Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
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Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von JeanS am 05.11.2020 16:25Hallo Sternenreiterin. Wie Du so empfinde ich genau auch, also bezogen auf die folgenden Worte.
Sie ist kein Gesetz. Der Widerspruch muss Dir doch aufgefallen sein in Deinen eigenen Worten, zu schreiben was ich zitierte und gegenüber stellte.
Es ist eine Liebesbeziehung, genau. Du schreibst ja nun ganz anders, Du schreibst von dem "Liebesbrief" und "wir dürfen", und das finde ich sehr sehr wichtig in dem Zusammenhang. Nicht "Du musst täglich so und so lange Bibel lesen und Beten, damit Du richtiger Christ bist oder alles richtig begreifst". Jede(r) liest ja auch mit seiner (ihrer) "persönlichen Brille", und daher war mir das wichtig zu ergänzen.
Jesus Worte stehen in der Bibel, klar, aber nicht alle Worte in der Bibel stammen von Jesus und somit auch nicht vom Hl.Geist Gottes.
Jesus war ja schon damals nicht mit allen Aussagen Forderungen in der Bibel einverstanden, eins, also die gesamte Bibel als Liebesbrief Jesus zu glauben/vertreten ist garantiert gegen den Willen Jesus und so auch dessen der ihn gesandt hat.
Das Gesetz von dem die Rede ist, unter dem die jüdischen Glaubensgeschwister nicht mehr standen so sie künftig Jesus Christus als ihren Herrn annahmen bezieht sich auf jene mosiasche Gesetzesforderungen die mit gelebter Liebe und Barmherzigkeit unvereinbar waren.
Jesus sagte zudem, dass nicht alle die sagen werden Herr, Herr in den Himmel kämen, sondern die tun den Willen des Vaters im Himmel.
Und da Gott Liebe ist, wie auch Johannes von Jesus sehr lobenswert gelernt und weitergelehrt hat, so kann ein Mensch, der intuitiv den Willen des Vaters im Himmel tut sich auf das Studium der Person Jesus von Nazareth und dessen Wirken und Lehren beschränken....
Wer sich die Worte Jesus eingeprägt hat, wer eins mit ihm ist, mit ihm im Herzen verbunden ist, braucht kein tägliches Bibelstudium, kann aber von müssen oder sollen ist keine Rede. Denn die treuen Nachfolger von Jesus werden vom Hl.Geist durchs Leben so geführt wie es gott gefällt, und den Teufel in die Flucht jagd.
Gruss JeanS
Die gesamte Bibel als Liebesbrief Gottes überhaupt zu deklarieren finde ich, ob der vielen Intrigen und Kriegsgeschichten im AT schon sehr fragwürdig
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von BibleDictionary am 05.11.2020 19:13Uiuiuiuiui, jetzt aber mal langsam ...
Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, dass Jesus sich in keinem einzigen Fall jemals in Konflikt mit dem Alten Testament befunden hat. Vielmehr hat er deutlich gemacht, dass die jüdische Geistlichkeit, die im Wesentlichen aus Pharisäern und Sadduzäern bestanden hat, in ihren Schlussfolgerungen, die sie meinten, aus dem Alten Testament ziehen zu können, weit über das Ziel hinausgeschossen sind:
»Er aber antwortete und sprach zu ihnen: ›Warum übertretet auch ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? ... und ihr habt so das Wort Gottes ungültig gemacht um eurer Überlieferung willen‹ « (Mt 15,3.6).
Dass nicht alle Worte der Bibel von Jesus bzw. vom Heiligen Geist stammen, ist eine steile These, schreibt doch Petrus (gerade mit Bezug auf das Alte Testament!):
»In Hinsicht auf diese Rettung suchten und forschten die Propheten, die von der für euch bestimmten Gnade weissagten. Sie forschten, auf welche oder auf was für eine Zeit der Geist Christi in ihnen deutete, der die auf Christus wartenden Leiden und die darauffolgende Herrlichkeit vorher bezeugte« (1Petr 1,10–11).
Es ist also der »Geist Christi« gewesen, der in den alttestamentlichen Propheten gewirkt hat und dem wir die Niederschrift ihrer Offenbarungen verdanken. Der »Geist Christi« ist nichts anderes als »Gottes Geist« bzw. der »Heilige Geist«:
»Ihr jedoch seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn tatsächlich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein« (Röm 8,9).
Die alttestamentlichen Propheten wurden also vom »Geist Christi« und somit vom »Heiligen Geist« inspiriert. Ihre Verkündigung bzw. ihre Schriften enthalten, was Gott mitzuteilen beabsichtigt:
»Und so ist uns das prophetische Wort, das wir haben, fester geworden, und ihr tut gut, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunkeln Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen, indem ihr dies zuerst erkennt, dass keine Weissagung der Schrift durch ´des Propheten' eigene Deutung ´der Zukunft' zustande kommt. Denn niemals ist eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht worden, sondern durch den Heiligen Geist getrieben, haben Menschen von Gott aus geredet« (2Petr 1,19–21).
Die Tatsache, dass uns die Bibel wahrheitsgemäß über die schönen als auch die unschönen Vorkommnisse in der Geschichte Gottes mit der Menschheit informiert, kann doch kein Grund sein, ihr die göttliche Inspiration abzusprechen! Wenn Gott es für sinnvoll erachtet, uns hinsichtlich kriegerischer Auseinandersetzungen und manch anderer Bestialitäten, die geschehen sind, zu informieren, dann ist das sein gutes Recht und dient zu unserem Nutzen:
»Denn alles, was vormals geschrieben worden ist, das ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Standhaftigkeit und durch den Trost der Schriften die Hoffnung haben« (Röm 15,4).
Zu dem, woraus wir lernen können, gehören auch die Geschichten über Kriege – sowohl über Kriege, die Gott selbst verordnet hat, als auch über Kriege, die er lediglich zugelassen hat. Das Neue Testament ist übrigens kein bisschen »humaner«, was das angeht – die Schilderungen des Untergangs aller Gottlosen, die am Leben sein werden, wenn Jesus wiederkommen wird, stehen den alttestamentlichen Berichten über die Sintflut oder den Untergang von Sodom und Gomorra in nichts nach:
»Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: ›Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das mein Vater dem Teufel und seinen Engeln bereitet hat!‹ ... Und diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben« (Mt 24,41–46).
»... es [ist] ja vor Gott gerecht ..., euren Bedrängern mit Drangsal zu vergelten und euch, den Bedrängten, mit Erquickung zusammen mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit Engeln seiner Macht in flammendem Feuer, wenn er Rache übt an denen, die Gott nicht kennen, und an denen, die dem Evangelium von unserem Herrn Jesus nicht gehorsam sind. Und sie werden Strafe leiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke aus« (2Thess 1,6–9).
»Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe da, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt ›Treu und Wahrhaftig‹, und mit Gerechtigkeit richtet er und führt er Krieg. ... Und er war angetan mit einem Kleid, das in Blut getaucht war, und sein Name lautet ›Das Wort Gottes‹. ... Und aus seinem Mund geht ein scharfes Schwert hervor, dass er die Heiden damit schlage, und ›er wird sie mit eisernem Stab weiden‹, und er tritt die Kelter des Zornweins des Grimmes des allmächtigen Gottes. ... Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der vor seinen Augen die Zeichen getan hatte, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten; lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der von Schwefel brennt. Und die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert, das aus dem Mund dessen hervorging, der auf dem Pferd saß, und alle Vögel sättigten sich von ihrem Fleisch« (Offb 19,11.13.15.20–21).
Ja, auch das ist Christus ...
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von geli am 05.11.2020 20:48Dem gibts nicht hinzuzufügen - außer vielleicht eine Kleinigkeit:
Hier denke ich an Rö. 3,10: "Es ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer, alle sind abgewichen. Sie sind allesamt Sünder..."
Die Dinge, die wir im AT lesen, zeigen ungeschminkt, wie der Mensch ist - auch heute noch. Da hat sich nichts verändert. Wir sind alle zum Bösen fähig, wenn wir uns nicht an Jesus halten. Es braucht nur die richtigen Umstände, genug Druck oder genug Verzweiflung, und das Böse kommt zum Vorschein.
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von Merciful am 05.11.2020 21:21Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von JeanS am 05.11.2020 23:27@Merciful
Bis auf die Lehrer der Geschichte der Kirche (in frühen Jh. frühen Mittelalter und Inquisition) stimme ich mit Deinen weiisheitsvollen, herzerfreuenden Worten fast vollkommen überein.
Doch wenn Paulus aufgrund des Psalms 14 oder 53 die Toren betreffend zitiert, "es ist keiner der Gerecht ist auch nicht einer, Römer 3.10 und Jesus bezeugt, dass seine Jünger barmherzig sein sollten wie Gott, der Vater im Himmel der es in Mt 5,45 über GERECHTE und Ungerechte regnen lässt...wessen Aussage gilt für Dich?
Gruss JeanS
Sternenreit...
Gelöschter Benutzer
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von Sternenreiterin am 06.11.2020 07:52Das ist so ein umfassendes und schönes Thema, dass ich es schwer finde es "auf einen Punkt" zu bringen.
Dass die Bibel in ihrer Gesamtheit Gottes Wort ist, dass sie stimmt, dass sie keine Widersprüche im Sinne von "sich gegenseitig komplett auschließenden" Gegensätzen enthält, dass sie irrtumslos da halt Gottes Wort ist, das wurde mir so wichtig in meinem Leben.
Das wurde mir so wichtig an der Bibelschule Brake, auch wie die Schrift selber immer wieder sichtbar Zeugnis davon gibt,
dass sie
1. komplett Gottes Wort ist (
2. Jesus schon "vor Anbeginn der Welt" dabei war (eben schon bei Gott war weil Er ja auch Teil von Gott und Gott selber ist ...).
3. Von Anfang bis Ende die gesamte Bibel (Anfang des AT !!! ) bereits von Jesus enthält und IHM entspricht.
Dass Jesus die Worte der Bibel nie anzweifelt, es also nicht stimm, dass Jesus ihre Aussagen "nicht gut findet", das wurde ja inzwischen schon anderweitig erklärt.
Ich habe mal in einem Buch von Pastor Wilhelm Busch gelesen, dass er seine Mutter einmal über der Bibel fand wie sie Leviticus las.
Sie sagte, wie wunderschön doch die Worte sind oder so ähnlich ("ich lese gerade die wunderschönen Worte in Leviticus").
Er wunderte sich nur, wie man darin lesen und so reden konnte.
Dann eines Tages las er sie (mal wieder?) selber, und da ging es ihm auf und auch er fand es wunderbar.
Aber ich war irritiert und verstand nicht ......
Bis ich eines Tages selber im Zuge des "die Bibel von Anfang an und auch die ersten Kapitel des AT komplett diesmal lesen" ebenfalls Leviticus Wort für Wort las - und da ging es mir dann auf!
Aber das kann man nicht erklären, dass "muss" man mit Hilfe des Heiligen Geistes erleben und erfassen (man kann Gott in Jesu Namen bitten, es einem durch den Heiligen Geist auch aufzuschließen ...).
Und daher an merciful:
Ohne das AT ist das NT nichts.
Verstehen, was Jesus ist, was ER bedeutet, warum Sein Kommen die einzige mögliche Rettung war und ist.
Nein, die Bibel reduzieren - das versuchen Menschen immer und immer wieder.
Sie komplett stehen lassen, begreifen lernen, den Inhalt erfassen, das ist das Geschenk was uns Gott im Heiligen Geist macht.
Liebe Grüße
Sternenreiterin
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von Jonas am 06.11.2020 11:57Gruß an alle!
uiuiuiui....Immer langsam mit den jungen Pferden....
Konnte ich mir jetzt nicht verkneifen
Grüß Dich BibleDictionary!
Ich meine, aus gewisser Sicht heraus ist Jesus gerade deswegen gestorben, weil er sich immer wieder im Konflikt mit den Überlieferungen befunden hat.
Wenn man etwas von den Pharisäern und Schriftgelehrten lernen konnte, dann, wie man sich an Gestze hält.
ZB im Falle der Steinigung der Ehebrecherin konnten die Pharisäer gar nicht anders, als sie zu steinigen, war es Ihnen ja vom Gesetz her so vorgeschrieben.
Daraufhin folgt dann ja die Frage der Pharisäer, was mit dieser Frau geschehen soll.
Hätte Jesus gesagt, "laßt sie frei", verstieße er gegen das Gesetz.
Hätte Jesus gesagt, "steinigt sie", widerspreche er sich selbst.
Durch die bekannte Antwort Jesu, "wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein", könnte man vielleicht sagen, das Jesus nicht direkt in Konflikt mit dem Gesetz gekommen ist.
Das die Pharisäer und Sadduzäer über's Ziel hinausschießen sehe ich wie gesagt nicht, sondern im Gegenteil, sie verharren starr
in den ihnen überlieferten Gesetzen, während aber Jesus gedanklich über das Ziel hinausschießt bzw schon in ganz anderen Sphären denkt, auf dass das Gesetz in Jesus die Erfüllung findet.
Und diese vermeintliche Anordnung Gottes:
5.Mos 20,16-17
Aber in den Städten dieser Völker hier, die dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat...
hat ja noch einmal eine ganz andere Qualität, als die von Dir zitierten Textstellen im NT.
»Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: ›Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das mein Vater dem Teufel und seinen Engeln bereitet hat!‹ ... Und diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben« (Mt 24,41–46)....
Also, die Anordnung zu einem Völkermord wo auch Wehrlose wie Kinder, Kranke usw gemordet werden sollen, ist mit den Texten im NT m.M.n. überhaupt nicht zu vergleichen.
Glaubst Du wirklich das Gott diesen Völkermord wie oben, angeordnet hat?
Mit besten Grüßen
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von Merciful am 06.11.2020 12:30Eine ähnliche Frage zu jenen Versen hatte ich bereits ausführlich in einem anderen Thread beantwortet.
Siehe hier meinen Beitrag vom 06.10. um 8:42 Uhr.
Merciful
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von geli am 06.11.2020 19:39Es ist vielleicht nicht ganz direkt unser Thema, nur indirekt.
Das ist ja ein Gleichnis, das oft diskutiert wird. Dazu schreibt Fruchtenbaum in dem Buch: "Das Leben des Messias" Folgendes:
"Das Gesetz sagte, wenn jemand des Ehebruchs schuldig wäre, dann mußte er gesteinigt werden. Aber das ist nicht alles, was Mose geschrieben hatte.Mose schrieb ebenfalls, dass jemand nur auf das Zeugnis von zwei oder drei Zeugen hin gerichtet werden durfte. ... Aber das ist immer noch nicht alles, was Mose schrieb. Die zwei oder drei Zeugen, auf deren Zeugnis hin jemand zum Tode verurteilt werden konnte, waren verantwortlich, den ersten Stein zu werfen....und durften nicht der gleichen Sünde schuldig sein, derer sie den Angeklagten beschuldigten.
Jesus sagte also in Bezug auf das Gesetz des Mose, wenn die zwei oder drei Zeugen nicht der gleichen Sünde schuldig wären, sollten sie den ersten Stein werfen. Einder nach dem anderen ging weg, was bedeutet, dass sie diesbezüglich nicht unschuldig waren."
Als Jesus also sprach: "So verdamme ich dich auch nicht", entschuldigte er hier nicht iher Sünde, denn er sagte ja: "Gehe hin uns sündige nicht mehr".
Da aber die zwei oder drei Zeugen nicht bereit waren, den ersten Stein zu werfen, gab es keine legale Grundlage für eine Verdammung.
Jesus hat nie irgendwo gegen das mosaische Gesetz verstoßen, sondern er wendete sich immer nur gegen die Überlieferungen, die den Pharisäern teilweise mehr Gewicht beilegten als dem unsprünglichen Gesetz.
Re: Ist sich als Christ "ausschließlich" an die Bibel zu halten?
von BibleDictionary am 07.11.2020 13:58@Jonas:
Der Versuch, den Sender gegen den Boten auszuspielen, kann nicht gelingen. Was Mose niederschrieb, entsprang ja eben gerade nicht seinem eigenen Gutdünken, sondern er schrieb nieder, was Gott als Anweisung gegeben hatte. Du nennst es eine »vermeintliche Anordnung Gottes«, meine Wenigkeit hingegen glaubt, dass Gott höchstpersönlich die von Dir aus Dtn 20,16–17 zitierte Anweisung gegeben hat.
Die Botschaft Jesu von der alttestamentlichen Gottesoffenbarung als getrennt zu betrachten, das haben zum Ende der apostolischen Ära und besonders in den zwei Jahrhunderten danach bereits die »Gnostiker« versucht, vor denen der Apostel Paulus den von ihm eingesetzten Hirten Timotheus mit den Worten gewarnt hat:
»O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, und gehe den heillosen, nichtigen Geschwätzen und Streitsätzen der fälschlich sogenannten ›Erkenntnis‹ aus dem Weg« (1Tim 6,20).
Der Apostel Johannes bezeichnete besagte Irrlehrer gar als »Antichristen« (1Joh 2,18.22; 2Joh 7).
Der Versuch, Gott Jahwe im Alten Testament und Jesus Christus im Neuen Testament als gegensätzlich zu betrachten (wie dies bereits die »Gnostiker« versucht haben), geht nicht auf, denn Jesus bezieht sich, wenn er von seinem Vater spricht, ausdrücklich auf den Gott, den die Juden verehrt haben (Joh 8,42.54–55). Nicht zuletzt ist die Brücke zwischen dem Alten Testament und dem Messias, dem Christus, in seinem Namen erkennbar, heißt doch »Jesus« (hebr. Jeschua) nichts anderes als »Jahwe rettet«. Und wie bereits aufgezeigt, ist das Neue Testament nicht weniger zimperlich als das Alte. Und die von Jesus proklamierte Nächstenliebe war ebenfalls nichts Neues, auch diese wurzelt im Alten Testament (Lev 19,18; vgl. Gal 5,14; Jak 2,8).
Was Du als »Völkermord« bezeichnest, wäre nur dann ein Mord gewesen, wenn es sich dabei um eine Handlung gehandelt hätte, die menschlichen Ursprungs gewesen wäre. Den Menschen untereinander hat Gott ausdrücklich das Gebot gegeben: »Du sollst nicht töten« (Ex 20,13; Dtn 5,17). Wenn Gott selbst aber dergestalt Gericht ausgeübt hat, dass es den Gerichteten das Leben gekostet hat – und wenn sein Werkzeug dazu die Kriegsführung Israels gewesen ist –, dann handelt es sich eben nicht um Mord. Gott kann überhaupt niemanden ermorden, weil er jederzeit das Recht hat, das Leben, das er einem Menschen gegeben hat, wieder zurückzufordern. Wenn Gott tötet, kann es also per se kein Mord sein, weil Gott es ist, der tötet. Begriffe wie »Sünde«, »Schuld«, »Schuldigkeit« (i. S. v. Verantwortung ggü. jemandem) oder »Buße« sind allein schon durch das Gottsein Gottes auf ihn nicht anwendbar. »Recht« ist auch nicht eine autonome Größe, an der sich alles (auch Gottes Handeln) messen lassen kann; sondern was Recht ist, das ist deshalb Recht, weil Gott es ist, der festgelegt hat, dass es Recht ist.
Wenn Gott daher den Israeliten in einem bestimmten heilsgeschichtlich relevanten Kontext die Anweisung gegeben hat, die heidnischen Völker aus Kanaan zu vertreiben und (so sie sich nicht haben vertreiben lassen wollen) zu töten, dann habe ich damit ebenso wenig Probleme wie mit der Tatsache, dass Gott die gefallenen Engel ohne Option auf Buße und Versöhnung ein für allemal aus der Himmelswelt verbannt hat (2Petr 2,4; Jud 6–7; Offb 12,7–9). Auch ist es für mich ebenso problemlos wie der Umstand, dass Gott die Generation Noahs mit Ausnahme von acht Menschen in einer globalen Flut ertränkt hat (Mt 24,38–39; 2Petr 2,5). Und auch die Einäscherung von Sodom und Gomorra (Lk 17,28–30.32.34) bereitet mir keinerlei Probleme. Gott ist Gott, und er weiß, was er tut und warum er es tut. Mir ist er keine Antwort schuldig, und er muss sein Handeln niemandem gegenüber rechtfertigen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem alttestamentlichen Bundesvolk Israel und der neutestamentlichen Gemeinde besteht darin, dass dem alttestamentlichen Bundesvolk gewisse Landverheißungen galten. Israel war ethnisch gesehen ein einziges Volk, und dieses Volk hatte von Gott ein Moral-, ein Sitten- und ein Zeremonialgesetz erhalten. Aufgrund dieser Tatsachen war es notwendig, gewisse Anweisungen zu bekommen, die wir als neutestamentliche Gemeinde heute nicht bekommen könnten: Wir sind ein Volk bestehend aus Gliedern vieler Völker. Wir verhalten uns entsprechend den Gesetzen der jeweiligen Länder, in denen wir leben – es sei denn, dass gewisse Gesetze dem moralischen Willen Gottes widersprechen, dann setzen wir die jeweiligen Anordnungen des Staates, die davon betroffen sind, natürlich nicht um. Zudem leben wir heute in einer Gnadenzeit, in der Gott normalerweise kein unmittelbares Gericht ausübt. Das nächste große und konkrete Gericht, bei dem Menschen für ihre Sünden zur Rechenschaft gezogen werden, wird sich bei der Wiederkunft Jesu ereignen (2Thess 1,6–10).
Was den Verweis auf die Barmherzigkeit ggü. der Ehebrecherin angeht, schließt sich meine Wenigkeit vollumfänglich dem Beitrag von geli an.
So weit erst einmal ...