Nieder mit dem Unmut!
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Re: Nieder mit dem Unmut!
von Cleopatra am 07.09.2016 08:04Ja, das ist wahr, wir entfernen uns tatsächlich immer mehr vom eigentlichen Thema.
Kategorisch gesehen ist dieser Thread ja geschrieben bei den Willkommensthreads.
Thematisch scheint es aber hier mehr darum zu gehen, ob wir wirklich alle über den Kammscheren können, indem wir sagen, dass alle, die eben gerade unzudrieden sind, Unmut haben und eben auch depressiv sind zwangsläufig die fehlende Liebe als Ursache haben.
Und hier kann ich mich nur wiederholen, indem ich sage nein. Nicht zwangsläufig bei allen.
Die genannte Ursache kann zu diesen Symptomen tatsächlich führen, aber die Symptome sind nicht immer aufgrund dieser Ursache.
Es gibt auch andere Ursachen.
Hier geht es auch nicht darum, ob sich einzelne verletzt fühlen von den Meinungen, hier geht es darum, dass eine pauschale Äußerung einer Liebesferne als Ursache aller Betroffenen herabwürdigend und verletzend ist. Nämlich für die, die gerade eh schon leiden. Und dann noch zu Unrecht verurteilt werden. Das ist eben verletzend.
Ein Mensch, der zB gerade einen geliebten Menschen verloren hat und nun in Trauer ist, keinen Lebenswunsch mehr in sich spürt, also Unmut hat, sich zurückzieht, der leidet stark. Ihm dann mangelnde Liebe vorzuwerfen ist nicht nur kalt und verletzend, es sorgt eben auch noch dafür, dass es dem Leidenden noch schlechter geht.
Darum ging es uns.
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Nieder mit dem Unmut!
von Merciful am 07.09.2016 10:06Liebe Henoch,
ich hatte dir eine Frage gestellt, vielleicht hast du sie übersehen?
Diese Frage bewegt mich noch immer.
Ich kenne Menschen, die unter Depressionen leiden, die sich in Behandlung begeben, gegebenenfalls auch eine Zeit stationär.
Mit Depressionen habe auch ich meine Last zu tragen seit nunmehr etwa 25 Jahren.
In Behandlung begab ich mich deswegen eher nicht, vielleicht abgesehen von 2 Wochen stationärem Aufenthalt in einer akut schwierigen Phase.
Dennoch fand ich Mittel und Wege mit der Erkrankung umgehen zu können.
Besonders meine Hinwendung zu John Wesley und dem Methodismus mit seiner Betonung der Liebe zu Gott und Menschen war mir eine große Hilfe.
Daran muss ich denken, wo doch in diesem Thread auch die Liebe zu Gott angesprochen worden ist.
Es war ein unaussprechlicher Friede, den ich empfand und der mich erfüllte, wenn ich mich mit dem Methodismus beschäftigte.
Leider konnte ich mir diesen Frieden in jener unaussprechlichen Fülle nicht über die Jahre hinweg bewahren.
Du hattest nun geschrieben, dass der gute Kampf des Glaubens alles ist, was wir brauchen.
Möglicherweise habe ich diese Aussage etwas aus dem Zusammenhang genommen, aber bist du der Auffassung, dass der gute Kampf des Glaubens auch eine Behandlung unnötig macht, wenn Menschen unter Depressionen leiden?
Vor dem Hintergrund meiner persönlichen Lebensgeschichte würde ich meinen, dass Menschen, die psychisch leiden, durch die Erfahrung der Liebe Gottes gesunden können, wenn sie in dieser Liebe leben und ihr Leben zu ordnen vermögen.
Aber kann man dies auf einen jeden Menschen verallgemeinern? Gibt es nicht auch Menschen, die zumindest für eine Zeit besonderer Hilfe bedürfen?
Merciful
Tagwandler
Gelöschter Benutzer
Re: Nieder mit dem Unmut!
von Tagwandler am 07.09.2016 10:22
"Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft." (5. Mo 6,5)
weitere Einordnung der Liebe:
"Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?" (Mt 5,46)
Re: Nieder mit dem Unmut!
von solana am 07.09.2016 10:51Um nochmal auf den Zusammenhang zwischen seelischem Leid und (fehlender) Liebe zurückzukommen - da muss men ganz sicher ein bisschen mehr differenzieren.
Seelisches Leid entsteht nicht direkt aus fehlender Liebe.
Wir leiden an bestimmten, äusseren Umständen, die wir nicht haben wollen, gegen die wir uns auflehnen, die wir einfach nicht akzeptieren wollen, die wir als ungerecht empfinden usw.
Unser Blick ist dann quasi fixiert auf das, was nun mal da ist und mit dem wir uns nicht abfinden wollen. Und das sehen wir vor dem Hintergrund (oder im Vergleich) dessen, was wir stattdessen gerne hätten, uns gewünscht und erstrebt haben, vielleicht darum gebetet usw. Und verschlimmert wird die Situation noch, wenn andere um uns herum es (augenscheinlich) viiiiiiel besser haben, das bekommen, was wir uns wünschen usw.
Das ist sehr oft der Anlass für seelisches Leid.
Ich lasse jetzt mal die Extremfälle wie schweres körperliches Leid, Verlust liebster Angehöriger usw weg, darüber müsste man gesondert sprechen; dafür gibt es keine einfachen Patentrezepte oder allgemeine Schemata.
Die Liebe Gottes - dh die vertrauensvolle Antwort auf seine Liebe, die man erkennt und auf die man sich vertrauensvoll einlässt - diese Liebe heilt solche seelischen Wunden. Sie wendet den Blick weg don dem Negativen, bringt einen weg vom Vergleichen mit unerfüllten Wünschen und dem, wie es anderen besser geht.
Dieses "Blickwenden" ist ganz oft in den Psalmen greifbar, wo der Beter zuerst aus tiefster Not zu Gott schreit, oft direkt anklagend - und dann immer mehr Loslassen kann, und tiefen Frieden im Vertrauen zu Gott und seiner Liebe findet.
Dieses heilsame Loslassen und Festhalten an der Liebe führt in die Geborgenheit bei Gott. Dort ist Ruhe und Frieden wie im Auge eines Sturms.
Die Umsrtände, die das seelische Leid verursacht haben, siind dann nicht weg - sie "stürmen" aber weiter aussen und dringen nicht mehr bis ins Herz.
Also würde ich es so sagen: "fehlende Liebe" bedeutet "fehlendes Heilmittel".
Vielleicht können wir von dieser leicht modifizierten These aus zu einer fruchtbareren Diskussion kommen?
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Tagwandler
Gelöschter Benutzer
Re: Nieder mit dem Unmut!
von Tagwandler am 07.09.2016 11:18
Sehr guter Beitrag solana,
wobei es ergänzend ja nicht so ist, dass man sich das "fehlende Heilmittel" etwa selber verordnen könnte.
Es bleibt ein Gnadenakt, ein Geschenk Gottes.
In allen Widrigkeiten des Alltags verschafft das "Dein Wille geschehe" immer den Zugang zum nötigen Grund, an dem "die Demut wohnt" vor allen etwaigen eigenen Vorstellungen und Wünschen und an dem der Friede im Herzen, der Friede der Seele möglich und spürbar werden kann.
Re: Nieder mit dem Unmut!
von Merciful am 07.09.2016 11:42Deine These, solana, lautet, wenn ich dich recht verstehe und wiedergebe:
Menschen leiden unter unerfüllten Wünschen, die sich zumindest teilweise auf äußere Dinge, Lebensumstände beziehen.
Sie finden aber Trost und Frieden in der vertrauensvollen Hinwendung zur Liebe Gottes, die ihren Schmerz heilt.
Was wäre nun aber, wenn ein Mensch jene unerfüllten Wünsche nicht hat, weil sein Leben so ist, wie er es sich wünschte?
Würde dies nicht bedeuten, dass er kein Verlangen nach der heilenden Liebe Gottes verspürte?
Wäre er dann nicht glücklich mit dem, was er in seinem Leben erreicht hat?
Könnte es nicht vielmehr sein, dass der Mensch, der noch nicht in der vertrauensvollen Liebe zu Gott lebt, eben darunter leidet?
Könnte es nicht sein, dass er sich dessen nicht bewusst ist?
Könnte es nicht sein, dass er seine Sehnsucht auf jene äußeren Dinge richtet, weil er denkt, diese würden ihm Erfüllung bereiten?
Könnte es nicht sein, dass eigentlich die Sehnsucht nach Gott es ist, unter der der Mensch leidet?
Merciful
Tagwandler
Gelöschter Benutzer
Re: Nieder mit dem Unmut!
von Tagwandler am 07.09.2016 12:12
Ein Problem "zu reiner Sehnsucht" zu gelangen dürfte allerdings auch die zunehmend vom Bösen erstrebte "Verschüttung der Wahrheit" sein.
"Weh euch Schriftgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen und habt auch denen gewehrt, die hineinwollten."
(Lk 11,52)
Warum hingegen sollte sich Gott nicht der "reinen Herzenssehnsucht" erbarmen?
Mit den Irrwegen des eigenen Willens hingegen verhält es sich auch so:
"Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt (Jesaja 6,9-10): »Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen.
Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe." (Mt 13, 14-15)
"So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will." (Röm 9,18)
Re: Nieder mit dem Unmut!
von solana am 07.09.2016 13:14Könnte es nicht sein, dass eigentlich die Sehnsucht nach Gott es ist, unter der der Mensch leidet?
Hallo Merciful
Da sagst du etwas sehr Wahres - das geht noch eine Stufe tiefer auf der Suche nach der Ursache von seelischem Leid.
Wirklich erfülltes Leben gibt es nur bei Gott. Ohne ihn bleibt eine Leere, die durch nichts anderes wirklich ausgefüllt werden kann.
Das zu erkennen ist aber nicht so leicht; es bieten sich uns so viele erstebenswerte Dinge an mit Glücksversprechungen. Die Werbung ist voll davon und nutzt die unerfüllte menschliche Sehnsucht als Verkaufsstrategie, indem sie bestimmte Produkte mit Illusionen von Glück verknüpft....
Solange wir nicht unseren Durst aus der einzigen Quelle stillen, die wirkliche Erfüllung geben kann, so lange bleibt diese Sehnsucht und die "rissigen Zisternen" erweisen sich nur als "gerade genügend für einen Tropfen auf den heissen Stein". Und danach kehrt die Sehnsucht um so heftiger zurück und die Leere wird um so spürbarer und treibt wieder neu auf die Suche.
Jer 2,13 Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Nieder mit dem Unmut!
von solana am 07.09.2016 13:25wobei es ergänzend ja nicht so ist, dass man sich das "fehlende Heilmittel" etwa selber verordnen könnte. Es bleibt ein Gnadenakt, ein Geschenk Gottes.
Ja, Tagwandler, das ist eine wichtige Ergänzung.
Das ist mir besonders deutlich bewusst geworden, als ich mich mal intensiver mit dieser Aussage beschäftigt habe:
Röm 5, 3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt,
4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung,
5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Diese Liebe können wir nicht einfach so aus uns heraus hervorbringen. Und wir können auch nicht einfach so alles Belastende loslassen und nur auf Gottes Liebe vertrauen.
Aber gerade im "Hindurchgehen" durch solche Berdängnisse erfahren wir "hautnaht" die tragende Kraft der Liebe Gottes, die in unser Herz ausgegossen ist.
Deshalb "rühmt" sich Paulus direkt dieser Bedrängnisse. Und er hat wahrlich Schweres erleben müssen.
Ohne die tragende Liebe sähe diese Kette, die Paulus hier schreibt, wohl so aus: Bedrängnisse bewirken ungeduldiges Warten auf Abhilfe, Ungeduld und Warten führt dzu, dass die Hoffnung immer mehr abnimmt und irgendwann in Verbitterung , Mutlosigkeit und Verzweiflung übergeht ....
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Tagwandler
Gelöschter Benutzer
Re: Nieder mit dem Unmut!
von Tagwandler am 07.09.2016 13:43
Wohl wahr und der wahre Sieg!
"Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne." (2. Kor 12,9)
Trübsal ist (auch) Weg/Teil des Weges; und der Grund dafür, warum uns Besseres versprochen wurde.
Wer aber nicht von ganzem Herzen sucht, wird nicht finden (dürfen). Und wer nicht innig glaubt (und hofft) wird nicht empfangen.
Liebe Grüße