Drogensucht

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pray

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Drogensucht

von pray am 13.10.2019 20:42

...wie kann ein Drogensüchtiger - sofern er frei wird - das "Loch" füllen? Man muss wissen, dass die meisten nicht mehr arbeiten gehen können, allein weil sie krank sind oder schwach oder schwer Luft kriegen. Oder sie es schwer haben, eine Stelle zu finden. Manche haben auch einen Hund, den sie nicht allein lassen wollen.

 

Der Straßenjunkie beschäftigt sich den ganzen Tag damit, wie er an Geld und Drogen kommt. Der Süchtige, der in einem Programm ist, hat seinen Tag auch strukturiert, in dem er zur Vergabe erscheint. Manche können 1 - 3 mal kommen.

Was sollen sie machen, wenn sie frei von Drogen werden? Wir wissen, dass sich die Gemeinschaft unter Christen oft auf den Sonntag und 1 - 2 Haus-/ Gebetskreise in der Woche beschränkt. Womit kann man ihnen das Freiwerden also schmackhaft machen? Heute sprach ich mit einem, der sagte wörtlich, er wüsste dann nicht, womit der das "LOCH" füllen sollte.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.11.2019 15:22.

Cleopatra
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Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von Cleopatra am 14.10.2019 07:37

Vermutlich hat er sich selbst aufgegeben.
 
Ich glaube, dass Betroffene oft ein ganz anderes Umfeld brauchen, deshalb gibt es ja auch die Gefährdetenhilfen.
 
Neben gebet brauchen sie die Hoffnung auf Besserung und Unterstützung.
 
Und nur, wenn sie es wirklich wollen, besteht auch die Hoffnung auf Besserung, so wie es bei jeder Sucht ist.
 
Der mensch, den du liebe pray kennengelernt hast, scheint gelernt zu haben, wie man das "Loch" stopft, aber wie entstand denn das Loch...? Wie konnte es soweit kommen?
 
Ich glaube, betroffene haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen und das belastet sie außerdem.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

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geli
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Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von geli am 14.10.2019 20:33

pray: Wir wissen, dass sich die Gemeinschaft unter Christen oft auf den Sonntag und 1 - 2 Haus-/ Gebetskreise in der Woche beschränkt.

Ja, leider ist das so. 
Vielleicht gibt es bei euch Dienste, die man ehrenamtlich übernehmen kann? Denn ich finde es sehr wichtig, dass jemand, der ein "Loch" zu stopfen hat, irgendwo die Möglichkeit hat, Verantwortung zu übernehmen und irgendetwas zu finden, was ihm hilft, die nun entstehende Leere auszufüllen.

Mein Sohn hat damals während seiner Therapie angefangen, zu joggen, hat dann mehr und mehr trainiert und ist am Ende dann sogar "Ultra-Marathons" gelaufen. Er hat deswegen aufgehört zu Rauchen, hat sich gesund ernährt - alles, um sich bei Läufen wie "Allgäu-Panorama-Marathon", oder beim "Zugspitz-Ultra" anzumelden und mitzumachen.
Damit hat er sein "Loch" gestopft, er hatte etwas, das ihm wichtig war.

Bei ihm hat das sogar "ohne Gott" funktioniert - aber ich denke, dass am Ende nur Gott die Leere, das "Loch" wirklich stopfen kann. 

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pray

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Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von pray am 15.10.2019 17:09

Ja  klar, füllt  Gott die Leere - das Problem ist allerdings: Was macht man dann den ganzen Tag, wenn das timing nicht mehr von der Droge bestimmt wird?
Wenn man sich für einen Entzug entscheidet, wofür?...also außer Gehorsam Gott gegenüber, seinen Körper nicth weiter zu zerstören? Worauf kann sich der Mensch dann freuen? - als Anreiz sozusagen?

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von geli am 15.10.2019 19:06

Worauf kann sich der Mensch dann freuen? - als Anreiz sozusagen?

Ja, da konnte ich wohl gar nicht rüberbringen, was ich gemeint habe?

Erwähnt hatte ich ja eine Aufgabe im ehrenamtlichen Bereich, oder im Bereich Sport - jedenfalls sollte es etwas sein, das dem Menschen wichtig wird und das auch seine Zeit füllt. Selbst wenn er nicht auf das Thema "Glauben" anspricht - egal, ob gläubig oder nicht - jeder Mensch braucht eine Aufgabe im Leben, etwas, wo er Verantwortung nehmen kann, oder etwas, das ihm Spass macht und ihm wichtig ist.
Da muss natürlich jeder selbst schauen, wie er etwas findet, das ihn ausfüllt.

Mal als Beispiel:
Ich kannte ein Pärchen, beide Hartz-IV-Empfänger. Er (ich nenne die Beiden mal Peter und Anna - das sind natürlich nicht die richtigen Namen) sass den ganzen Tag in seiner Wohnung, 2. Stock, hatte extrem Übergewicht, konnte nicht laufen, ging deshalb nie aus der Wohnung. Fernsehen, Essen, Bier...
Anna - auch Bier - aber den ganzen Tag "auf Achse", um ihn zu bedienen, zu kochen, einzukaufen... zwei Hunde waren auch noch da, die brauchten Bewegung - machte alles Anna. Um genug Geld herbeizuschaffen, ging sie "arbeiten" - sie sass in der Fußgängerzone und bettelte. 

Mit dem Thema "Glauben" hatten sie nicht allzuviel am Hut... Dann habe ich Anna längere Zeit nicht gesehen, und hörte, sie hätte einen Schlaganfall gehabt. Oh weh - mit einem Mann, der "nix" kann   - außer sich bedienen zu lassen, zu schimpfen, zu meckern, zu jammern über seine Wehwehchen  

Ja, und einige Monate später traf ich die Beiden in der Fußgängerzone - Anna im Rollstuhl, Peter schob. Anna wirkte irgendwie ganz entspannt und zufrieden, er hatte deutlich abgenommen erzählte mir, dass er sie unbedingt aus dem Heim holen wollte, dass er sich nun um Anna kümmern würde, dass er den Haushalt macht, Arztbesuche, Papierkram erledigt, sie epflegt.....und vor allem: Er hat aufgehört zu trinken (sie sowieso, seit sie so lange im Krankenhaus war.   Zur Unterstützung geht er einmal die Woche in seine "Gruppe" - wo sich ehemalige Alkis gegenseitig unterstützen und sich Mut machen. 

Peter war ein völlig anderer Mensch geworden - einfach deshalb, weil er nun eine Aufgabe hat und bereit war, Verantwortung zu übernehmen.
Als ich ihn das erste Mal mit seiner Anna im Rollstuhl getroffen hab, sagte ich zu ihm: "Peter, du bist ins Leben zurückgekommen, vorher warst du schon eine lebendige Leiche.  - und er meinte: "Ja, das stimmt - ich lebe wieder"  

Vom Glauben hält er (leider) immer noch nicht allzuviel...

Ja, nun habe ich noch ein trauriges Beispiel - aber auch daraus habe ich etwas gelernt: 
Vor vielen Jahren hatte ich eine Nachbarin, die sehr viel trank. (Ihr Mann leider ebenfalls. Sie schoben die Verantwortung dafür jeweils dem anderen in die Schuhe: Ich trinke, weil ich es nicht mitansehen kann, wie sie jeden Tag besoffen ist. Und sie das gleiche Argument umgekehrt...   ). Ab Mittags war sie in der Regel nicht mehr ansprechbar, abends dann lag sie irgendwann am Boden - vorher hörte sie mit Trinken nicht auf.

Damals habe ich mir eine Gruppe vom Blauen Kreuz angeschaut, weil ich die Hoffnung hatte, dass sie mit mir dahin gehen würde und Hilfe erfahren würde.
Sie wollte nicht - und es ist mit ihr all die Jahre immer schlimmer geworden - falls es da noch eine Steigerung gegeben hätte.
Vor einigen Monaten ist sie nun gestorben, sie war etwas jünger als ich  

Warum ich das nun schreibe - die Menschen in der Gruppe, die ich damals besucht habe - das waren meistens "trockene" Alkoholiker, die Hilfe durch die Gruppe erfahren hatten und die nun ihre Aufgabe darin sahen, anderen ebenfalls weiterzuhelfen und für sie da zu sein.

Auch hier wieder: Sie haben eine Aufgabe gefunden. Das ist das Wichtige. Egal, wo - im Ehrenamt, beim Sport, in einer Gruppe... eine Aufgabe im Zusammenhang mit Verantwortung.

Vielleicht kannst Du, pray, Dich ja mal umhören, was es bei euch alles so gibt? Und ihm Vorschläge machen - oder sogar mit ihm zusammen einmal irgendwo hingehen. 
Bei uns z.B. gibt es eine "Freiwilligen-Agentur" - das ist eine Gruppe, wo man anderen helfen will und dabei seine Fähigkeiten mit einbringen kann. Und umgekehrt kann man auch Hilfe erfahren auf einem Gebiet, wo man beispielsweise nicht so ganz "fit" ist.

Natürlich ist es hilfreich, wenn der Mensch sich für den Glauben öffnet - aber Hilfe braucht derjenige trotzdem auch und ganz besonders im ganz praktischen Bereich, so dass er lernt, seinen Tag zu gestalten.

Ja, da fällt mir noch jemand ein - jemand aus meiner Gemeinde, der mich einmal beraten hat im Bezug auf einen Bekannten, der ebenfalls mit Alkohol zu tun hatte. Er hat mir erzählt, dass damals seine Ehe am Ende war und seine Frau ihn wegen dem Trinken verlassen wollte. Deshalb suchte er sich Hilfe - ebenfalls in einer Gruppe. Ich glaube, es war eine Selbsthilfegruppe, genau weiß ich es nicht mehr. Seine Frau war ihm übrigens wichtig genug, um den Kampf gegen seine Sucht anzutreten   - was leider nicht immer dar Fall ist.

Er fand seine Aufgabe dann später darin, dass er selbst so eine Gruppe geleitet hat und auch Vorträge gehalten hat über das Thema Alkohol. 
Später wurde er dann auch gläubig und ist wieder mit seiner Frau zusammen. Ja, auch er brauchte eine Aufgabe, um das "Loch" zu stopfen. 
Und ich denke: Wer wirklich will (und auch noch Unterstützung von anderen hat), der findet eine Aufgabe!

Liebe pray, ist es jetzt klarer?  




Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.10.2019 19:11.

Cleopatra
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Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von Cleopatra am 16.10.2019 07:45

Wow, also ich finde diese Beispiele super hilfreich.
 
Und in der Medizin ist es eben so, dass Betroffenen geholfen wird, eine neue Tagesstruktur zu entwickeln, eine neue Routine und eben gelernt wird, wie man mit Konflikten anders umgehen kann.
 
Deshalb dauert es bei Betroffenen auch lange, bis nicht nur der Entzug (wenige Wchen), sondern eben vor allem die Sucht (mehrere Monate) besiegt ist.
 
Der Konsum muss ersetzt werden, wie zB durch Sport, Verantwortung udn so weiter.
 
Und der Blick muss verändert werden, weg von der Droge, hin zu dem Neuen.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

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geli
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Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von geli am 16.10.2019 08:06

Deshalb dauert es bei Betroffenen auch lange, bis nicht nur der Entzug (wenige Wchen), sondern eben vor allem die Sucht (mehrere Monate) besiegt ist.

Ich glaube, "mehrere Monate" ist noch zu kurz gegriffen. Eher Jahre. Und vielleicht muss man das ganze Leben lang aufpassen, dass man nicht in einer gewissen Druck- oder Stresssituation wieder zurückfällt. 

Zumindest ist das meine Erfahrung - ich hatte zwar mit Drogen "nichts am Hut", aber war in einer Eßstörung gefangen - abwechselnd Null-Diät über 1 - 2 Wochen, dabei extrem Sport, um "abzunehmen (mein Gewicht schwankte extrem, bei 53 Kilo und 1,75 Körpergröße wollte ich jedenfalls noch mindestens 10 kg abnehmen ), dann wieder "Freßwelle", wo ich alles essen "mußte", was mir in die Finger kam.

Ja, eigentlich ging es ja um Drogen - aber ich denke, zwischen Drogen- und Alkoholsucht (und auch anderen Süchten) ist nicht ein soooo großer Unterschied.
Kürzlich sagte mir jemand, die früher Alkohol- und Drogensüchtig war, dass sie Drogen deshalb genommen hat, weil man nach einer gewissen Menge Alkohol müde wird und fertig ist. Wenn man aber anschließend Drogen nimmt, wird man wieder "fit" - man fühlt sich stark, selbstbewußt, einfach ok und cool. Ein super Gefühl, und alle Müdigkeit und Schwachheit ist wie weggeblasen.

Ich weiß natürlich nicht, ob das auch bei anderen so ist.

eben gelernt wird, wie man mit Konflikten anders umgehen kann.

Das ist auch enorm wichtig - das "Umdenken", denn oft sind Süchtige Leute, die nicht gelernt haben, mit Problemen und Schwierigkeiten umzugehen, die auch wenig Selbstbewußtsein haben.
 Deshalb ist eine Begleitung unbedingt wichtig, denke ich - egal, ob in einer Selbsthilfegruppe, oder beim Blauben Kreuz oder was es sonst noch an Anlaufstellen gibt. Und auch persönliche Begleitung, denn einen "Freund", bzw. "Freundin" braucht jeder...  

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pray

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Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von pray am 16.10.2019 20:41

Ach wie schöööön! DANKE für die wunderbare Story von Anna und Peter. Ich möchte das ausdrucken und zu Seiner (Gottes) Zeit so gern vorlesen. Ich denke, darin kann sich jeder als neuer Peter vorstellen, dass Gott auch für ihn oder sie eine Aufgabe hätte.
Joah!

 

Eine Freundin teilte mir heute mit, dass es in Mühlheim ein Drogen- Aussteiger Cafe und dazu 1 mal im Monat den passenden Gottesdienst samstags für diese Personengruppe gibt. Ich will da nächstes Mal gucken, ob das auch eine Option wäre, da Menschen mal ins Auto zu nehmen und hinzufahren.

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Gebetsanliegen für einen Drogensüchtigen

von geli am 16.10.2019 20:57

pray: , dass es in Mühlheim ein Drogen- Aussteiger Cafe und dazu 1 mal im Monat den passenden Gottesdienst samstags für diese Personengruppe gibt.

Oh, das ist ja super! So etwas hätte ich mir hier bei uns auch gewünscht, denn ich kannte viele solcher Menschen und wußte nie so recht, wo ich sie "unterbringen" hätte können. In einen "normalen" Gottesdienst passen sie leider nicht - da wären die Gottesdienstbesucher leicht überfordert 
Es wäre wunderbar, wenn jemand von denen, die Du kennst, mit dahin gehen würde!
Ich werde mal dafür beten...  

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.10.2019 21:02.

pray

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Re: Drogensucht

von pray am 20.10.2019 18:27

Oh ja danke, sehr gerne beten. Ich "kenne" noch nicht so viele hier, aber so Gott will, ist das Händy von einer jungen Frau diese Woche wieder intakt, die ich schon am meisten kenne, dann frage ich sie. Ansonsten hatte ich gedacht, ich gucke mir das mit einer Christin aus einer anderen Gemeinde erstmal alleine an, weil ich noch nicht weiß, wie laut die Musik z.B. ist wegen der Hunde, die viele haben. Einmal im Monat haben sie extra für diesen Personenkreis einen Godi. Nächsten Samstag wollten wir hinfahren. Ich würde mir sehr wünschen, dass hier die "gutbürgerliche" Gemeinde auch so etwas anbieten könnte. Geli, wenn du auch  d a f ü r  beten könntest...
Die Fahrt nach Mülheim ist von hier immerhin fast 45 Minuten mit dem Auto - und ich fahre sooo ungern Autobahn.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.11.2019 15:23.
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