Gedanken zur Vergebung

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NorderMole
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Vergebung

von NorderMole am 04.10.2015 20:02

Hi Cleo, ein guter Gedanke von Dir.
Und Josef hatte wohl auch gemischte Gefühle dabei. Immerhin sagte Gott ja im ersten Gebot:
" Ich bin dein Herr und dein Gott. Du sollst keine anderen Götter (neben) bei dir haben."
Dem konnte er nur schwerlich ausweichen bei Potifar und Frau !
Auch ich hatte, habe immer wieder solche Begegnungen. ( Grmpfl). 

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Vergebung

von Burgen am 03.10.2015 23:41

Corrie ten Bom, wohl nicht ganz riechtig geschrieben, jedenfalls sprach sie mal nach dem Krieg in einer Versammlung über die Liebe und Nächstenliebe. Und dann sah sie plötzlich den Mann vor sich, der sie im Lager am schlimmsten drangsaliert hatte. Er kam nach vorne und wollte sein Leben Jesus übergeben.
Ihr blieb fast das Herz stehen.
Sie hatte nur einen kleinen Augenblick um sich entscheiden zu können.
Und sie entschied sich für die Liebe.

Gott kann schon manchmal ziemlich genau sein und punktuell.
Wenn wir hier jetzt so schreiben, kann sich jeder dies und das gedanklich als Hintertür
der gedanklichen Akrobatik nutzen.
Aber dann steht Jesus plötzlich vor der Tür und erwartet eine Antowort, die ins Leben führt.
Ohne wenn und aber.

Grüße
Burgen 

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solana

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Re: Gedanken zur Vergebung

von solana am 02.10.2015 12:30

Vielen Dank für den guten Text dazu, liebe Milli!
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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milli
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Vergebung

von milli am 30.09.2015 12:12

weils immer wieder aktuell ist und gute gedanken sind, erlaube ich mir es wiederholt zu posten
liebe grüße milli

vergeben bedeutet verzichten.
das wort vergeben setzt sich aus der vorsilbe ver und dem verb geben zusammen.
ver meint weg im sinne von verschenken, veräußern.
geben deutet an, daß etwas gegeben wird.
wer vergibt, gibt etwas her, er verschenkt etwas, er verzichtet auf etwas, das ihm zusteht.
verzeihen meint ursprünglich verzichten.
wer vergibt, verschenkt etwas, er verzichtet auf rache.
als christ gebe ich die rache an den gerechten Gott ab. (röm.12,19)
vergeben bedeutet loslassen.

 

der vergebene läßt etwas los, das ihn an den täter bindet,
z.b. gefühle wie hass, bitterkeit, wut, groll, enttäuschung, ärger.
wer nicht vergibt, ist nachtragend,
er trägt tatsächlich eine schwere last dem anderen nach
und ist damit unfrei.
wer nicht vergibt,
erwartet die heilung und wiedergutmachung der inneren verletzungen vom täter.
damit macht er sich abhängig.
folgt kein schuldeingeständnis des täters,
ist eine weiterentwicklung blockiert.
mit vergebung übernimmt das opfer die verantwortung
für die heilung seiner eigenen seelischen wunden.
vergeben bedeutet sich bewußt entscheiden.

eine bewußte entscheidung als ausgangspunkt zum prozess der vergebung ist sehr hilfreich.
vergebung ist ein bewußter willensakt!
es geschieht selten, daß groll und wut einfach so,
ohne unser zutun, verschwinden...
wut, groll und ärger fordern unsere aufmerksamkeit
um die entstandene verletzung zu verstehen...
wut und ärger sind hinweise dafür, was eine wunde zur heilung braucht.
sie sind daher in einer bestimmten phase im vergebungsprozess wertvolle hilfen,
die eigene verletzung zu verstehen.
werden diese gefühle nicht konstruktiv verarbeitet,
bergen sie langfristig ein gesundheitliches risiko.

was vergeben nicht bedeutet :
vergeben bedeutet nicht; verzicht auf materielle wiedergutmachung oder gerechtigkeit.
vergeben bedeutet nicht; versöhnen.
vergeben bedeutet nicht; vergessen.

in gewissen situationen ist es sinnvoll, jemanden anzuklagen und gerechtigkeit einzufordern,
selbst wenn ich ihm vergebe.
vergeben bedeutet somit nicht, das geschehene einfach hinzunehmen oder zu entschuldigen....
vergeben bedeutet nicht versöhnen.

versöhnung meint, die beziehung wird nach einem streit wieder aufgenommen
und weiter positiv gestaltet.
damit dies möglich ist, müssen beide parteien mitspielen.
wenn z.b. der schlagende nicht einsieht, wie er seine ehefrau verletzt und keine schuld eingesteht,
ist es nicht möglich, daß vertrauen beim opfer wachsen kann.
die frau kann zwar vergeben, aber das vertrauen wird nicht wiederhergestellt.
vergebung ist zwar ein wichtiger teil der versöhnung,
versöhnung geht jedoch noch weiter.
zerstrittene freunde werden wieder zu freunden - die beziehung heilt.
dies ist manchmal nicht möglich, obwohl vergeben wurde.

vergeben bedeutet nicht vergessen.
vergessen ist etwas, das dem willen des menschen nicht zugänglich ist.
wir haben keine bewußte kontrolle über unser gehirn
und können uns nicht aussuchen, was wir vergessen.
es gibt erlebnisse, die nie mehr vergessen werden.
wenn die wunde verheilt und ich später an die narbe stoße, tut sie wieder weh.
das heißt nicht zwangsläufig, daß ich nicht vergeben habe.

gewisse verletzungen schmerzen über jahre hinweg.
jedoch wird sich der schmerz verändern, wenn die wunde gereinigt und der eiter entfernt wurde.
wenn wir vergeben, meinen wir, daß wir einem täter dadurch großzügig einen gefallen erweisen.
aber es geht dabei vor allem um die gesundheit und bessere lebensquallität des vergebenden.
wer vergibt, tut sich selbst einen gefallen.

 

(mit freundlicher genemigung aus einem artikel im adventecho)

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solana

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Re: Gedanken zur Vergebung

von solana am 30.09.2015 11:31

Wintergruen schrieb:

Solange man immer auf andere schaut, wird das ebenfalls nichts..

Ja, liebe Wintergruen, genau das ist der Punkt, um den es mir ging - bzw in den Aussagen des Psychotherapeuten, die ich eingangs wiedergegeben habe.

Solange mein Blick auf den andere geht - und von ihnen dann direkt zu mir, besteht eine schier unlösbare Verbindung "Täter-Opfer" mit entsprechender Rollenverteilung und den dazu gehörigen Gefühlen wie Empörung, Wut, Verletzung, Verlangen nach ausgleichender Gerechtigkeit.

Wenn ich mich selbst allein von Gott abhängig sehe, auf ihn zuerst blicke und dann - mit einem von Gott ausgerichteten Blick - auf den "Tater", dann bin ich ihm nicht als "Opfer" ausgeliefert. Ich kann das, was die Tat bei mir auslöst, an Gott übergeben und empfange Heilung für das, was mir angetan wurde, aus Gottes Hand.
Wenn der andere dann bereut und etwas wieder gut machten will (sofern das möglich ist), dann betrifft das in erster Linie ihn selbst, es ist Zeichen seiner Umkehr. Ich bin nicht darauf angewiesen, um ihm vergeben zu können, wenn ich mich in der alleinigen Abhängigkeit von Gott sehe.
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Wintergruen
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Vergebung

von Wintergruen am 29.09.2015 15:15

hallo ihr Lieben, 

(war wieder im Ausland,, nun aber wieder da )

nehmen wir doch das direkte Beispiel von Jesus Christus selbst:: Man bespuckte ihn, man beschimpfte ihn, man gab ihm Essig zu trinken, man peitschte ihn aus, lies ihn das schwere Kreuz schleppen, man demütigte ihn, man setzte ihm einen Kranz voller Dornen auf sein Haupt,man  stach ihn mit einem Schwert,  man kreuzigte ihn...  und was tat er ? Er hob seinen Blick zum Vater und sagte: Vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun...  und wir haben Schwierigkeiten unserem Nächsten zu vergeben, der uns  mit ´´dumme Kuh, oder Schwachkopf´´ beleidigt  ... in uns regt sich dann etwas was dem Zorn , der Wut und dem Hass sehr nahe kommt..

Man würde denken, Jesus war auch reinen Herzens, er war Gott selbst, deshalb ist es für ihn sehr einfach gewesen zu vergeben .. aber dem stimme ich so nicht ganz zu. Er hat uns das vorgelebt , was wir bzw . worin wir folgen müssen. Also ist alles möglich. Außerdem sagt er : Ihr bittet  mich um nichts, also erhaltet ihr auch nichts.. Wenn wir zu ihm beten, er möge uns das Nötige geben, was wir brauchen um unseren Nächsten zu vergeben, so bin ich mir sicher das er dies tun wird. 

Es ist nicht leicht seinem Nächsten zu vergeben, wenn  es Täter und  Opfer gibt. Und noch schwieriger wird es mit der Vergebung, wenn  das Opfer das Liebste  ist was man hat bzw wir selbst  . Ich weiß selbst nicht wie ich in einer Situation denken und handeln würde wenn das Opfer mein Kind usw wäre .  
Jedoch denke ich momentan , das ohne Nächstenliebe, gar keine Vergebung möglich ist. Zuerst muss man lernen zu lieben. Das geht meist einfacher , wenn man denkt,  der Nächste  sei das eigene Kind, die Ehefrau, der Ehemann usw... oder vorallem wenn der Täter Jesus selbst wäre...Solange das nicht der Fall ist, denke ich das es mit der Vergebung nichts wird ... die Liebe ist langmütig heißt es, die Liebe rechnet das Böse nicht zu, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.. Deshalb denke ich , das nur dann wahre Vergebung aus dem Herzen möglich ist .  
Wichtig vor allem wie ich finde ist, das man sich so verhält, (zumindest es versucht) so zu  handeln und zu denken, wie Gott es von einem wünscht und das in jeder Situtation und bei jedem Ereignis . Solange man immer auf andere schaut, wird das ebenfalls nichts..

Oft sagt man: ich vergebe dir und bei der nächsten Kleinigkeit kocht  alles wieder hoch, nicht nur das neue, sondern das alte gleich mit ..Meines Erachtens , mangelt es  an Liebe, Geduld und Langmut... oder habt ihr eine andere Meinung dazu ?

LG

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.09.2015 15:20.

Cleopatra
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Re: Gedanken zur Vergebung

von Cleopatra am 26.09.2015 08:35

Stimmt

Ich denke auch, dass Josef sehr viel zu knabbern hatte mit den Verletzungen, das bestreite ich ja nicht.
Auch nicht, dass Josef seine Brüder zuerst auf die Probe gestellt hat (Spione, Kelch im Sack)
Aber er muss ihnen ja vergeben haben, wie sonst wäre er auf die Idee gekommen, die ganze Familie in Zukunft um sich herum haben zu wollen?

Dass Josef Potifar noch später öfters gesehen hat- das war mir noch garnicht so bewusst gewesen. Wow, das stimmt. Das stelle ich mir auch sehr schwer vor. Auch für Potifar und die Frau.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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solana

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Re: Gedanken zur Vergebung

von solana am 25.09.2015 14:08

Liebe Chestnut, ich stimme dir zu.
Das, worauf du dich beziehst, ist allerdings der Beitrag von Cleo
Gruss
Solana 

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chestnut
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Re: Gedanken zur Vergebung

von chestnut am 25.09.2015 12:09

Liebe Solana

Ich denke nicht, dass das bei Josef so gefühllos über die Bühne gegangen ist. Wir lesen einfach nicht davon, oder nicht direkt.
Da ist die Zeit im Gefängnis, wo er bestimmt Zeit hatte und sicher auch vieles hochgekommen ist, weil das ja nochmals sehr ungerecht war.

Als dann seine Brüder das erste Mal kamen, stellte er sich ja auch sehr hart ihnen gegenüber. Er wollte wissen, ob sie immer noch so harte Herzen hatten. Er bezeichnete sie erstmals als Spione. Ich weiss nicht, was da wirklich in ihm abgegangen ist an Gefühlen...

Und Potifar, der ein königlicher Angestellter war, ist ihm am Königshof sicher auch ab und zu begegnet. Jetzt war Josef über ihm, er hätte sich rächen können, tat es aber nicht. Ob das aber gefühlsmässig so einfach war? Daran zweifle ich.

Aber Josef ist trotzdem bewundernswert. Sein Gottvertrauen hat ihm geholfen, nicht bitter zu werden über seinen Lebensweg, oder vielleicht seine Bitterkeit abzulegen - wir wissen davon nichts. Ohne diesen Werdegang wäre er wohl nie zum höchsten Beamten des Königs von Ägytpen aufgestiegen.

Chestnut

 

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Cleopatra
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Re: Gedanken zur Vergebung

von Cleopatra am 22.09.2015 07:51

Ich habe gestern Abend nochmal die Geschichte von Josef gelesen.
Schon fies, wie mit ihm umgegangen wurde, oder...?
Die eigenen Brüder, mit denen er aufgewachsen war, hatten ihn mit Gewallt in eine Grube geworfen und dann verkauft.
Er musste viele viele Kilometer als Sklave ziehen, in ein fremdes Land mit fremder Sprache, fremder Kultur...
Also wenn Josef doch nicht verbittert wurde, warum dann wir...?
Mir fiel beim Lesen etwas auf.
Nicht nur, dass Josef scheinbar die Gegenwart so annahm, wie sie war und trotzdem treu das machte, was von ihm verlangt wurde (zuerst als Sklave von Potifar, dann im Gefängnis- wieder zu Unrecht, später beim Pharao), er vergaß in all diiesen Zeiten, die sich über Jahre hinwegzogen, Gott nicht.
Er half trotzdem, er wusste auch troztdem, dass Gott mit ihm gezogen war.

Ich will nicht wissen, welche Gefühle in mir hochkommen würden, wenn ich Jahre später als zweitmächtigster Mensch die Chance hätte, mich zu rächen, wenn ich die Menschen wiedersehe, die mir all dies angetan hätten.
Aber wie hat Josef reagiert?
Er hat sie geprüft, ob sie sich verändert haben.
Und er hat sie trotzdem geliebt.
Ich glaube, Josef hat ihnen von Herzen vergeben, denn er wollte am Ende die ganze Familie bei sich haben.

Josef hat bis zuletzt nicht getadelt, den Brüdern nichts vorgeworfen, sondern darüber gesprochen, wie Gott ihm geholfen hat- in der Situation.

Ich glaube, Vergebung verändert unsere Herzen.
Ich glaube, Vergebung brauchen wir vor allem wegen uns selbst.

Lg Cleo


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