Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

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Cleopatra
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cleopatra am 15.08.2020 09:28

Guten Morgen, liebe geli, 
ich habe meinen obrigen beitrag farblich bearbeitet.
Das Blaube war quasi eine kleine eigene Wortwahl als Bestätigung deiner Wortwahl (du hattest ja vor allem beschrieben, wie man selbst mit dem Thema Vergebung umgeht, was dies bedeutet in der Handlung).
 
Meine schwarzen Worte waren da zusätzliche Ergänzung, das "aber" bezog sich aber auch nicht auf deinen Beitrag, sondern war ein "aber" innerhalb meines eigenen beitrages, in dem ich selbst in meiner beschreibung einen zusätzlichen Hinweis gebe.
Ich hoffe, jetzt ist es ein bisschen besser verständlich.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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Cosima
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cosima am 15.08.2020 12:37

Liebe pray, 

das stimmt: 

Joh. 18,23: Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe,
dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?
Das war ein öffentliches Geschehen. Um der Menschen willen, die dabei waren musste Jesus klar
machen, dass es Unrecht war, was ihm angetan worden ist. 

Was mir angetan wurde, war nur meiner Familie bekannt und es wurde auch niemals nach Außen
davon berichtet. Ich habe auch nie nachgeforscht, ob sie das weiter verbreitet hat. 
Darüber hatte ich Frieden. Ich denke, dass Gott mir das geschenkt hat, weil ich wirklich vergeben hatte.

Grüße von Cosima.

Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

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Hannalotti

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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Hannalotti am 15.08.2020 14:44

pray: Angenommen, es geht um ein richtig schweres Vergehen, das auch eine Straftat darstellt. Angenommen, eine Frau wird von einem Mann vergewaltigt wird, angenommen, ein junges Mädchen von ihrem eigenen Vater missbraucht, was vorkommt. Soll die Frau oder das Mädchen 'einfach so vergeben', insbesondere auch dann, wenn der Täter in keiner Weise Reue zeigt? Darf oder soll die Frau eine Strafanzeige veranlassen? Besteht dazu nicht sogar eine gewisse gesellschaftliche Verpflichtung?

Wenn die Frau oder das Mädchen die Kraft zur Vergebung hat, ist das großartig.

Aber: Es sollte aus ihr heraus kommen und nicht durch Menschen "erzwungen" werden: "Du musst (!) vergeben."
Ich denke, das ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen getan werden kann. Missbrauchsopfer benötigen nicht auch noch Druck und Schuldgefühle von außen.


Die Frau/das Mädchen wird körperliche Schmerzen und vor allem auch extreme Verletzungen an ihrer Seele erlitten haben.
Das ist ein furchtbarer Eingriff und bei den meisten Frauen geschieht eine Heilung nicht sofort.


Jesus sagte am Kreuz: "Vater vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Unter diesen werden bestimmt einige gewesen sein, die nichts bereut haben. Ja, eigentlich soll es so sein, aber Gott ist treu und geduldig und hilft zu vergeben. Zeit und Art und Weise bestimmen dabei nicht andere Menschen.
Es ist großartig, wenn eine Frau/ein Kind sofort vergeben kann. Und ich glaube, das können die meisten Missbrauchsopfer nur durch die Kraft, die Jesus dazu schenkt.

Handelt es sich um einen Täter, der nicht aufhört, Frauen/Kinder zu vergewaltigen, muss unbedingt Anzeige erstattet werden.
Ein Kind wird wahrscheinlich nicht die Kraft haben, den Vater anzuzeigen. Die Opfer selbst haben es oft auch nicht oder wagen es nicht durch Abhängigkeit oder Drohungen.
Erfährt ein Außenstehender davon, ist es sogar seine Pflicht, den Täter anzuzeigen. Ansonsten erleben noch mehr Menschen großes Leid.
Ich erinnere mich an Erzählungen von Joyce Meyer, die von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde. Sie konnte ihrem Vater durch die Liebe Jesu vergeben und fand einen Mann, durch den Gott ihr Heilung schenkte (der 2. Mann: David ) ... Aber das alles geschah nicht sofort, sondern zog sich über die Jahrzehnte hinweg.


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Cosima
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cosima am 15.08.2020 16:25

Liebe Hannalotti, 

genau in so einem Fall ist es dringend nötig, Anzeige zu erstatten. 
Die Opfer sind oft nicht fähig dazu, weil sie sich selbst mitschuldig fühlen. 
Und oft wird ihnen nicht geglaubt. 

Menschen, die so einen Missbrauch erlebt haben, brauchen dringend Hilfe. 
Wenn Jesus ihr Herz erreicht, sie sich ihm öffnen können, haben sie eine Chance, 
das Trauma zu verarbeiten und am Ende vergeben zu können, um frei zu werden.
Denn sonst sind sie an die Erinnerung, an das Schreckliche, das ihnen angetan wurde, 
gebunden. 

Auch da ist Vergebung heilend. Doch das kann nicht erzwungen werden, das kann nur 
durch Liebe heilend wachsen.


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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von geli am 15.08.2020 18:46

Cleo: h hoffe, jetzt ist es ein bisschen besser verständlich.

Danke fürs Erklären!  

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von geli am 15.08.2020 19:04

Ja, es wurden sehr viele Facetten der Vergebung beschrieben, und ich sehe daraus, dass es bei diesem Thema - wie auch bei vielen anderen der Bibel - keine für alles gültige Antwort gibt.

Auch Jesus hat den Hohenpriester korrigiert und ihn gefragt, warum er ihn schlägt. Andererseits hat er am Kreuz gebetet, und damit allen vergeben.
Ebenso Paulus - er hat sich schlagen und ins Gefängnis stecken lassen, aber an anderer Stelle hat er sich auf seine römische Staatsbürgerschaft berufen und die Beamten darauf hingewiesen, dass sie kein Recht hätten, ihn zu schlagen.

Wie immer benötigen wir den Heiligen Geist, der uns zeigen kann, wie wir im einzelnen Fall mit dem Thema Vergebung umgehen sollen.

Mir fällt gerade auch noch ein älteres Beispiel ein, das ich mit meinem Sohn und einem seiner Freunde erlebt habe.
Es trifft vielleicht nicht ganz das Thema - drückt aber aus, dass man für jede einzelne Situation um Weisheit bitten muss und dass es eben keine allgemeingültige Regel gibt, wie Gott handeln will.

Normalerweise bin ich jemand, der immer gesagt hat, dass man sein Unrecht einsehen, es eingestehen soll und auch nach Möglichkeit versuchen soll, entstandenen Schaden wiedergutzumachen.

Und es  kam im Leben meines Sohnes und dessen Freund auch des öfteren vor, dass sie Dinge wiedergutmachen mußten.

Eines Tages hatten sie in einem Rohbau bei uns in der Nähe groben Unfug angerichtet, und ich sollte deshalb eine Aussage darüber machen, wer alles außer meinem Sohn noch dabei gewesen sei. Für meinen  Sohn war die Sache klar, aber die Eltern von seinem Freund hätten ihn wohl wirklich "fertig" gemacht, wenn sie erfahren hätten, was er dieses Mal schon wieder angerichtet hatte.

Mein Eindruck war dieses Mal ganz klar, dass es für den Freund nicht gut wäre, wenn seine Eltern erfahren würden, dass er schon wieder mit der Polizei in Konflikt geraten wäre. Aber lügen wollte ich auch nicht. Also sagte ich bei der Polizei aus, dass ich zwar wüßte, wer dabei war, dass ich das aber nicht sagen wollte.
Der Polizist, der die Sache aufnahm, meinte dann, dass wir dann wohl die Rechnung für den Schaden alleine tragen müßten. Allerdings war mir klar, dass mein Mann das nicht mittragen würde, und befürchtete, dass es dann wohl doch dazu kommen würde, dass der Name des Freundes genannt werden würde.

So habe ich erst mal gebetet und war gespannt, wie es weitergehen würde.
Ja - und ich konnte es eigentlich selbst kaum glauben - es kam nie eine Rechnung oder irgendeine andere Forderung an uns.

Das habe ich dann als Bestätigung dafür gesehen, dass mein Eindruck, dass der Name des Freundes dieses Mal nicht in Erscheinung treten sollte, richtig war - obwohl das eigentlich total gegen meine Grund-Überzeugung war, dass jeder für seine Taten geradestehen muß.

Dieser Freund hat sich übrigens einige Zeit später für Jesus entschieden  

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Cosima
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cosima am 15.08.2020 21:23

Ja, liebe Geli, genauso sehe ich das auch: 

Wie immer benötigen wir den Heiligen Geist, der uns zeigen kann, wie wir im einzelnen Fall mit dem Thema Vergebung umgehen sollen.

So verschieden wie Gott uns alle gemacht hat, so unterschiedlich sind auch die 
Situationen in denen wir um Vergebung bitten sollten und in denen wir anderen 
vergeben müssen. Und dazu brauchen wir die Hilfe vom Heiligen Geist. 

Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

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Cleopatra
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cleopatra am 16.08.2020 07:56

geli: Wie immer benötigen wir den Heiligen Geist, der uns zeigen kann, wie wir im einzelnen Fall mit dem Thema Vergebung umgehen sollen.

 
Ja, das denke ich auch.
 
Ich habe es aber eben auch so verstanden, dass wir grundsätzlich eben vergeben sollen (die Bibelstellen hatte ich ja aufgeführt).
 
Richtig, aber wir dürfen natürlich Dinge auch benennen.
 
Und ich finde bei solchen Themen auch wichtig, was Hannalotti mit eingebracht hat.
 
Und das ist Sensibilität.
 
Die "Sachlage" ist so, dass ich es so verstehe, dass wir vergeben sollen.
 
Abe rich würde einer geschädigten Person (vor allem nach einer schlimmen Straftat) nicht sowas einfordern.
 
Ich denke, dass Gott dieser Person selbst dabei helfen wird, irgendwann zu vergeben.
Wir dürfen Geschädigte manchmal begleiten, aber einfordern würde ich das so unsensibel natürlich nicht.
 
Vergebung ist etwas, was von einem selbst kommen muss.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Burgen am 16.08.2020 09:47



Ja, nach wie vor denke ich, dass Vergebung die Kehrseite der Liebe ist. Und Beides bedarf einer mehr oder weniger lebenslangen Einübung. 

Wichtig ist jedoch aucDih, oder hilfreich, wenn der Christenmensch eine gute Lehre durch seine Heimatgemeinde bekommt.
Das kann in einer Bibelstunde, einem Gottesdienst, einer Seelsorgemöglichkeit, einer Wochenendfreizeit oder auch ausserhalb eines Treffens von Gemeinde und co sein. 

Mir zB wurde dies erstmals überaus deutlich bei einem Seminarbesuch einer anderen Gemeinde. 
Da trafen wir uns, um ein sehr sensibles Thema zu beleuchten, welches nicht spurlos an den meisten vorbei ging. Das ist ja nun schon etwa 30 Jahre her und hat sich mir überaus gravierend eingeprägt. Denn es hatte einiges "nach sich gezogen". Bis in die heutige Zeit hinein. 

Das bringt mir immer deutlich vor Augen, dass ein Diamant fast immer erst geklopft, abgehauen, zurecht geschliffen werden muss, bevor er so richti "strahlen" kann und je nach Lichteinfall wunderschönes Farbspiel hat. 

In dem besagten Tagesseminar war ein sehr großes, kräftiges Holzkreuz im Altarraum aufgebaut worden. 
Und die Teilnehmer bekamen Gelegenheit, seine vergeben wollenden Sätze und Worte auf einen Zettel zu schreiben und an das Kreuz nach vorn zu bringen und dort anzuheften. Dieses Kreuz sah hinterher ganz schön "verzettelt" aus :) , 
und für Jesus ist es nie zuviel. Ist das nicht wunderbar? Es vermittelte im weiteren Tagesverlauf irgendwie ein wunderbar, leichtes Gefühl. Dies so plastisch zu erleben war wunderbar und befreite von Altlasten. 
Liebe, Vergebung: Das sind nicht einfach nur Buchstaben, nein, es ist das Leben. Das neue Leben mit und an der Hand Jesus. 



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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von geli am 16.08.2020 21:37

Cleo: Abe rich würde einer geschädigten Person (vor allem nach einer schlimmen Straftat) nicht sowas einfordern.

Ich denke, das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Vergebung braucht vor allem auch Zeit. Manchmal ist es ein sehr langer Prozess, bis man vergeben will und nochmal ein Prozess, bis man es dann wirklich auch kann.
Aber zum Glück ist ja Gott selbst derjenige, der das Wollen und das Vollbringen schenkt.

Hier denke ich an ein Beispiel aus meinem eigenen Leben.
Vor vielen Jahren war ich für kurze Zeit bei einem christlichen Seelsorger. Dabei ging es unter anderem um einen Menschen, den ich bisher immer für "harmlos" gehalten hatte. Allerdings war es genau dieser Mensch, der mich oft ärgerlich machte, ich hatte dann Schuldgefühle, weil ich meinte, dass derjenige mir ja eigentlich "gar nichts tun würde", und dachte, der Fehler liege ganz bei mir.
Nun - der Seelsorger deckte mir auf, dass diese Person sehr wohl "etwas mit mir machte", und zeigte mir auch auf, was genau zwischen uns ablief.
Die Folge war, dass ich so richtig "sauer" war auf diese Person, weil ich nun erkannte, dass meine Gefühle eigentlich richtig waren, und meine Schuldgefühle fehl am Platz.
Ja, und dieses "Sauer-sein" empfand ich - nach all den Wechselgefühlen mit Ärger, Schuld usw., als echte Befreiung.
Der Seelsorger fragte mich am Ende, ob ich dieser Person vergeben wolle; aber ganz ehrlich: Ich merkte, dass mir diese Wut auf die Person (erst einmal) so richtig gut tat, und deshalb wollte ich (noch nicht) vergeben  
Natürlich war ich damals schon lange genug Christ, um zu wissen, dass am Ende die Vergebung stehen sollte. Aber jetzt wollte ich noch nicht... jetzt wollte ich erst mal das befreiende Gefühl der Wut genießen  
Zum Glück war mein Seelsorger ein guter Seelsorger - er grinste nur und meinte dann: Also wenn du soweit bist und du es dir überlegt hast, dann kommst du, und dann können wir beten...  

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