Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Cleopatra am 15.08.2020 09:28Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Cosima am 15.08.2020 12:37Liebe pray,
das stimmt:
dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?
machen, dass es Unrecht war, was ihm angetan worden ist.
Was mir angetan wurde, war nur meiner Familie bekannt und es wurde auch niemals nach Außen
davon berichtet. Ich habe auch nie nachgeforscht, ob sie das weiter verbreitet hat.
Darüber hatte ich Frieden. Ich denke, dass Gott mir das geschenkt hat, weil ich wirklich vergeben hatte.
Grüße von Cosima.
Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Hannalotti am 15.08.2020 14:44Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Cosima am 15.08.2020 16:25Liebe Hannalotti,
genau in so einem Fall ist es dringend nötig, Anzeige zu erstatten.
Die Opfer sind oft nicht fähig dazu, weil sie sich selbst mitschuldig fühlen.
Und oft wird ihnen nicht geglaubt.
Menschen, die so einen Missbrauch erlebt haben, brauchen dringend Hilfe.
Wenn Jesus ihr Herz erreicht, sie sich ihm öffnen können, haben sie eine Chance,
das Trauma zu verarbeiten und am Ende vergeben zu können, um frei zu werden.
Denn sonst sind sie an die Erinnerung, an das Schreckliche, das ihnen angetan wurde,
gebunden.
Auch da ist Vergebung heilend. Doch das kann nicht erzwungen werden, das kann nur
durch Liebe heilend wachsen.
Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 15.08.2020 18:46Danke fürs Erklären!
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 15.08.2020 19:04Ja, es wurden sehr viele Facetten der Vergebung beschrieben, und ich sehe daraus, dass es bei diesem Thema - wie auch bei vielen anderen der Bibel - keine für alles gültige Antwort gibt.
Auch Jesus hat den Hohenpriester korrigiert und ihn gefragt, warum er ihn schlägt. Andererseits hat er am Kreuz gebetet, und damit allen vergeben.
Ebenso Paulus - er hat sich schlagen und ins Gefängnis stecken lassen, aber an anderer Stelle hat er sich auf seine römische Staatsbürgerschaft berufen und die Beamten darauf hingewiesen, dass sie kein Recht hätten, ihn zu schlagen.
Wie immer benötigen wir den Heiligen Geist, der uns zeigen kann, wie wir im einzelnen Fall mit dem Thema Vergebung umgehen sollen.
Mir fällt gerade auch noch ein älteres Beispiel ein, das ich mit meinem Sohn und einem seiner Freunde erlebt habe.
Es trifft vielleicht nicht ganz das Thema - drückt aber aus, dass man für jede einzelne Situation um Weisheit bitten muss und dass es eben keine allgemeingültige Regel gibt, wie Gott handeln will.
Normalerweise bin ich jemand, der immer gesagt hat, dass man sein Unrecht einsehen, es eingestehen soll und auch nach Möglichkeit versuchen soll, entstandenen Schaden wiedergutzumachen.
Und es kam im Leben meines Sohnes und dessen Freund auch des öfteren vor, dass sie Dinge wiedergutmachen mußten.
Eines Tages hatten sie in einem Rohbau bei uns in der Nähe groben Unfug angerichtet, und ich sollte deshalb eine Aussage darüber machen, wer alles außer meinem Sohn noch dabei gewesen sei. Für meinen Sohn war die Sache klar, aber die Eltern von seinem Freund hätten ihn wohl wirklich "fertig" gemacht, wenn sie erfahren hätten, was er dieses Mal schon wieder angerichtet hatte.
Mein Eindruck war dieses Mal ganz klar, dass es für den Freund nicht gut wäre, wenn seine Eltern erfahren würden, dass er schon wieder mit der Polizei in Konflikt geraten wäre. Aber lügen wollte ich auch nicht. Also sagte ich bei der Polizei aus, dass ich zwar wüßte, wer dabei war, dass ich das aber nicht sagen wollte.
Der Polizist, der die Sache aufnahm, meinte dann, dass wir dann wohl die Rechnung für den Schaden alleine tragen müßten. Allerdings war mir klar, dass mein Mann das nicht mittragen würde, und befürchtete, dass es dann wohl doch dazu kommen würde, dass der Name des Freundes genannt werden würde.
So habe ich erst mal gebetet und war gespannt, wie es weitergehen würde.
Ja - und ich konnte es eigentlich selbst kaum glauben - es kam nie eine Rechnung oder irgendeine andere Forderung an uns.
Das habe ich dann als Bestätigung dafür gesehen, dass mein Eindruck, dass der Name des Freundes dieses Mal nicht in Erscheinung treten sollte, richtig war - obwohl das eigentlich total gegen meine Grund-Überzeugung war, dass jeder für seine Taten geradestehen muß.
Dieser Freund hat sich übrigens einige Zeit später für Jesus entschieden
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Cosima am 15.08.2020 21:23Ja, liebe Geli, genauso sehe ich das auch:
So verschieden wie Gott uns alle gemacht hat, so unterschiedlich sind auch die
Situationen in denen wir um Vergebung bitten sollten und in denen wir anderen
vergeben müssen. Und dazu brauchen wir die Hilfe vom Heiligen Geist.
Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Cleopatra am 16.08.2020 07:56Wir dürfen Geschädigte manchmal begleiten, aber einfordern würde ich das so unsensibel natürlich nicht.
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Burgen am 16.08.2020 09:47
Ja, nach wie vor denke ich, dass Vergebung die Kehrseite der Liebe ist. Und Beides bedarf einer mehr oder weniger lebenslangen Einübung.
Wichtig ist jedoch aucDih, oder hilfreich, wenn der Christenmensch eine gute Lehre durch seine Heimatgemeinde bekommt.
Das kann in einer Bibelstunde, einem Gottesdienst, einer Seelsorgemöglichkeit, einer Wochenendfreizeit oder auch ausserhalb eines Treffens von Gemeinde und co sein.
Mir zB wurde dies erstmals überaus deutlich bei einem Seminarbesuch einer anderen Gemeinde.
Da trafen wir uns, um ein sehr sensibles Thema zu beleuchten, welches nicht spurlos an den meisten vorbei ging. Das ist ja nun schon etwa 30 Jahre her und hat sich mir überaus gravierend eingeprägt. Denn es hatte einiges "nach sich gezogen". Bis in die heutige Zeit hinein.
Das bringt mir immer deutlich vor Augen, dass ein Diamant fast immer erst geklopft, abgehauen, zurecht geschliffen werden muss, bevor er so richti "strahlen" kann und je nach Lichteinfall wunderschönes Farbspiel hat.
In dem besagten Tagesseminar war ein sehr großes, kräftiges Holzkreuz im Altarraum aufgebaut worden.
Und die Teilnehmer bekamen Gelegenheit, seine vergeben wollenden Sätze und Worte auf einen Zettel zu schreiben und an das Kreuz nach vorn zu bringen und dort anzuheften. Dieses Kreuz sah hinterher ganz schön "verzettelt" aus :) ,
und für Jesus ist es nie zuviel. Ist das nicht wunderbar? Es vermittelte im weiteren Tagesverlauf irgendwie ein wunderbar, leichtes Gefühl. Dies so plastisch zu erleben war wunderbar und befreite von Altlasten.
Liebe, Vergebung: Das sind nicht einfach nur Buchstaben, nein, es ist das Leben. Das neue Leben mit und an der Hand Jesus.
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 16.08.2020 21:37Ich denke, das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Vergebung braucht vor allem auch Zeit. Manchmal ist es ein sehr langer Prozess, bis man vergeben will und nochmal ein Prozess, bis man es dann wirklich auch kann.
Aber zum Glück ist ja Gott selbst derjenige, der das Wollen und das Vollbringen schenkt.
Hier denke ich an ein Beispiel aus meinem eigenen Leben.
Vor vielen Jahren war ich für kurze Zeit bei einem christlichen Seelsorger. Dabei ging es unter anderem um einen Menschen, den ich bisher immer für "harmlos" gehalten hatte. Allerdings war es genau dieser Mensch, der mich oft ärgerlich machte, ich hatte dann Schuldgefühle, weil ich meinte, dass derjenige mir ja eigentlich "gar nichts tun würde", und dachte, der Fehler liege ganz bei mir.
Nun - der Seelsorger deckte mir auf, dass diese Person sehr wohl "etwas mit mir machte", und zeigte mir auch auf, was genau zwischen uns ablief.
Die Folge war, dass ich so richtig "sauer" war auf diese Person, weil ich nun erkannte, dass meine Gefühle eigentlich richtig waren, und meine Schuldgefühle fehl am Platz.
Ja, und dieses "Sauer-sein" empfand ich - nach all den Wechselgefühlen mit Ärger, Schuld usw., als echte Befreiung.
Der Seelsorger fragte mich am Ende, ob ich dieser Person vergeben wolle; aber ganz ehrlich: Ich merkte, dass mir diese Wut auf die Person (erst einmal) so richtig gut tat, und deshalb wollte ich (noch nicht) vergeben
Natürlich war ich damals schon lange genug Christ, um zu wissen, dass am Ende die Vergebung stehen sollte. Aber jetzt wollte ich noch nicht... jetzt wollte ich erst mal das befreiende Gefühl der Wut genießen
Zum Glück war mein Seelsorger ein guter Seelsorger - er grinste nur und meinte dann: Also wenn du soweit bist und du es dir überlegt hast, dann kommst du, und dann können wir beten...