den Hintergrund tritt.
Gerade Menschen, denen (wie Paulus) viel geschenkt wurde an Erkenntnis und anderen Gaben, neigen dazu, den Blick auf das fixiert zu halten, was sie erreichen wollen.
In der besten Absicht, Gott zu dienen, so gut es geht.
Je mehr "Erfolg" sie dabei haben, um so mehr stehen sie in der Gefahr "selbst", aus eigener Kraft machen zu wollen.
Und das "Sich Stossen an den eigenen Grenzen", die Erfahrung der eigenen Ohnmacht, richtet den Blick wieder richtig aus und macht bereit, zu empfangen und sich in der richtigen Weise, mit der richtigen Herzenseinstellung, von Gott gebrauchen und segnen zu lassen.
So verstehe ich diesen Abschnitt.
Nicht als Züchtigung oder Strafe.
Deshalb "rühmt" sich Paulus ja auch dieser, seiner Schwachheit "am allerliebsten". Weil sie ihm die Gelegenheit gibt, Gottes Kraft zu erfahren und andere Menschen damit zu erreichen. Als Chance, "über sich hinaus zu wachsen" und den Menschen mehr zu geben, als er selbst vermag.
Er sieht das nicht als einen "Makel", den er verstecken müsste.
Und auch die Menschen, denen er das Evangelium verkündet hat, sind nicht abgestossen worden davon:
Gal 4,14 Und obwohl meine leibliche Schwäche euch ein Anstoß war, habt ihr mich nicht verachtet oder vor mir ausgespuckt, sondern wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, ja wie Christus Jesus.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von Pal am 26.12.2015 11:32Ich verstehe nicht so ganz, wie du an dieser Stelle auf "Züchtigung" kommst.
Liebe Solana,
Du siehst es nicht als Züchtigung, um derart gepiesackt zu werden? -
Solche "Faustschläge Satans", solche Not und Schmerzen, waren doch weit mehr als "nur" die von dir beschriebene "Erfahrung der eigenen Grenzen".
Oder nicht?
Ich sehe in der ganzen Situation full power:
<<<<<<<<<<<<<
man könnte auch die Zusatzfrage stellen:
Warum war das kein "guter Engel Gottes", - sondern eben ein böser Teufel?
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von solana am 26.12.2015 11:40Du siehst es nicht als Züchtigung, um derart gepiesackt zu werden?
Hallo Pal
Ich muss sagen, dass es mir bestimmt schwer fallen würde, das so zu sagen wie Paulus!
Aber wichtig ist doch, wie Paulus selbst es sieht - und er sieht es als das "Grösste", dessen er sich rühmen kann/will.
Nicht als Strafe, die er erdulden muss, als Strafe für etwas, das er falsch gemacht hat und die ihm "Besserung" davon bringen soll....
Insofern ist mir Paulus da ein Vorbild - auch wenn ich nicht so weit bin wie er.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von Pal am 26.12.2015 11:49Aber wichtig ist doch, wie Paulus selbst es sieht - und er sieht es als das "Grösste", dessen er sich rühmen kann/will.
Nicht als Strafe, die er erdulden muss, als Strafe für etwas, das er falsch gemacht hat und die ihm "Besserung" davon bringen soll...
Könnte es nicht sein, das auch Gottes Strafe/Züchtigung deckungsgleich mit den Begriff des "das Größte, dessen er sich rühmt" sein kann?
Was ist denn in dieser Strafe/Züchtigung enthalten? - Ist das kein absoluter SEGEN? -
----
Nun ja, wir lesen ja eindeutig, das Paulus diese Schläge sehr gerne losgeworden wäre:
Wohin geht dann sein Rühmen? -
Rühmt er sich der Gnade, der Schwachheit, der Kraft des "dennoch-Glaubens", der Möglichkeit seiner Selbstüberheblichkeit, die ihm das Übel ja erst eingebracht hat? - Oder rühmt er sich aller dieser "Konstellationen"?
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von Pal am 26.12.2015 11:59Nicht als Strafe, die er erdulden muss, als Strafe für etwas, das er falsch gemacht hat und die ihm "Besserung" davon bringen soll....
Nun, ich sehe das so:
Paulus stand in der (geistlichen) Gefahr um in einer Gesinnung der Selbstüberheblichkeit - gerade wegen den hochheiligen göttlichen Dingen - sich verkehrt zu entwickeln. Ohne diese Faustschläge hätte er womöglich gedacht:
"Wow, was für ein Held bin ich, das ich so sehr gesegnet wurde! Wie übermäßig bevorrechtigt bin ich! Irgendwie muß ich mir diese Segnungen selbst verdient haben!"
Um diesem Fallstrick zu entgehen, waren die derben Schläge ein unwillkommenes, aber scheinbar auch unvermeindliches Mittel, um Paulus "Besserung zuteil werden zu lassen".
Oder nicht?
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von solana am 26.12.2015 12:29ein unwillkommenes, aber scheinbar auch unvermeindliches Mittel, um Paulus "Besserung zuteil werden zu lassen".
Ich würde es lieber so ausdrücken: "um den Blick richtig azusgerichtet zu halten".
So dass das "Zentrale" wirklich im Zentrum bleibt und das Unwichtige seinen Platz im Hintergrund behält.
Und das, was sich "verzerrt" hat, wieder richtig ausgerichtet wird.
Wenn ich mich - und nach dem, was ich auch von anderen erfahre, kann ich sagen "uns" - am Vorbild des Paulus messe, dann bleibt mein Blick in so einer Situation zu oft und zu lange an meiner Ohnmacht/Schwäche hängen und an dem, was schmerzhaft als "Versagen" oder "Zurückbleiben hinter den gesteckten Erwartungen" empfunden wird. Das Wissen darum, dass Gott gerade in dieser Schwachheit ganz gross werden kann und besonders grossen Segen schenken - für uns und durch uns auch auf andere weiter fliessend - ist zwar irgendwo da, aber oft eher im Hintergrund .
Und von dieser falschen Blickfokussierung aus geht der "unvermeidliche" Weg dann eher da hin, Auswege und andere Hilfsmittel zu suchen, um die vorgenommenen Ziele doch noch zu erreichen.
Statt zuerst auf Gott zu sehen und "den Mangel aushalten". Auf Gott zu "harren" und sich von ihm beschenken lassen, zu empfangen. Und dann "aus der Fülle" zu handeln. Einer Fülle, die über unser "Eigenes" hinausgeht und die den eigenen "Mangel" unwichtig macht.
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von marjo am 26.12.2015 12:29Ich würde echt gerne wissen, was das für ein "Pfahl" war. Vermutlich Anfechtungen. Da hat jeder seine eigenen Bereiche und wenn man so für Jesus unterwegs ist wie er, wird sich die Gnade als mächtig erweisen müssen. Paulus erwähnt diesen Pfahl nicht ohne Grund nur im Brief an die Korinther. Diese von der Gnosis-Bewegung angegangene Gemeinde dürfte solche Anfechtungen als sehr irritierend empfunden oder die körperlichen Sünden schlicht ausgeblendet zu haben. Paulus hingegen rückt die Gnosis wieder zurecht und bezeichnet die Anfechtungen als notwendiges Mittel gegen die eigene Überheblichkeit.
gruß, marjo
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von Pal am 26.12.2015 13:09Genau so sehe ich Gottes Wirken in meinem Leben, wie einen roten Faden: "Damit ich mich mich nicht versündige! Damit ich seiner Heiligkeit teilhaftig werden möge!" -
Um das zu erreichen scheint Gottvater jedes Mittel recht. - Also jedes Mittel, um mich weniger zu machen, damit Jesus Christus zunehme!
Doch genau da habe ich ein Grundproblem, das ich mich dann oftmals bei den "Faustschlägen des Lebens" verunrechtet vorkomme, so in dem Sinne, wie wenn ich das nicht verdient hätte. Oder würde es nicht auf eine sanftere Art gehen? Warum so schmerzvoll, warum so Fundament-angreifend? -
Aber im Endeffekt muß ich mir eingestehen:
Die Schläge waren genau das richtige und passende, weil ich ohne dieselben tatsächlich niemals verändert werden würde.
Das heißt auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. - Und das muß ich lernen, mit Paulus Perspektive:
Ja, mehr noch, um die tatsächliche "Kernverwandlung" in das Bildnis Jesu = Gleichheit zu ermöglichen!
Aus Schmerzen wird Gutes geboren!
In Glutofen des Leidens wird Christi Bild im geläuterten Gold erscheinen.
Um zu dem Ergebnis zu gelangen:
Das bedeutet dann im Umkehrschluß:
Wenn ich in mir selbst stark bin, voller Erfolge, nur voll von Wohlergehen, dann kann gerade dies mich von der Gnade trennen, das ich mir selbst (im Extremfall) mein eigener Gott werde.
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Damit ich mich nicht überhebe!
von marjo am 26.12.2015 13:15Pal,
verdient hätten wir noch viel mehr. Vater wendet die Mittel an die notwendig sind um uns auf den richtigen Weg zu halten. Ich bete auch ständig dafür, dass der Ewige mir die Weisheit und die Kraft schenken möge Fehler zu erkennen.... damit die notwendigen Mittel zur Korrektur nicht so drastisch sein müssen.
Besser rechtzeitig um ein weiches Herz, sehende Augen und höhrende Ohren bitten. "Zaunpfähle" sind wichtig und notwendig. Besser erscheint mir jedoch, dass ich die Winke des Ewigen so rechtzeitig beherzige und wahrnehme, dass die drastischen Mittel nicht notwendig werden.
Kurz gesagt: Scheiß auf den Stolz und auf den Gedanken, der meint Gott würde irgendwas an mir tun was ungerechtfertigt wäre.
Gruß, marjo