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Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von Suchender am 12.08.2025 00:21Hallo Nusskeks,
das sind wirklich viele Gedanken deinerseits.
Ich werde heute beim besten Willen nicht schaffen, auf alle Einwände einzugehen.
Deshalb werde ich heute nur zu einem Teil deiner Gedanken Stellung nehmen und morgen weiter schreiben.
Alle anderen, deren Beiträge ich noch nicht beantwortet habe, bitte ich um Geduld, ich habe euch nicht vergessen.
1) Wie schon oben dargelegt, trägt dein Genitiv vs. Akkusativ – Einwand nicht.
Dein wiederholt vorgebrachter Versuch, den Widerspruch zwischen Apg 9,7 und Apg 22,9 durch eine grammatikalische Unterscheidung zwischen Genitiv und Akkusativ zu erklären, wirkt auch bei näherer Betrachtung konstruiert und nicht überzeugend.
Die beiden Verse im griechischen Original:
Apg 9,7: οἱ δὲ ἄνδρες οἱ συνοδεύοντες αὐτῷ εἱστήκεισαν ἐνεοί, ἀκούοντες μὲν τῆς φωνῆς, μηδένα δὲ θεωροῦντες
„Die Männer, die mit ihm unterwegs waren, standen sprachlos da, hörten zwar die Stimme (τῆς φωνῆς – Genitiv), sahen aber niemanden."
Apg 22,9: οἱ δὲ σὺν ἐμοὶ ὄντες τὸ μὲν φῶς εἶδον, τὴν δὲ φωνὴν οὐκ ἤκουσαν τοῦ λαλοῦντός μοι
„Die aber mit mir waren, sahen zwar das Licht, hörten aber nicht die Stimme dessen, der mit mir sprach (τὴν φωνὴν – Akkusativ)."
Deine Erklärung:
Du behauptest, dass:
Genitiv (τῆς φωνῆς) = Hören eines Geräusches oder Lauts
Akkusativ (τὴν φωνήν) = Verstehen des sprachlichen Inhalts
Du schließt daraus: Die Begleiter hörten etwas (Apg 9), aber verstanden es nicht (Apg 22).
Warum das nicht überzeugt:
Der Text sagt nicht „sie verstanden nicht", sondern „sie hörten nicht"
In Apg 22,9 steht klar: οὐκ ἤκουσαν – „sie hörten nicht". Das ist eine Verneinung der Wahrnehmung, nicht des Verstehens. Wäre gemeint, dass sie den Inhalt nicht verstanden, hätte Lukas das mit einem anderen Verb oder Zusatz ausdrücken können – etwa οὐ συνῆκαν („sie verstanden nicht") oder οὐ ἐνόησαν („sie nahmen es nicht wahr").
Die Genitiv/Akkusativ-Regel ist keine feste semantische Unterscheidung.
In der Koine-Grammatik ist die Verwendung von Genitiv oder Akkusativ bei ἀκούω (hören) stilistisch variabel.
Beide Formen können sowohl das Hören eines Lauts als auch das Hören einer Rede bezeichnen – abhängig vom Kontext, nicht von einer festen Regel. Beispiel: In Johannes 5,25 steht ἀκούσουσιν τῆς φωνῆς τοῦ υἱοῦ τοῦ θεοῦ (Genitiv) – und es ist klar, dass der Inhalt verstanden wird.
Deine Erklärung wirkt wie eine nachträgliche Harmonisierung.
Dein Versuch, den Widerspruch durch grammatikalische Spitzfindigkeit zu lösen, wirkt konstruiert.
Es ist auffällig, dass Lukas in zwei Versionen explizit gegensätzliche Aussagen macht – und dann in der dritten (Apg 26) die Begleiter gar nicht mehr erwähnt.
Das legt nahe, dass Lukas nicht konsistent war, und dass die Genitiv/Akkusativ-Erklärung nicht aus dem Text selbst, sondern aus dem Bedürfnis nach Harmonisierung stammt.
Daraus ist zu schließen :
Die Genitiv/Akkusativ-Unterscheidung ist grammatikalisch möglich, aber semantisch nicht zwingend.
Sie erklärt nicht, warum Lukas in Apg 22,9 explizit sagt, dass die Begleiter die Stimme nicht hörten – und sie widerspricht dem klaren Eindruck von Apg 9,7, dass sie die Stimme hörten.
Die Diskrepanz bleibt bestehen – und sollte nicht durch grammatische Konstruktionen entschärft, sondern als literarische Inkonsistenz erkannt werden.
2) Licht gesehen / niemand gesehen – „kompatibel"?
Du schreibst, es sei kompatibel, dass die Begleiter das Licht sahen, aber niemanden".
Dazu muss ich dir gleich sagen dass du irrst :
Denn auch Paulus selbst sah keine Person – in keiner der drei Versionen.
Das Licht war also nicht die Erscheinung einer Person, sondern eine übernatürliche Leuchterscheinung.
Die Aussage „sie sahen niemanden" widerspricht damit der Behauptung „sie sahen das Licht" – denn das Licht war die Erscheinung.
Hier ist nichts kompatibel, sondern schlicht widersprüchlich.
3) „Ich fiel zu Boden" vs. „Wir alle fielen"
Du deutest das als „selektive Erzählökonomie". Aber bei einem so zentralen Ereignis wie einer göttlichen Offenbarung ist nicht ersichtlich, warum Lukas in zwei Versionen die Gruppe ausblendet, und in einer dritten alle zu Boden fallen lässt.
Das wirkt nicht wie bewusste Fokussierung, sondern wie Unsicherheit, wem er welche Version erzählt hat.
Ein Beispiel aus der Kriminologie: Wenn ein Zeuge bei mehreren Vernehmungen entscheidende Details wie „wer war betroffen?" oder „was wurde gehört?" abweichend schildert, gilt das als Hinweis auf Unzuverlässigkeit oder Konstruktion.
Genau diesen Eindruck hinterlässt Lukas hier.
4) Paulus erwähnt die Blindheit nicht
Du sagst, Paulus' Briefe seien „Gelegenheitsbriefe".
Das stimmt – aber gerade weil Paulus massiv angezweifelt wurde in der frühen Kirche, hätte er jede Gelegenheit nutzen müssen, um seine Berufung glaubwürdig zu machen.
Die Blindheit wäre ein starkes Zeichen für seine göttliche Begegnung gewesen – und doch erwähnt er sie nie.
Das spricht eher dafür, dass sich Paulus und Lukas nicht abgestimmt haben – oder dass Lukas dieses Detail frei erfunden hat, um die Geschichte dramatisch zu gestalten.
5) Hellenistische Topoi vs. jüdische Theophanie
Du argumentierst, Lukas greife nicht auf griechische Motive zurück, sondern auf alttestamentliche (!) Theophanie-Sprache.
Aber die Beispiele, die du nennst – Daniel, Hesekiel, Habakuk, Mose – sind symbolische Visionen, keine historische Berichte.
Sie sind typische biblische Metaphern des Alten Testamentes, so wie auch die Schöpfungsgeschichte metaphorisch zu lesen ist.
Nur Kreationisten glauben, dass alle Tiere an einem Tag erschaffen wurden – die Mehrheit der Christen erkennt, dass sich Leben über Jahrmillionen evolutionär entwickelt hat.
Wenn man also das Lichtmotiv als „Beweis" für historische Realität nimmt, verwechselt man Symbolik mit Tatsachen.
Fortsetzung morgen - Gute Nacht
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von Burgen am 11.08.2025 22:44
Vor etlichen Jahren , ca ln den 90igern begann ich die dicken Bücher her von ihm zu lesen.
Dann landeten sie im Keller. Nachdem später ihn sprechen sah, wusste ich, dass es nicht
mehr für mich und mein Herz ist.
Die Bibel studieren, lin ihr lesen und Predigten hören, selbst tiefer graben - bringt viel mehr
durch Glauben und Vertrauen.
Manchmal muss man halt einen eigenen Weg gehen und auf Jesus sehen.
Das schenkt der Seele Frieden.
Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!
2.Kor 5,17 (Schl 1995)
In Ihm leben, weben und sind wir! (als wiedergeborene Christen)
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von nusskeks am 11.08.2025 20:06Hallo pray,
Danke Dir. Mir fiel tatsächlich noch jede Menge ein. Allerdings weiß ich mittlerweile nicht, ob User Suchender überhaupt ein Wissensproblem hat. Es liest sich eher wie ein Vertrauensproblem. Wissenslücken kann man schließen. Vertrauen hingegen muss man erfahren und sich schenken lassen. Da sind auch viele Worte oft nicht hilfreich. Jesus zum Beispiel und alle gläubigen Menschen des Neuen Testaments zitieren mit großer Selbstverständlichkeit aus dem Alten Testament, ohne jede Zweifel, ohne es als Mythos oder Märchen zu deklarieren. Jesus legte seinen Jüngern gar das ganze Alte Testament aus und zeigte ihnen, wo überall von ihm die Rede sei. Wenn Jesus das tut... können wir das auch. Allerdings stehen wir oft da und sagen Sätze wie "Jesus kommt im Alten Testament doch gar nicht vor."
Herrn Drewermann habe ich absichtlich nicht aufgegriffen. Er und sein Wirken sind mir aber natürlich ein Begriff. Es erschien mir jedoch nicht hilfreich, dieses Thema auch noch zu eröffnen.
gruß
nk
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von pray am 11.08.2025 18:11Hallihallo,
Ich habe ja leider immer so wenig Zeit aber ich wollte lieber Nusskeks dich mal auf Johannes 12, 28-29 hinweisen, vielleicht siehst du da auch eine Erklärung die du dann weiter ausführen könntest.
Da kam Gottes Stimme vom Himmel. Und es steht nicht da, dass die Leute das verstanden haben, sondern manche tun das Wunder als natürlich ab und sagen: Es hat gedonnert!! und andere... da muss die Geisterwelt herhalten, dass ein Engel mit Jesus geredet hat. Da haben wir nun 3 Begriffe für ein und dieselbe Sache: Stimme, Donner, Engel.
Der Autor, der eingangs für die Auslegung der Bibel erwähnt wurde und für gut befunden wurde den habe ich irgendwie in negativer Erinnerung. Ich habe eben mal ganz kurz gelesen und soweit ich das richtig gesehen habe, leugnet der ja sogar die Hölle.
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von Weateyd am 11.08.2025 17:29Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von Suchender am 11.08.2025 17:09Hallo Cleopatra,
vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe mir dein Profil angesehen, du bist eine Tierfreundin. Ich auch
.
Nein, die Interlinearbibel kenne ich nicht, und die Bibel mit Sprachschlüssel auch nicht.
Ich habe die Lutherbibel, die Gute Nachricht Bibel, die Evangelien Lukas, Johannes, Matthäus jeweils als Taschenbuchausgaben und ausserdem die Konkordante Übersetzung des Neuen Testamentes.
Besonders letztere hält sich sehr streng an den griechischen Urtext und klärt oft mal eventuell vorhandene Missverständnisse.
Jedoch all diesen Übersetzungen ist doch zu entnehmen, dass Lukas die Bekehrung des Paulus in seinen drei Erzählungen ganz unterschiedlich darstellt :
Mal hören die Begleiter die Stimme, mal nicht; mal sehen sie Licht, mal nichts. Paulus erscheint mal als einziger Betroffener, mal nicht.
Wie kannst du da sagen :
"Ich habe mir jetzt nochmal die drei Beschreibungen durchgelesen, aber keinen Widerspruch gelesen,
Mal wird eines beschrieben, mal nicht" ???
Hier den Widerspruch zu übersehen ist doch meines Erachtens völlig unmöglich.
Lukas hat in wenigstens zwei seiner Darstellungen die Unwahrheit gesagt.
Du sagst : "Nein- es gab einfach unterschiedliche Adressaten und unterschiedliche Schwerpunkte in dem Gespräch."
Ja Cleopatra, es gab unterschiedliche Adressaten.
Nein Cleopatra, es gab keine unterschiedlichen Schwerpunkte. Was hätten sich widersprechende Darstellungen mit Schwerpunkten zu tun ?
Denn indem Lukas in Apg 9,1-19 versichert "Licht umstrahlst nur Paulus/ Begleiter hören die Stimme, sahen aber niemand/ Paulus wird blind" ,
versichert Lukas in Apg 22,6–16 "Licht umstrahlt Paulus und Begleiter/ Begleiter hörten Stimme nicht/ Paulus ist nicht blind/",
versichert Lukas in Apg 26,12–18 "Licht umstrahlt alle/ nur Paulus hört Stimme/ Stimme sagt "es ist schwer gegen den Stachel auszuschlagen" (im Unterschied zu den anderen Erzählungen);
Jetzt will ich dich fragen : was haben diese Divergenzen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung zu tun ??
Dein Beispiel von der Hunde-Abschiedsfeier passt nicht, denn du hast dich NICHT widersprochen :
Denn den einen erzähltest du dass deine Chefin heimlich eine Feier organisiert hat.
Den anderen erzähltest du dass Stammkunden dich mit ihren Hunden besucht hatten.
Wieder anderen erzähltest du von den angebotenen, leckeren Waffeln.
Darin ist kein Widerspruch zu finden.
Du hättest dich widersprochen wenn du den einen erzählt hättest :
"die Organisation der Feier hatten du und deine Chefin gemeinsam übernommen",
den anderen erzählst "die Feier hat deine Chefin ohne dein Wissen organisiert und es gab leckere Waffeln",
wiederum anderen erzählst "leider wurden keine Waffeln angeboten".
Diese Beispiel passt auf Lukas : Dreierlei widersprüchliche Darstellungen ein und desselben Ereignisses.
Du sagst "Klar- das finde ich jetzt nicht so krass".
Da widerspreche ich entschieden :
Das ist sehr krass .....
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von Burgen am 11.08.2025 17:05
Danke, Suchender.
Kann mich allerdings nur nk voll und ganz anschließen dem, was er dir vorschlägt.
Ganz vorsichtig denke, dass du dir vielleicht selbst im Weg stehst? beim Nachdenken, beurteilen der ersten Christen?
Ich sehe es so, dass diese Männer voll mit dem Heiligen Geist fließen und auch gehorsam gegenüber Gott sind. Aber auch kommt durch den tragischen Streit zwischen Paulus und Barnabas auch das typisch menschliche durch. Nämlich Neigung zur Spaltung.
Und doch hat Gott Vater Paulus gebraucht - ihn vom bitteren Verfolger zum ausschließlichen Nachfolger für bis zur heutigen Generation zu legitimieren.
Mit dem Buch meinte die ganzen Erzählungen, Weisheiten, Geschichten, sogar die damaligen Gesetze und ungeheuliche Folgen des Ungehorsams, Eitelkeiten und viel mehr aufzuzeigen - und mit der Brille des Heiligen Geistes aufgrund von der Wiedergeburt zu lesen.
Manche Menschen haben eine ganz innige Beziehung zu IHm, sodass sie Gott fragen und er ihnen antwortet, und auch Anweisung gibt. Genau wie in der Bibel zu lesen ist.
Es ist wirklich gut, dass du dich aktiv auf den Glaubensweg im Suchen begeben hast.
Habe vorhin eine Rezension gelesen zum Buch:
21 Profi - Tricks für Bibelauslegung. Erschienen im SCM Brockhaus 2015
ISBN: 9783417266429 von Ulrich Wendel
Könnte sein, dass diese Studien dir hilfreich sein könnten - und dich voll mit hineinnehmen könnten in das biblische Denken. Und auch bewahren vor Zeitverschwendung und abdriften ;).
Gruss
Burgen
Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!
2.Kor 5,17 (Schl 1995)
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Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von nusskeks am 11.08.2025 14:34Hallo Suchender,
es freut mich aufrichtig zu lesen, dass dein Vertrauen in Jesus Christus selbst unerschütterlich ist und du ihn als deinen Retter kennst. Das ist das Fundament, auf dem alles steht – und es verbindet uns trotz unterschiedlicher Sichtweisen auf einzelne Fragen.
Gerade weil du Christus kennst, möchte ich dir ans Herz legen, in deiner Einschätzung der biblischen Zeugen sehr vorsichtig zu sein. Die Männer, deren Glaubwürdigkeit du in Frage stellst – Paulus, Lukas, Timotheus, Barnabas – sind im Neuen Testament nicht isolierte Selbstdarsteller, sondern durchgängig in den Zusammenhang der ersten Gemeinden und Augenzeugen eingebunden:
Paulus begegnet Kephas (Petrus) und Jakobus (Gal 1,18–19) und erhält öffentlich „die rechte Hand der Gemeinschaft" von den Jerusalemer Säulen (Gal 2,9).
Lukas schreibt sein Evangelium ausdrücklich auf Grundlage von Augenzeugen (Lk 1,1–4) und wurde in der alten Kirche als verlässlicher Historiker geschätzt – viele seiner Orts-, Personen- und Amtsbezeichnungen sind durch externe Quellen bestätigt.
Barnabas wird in Apg 4,36–37 als Teil der Jerusalemer Gemeinde vorgestellt, lange bevor er Paulus' Begleiter wird.
Dass einzelne Schriften damals diskutiert wurden, ist kein Beweis gegen ihre Inspiration – eher umgekehrt: Die frühe Kirche prüfte sorgfältig, ob eine Schrift apostolisch, inhaltlich übereinstimmend und in den Gemeinden weit verbreitet war.
Ich glaube, dass „Spreu vom Weizen trennen" beim Wort Gottes nicht bedeutet, dass wir nach subjektiver Sympathie für den Autor filtern, sondern dass wir lernen, die Botschaft im Licht der ganzen Schrift zu verstehen. Wenn Jesus selbst den Schriften des Alten Testaments höchste Autorität gibt (Joh 10,35: „Die Schrift kann nicht gebrochen werden") und seine Apostel als von ihm Gesandte bestätigt (Joh 17,20; Apg 9,15), dann sollte uns das zu Vertrauen ermutigen – auch wenn einzelne Stellen uns vor Fragen stellen.
Mein Vorschlag: Lies die Paulusbriefe und die Apostelgeschichte noch einmal mit dem Blick darauf, wie sehr sie auf Christus zentriert sind. Du wirst vielleicht überrascht sein, wie wenig sie sich selbst ins Zentrum stellen – und wie sehr sie stattdessen Jesus bezeugen.
gruß
nk
Hoditai, Mensch des Weges
One of Israel
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von Suchender am 11.08.2025 14:07Danke für deine Antwort, Burgen.
Du fragst, ob ich schon lange auf der Suche bin. Ja – seit etwa viereinhalb Jahren.
Aber nicht nach Jesus Christus.
Denn den habe ich längst gefunden.
Ich warte auch nicht darauf, dass er sich mir offenbart – er hat sich mir bereits offenbart, sehr unzweideutig, vor viereinhalb Jahren.
Jesus hat mir den Weg zum Vater geebnet. Ich gehöre bereits zu Gottes Familie.
Der Schuldschein meiner Verfehlungen – auch der zukünftigen – ist durch Christus ans Kreuz genagelt.
Mein Glaube an ihn ist unerschütterlich.
Was also suche ich? Warum nenne ich mich „Suchender"?
Ich suche nicht Christus – ich suche Klarheit über die Schriften, die von ihm erzählen.
Mir ist bewusst, dass die Bibel eine Sammlung geistlicher Werkzeuge ist – aber nicht jedes Werkzeug darin ist geeignet. Die Bibel ist eine vielstimmige Sammlung, und ich bezweifle, dass jede Stimme darin authentisch ist.
Ich spreche hier konkret das Problem der Pseudepigraphien im Neuen Testament an.
Für mich sind Paulus, Lukas, Timotheus und Barnabas nicht glaubwürdig.
Diese Männer tauchen erst nach dem Tod Jesu auf, nennen sich „Apostel", widersprechen sich in ihren Darstellungen, und bezeugen sich ausschließlich selbst – während die ursprünglichen Jünger Jesu sie offenbar gar nicht kannten und keinen Kontakt zu ihnen hatten.
Ich halte diese Männer für eine eingeschworene Clique, für Trittbrettfahrer, für Wichtigtuer ohne göttlichen Auftrag.
Ihre Glaubwürdigkeit war schon in den frühen Gemeinden umstritten – und ich glaube nicht, dass die Christen der ersten Generationen naiv waren.
Ich bin es auch nicht.
Was ich also suche, ist eine Bereinigung des Neuen Testaments – natürlich nur für mich persönlich.
Ich will für mich jene Schriften herausfiltern, die in Darstellung klar, in Autorenschaft gesichert und geistlich glaubwürdig sind.
Ich will die Spreu vom Weizen trennen.
Übrigens: Du schreibst „Vielleicht beginnst du ganz schlicht in dem Buch Jesus zu suchen?" – das habe ich nicht verstanden. Was meinst du mit „Buch Jesus"? Das Neue Testament? Genau darum geht es mir doch. Ich bin mittendrin – und ich nehme es ernst.
Gruß Suchender
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von Weateyd am 11.08.2025 10:18Ich hab mir jetzt auch den Kopf zerbrochen und den Text mehrfach gelesen.
Eine Erklärung hab ich nicht. Apg 26 fällt etwas heraus, weil dort der genaue Vorgang anders beschrieben wurde bzw. nicht erwähnt wurde. Daher sehe ich dort keinen Widerspruch. Evtl. ist interessant, das er sich dort vor einem König verteidigt
Auch wenn Apg 9 und Apg 22 etwas widersprüchlich ist: In beiden Fällen wurde Paulus Blind und musste geführt werden (scheint demnach wohl authentisch zu sein). In Apg 9 sogar mehrere Tage. In Apg 22 und 26 ist es nicht erwähnt.
Ich denke, nur Paulus sah ein Licht. Denn wenn das Licht so stark war, dass Paulus vorübergehend Blind wurde, würde ich annehmen, dass auch seine Begleiter Blind werden müssten. Das wäre vermutlich dann auch erwähnt worden?! Das ist aber nur ein Gedanke.
Alle drei Verse sind ja wahrscheinlich von Lukas erzählt worden, nicht von Paulus.
Apg 9 wird noch erzählend von Lukas beschrieben. Apg 22 und 26 offenbar zitierend. Weshalb der Wechsel? Diese zitierende Erzählweise tritt in Apg erst später auf, zu Anfangs immer nur erzählend. Ob es wichtig ist weiß ich nicht, es fiel mir nur auf.
In Apg 9 und 22 wird geschrieben, das Paulus fiel. Ob andere auch fielen, ist nicht erwähnt. Vielleicht taten sie das auch?
Die andere Überlegung ist auch, ob es hier ein Widerspruch ist. Im ersten Fall ist das Geschehnis erzählt worden. Die anderen beiden sind eine Verteidigungsrede. Vielleicht musste Paulus hier etwas verändern, auch wenn es nicht so exakt abgelaufen ist. Oder, falls Lukas eine Art Mitschrift von der Rede hatte und widergegeben hat, ist dort ein Fehler unterlaufen?
Der Kern im ganzen scheint aber bei allen dreien gleich zu sein, wie die anderen schon erwähnt haben. Paulus ist auf übernatürlicherweiße Jesus begegnet. Vielleicht haben auch manche Begleiter etwas gehört, andere nur gesehen? Bei so einem Erlebnis geht es vielleicht auch Durcheinander zu. Was schreibt man nieder? Wer erzählt was?
Ich habe es mal übersichtlich dargestellt:
| Aspekt | Apg 9,7 | Apg 22,9 | Apg 26,14 |
|---|---|---|---|
| Akt | Geschehnis | Verteidigungsrede Befehlshaber | Verteidigungsrede König Agrippa |
| Sturz | Nur Paulus fiel | Nur Paulus fiel | Alle stürzten zu Boden |
| Begleiter hörten Stimme | Ja, sie hörten die Stimme | Nein, sie hörten die Stimme nicht | Nicht erwähnt |
| Begleiter sehen | Nein, sie sahen niemanden | Ja, sie sahen das Licht | Nicht erwähnt |
| Reaktion der Begleiter | Standen sprachlos da | Impliziert: standen da | Nicht erwähnt |
| Paulus wurde blind | Ja (V. 8-9) | Ja (V. 11) | Nicht erwähnt |
| Paulus wurde geführt | Ja (V. 8) | Ja (V. 11) | Nicht erwähnt |


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