fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

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solana

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Beiträge: 4164

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von solana am 09.11.2014 10:23

Cipher schrieb:

Den Grund dafür sehe ich allerdings nach wie vor darin, dass schon zu viele Irrlehrer zugange waren, die das Wort falsch ausgelegt und die zwar vermeintlich in der Führung des Geistes, in Wahrheit aber aufgrund eigenen Gustos Lehren aufgestellt haben und auf diese Weise viele verführt haben. Denn auch, wenn unsere Erkenntnis Stückwerk ist, so fällt es mir schwer zu glauben, dass der Heilige Geist den einen Wiedergeborenen gerade das Gegenteil dessen lehrt, was er den anderen gelehrt hat. In diesem Fall ist ja die Chance ziemlich gering, dass wir einander in der Erkenntnis ergänzen können.

Hallo Cipher
Da bin ich anderer Meinung
In den Urgemeinden waren die Unterschiede, die unter einen "Hut" zu bringen waren, viel grösser als bei uns.
Schon allein die Traditionen von Judenchristen und Heidenchristen; die Auffassung darüber, welche Feiertage und Speisegebote zu halten seien und welche "ignoriert" werden können.

Und dann gab es zu jener Zeit auch kein NT, keine einheitliche Schriftgrundlage für die Lehre Jesu Christi, sondern nur mündliche und briefliche Unterweisung der Apostel. Die wurde sicher nicht immer von allen "einheitlich richtig" verstanden - denke nur an die Streitereien in Korinth, wer "kephisch, paulisch oder apollisch" sein wollte und sich so vomn anderen absetzte.

Dennoch haben sie es "geschafft" eine Einheit zu werden, zusammen zu wachsen trotz aller Unterschiede.
Weil eben nicht das Trennende im Fokus stand, sondern der gemeinsame Herr und der gemeinsame Dienst.

Ein Grund ist sicherlich, dass die Gemeinde damals es viel schwerer hatt als wir heute. Sie litten Verfolgung und Not.
Da, wo Not ist, besinnt man sich auf das Wesentliche und ist füreinander da.

Wir sind vielleicht schon "zu satt" geworden?
Das ist jedenfalls ein Grund, den Paulus hinter den korinthischen Spaltungen sieht:

1Kor 4,8 Ihr seid schon satt geworden? Ihr seid schon reich geworden? Ihr herrscht ohne uns? Ja, wollte Gott, ihr würdet schon herrschen, damit auch wir mit euch herrschen könnten!

Wer nicht genug "Probleme" hat, der macht sich welche.
Der streitet dann so heftig über Einzelheiten in der Auslegung bestimmter Bibelstellen, dass er meint, mit denen, die nicht zu 100% alles genauso sehen wie er selbst, unmöglich Gemeinschaft haben zu können und wenn es dann unter den bestehen "Splittergruppen" keine mit ganz genau dieser "Ausrichtung" gibt, dann gründet man halt noch eine....

Achtung: hier steckt ein wenig Ironie drin, das ist übespitzt formuliert und ich hätte gern ein paar Smilies dazu gesetzt- das funktioniert bei mir aber gerade nicht. Denkt sie euch halt einfach dazu.
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Kayla
Gelöschter Benutzer

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von Kayla am 09.11.2014 12:03

Ein schwieriges Thema, über das ich mir auch schon oft Gedanken gemacht habe. Manchmal habe ich bei den unterschiedlichen Denominationen (und den Streitigkeiten innerhalb dieser) den Eindruck, dass es da sehr viel darum geht, wer es "besser" macht und dementsprechend der "bessere" Christ ist. Oft hört man ja, dass sich diese Denominationen als die einizg wahren Christen sehen bzw. vielleicht noch ein paar andere, die ihnen ähnlich sind. So lernte ich z. B. bei den Baptisten, dass die Mitglieder der evangelischen und katholischen Landeskirche keine echten Christen sind und daher dürfe man mit denen auch nicht gemeinsame Sache machen.

Oft genug, so habe ich den Eindruck, wird dieses "wahre"Christsein dann an vielen einzelnen Themen festgemacht. Wer z. B. die Evolutiontheorie nicht vollständig und entschieden ablehnt, ist schon kein echter Christ. Wer seine Kinder Harry Potter lesen lässt, ist auch kein echter Christ. Für manche ist ein Christ kein echter Christ wenn er raucht oder Weihnachten feiert oder Frauen die kurze Haare haben, wer modische Kleidung trägt oder wer in den USA nicht die Republikaner wählt, wer verhütet, wer Reptilien als Haustiere hält, wer psychische Probleme hat, wer ein neues Auto fährt, wer morgens nicht seine Stille Zeit hält.... die Liste kann dann fast endlos erweitert werden und so habe ich das in Diskussionen in verschiedenen Foren auch erlebt.

Leider werden Menschen in den einzelnen Denominationen dann auch gerne dazu gebracht, sich einer Art Verhaltenscodex anzupassen - nicht direkt, aber oft mit der indirekten Drohung, dass die, die das nicht tun, nicht wirklich zu Jesus gehören. Das macht Angst, denn man will ja nicht ewig verloren sein und dann hält man sich eben an das, was die erfahrenen Geschwister im Glauben einem raten. Das muss sicher nicht überall so sein, kommt aber leider viel zu oft vor. Und so entwickeln sich meines Erachtens bestimmte Lehren, die Dinge angehen, die man meist individuell für sich klären müsste. Darf ich als Christ Alkohol trinken? Wenn man keine Probleme mit Alkohol hat, warum nicht. Wer Probleme damit hat, sollte das lassen. Aber plötzlich wird so etwas zu einer Lehre und auf einmal behauptet eine Denomination, man dürfe als Christ generell keinen Alkohol trinken und wer es doch tut, bei dem stimmt etwas nicht. Das ist ja auch eine Art, sich den anderen gegenüber abzugrenzen: "Wir machen es besser, wir sind Gott näher."

Ich hatte in den vergangenen zehn Jahren das Glück, Christen aus den verschiedensten Denominationen kennenzulernen und wenn sie offen genug waren (was ich auch erst lernen musste), merkten wir schnell, dass wir doch eine große gemeinsame Basis haben und diese ganzen Lehren über alle möglichen Details nicht brauchen. Diese Menschen sehen gewisse Dinge anders als ich, aber wir können uns da gegenseitig stehen lassen und uns an die gemeinsame Basis halten. Ich glaube aber, dass genau das ein großes Problem ist, dass man in einer Denomination oft kaum damit leben kann, dass die Mitglieder Dinge im Alltag unterschiedlich machen. Vielleicht kommt da auch ein gewisser Neid auf: "Warum erlaubt der sich etwas, das ich mir als Christ verbiete!"

Eine Lösung dafür habe ich bislang nur auf persönlicher Ebene mit einzelnen Christen gefunden.

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von cipher am 09.11.2014 12:57

Solana schrieb: Da bin ich anderer Meinung
Warum auch nicht. Ich stimme Dir auch in vielem zu, was Du geschrieben hast. Doch was wir m.E. nicht übersehen können und dürfen sind beispielsweise die folgenden Ankündigungen: Apg. 20,29: "[Denn] ich weiß [dieses], dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen." Das hat der Paulus gesagt und er spricht damit keine Möglichkeit an, sondern er schreibt: "...werden...". Es wird so kommen. Ebenso in 2. Tim. 3,1: Dieses aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden..." In 1. Kor. 1,12 wendet sich Paulus schon gegen diese Teilungen und Abspaltungen, als sich herausstellt, dass einige Mitglieder beginnen, den "auf einen Sockel" zu stellen, der sie getauft hat.

Nach meinem Verständnis heißt das, dass besonders in den "letzten Tagen" Männer und Fauen falsche Lehren in die Versammlung tragen und dadurch dafür sorgen werden, dass sie sich spalten und vereinzeln. Das ist schon geschehen und geschieht weiterhin. So geschieht genau das, was Paulus verurteilt hat: Die Gemeinde hat sich aufgeteilt nach Mitgliedern, die dem Menno Simons folgen, die lieber den charismatisch angehauchten Geschwistern folgen, einige halten sich für besonders bibeltreu, weil sie den Sabbat halten, die anderen, weil sie ihn nicht halten usw. usw.

Das mag schon auch daran liegen, dass wir "zu satt" geworden sind. Aber eben auch daran, denke ich, dass wir Menschen uns zu leicht irre machen lassen von "Ohrenbläsern", die uns nach dem Mund lehren und nicht mehr nach der geraden Wahrheit. Warum sonst hätte Paulus sagen können: "Ich weiß, es wird so kommen"?

Ja, und das "Kleinklein", von dem Kayla berichtet, das habe ich auch oft genug erlebt und erlebe es noch.

Müsste all das nicht von uns weichen und abfallen, wenn wir uns allein darauf konzentrieren, dass wir unseren Weg mit Jesus gehen? Nicht etwa so, dass die anderen uns egal sind, sondern so, dass wir uns nicht von diesem Weg abbringen lassen. Ob wir den Weg schnell oder langsam(er) gehen, darauf kommt es, glaube ich, nicht an. Aber darauf, die Richtung zu halten.

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Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von Henoch am 09.11.2014 13:25

Hallo cipher,

 

Du schreibst: Müsste all das nicht von uns weichen und abfallen, wenn wir uns allein darauf konzentrieren, dass wir unseren Weg mit Jesus gehen? Nicht etwa so, dass die anderen uns egal sind, sondern so, dass wir uns nicht von diesem Weg abbringen lassen. Ob wir den Weg schnell oder langsam(er) gehen, darauf kommt es, glaube ich, nicht an. Aber darauf, die Richtung zu halten.


Ich denke, dass das schon stattfindet, dass die Kinder Gottes "die Richtung" im Grunde halten, weil der Herr sie da immer wieder hinführt. Es heißt ja: Hebr 10,14 Denn mit "einem" Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden.

Aber dazwischen gibt es eben "Umwege" und die führen zu diesen Unterschieden, die sich in verschiedenen Denominationen ausdrückt.

Dass es auch Denominationen gibt, die gar nicht mehr das Evangelium der Gnade verkünden, ist dann ja wieder etwas anderes und da heißt es ja: 2Kor 6,17 Darum »geht aus von ihnen und sondert euch ab«, spricht der Herr; »und rührt nichts Unreines an, so will ich euch annehmen.

Henoch

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.11.2014 13:26.

Andersdenkende
Gelöschter Benutzer

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von Andersdenkende am 09.11.2014 13:26

Ihr Lieben....

In der Tat ein schwieriges Thema, da sich zumindest mir immer neue Fragen stellen, je mehr vermeintliche Antworten ich finde.

Nur mal das Eine und Andere aufgegriffen (als Gedanken, die ich auch schon hatte): gehöre ich einer bestimmten Gemeinde an (z.B. einer Baptisten-Gemeinde), dann nenne ich mich neben "Christin" auch noch "Baptistin" (?), nur, um klarzustellen, dass ich eben eine "besondere Lehrmeinung" vertrete und mich damit identifiziere?!

Nun ist es doch aber auch so: wenn ich öffentlich als "Baptistin" auftrete, wird man mir u.U. alles, was ich sage, tue, denke,....als Baptistin zurechnen und nicht mir als Individuum. Ich meine das so: wenn ich der Meinung bin (mal gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz überzogen), ich könnte jedes Wochenende "einen drauf machen", trete aber immer als "Baptistin" auf, könnte das in der Öffentlichkeit doch schnell so ankommen "DIE Baptisten (also alle, die einer baptistischen Gemeinde angehören) gehen jedes Wochenende abfeiern" - wißt ihr, wie ich das meine?

Und dann noch etwas: wenn ich eben lese, was Paulus dazu geschrieben hat und erkenne, dass er Recht hat und man das heute schon sehen kann, bin ich dann ein "Nachfolger Paulus`"....mal ganz übertrieben gesagt?!

Und ist es nicht so, dass jeder von sich selbst denkt, dass er DIE Wahrheit kennt, oder gibt es wirklich sooooooo viele Christen, die ABSICHTLICH falsche Lehre verbreiten(sie glauben doch wohl, was sie lehren?!)?

Ich glaube, dass jeder, der sich Christ nennt, eben auch glaubt, ein Nachfolger Christi zu sein, den Heiligen Geist zu besitzen, die Wahrheit erkannt zu haben und und und....Aber warum gibt es dann solche Unterschiede?

Ande

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.11.2014 13:28.

StefanS

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Beiträge: 435

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von StefanS am 09.11.2014 14:20

Unterschiedliche Denominationen halte ich persönlich für notwendig, weil Menschen nun mal unterschiedlich sind.

Mir kann niemand mehr sagen, dass in der Bibel doch alles aufgeschrieben ist, also halten wir uns alle genau an die Bibel (fundamental) und schwupps, sind alle glücklich.
Das ist wahrlich keine Lösung!

Entscheidend ist für mich dieser Satz:

Kayla schrieb: Eine Lösung dafür habe ich bislang nur auf persönlicher Ebene mit einzelnen Christen gefunden.

Gemeinsamkeiten gibt es wahrlich genug. Ich kann mir z.B. die Baptisten betrachten und mir über deren Lehre "das Maul zerfetzen".
Kenne ich aber einen Baptisten und bin mit ihm freundschaftlich verbunden, dann sieht alles ganz anders aus.

Christen sollten in der Lage sein, über den Tellerrand hinwegzuschauen!

Letztendlich kann mir eine Denomination und deren Lehre nur dann schaden bzw. mich ärgern, wenn ich meine eigene Identität in Jesus nicht ergriffen/begriffen habe.
Vorschriften, wie sie Kayla aufführte (z.B. "Weihnachten feiern", "Stille Zeit halten" etc.) sind doch letztendlich dummes, kleinkariertes Menschenwerk!

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von cipher am 09.11.2014 15:58

StafenS schrieb: Unterschiedliche Denominationen halte ich persönlich für notwendig, weil Menschen nun mal unterschiedlich sind.
Warum, denkst Du, hat Paulus aber davor gewarnt?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.11.2014 15:58.

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von Henoch am 09.11.2014 17:33

Hallo cipher,

immerhin hat Jesus Christus in seinen Sendschreiben 7 verschiedene Gemeinden angeschrieben, die jeweils unterschiedlich "hinkten".

Das ist halt heut auch noch so, denke ich.

Henoch

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solana

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Beiträge: 4164

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von solana am 09.11.2014 17:45

Hallo Henoch
Diese Gemeinden haben sich aber nicht voneinander abgegrenzt und wollten ja nichts miteinander zu tun haben, um sich ja nicht bei den Fehlern der anderen etwas zu holen ; ).(Smilies gehen leider immer noch nicht ...)
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: fundamental - evangelikal - liberal - ja was denn nun?

von Henoch am 09.11.2014 18:10

Hallo Solana,

na ich denke, dass sie jedenfalls für sich waren, denn sonst hätten sie ja von einander lernen können. Hm..... oder auch nicht ;-)

Andererseits grenzen sich die unterschiedlichen Nominationen ja auch nicht unbedingt ab, sie haben ja Kontakt (jedenfalls kenne ich das so).

Sie benennen sich halt nach ihrem geistlichen Schwerpunkt, die einen betonen die Brüderlichkeit, die anderen dir Taufe, die nächsten die Geisteswirkungen, andere die Wiederkunft und weitere wieder etwas anderes. Aber das Evangelium der Gnade im Blut Christi eint sie doch. Ich sehe sie alle als Geschwister an.

Alleine schon die begrenzten Räumlichkeiten bedingen oftmals getrennte "Versammlungen". Unsere Gemeinde teilt sich grad wieder, weil uns die Räume zu eng werden.

Ich glaube, dass die unterschiedlichen Nominationen der einzelnen Gemeinden noch nicht unbedingt auf Spaltungen hinweisen. Sie sind eher Ausdruck von Tendenzen. Diese werden wir aber wirklich kaum vermeiden können, schon alleine deshalb, weil uns der Geist die Erkenntnis stückweise gibt. So verläuft die Entwicklung des Einzelnen unterschiedlich zum Anderen und so fühlt sich der eine da und der andere eher dort wohl. Im Laufe des Lebens kommt es dann ja auchmal zum Gemeindewechsel, weil sich der Einzelne verändert in der Einsicht.

Henoch

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.11.2014 18:18.
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