Barmherzige Samariter

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pausenclown

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Barmherzige Samariter

von pausenclown am 09.12.2024 08:12

Hallo.

Den meisten wird ja die Passage aus der Bibel bekannt sein.
Ein Schriftgelehrter trifft Jesus……

Vielleicht mag ja jemand seine Gedanken zum Gleichnis vom “barmherzigen Samariter” mitteilen.
Um was geht es eigentlich in dem Dialog, oder was ist die Moral der Geschichte?

Gibt es Stolpersteine, die man ohne Geschichte und jüdischen Hintergrund übersieht?
Shalom 


Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.12.2024 08:12.

nusskeks

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Re: Barmherzige Samariter

von nusskeks am 09.12.2024 13:02

Hallo pausenclown,

gerade den Dialog zwischen Jesus und dem Gesetzeslehrer (νομικός) fand ich interessant, also abgesehen davon, dass er Jeshua eine Falle stellen wollte. Er fragt Jeshua nach einer Tat die zu tun sei, um das ewige Leben zu erben. Also er fragt das genauso, nach einer speziellen Tat die man tun müsse, um erlöst zu werden. Das "tun" in seiner Frage steht daher im Aorist.

Nach guter Rabbinerart antwortet Jeshua mit einer Gegenfrage nach einer Gesetzesvorschrift. Korrekt antwortet der Schriftgelehrte mit dem höchsten Gebot und als Jeshua ihm zustimmt und sagt, er solle genau danach handeln, benutzt auch Jeshua das Wort "tun". Allerdings nutzt er nicht den Aorist sondern den Präsens, also eine fortlaufende Haltung, eine Lebenseinstellung.

Es ist also keine einmalige Tat die ausreicht, um ewiges Leben zu ererben. Solch eine Tat gibt es nicht und diese Wahrheit steht nun wie ein unsichtbarer Elefant im Raum. Denn dem Schriftgelehrten war klar, dass er dieses Gebot nicht sein Lebtag ohne Fehltritt würde halten können. Die Gnade Gottes war dazu nötig durch den Glauben an den Ewigen bzw. Jeshua.

Der Schriftgelehrte ist verunsichert und druckst ein wenig herum. Wer denn sein Nächster sei, wollte er wissen, und es wirkt, als wolle er vom Thema ablenken. Wieder verhält sich Jeshua wie ein Rabbiner und beantwortet die Frage des Schriftgelehrten mit einer Erzählung, die es in sich hat.

Ein Priester, ein Levit und.... kamen von Jerusalem herab. Eigentlich würde man einen einfachen Juden erwarten, denn das war sozusagen die Aufteilung Israels. Priester, Leviten und das ganze Haus Israel. Aber Jeshua wählt einen Samariter und lässt diesen auch noch als Held der Geschichte auftreten. Unangenehm! Aber da muss der Schriftgelehrte durch, auch wenn er sich bei der Antwort auf die Frage, wer denn das Gebot erfüllt habe, um die Nennung des Volksnamens herumdrückt. 

Der Samariter war der Nächste. Er half in der Not des Verletzten. Nicht die Frage "Wer ist denn mein Nächster?" ist wichtig, sondern die Frage "Wem kann ich der Nächste sein?" ist die Antwort. Jeder der in Not ist und dem man helfen kann, ist ein Nächster.

Die Falle des Gesetzeslehrers war gescheitert. Aber nicht nur das. Jeshua hatte ihm deutlich gemacht, dass nur Gnade und Glaube zur Erlösung dienen und die sich daraus ergebene tatkräftige Umsetzung des Liebesgebots eine lebenslange Aufgabe ist. 

Ich mag diesen Abschnitt der Bibel sehr.

lg
nk

One of Israel

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.12.2024 13:14.

Argo

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Re: Barmherzige Samariter

von Argo am 09.12.2024 21:41

Hallo pausenclown

Diese Geschichte betrifft uns alle. Hat wohl einen jüdischen Hintergrund aber findet in einer Gegend wo Juden und Samariter gelebt haben, statt. Beide haben sich nicht gut vertragen können und deswegen macht sich die Geschichte so interessanter.

Die Geschichte lehrt uns , dass wir jeden Mensch als unseren Nächsten anerkennen sollten, unabhängig von nationalen, religiösen sowie sozialen und kulturellen Grenzen. Es ist gleichgültig wer er ist, er ist unser Mitmensch. Es wird nicht leicht sein, besonders in unserer heutigen Gesellschaft und mit unserem heutigen Lebensstil, unseren Nächsten die im Not sind, zu helfen. Man geht vorbei ohne eine Leistung zu erbringen. Deswegen ist notwendig, dass wir über uns selbst hinauswachsen.

 ...Ich habe keine Menschen, sagt die heutige Wissenschaft, damit sie die Menschen richtig erziehen können. ...Ich habe niemanden, schreit der Staat, der sich für seine Bürger opfern könnte. ...Ich habe kein Volk, ruft auch die Kirche damit sie sich für die Gläubigen opfern. ...Menschen werden gesucht, Hilfe wird gesucht.

Diese Hilfe gibt es, wenn man sie erkennt und dort sucht, wo sie wirklich ist. Hilfe ist Jesus Christus. Er wartet darauf, dass wir ihn rufen. Darin finden wir die unendliche Kraft, anderen Menschen helfen zu können. Aber wer keine Lust hat, etwas zu tun, wird auch beim entspannen müde. Aber wer hilft, erholt sich von seiner Mühe. Was wir mit unserem Herzen tun, ermüdet uns nicht. Und die Menschen empfinden auch große Freude, wenn sie helfen.

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pausenclown

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Re: Barmherzige Samariter

von pausenclown am 10.12.2024 07:09

Hallo Nusskeks.

Du hast mich zum lachen gebracht, erst griechische Hieroglyphen, dann den hebräischen Namen von Jesus, Jeshua.

In verschiedenen Übersetzungen steht da, Jesus zu versuchen oder auf die Probe zu stellen.
Mir ist die Lesart dabei bekannt, Feindschaft zwischen Jesus und Pharisäern.

Aber, jemand auf die Probe zu stellen, muss nicht negativ sein.
Schon damals gehört das zur jüdischen Streitkultur, jemand zu prüfen, wie er denkt, was er denkt.
Selbst heute noch findet man das in Torahschulen, die Studierenden streiten in zweier Gruppen um den Text.
Deshalb sehe ich da keine Falle, eher ein normales Gespräch unter Juden.
Ist die Ausgangsfrage vom Schriftgelehrten und Jesu Antwort nicht seltsam?
Was ist den das damalige Allgemein wissen, wie man das Ewige erbt?

Shalom.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.12.2024 07:10.

pausenclown

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Re: Barmherzige Samariter

von pausenclown am 10.12.2024 07:10

Hallo Argo.


Ich weiß nicht, woher die Meinungen stammen, Juden und Samariter haben sich nicht gut vertragen, bis hin Feindschaft.
Natürlich gab es über Jahre Konflikte, aber in jüdischen Quellen, die diese berichteten, findet man das z.B.

 Rabbi Simon ben Gamaliel lobte sogar ihren Gesetzesgehorsam ausdrücklich: „Bei denjenigen Geboten, die die Samaritaner genauso halten wie wir, nehmen sie es sogar noch viel genauer als wir“
Rabbi Akiba und Simon ben Gamaliel, galt jedoch: „Ein Samaritaner ist in jeder Hinsicht einem Israeliten gleich“

Schon damals gab sehr viele Berührungspunkte, zb Handel, gemeinsames Essen usw.
Shalom.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.12.2024 07:11.

nusskeks

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Re: Barmherzige Samariter

von nusskeks am 10.12.2024 07:33

Du hast mich zum lachen gebracht, erst griechische Hieroglyphen, dann den hebräischen Namen von Jesus, Jeshua.

Dann gefällt dir das ganze Neue Testament. Es ist von griechisch und hebräisch durchzogen. Ich schreibe den Namen des Messias mal so, mal so.


Aber, jemand auf die Probe zu stellen, muss nicht negativ sein.

Das stimmt. Wäre es die einzige Verwendung dieses Begriffes, gäbe es keinen latenten Konflikt zwischen Jesus und den Schriftgelehrten, würden die Schriftgelehrten keine Anschuldigungen sammeln um Jesus zu verurteilen und hätte es im ganzen Neuen Testament einen allgemein konstruktiven Umgang der Schirftgelehrten mit Jesus gegeben, könnte man das verwendete Wort (ἐκπειράζω) auch positiv oder zumindest neutral auffassen. Leider steht der versuchende bzw. eine Falle stellende Faktor, den der Begriff in sich trägt, hier im Vordergrund.

Ist die Ausgangsfrage vom Schriftgelehrten und Jesu Antwort nicht seltsam?

Davon hatte ich geschrieben, ja. Selbst wenn er sie nicht ernst gemeint hat und lediglich eine rhetorische Herausforderung suchte, hat Jeshua sie so beantwortet, damit er auf einen guten Weg kommt.

Jesus selbst ist dem Schriftgelehrten der Nächste geworden. Damit ist Jesus selbst die Antwort auf die zweite Frage des Schriftgelehrten (Lk 10,29) Gut so. Hoffentlich lies der Mann sich retten.

One of Israel

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.12.2024 07:35.

pausenclown

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Re: Barmherzige Samariter

von pausenclown am 10.12.2024 07:45

Hallo Nusskeks.

Ich habe ja bei Nikodemus über die Prüfung von Jesus geschrieben und was der übliche Umgang mit einem Anspruch der Messias zu sein. 
Gab es kein gutes Miteinander zwischen Jesus und Pharisäern? Das ist eine rhetorische Frage.
Zurück zum Text, was denkst du Nusskeks, glaubte der Gesetzeslehrer, wie man das Ewige Leben erbt?
Shalom 


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nusskeks

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Re: Barmherzige Samariter

von nusskeks am 10.12.2024 09:08

Gab es kein gutes Miteinander zwischen Jesus und Pharisäern? Das ist eine rhetorische Frage.

Dann kennst Du die Antwort ja. Ausnahmen bestätigen die Regel. Nikodemus war eine solche Ausnahme. Es gab Schriftgelehrte, die sich Jesu Anspruch wirklich zu Herzen genommen hatten. Leider gaben sie letztendlich nicht den Ausschlag. Mir ist klar, dass man die Pharisäer differenziert betrachten muss. Letztendlich sammelten auch sie "Beweise", um Jeshua hinrichten oder zumindest diskreditieren zu können.

Zurück zum Text, was denkst du Nusskeks, glaubte der Gesetzeslehrer, wie man das Ewige Leben erbt?

Darauf gibt uns die Antwort von Jesus Aufschluss. Ich schrieb davon in meinem ersten Beitrag. Was jetzt also noch fehlt wäre Deine Ansicht dazu. Was meinst Du, glaubte der Schriftgelehrte. Das worauf Jesus reagierte oder etwas anderes?



One of Israel

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.12.2024 09:09.

pausenclown

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Re: Barmherzige Samariter

von pausenclown am 10.12.2024 11:12

Hallo Nusskeks.

Damit ich dich nicht falsch verstehe. Ein Jude erbt das ewige Leben durch die Gnade Gottes?

Daraus die Frage, wusste der Schriftgelehrte das nicht, Gnade?
Die Fragen im Gleichnis: Wie oder wer erbt das ewige Leben und wer ist mein Nächster und damit die nächste Liebe verbunden, waren seiner Zeit sehr im Vordergrund und sehr hitzig diskutiert.

Die Frage, ob jeder Israelit Anteil am ewigen Leben hat oder nicht, was könnten den Ausschlusskriterien sein usw.
Zb. Auferstehung leugnen, nach Ansicht der Pharisäer ein Ko Kriterium usw.
Da reiht sich die Frage nach dem, wer mein nächster ist nahtlos ein.

Der Witz an der ganzen Sache ist ja, nicht was glaube ich (meine mich nicht persönlich), glaube ich richtig, sondern lebe ich nach den Gebotes Gottes, diese beinhalten ja den Umgang mit dem Nächsten, oder einem Fremden in Israel, Barmherzigkeit, Almosen usw.
Es ist die Frage nach der Umsetzung.

Die Frage, wie lebe ich als erlöster im Umgang mit dem Nächsten, dazu gibt es auch in Torah jede Menge Passagen.
Hat diese Diskussion Zweier Gelehrten heute an Wichtigkeit verloren?
Aus meiner Sicht nicht.
Shalom.
P.S. Wer würde einen Menschen heute auf die Frage mit dem Ewigen Leben, Jesus so zitieren?


Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.12.2024 11:13.

nusskeks

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Re: Barmherzige Samariter

von nusskeks am 10.12.2024 11:54

P.S. Wer würde einen Menschen heute auf die Frage mit dem Ewigen Leben, Jesus so zitieren?

Vermutlich jeder, der das höchste Gebot verstanden hat, glaubt und aus der Gnade Gottes lebt. Denn darauf zielt Jesus ab. Der Schriftgelehrte hat das verstanden. Daher hoffe ich, dass er den Messias angenommen hat. Sonst wird er sich vergeblich um die Gebote und deren Einhaltung bemühen, um dadurch ewiges Leben zu ererben. Vielleicht war mein erster Beitrag zu schwer formuliert.

One of Israel

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