Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
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Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Weateyd am 29.07.2022 10:00Lk 19,11 - Lk 19,27
Ich beziehe mich erstmal auf das Gleichnis bei Lk 19,11 - Lk 19,27.
Um das Gleichnis mit eigenen Worten grob zu umschreiben: Ein Mann verlässt sein Land, gibt seinen Dienern Geld, diese müssen es vermehren bis der Mann zurückkommt. Einige Diener haben das Geld vermehrt. Ein Diener hat damit nichts gemacht.
Ein ähnliches Gleichnis ist auch in Mt 25,14 - Mt 25,30. Der Ablauf beider Geschichten ist gleich. Aber es gibt deutliche Unterschiede, weswegen ich sage, es ist ein ähnliches, aber kein gleiches Gleichnis.
Die Geschichte bei Lukas wird deutlich schärfer und genauer erzählt als in Matthäus.
Lk 16,12: "Ein Mann von vornehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen, um die --Königswürde-- für sich zu erlangen und dann zurückkehren."
Mt 25,14: "Denn ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging [...]"
Oh ha - In Lukas ist es nicht nur einfacher wohlhabender Mann, sondern gleich jemand mit fast dem Königsstatus. Während der Status des Mannes in Mt nicht mal annähernd so beschrieben wird.
Lk 19,13: "Er rief sein zehn Diener zu sich [...] macht Geschäfte damit, bis ich wiederkomme".
Mt 25,14: "[...] Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an;"
In Lukas gibt es die klare Aufforderung: Macht Geschäfte damit!
In Matthäus, klingt es nur nach: "Passt auf das es keiner klaut".
By the way:
Lk 19,13: "[...] verteilte unter sie zehn Minen [...]"
Mt 25,15: "[...] dem einen gab er fünf Talente, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines [...] jedem nach seiner Tüchtigkeit [...]"
In Lukas verteilt er 10 "Geld" unter 10 Leuten. Bei der späteren Auflistung wird klar, jeder hatte wohl je einen Teil bekommen.
Wobei der erste von dem einen Teil das zehnfache erwirtschaftete (V.16), der zweite von seinem Teil das fünffache erwirtschaftete und ein "anderer" (möglicherweise auch oder nicht, der dritte) nichts erwirtschaftete.
In Matthäus ist nicht bekannt, unter wie vielen Dienern er Geld verteilt. Bei der späteren Auflistung wird von drei Dienern gesprochen.
Der Erste erwirtschaftete das doppelte (V. 16, mit den fünf nochmal fünf), der Zweite erwirtschaftete ebenfalls das doppelte (V. 17, mit den zwei nochmal zwei). Und der dritte erwirtschaftete gar nichts.
In Lukas verteilte er das Geld unter seinen Dienern, mit der klaren Aufforderung, damit zu wirtschaften.
In Matthäus "vertraute" er seinen Dienern das Geld an, "jedem nach seiner Tüchtigkeit". Klingt halt ganz anders: Ein Herr, er nimmt Rücksicht auf die Tüchtigkeit und vertraut seinem Dienern Geld an.
Nun komme ich aber zum eigentlichen. Was in dem Gleichnis von Mt gar nicht hervorgeht. Aber in Lukas das Gleichnis in einem anderen Licht darstellt.
V. 14: Der Königsanwärter wird von seinen Bürgern gehasst. Und zwar so sehr, dass sie ihm eine Gesandtschaft hinterherschicken und ihm das auch so mitteilen. Leider steht nicht mehr darüber.
Wichtig scheint mir, und mir ist das auch nicht so ganz klar; Die Bürger scheinen nicht die Diener zu sein. Die Bürger hassen ihn. Das Verhältnis der Diener zum Herrn bleibt unklar.
V. 27: Der Königsanwärter ist nun König und zurückgekehrt. Er hat mit seinen Dienern gesprochen und Rechenschaft verlangt.
"Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde - bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!"
Das steht nicht bzw. nicht so vergleichbar in Mt. Den dort heißt es nur lapidar in V. 30 "Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finstern!"
Was mit dem Diener, der nichts erwirtschaftete, in Lukas geschehen ist, steht dort nicht. Ihm wurde das Geld, wie in Mt, weggenommen und einem anderen ergeben (und zwar demjenigen, der am meisten erwirtschaftet hat). Aber damit endet seine Geschichte; Nach meiner Auffassung bleibt er einfach Diener und wird nicht ausgestoßen wie in Mt?!
Aber zurück: Seine Feinde sind diejenigen, die nicht wollten, dass er König wird. Und das waren die Bürger, die ihn hassten.
Das heißt:
- Die Diener, die etwas erwirtschafteten, die bekamen eine Belohnung.
- Die Bürger, die ihn hassten und nicht wollten, dass er König wird, müssen sterben (durch die Diener!)
- Der Diener, der nichts erwirtschaftete, wird nach Mt ausgestoßen. Weder in Mt noch in Lk bekommt er eine Belohnung.
Ob es ein "Zwischending" gab, ist nicht bekannt. Bürger, die ihn als König akzeptierten und nicht seine Diener waren. Von meinem Verständnis würde ich sagen, es gab nur die Diener, und Bürger, die ihn hassten.
Was bedeutet das für uns?
In dem Gleichnis geht es um einen zukünftigen König. Auch in den anderen Gleichnissen, geht hervor, dass Jesus sich selbst als den zukünftigen König sah. Bzw. muss man von einem zukünftigen Reich ausgehen.
Nach dem Gleichnis in Lukas, und auch mit Blick auf das Alte Testament und die vorherigen Gleichnisse, gibt es nur zwei Optionen.
Diese Optionen sind:
1.)
a) Wir sind seine Diener.
b) Als seine Diener, müssen wir mit seinem Kapital Gewinn erwirtschaften.
Der Lohn wird sein: Die Diener dürfen über mehr herrschen. Und zwar in dem Maß, wie sie vorher selbst erwirtschaftet haben. (Und: Sie dürfen weiterleben!)
2.)
a) Wir sind nicht seine Diener oder
b) wir sind seine Diener, aber erwirtschaften nichts. (=Also arbeiten nicht für ihn. Sind also "Faul" und "Böse")
Der Lohn wird sein:
bei b) Wir werden mindestens ausgestoßen.
bei a) Als Nicht-Diener, werden wir, so wissen wir, den König hassen. Und die, die den König hassen und ihn nicht als König wollen, von seinen Dienern getötet werden.
Ein nichtsnutziger Diener ist soviel Wert, wie einer, der den König hasst!
Zu dem Gewinn erwirtschaften möchte ich auch noch hinzufügen:
Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, wie hoch der Gewinn ist. Sowohl in Lk 19,23 als auch in Mt 25,27 sagt der Herr, er hätte das Geld auch auf die "Bank" bringen können, um Zinsen zu erhalten. Das hätte genügt.
Aber gar nichts zu erwirtschaften ist ungenügend (in Mt wird er noch als böse und faul bezeichnet).
Dann habe ich noch das Sprichwort betrachtet:
"Wer hat, dem wird gegeben": Das "Sprichwort" kommt in Lk 19,26 vor, in dem ähnlichen Gleichnis bei Mt 25,29 aber auch:
Mt 13,12: Hier wird das Sprichwort in einem anderen Zusammenhang verwendet, und zwar in Verbindung "Warum Jesus in Gleichnissen spricht".
Mk 4,25: Gleichnis von der Lampe. U.a. auch die Aufnahme des Wortes. Vers 24 Mit welchem Maß ihr messt, wird man euch zumessen. Insgesamt scheint mir das Gleichnis bzw. das Sprichwort nichts mit dem des Lukas zu tun zu haben.
Und es kommt noch bei vielen weiteren Stellen vor. Was das Sprichwort ausdrücken soll, ist mir noch nicht ganz schlüssig. Zumal es, je nach Gleichnis und Zusammenhang, wohl immer anders ausgelegt werden kann. Vielleicht ist es auch nur eine Floskel oder Spruch, der damals üblich war im Sprachgebrauch.
Leah
Gelöschter Benutzer
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Leah am 29.07.2022 17:00Hallo Weteyed,
Ich kann jetzt nur Zeugnis geben. Es ist so, wie in dem Gleichnis erklärt.
Vielleicht vorneweg: Es dauert ja etwas, bis wir zum Dienst vorbereitet sind. Deshalb gibt es ja die Milch und die feste Speise im Wort Gottes. Ich hab es so erfahren. Erst erlebte ich Befreiung von meiner Sündenlast. Dann hatte ich Eifer für Gott und große Freude an ihm und gab das Evangelium weiter. Dann, je mehr ich verstand, kam eine Zeit des Kampfes. Es war nicht immer einfach sein Wort anzuwenden. Er führte mich immer mehr dahin, bezüglich meines Eigenwillens zu kapitulieren und zu lernen, wie ich aus SEINER KRAFT UND UNTER SEINER GNADE IN DEN WERKEN WANDELN KANN, DIE ER FÜR MICH BEREITET HAT. Ich lerne immer mehr abhängig von ihm zu leben.
Nun kristallisiert sich heraus , welche Talente der Herr bei mir in dieser Zeit entwickelt hat. Ich habe ein feines Unterscheidungsvermögen bezüglich der Lehre, verstehe es, andere mit dem Trost zu trösten, mit dem ich getröstet wurde, kann unter Gottes Hand ermahnen und ermutigen, und ich bekam diverse Aufgaben in der Gemeinde.
Diese Talente bringe ich ein, merke aber, dass es um so besser geht je bereinigter und inniger meine Verbindung mit Jesus Christus ist. Dann bin ich gerüstet der heilige Geist wirkt deutlicher, und ich komme mit Anfechtung gut zurecht. Ist die Beziehung betrübt z.B. durch Sünde, dann geht es kaum, es ergeben sich keine Gelegenheiten, ich falle bei Anfechtung etc. Beten fällt schwer, Bibellesen auch usw....
Aus dieser Erfahrung würde ich sagen, dass die Verwaltung der Talente in erster Linie die Folge eines hingegebenen und gehorsamen Glaubensleben ist.
Wer allerdings nur religiös und ohne echte Bindung an Christus " gute Werke" tut, der wird schnell merken, denn so wirkt der Hl. Geist bei der Sündenüberführung", dass er den Ansprüchen nicht gewachsen ist. Es wird vielleicht eine bittere Wurzel gegen Gott aufwachsen. Derjenige wird sich eventuell immer mehr über Gott ärgern, weil er etwas tun soll, was er weder will, noch kann und wobei er sich schämt, weil die Leute darüber spotten oder er selbst mit sich unzufrieden ist. Dann wird er sich darüber ärgern und sich entweder bekehren oder verstocken.
Wir alle kennen das im kleinen, wenn wir uns gegen Gottes Führung sperren, wie Jona. Die darauf folgende Erziehungsmassnahme bringt einen Gläubigen zu Gott zurück, einen Ungläubigen macht es ärgerlich. Er nennt Gott unter dem Druck einen harten Mann und beweist so, dass er Gott nicht kennt und nicht liebt.
Wenn der Herr mich erzieht, dann kann es schon auch mal sein, dass ich dagegen rebelliere, aber letztlich zieht es mich zu meinem geliebten Herrn hin und ich darf Buße tun und wieder neu mit Jesus Christus weitermachen.
Insofern passt das " Wer hat, dem wird gegeben, wer nicht hat, dem wird auch genommen, was er hat" sehr wohl dazu. Wer eine echte Beziehung zu Gott hat, dem wird gegeben. Er wendet seine Talente an und wächst im Glauben, weil er Gottes Hilfe und Gegenwart erfährt. Wer diese Beziehung nicht hat,mag allerlei religiösen Wirbel machen, aber all das ist wertlos in Gottes Augen, denn unsere besten (eigenen) Werke sind nichts als schmutzige Lumpen und haben keinen Wert. Ohne den Geist Gottes kann man nichts tun, was Gott gefällt.
Und was ist nun das vergrabene Talent. Ich würde sagen die Gabe, die für die würdigen Früchte einer echten Buße und Bekehrung nötig ist. Denn ohne Gott können wir uns auch nicht bekehren. Diese Gabe bekommt jeder. Wenn er sie vergräbt, geht er verloren.
Leah
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Sara am 27.08.2022 23:35Hallo zusammen,
gerne möchte ich meine heutigen Gedanken zur o.g. Bibelstelle mit euch teilen. Sie sind nicht als vollumfängliche Analyse zu verstehen, es ist nur ein kleiner Impuls, der zu mir gekommen ist:
"Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten." (Mt 25,15 - EU 2016)
Wir sind schlecht damit beraten, uns und unsere Fähigkeiten mit den Fähigkeiten anderer zu vergleichen. Wir werden immer jemanden finden, den wir für den Erhalt von mehr Talenten würdig halten. Aus Angst selbst zu gering zu sein, igeln und graben wir uns ein, wie der dritte Diener das ihm zugedachte Silbergeld vergraben hat. Er war ganz und gar mutlos und passiv.
Wenn wir das, was wir haben, nutzen und für Gott ins Spiel bringen, dann genügt es. Wir werden beschenkt und reicher werden. Schämen wir uns ob unserer geringen Fähigkeiten, schmeißen wir die Flinte ins Korn, anstatt zur gegebenen Zeit die Ernte einholen zu können. Für eine reiche Ernte müssen wir nicht ganz alleine sorgen, "denn wer hat dem wird gegeben werden, wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat."
Das wichtigste Hab und Gut ist unser Mut, der Antrieb, das Wenige, was wir bieten können, auch tatsächlich einzubringen und es nicht schamvoll zu vergraben.
Besinnen wir uns auf diesen Schatz und werfen ihn für Gott und unsere Mitmenschen in den Ring. Das allein genügt.
In diesem Sinne - mein bescheidener Beitrag
Herzliche Grüße
Sara
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Cleopatra am 28.08.2022 07:41Guten Morgen,
ich zitiere mal die Texte am Stück, ja?
Lukas 19, 11 Während sie aber dies hörten (dies- Jesus war gerade bei Zachäus gewesen) fügte er noch ein Gleichnis hinz, weil er nahe bei Jerusalem war, und sie meinten, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte.
12 Er sprach nun: Ein hochgeborener Mann zog in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen.
13 Er berief aber zehn seiner Knechte und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt ⟨damit⟩, bis ich ⟨wieder-⟩komme!
14 Seine Bürger aber hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns König ist!
15 Und es geschah, als er zurückkam, nachdem er das Reichempfangen hatte, da sagte er, man solle diese Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, zu ihm rufen, damit er erfuhr, was ein jeder erhandelt hatte.
16 Der erste aber kam herbei und sagte: Herr, dein Pfund hat zehn Pfunde hinzugewonnen.
17 Und er sprach zu ihm: Recht so, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu warst, sollst du Vollmacht über zehn Städte haben.
18 Und der zweite kam und sagte: Herr, dein Pfund hat fünf Pfunde eingetragen.
19 Er sprach aber auch zu diesem: Und du, sei über fünf Städte!
20 Und der andere kam und sagte: Herr, siehe, ⟨hier ist⟩ dein Pfund, das ich in einem Schweißtuch verwahrt hielt;
21 denn ich fürchtete dich, weil du ein strenger Mann bist; du nimmst, was du nicht hingelegt, und du erntest, was du nicht gesät hast.
22 Er spricht zu ihm: Aus deinem Mund werde ich dich richten, du böser Knecht! Du wusstest, dass ich ein strenger Mann bin, der ich nehme, was ich nicht hingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe?
23 Und warum hast du mein Geld nicht auf eine Bank gegeben, und wenn ich kam, hätte ich es mit Zinsen eingefordert?
24 Und er sprach zu den Dabeistehenden: Nehmt das Pfund von ihm und gebt es dem, der die zehn Pfunde hat!
25 Und sie sprachen zu ihm: Herr, er hat ⟨ja schon⟩ zehn Pfunde!
26 Ich sage euch: Jedem, der da hat, wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, weggenommen werden.
27 Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie König würde, bringt her und erschlagt sie vor mir!
Matthäus 25,14 Denn ⟨es ist⟩ wie ⟨bei⟩ einem Menschen, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab:
15 Und einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem anderen eins, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit; und reiste außer Landes.
16 Sogleich aber ging der, welcher die fünf Talente empfangen hatte, hin und handelte mit ihnen und gewann andere fünf Talente.
17 So auch, der die zwei ⟨empfangen hatte⟩, auch er gewann andere zwei.
18 Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub ⟨ein Loch⟩ in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.
19 Nach langer Zeit aber kommt der Herr jener Knechte und rechnet mit ihnen ab.
20 Und es trat herbei, der die fünf Talente empfangen hatte, und brachte andere fünf Talente und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe, andere fünf Talente habe ich dazugewonnen.
21 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn.
22 Es trat aber auch herbei, der die zwei Talente ⟨empfangen hatte⟩, und sprach: Herr, zwei Talente hast du mir übergeben; siehe, andere zwei Talente habe ich dazugewonnen.
23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn.
24 Es trat aber auch herbei, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;
25 und ich fürchtete mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde; siehe, da hast du das Deine.
26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Böser und fauler Knecht! Du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
27 So solltest du nun mein Geld den Wechslern gegeben haben, und wenn ich kam, hätte ich das Meine mit Zinsen erhalten.
28 Nehmt ihm nun das Talent weg, und gebt es dem, der die zehn Talente hat!
29 Denn jedem, der hat, wird gegeben und überreichlich gewährt werden; von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, weggenommen werden.
30 Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußere Finsternis; da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.
Totaaaaaal!
Es wird immer Menschen geben, die irgendwo "besser" sind. Aber diese Vergleiche haben doch nur Negatives- entweder, man ist selbst schlechter als jemand, dann ist man enttäuscht oder fühlt sich schlecht, oder an ist besser als Jemand und man kann überheblich werden.
Dabei besteht gar kein Grund dazu:
Gott verteilt. Wie er verteilt, ist doch seine Sache. Wir kleinen Menschen sollten das mal nicht beurteilen.
Schließlich weiß Gott, wieso er was wie verteilt. Er weiß, wann wer diese Talente zu nutzen braucht.
Wir sollten unseren Blick weg von uns auf Gott richten. Wieso habe ich bestimmte Talente bekommen? Da sehe ich zB wirklich die Gaben. Aber auch zB das Geld: Andere haben die Verantwortung für sehr viel Geld, Gehalt, vielleicht Erbe und so weiter. Dann gibt es noch die Zeit zum Beispiel. Kinder, die Eltern anvertraut werden. Auch unser Körper ist uns von Gott gegeben, vielleicht auch eine schnelle Auffassungsgabe.
Wieviel wer bekommt- das liegt auc an Gott und nicht an uns. Es ist nunmal perfekt abgestimmt auf die Aufgaben, die wir bekommen von Gott in unserem Leben. Damit sollen wir eben verantwortungsvoll umgehen. Nicht eigennützig nur nutzen, nicht, um unser Ego zu puschen oder eben vergraben, verstecken. Ich denke, in dem Gleichnis geht es vor allem auch um die Bereitschaft, mit den anvertrauten Talenten etwas zu tun. Die Menge ist dabei nicht so wichtig. Es geht dabei darum, dass etwas damit getan wird.
In der Praxis sieht es so aus, dass wir bereit sind. Dass wir uns von Gott gerne gebrauchen lassen wollen. Als Körperteil, als Salz, als Licht, da gibt es ja so einige Beispiele für.
Wenn wir doch sagen, dass Gott unser Herr ist, dass wir ihm unser Leben anvertrauen, gehört dann sowas nicht mit dazu?
Dabei geht es Gott nicht um Leistungsdenken oder so.
Er hat auch Krankheiten zugelassen zum Beispiel. Klar, dass ein kranker Mensch dann nicht so viel "Leistung" bringen kann, wie ein gesunder Mensch. Aber da wären wir wieder beim Vergleichen.
Selbst ein Mensch, der krank ist, kann innerlich bereit sein, er kann beten, er kann Interesse zeigen am Gegenüber. Auch ein kranker Mensch hat wertvolle Talente bekommen. Und ich denke, dass Gott niemanden überfordern wird, sondern behutsam jedem auch zeigen möchte, was er tun darf, wenn man eben offen dafür ist und den Wunsch hat, für Gott ein Talent-Verwalter zu sein.
Das sind so meine bescheidenen Gedanken dazu
Liebe Grüße, Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Sara am 28.08.2022 14:33Liebe Cleo,
danke, für das Einfügen der gesamten Bibelstelle und danke für das Teilen deiner Gedanken dazu, die ich sehr inspirierend finde. Mir kommt noch ein Zitat von Arnold Janssen dazu in den Sinn:
Wenn wir alles tun, was in unseren Kräften steht, dann tut Gott das übrige.
Ist es nicht ein Segen, dass niemand sich überfordern muss und Gott die Kräfte verteilt, die wir für die Aufgaben, die er UNS zugedacht hat benötigen? Und mehr noch: Wenn uns die Kräfte ausgehen, wir aber auf der richtigen Spur sind, werden sie einfach immer wieder erneuert.
Herzliche Grüße
Sara
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Cleopatra am 29.08.2022 07:21Guten Morgen,
ich finde es total tröstend, dass Gott uns auch etwas zumutet. Jedem gibt er etwas.
Ja, und genauso ermutigend und tröstend ist es auch, dass er uns nicht überfordert.
Gestern Abend hatte ich ein sehr nettes Gespräch, ich habe eine Person kennengelernt, die in Kürze ein Studium (für Gott) beginnt.
Wir hatten uns auch darüber unterhalten, dass Gott gerade in den Schwachen stark ist, um sich zu verherrlichen (1. Korinther, ich glaube das zweite Kapitel).
Deshalb können wir auch ganz entspannt, aber eben auch innerlich offen und bereit sein.
Gott ist schon wirklich ein unglaublich liebevoller Vater
Liebe Grüße, Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Leah
Gelöschter Benutzer
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Leah am 29.08.2022 07:51Hallo Sara, hallo Cleo,
was ich so tröstlich finde, ist, dass sich Gottes Kraft in den Schwachen als mächtig erweist.
Leah
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Sara am 29.08.2022 22:14Liebe Cleo, liebe Leah,
ja, mit der Schwäche ist es so eine Sache. Manchmal frage ich mich:
Warum bin ich nur so schwach (geworden)? Warum habe ich (scheinbar?) so viel weniger Kräfte als meine Mitmenschen oder als ich es früher hatte?
Doch dann merke ich: Es ist kein Unfall, schon gar kein Zufall und auch kein Missgeschick, sondern ein Lenken, ein sanftes Steuern auf das Wesentliche zu. Wenn mir die Kraft für vieles im Außen fehlt, rücke ich automatisch mehr nach innen. Und in diesem Innen begegne ich Gott, spüre ich seinen Geist, komme ich in Kontakt mit Jesus. Und fast täglich erfahre ich, dass ich dann, wenn ich denke: „Woher soll ich denn nun noch die Kraft für x, y oder z nehmen?" ein regelrechter Energie-Schub kommt – wenn x,y,z denn das ist, wo Gott meine Kraft hingelenkt wissen möchte. Dann klappt es. Dann kann ich plötzlich wieder Berge versetzen – bis die Zeichen wieder auf Rückzug und Ruhe stehen.
Gestern kam eine alte Predigt eines von mir sehr geschätzten, leider früh verstorbenen Pfarrers zu mir. Er hat, inspiriert von Sir 3,17f.20.28f und Lk 14,1.7-14 über – na was wohl – das Thema „Schwäche" gesprochen. In den beiden genannten Bibelstellen geht es um Demut, Bescheidenheit und Erniedrigung – nicht gerade einfache Themen. Seine Interpretation, die sich letztlich auf das Thema „Schwäche" zuspitzt, hat mich sehr berührt und mir einen guten Zugang verschafft zu dem scheinbaren Widerspruch zwischen dem Mut, sich mit seinen noch so bescheidenen Gaben zu entfalten (Mt 25,14-30) und dem sich selbst „erniedrigen" (Sir 3,17f.20.28f und Lk 14,1.7-14).
Da wir hier jetzt gerade bei eben diesem Thema gelandet sind, möchte ich gerne Auszüge mit euch teilen. Ich bin mir sicher, es wäre in seinem Sinne gewesen:
Demut ist ein Gefühl für und ein Bekenntnis zur eigenen Schwäche
„Ich bin schwach".
[...]
Menschen unternehmen enorme Kraftanstrengungen, um diese Schwäche zu überspielen / zu
verstecken.
[...]
Und doch ist diese Schwäche da.
Demut heißt nicht, sich kleiner machen als man ist.
Demut, Erdverbundenheit bedeutet
: sagt ja zu dieser Schwäche, die unvermeidlich da ist.
Stell dich hinein, flieh nicht davor.
„Sich den letzten Platz aussuchen"
- das ist nicht Knigge und
kein Tipp für Möchtegern-Emporkömmlinge-
sondern eine existenzielle Aussage
: Diese Schwäche ist in der einen oder anderen Form in jedem Menschen.
Sie gehört zur Realität meines Lebens.
Und zur Wahrheit meiner Existenz.
Eine unangenehme Wahrheit,
aber eine wichtige.
: Denn der letzte Platz,
da wo ich schwach bin und mir nicht mehr helfen kann,
mich nur noch unwohl fühle in meiner Haut,
dort begegnet mir der Gastgeber, Christus.
[...]
Er sieht mich Schwächling an meinem unteren Platz.
Und er sieht mich eben nicht verächtlich an, sondern liebevoll.
Wenn ich Gott erlaube, mich an meinem schwächsten Punkt zu berühren,
kommt Bewegung ins geistliche Leben, Heilung und Wahrhaftigkeit;
und mancher Knoten kann sich lösen.
Und Knoten, die halt bleiben, kann ich annehmen und mich damit versöhnen lassen.
Christus erschrickt nicht davor.
Demut heißt dann: Schwäche zulassen und akzeptieren.
[...]
A. Zerrer (Predigtausschnitte aus dem Jahr 2013)
Viele Grüße und eine geruhsame Nacht für euch!
Sara
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Sara am 29.08.2022 22:34Unglaublich, wie sich der liturgische Kalender unserem Austausch anpasst
Heute: 1. Lesung, 1, Kor 2, 1-5 !
Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch. Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überlegung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euerr Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes.
(1, Kor 2, 3-5 (EU 2016))
Leah
Gelöschter Benutzer
Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
von Leah am 30.08.2022 10:38Hallo Sara,
für mich ist es immer wieder ein Wunder, dass Gott gerade dann Kraft gibt, wenn ich ihm mein Versagen bringe.
Ich denke, er will von mir keine Innenschau, sondern Vertrauen in seine Kraft, die er reichlich darreicht,wenn es dran ist.
Allerdings nur auf seinen Wegen, nicht auf eigenwilligen.
Leah