Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

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Cleopatra
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Beiträge: 5178

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cleopatra am 14.08.2020 11:53

Liebe geli,
 
deine Worte erinnern mich an meine Erziehung- ja, irgendwie haben meine Eltern auch das mal bei mir versucht ;-D
 
Mir wurde beigebracht, wenn ich etwas vergeben habe, dann wird es auch nicht mehr zB im Streit als Argument oder Vorwurf genannt.
Es hat bestimmt auch etwas mit dem Bibelvers zutun, in dem es heißt, dass Gott die Sünden ins tieftse Meer wirft, denn von dort aus kommen sie auch nicht mehr heraus.
 
Vergessen ist ja etwas anderes. 
 
Aber diese Sache jemanden weiterhin vorwerfen (und ich denke, da geht es vor allem um das innere, eigene "vorwerfen"), das sollte man nicht mehr.
 
Eigene Emotionen benennen sollte man aber natürlich schon und ehrlich sein.
Ich denke, ich würde die Person auch auf das Geld ansprechen, anschließend aber nicht mehr immerwieder vorwerfen.
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass man innerlich natprlich vorsichtiger wird und zB das Geld in Zukunft besser weglegt, was kein Vorwurf bedeutet, sondern eben Prophylaxe einer weiteren Schuld.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.08.2020 09:25.

geli
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von geli am 13.08.2020 17:39

Ich habe jetzt nicht alles durchgelesen, und bin wohl auch etwas spät dran, um noch zu schreiben. Aber das ist wirklich ein Thema, das sicherlich jeden Christen beschäftigt. Auch mich, und dazu habe ich für mich persönlich eine Antwort gefunden.

Vergeben - da steckt drin: "weg"- geben. Etwas, das weg ist, ist schon im Besitz eines anderen, wenn es z.B. darum geht, eine Sache, die in der Zeitung angepriesen wird, kaufen zu wollen. "Ist schon vergeben", heißt es dann. Also nicht mehr da, nicht mehr zu haben.

Genauso verstehe ich auch die Vergebung, wenn es um Menschen geht, die ihre Schuld nicht einsehen oder sie nicht erkennen.

Wenn ich diese Schuld also vergebe, dann gebe ich sie weg. Hin zu Christus. Der ist für Schulden aller Art zuständig 

Damit ist die betreffende Sache nicht mehr eine Sache zwischen mir und der Person, die an mir schuldig wurde, sondern eine Sache zwischen dieser Person und Christus. Und er wird wissen, wie er damit umgeht.

Ich bin damit diese Last los.
Ein anderes Thema ist dann, wie ich Heilung finde. 

Und auch ein anderes Thema wäre, ob man diese Person dafür zur Rechenschaft ziehen sollte. Ich denke aber, dass muss dann jeder selbst entscheiden.
Im Falle des Beispiels von dem gestohlenen Geld während des Hauskreises würde ich die Sache auf jeden Fall ansprechen und auch die Rückgabe des Geldes fordern.
Aber so "einfach" liegt ja nicht jeder Fall, da gibt es keine "Regel", die man immer anweden könnte.



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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Burgen am 12.08.2020 21:55



Hallöchen 

ja, wenn man alles an Parallelstellen usw. zusammenträgt, kann man schon ein bisschen "ins Schleudern" kommen. 

Doch für mich ist die Quintessenz wirklich, dass Vergebung die "Kehrseite" der Liebe ist. 

Und die gilt es wohl für die meisten Menschen wirklich zu lernen. Immer wieder neu. Darin liegt die Herausforderung des Lebens. ;) 



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pray

61, Weiblich

  fester Bestandteil

Beiträge: 973

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von pray am 12.08.2020 21:02

Liebe Cleo,
danke für deinen "Senf" , ich verstehe auch, was du meinst. Wahrscheinlich hakelt es alles etwas fest, weil nicht so ganz klar wurde, ob es nun um normale
Unterschiedlichkeiten, Nickelichkeiten, geht oder um handfeste Dinge.
Ich finde das immer schön, wenn wir Dinge zusammentragen - aber im Endeffekt wird es hoffentlich so sein, dass uns Gottes Geist, Gottes Sohn, Friedefürst
richtig leitet.

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Cleopatra
Administrator

38, Weiblich

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Beiträge: 5178

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cleopatra am 12.08.2020 20:21

Hallo liebe pray,
 
ach, was für eine Freude, deine Worte zu lesen:
 
pray: So liebste Cleo, erwischt!!!
 
Ich musste schmunzeln, das hat voll gut getan ;-D
 
Allerdings war ich gerade im Garten mit dem Hund, daher komme ich jetzt erst zum Antworten.
 
Jetzt sitze ich zuHause und ein Gewitter ist über uns, mein Hund, die arme Schissbux, liegt hier zu meinen Füßen, er hat arg Angst...
 
Bevor ich aber für heute Feierabend mache, wollte ich dir noch antworten.
 
Zur Erklärung: Seit du diesen Thread eröffnet hattest, habe ich mir schon Gedanken gemacht und auch alle Antworten mit gelesen.
 
Heute Nachmittag wollte ich aber unbedingt und endlich auch mal meinen enf dazu geben ;-D
 
Den bereits von dir in der Eröffnung zitierten Vers- ja, den kannte ich auch schon, ja, der war auch bei der Aufstellung dabei, das wieß ich ja ;-D
 
Aber der Reihe nach (ich finde es sehr schön, wie gründlich du die Antworten auch überdenkst):
 
(Erklärung der Zitate: Kursiv geschrieben war mein Vers, dick geschrieben deine Antwort:)
 
"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..." o.k, das könnte zunächst mal bedeuten, dass wir - wenn wir vergeben haben - das in der Weise tun, wie Gott auch, nämlich, dass die Schuld im tiefsten Meer verschwindet und nicht immer wieder neu hochgefischt wird.
 
Ja, so habe ich es auch verstanden. Vor allem aber der Schwerpunkt auf "so wie wir, bitte auch du" in Sinne von "ich nämlich auch".
 
"Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Epheser 4:32 " o.k. hier gibts aber Verhaltensweisen für beide Christen. Beide sollen freundlich untereinander sein und wenns dennoch mal funkt, sollen beide, einer dem anderen vergeben. Ich dir, du mir! Könnte man auch so sehen, ne?
Hmmm... ja gut, ok, wie sagt man da so schön- touchè.
Das hatte ich nicht bedacht, das "beide gegenseitig".
Hier findet also eine gegenseitige Mühe auch statt.
 
"Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Matthäus 6:14" Ja, aber vergiss nicht, dass wir den Himmlischen Vater ja auch gebeten haben im "Vater unser - Gebet", was diesen Versen voranging: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Das kann man auch nicht einfach so übersehen, oder?
Diese Argumentation habe ich ehrlich gesagt nicht so ganz verstanden.
Für mich ist es ein "wenn, dann", natürlich als Ergänzung, wir wissen ja, dass bei unserer eigenen vergebung der Sünden die Buße notwendig war.
 
"Und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!Kolosser 3:13 " Ja, dann aber eben wieder die Frage, ob der andere wenigstens um Vergebung bittet und es ihm leid tut....
Ja genau und darauf will ich allgemein auch hinaus. Es steht nicht "wenn aber vorher um Verzeihung gebeten wurde" oder so. Es steht "mach das"- Fakt, Punkt, ohne Ergänzung oder ein "wenn".
Ich denke da zB an eine Gemeinde, in der auch sehr viele unterschiedliche Charaktere sind. Vielleicht sind sich nicht alle gleich sympatisch. Aber wir sollen auch hier einander lieben und ertragen. Manchmal, wenn so die Emotion Liebe fehlt, weil irgendwie jaaaaa, keine Ahnung, wieso, aber irgendwie hmmmmm.... dann sollen wir einander trotzdem ertragen, denn so ist es nunmal, wenn viele unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen. Dann gibt es aber einen gemeinsamen Nenner und der hat 5 Buchstaben: JESUS.
Hier steht auch "wenn jemand Klage gegen den anderen hat", also ist da ja scheinbar etwas, nicht nur ein "ich mag den nicht soooo dolle." Und steht da was von "wenn der andere es bereut und einsichtig ist?" Nein, und das finde ich als einen wichtigen Hinweis.
 
Jetzt, wo ich das schreibe fällt mir ein, dass es aber solche Belastungen gibt, die man anderen Leuten wohl noch nachdem sie tot sind, ankreidet. Verstehen kann ich das nicht, aber ich weiß, dass es solche nachtragenden Menschen gibt, die sich damit belasten.
Ganz kurz dazu, ich denke, dass es tatsächlich Dinge gibt, bei denen wir wissen, dass andere Taten zu Emotionen und manchmal auch schlimmen Traumas geführt haben. Das ist nicht immer ein "ankreiden", das kommt auf den menschen an. Manchmal ist es einfach Fakt, dass eine Tat dazu geführt hat und ein anderer mensch auch nach dem Ableben dieses Menschen darunter zu leiden hat.
Ich selbst habe auch solche Probleme, weiß, woher sie kommen (nusskeks nannte auch Beispiele), würde aber nicht von einer Anklage sprechen, weil ich vergeben habe, wohl aber in der Verarbeitung die Ursache benennen kann, um anschließend besser nach vorne schauen und damit umgehen zu lernen.
 
"Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Lukas 6:37 " Diesen Vers würde ich in einem anderen Zusammenhang sehen (Manche Pharisäer richteten gern und legten andere unsagbare Lasten auf, hielten sich aber selbst nicht dran)
Oh, jetzt habe ich aber nochmal schnell nachgeguckt.
Das wäre es ja- im anderen Thread spreche ich über Kontext und Zusammenhänge und in diesem mache ich den Fehler und bedenke ihn nicht..? ;-D
 
Puh, aber ich habe nochmal nachgeschaut- der Vers ist Inhalt vieler einzelnen Infos. Viele Anweisungen zum täglichen leben sind da. In vers 27 beginnt Jesus mit "ihr, die ihr zuhört...." also sind ja allgemein die Menschen in der Umgebung gemeint.
Zuvor hatte er mit den Jüngern gesprochen, im Anschluss kamen Gleichnisse.
 
Ich denke daher nicht, dass es aus dem Zusammenhang gerissen wurde, sondern ein Teil von mehreren Teilen, die alle separat genannt wurden.
 
Da trat Petrus hinzu und sprach zu ihm: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. Matthäus 18:21-22 " So liebste Cleo, erwischt!!! Das war ja genau die Stelle, wo dann das Gleichnis vom "Schalksknecht" folgte, der den König ja auch um Vergebung bat und im Querverweis der Hinweis, dass es den anderen reuen muss.
 
 
Jaaa, und da war große Schreck ;-D
 
Genau, also ich habe mir den Teil auch nochmal angesehen.
 
Ja, man kann später begründen, weil Jesus das Gleichnis brachte von der Person, die zuvor die Schulden getilgt bekommen hat, nachdem der Schuldner um Gnade bat, kann ich gut nachvollziehen.
Aber ich sehe es hm, etwas anders:
Im Gleichnis wurde immer ein Thema bildlich dargestellt, um es besser zu verstehen.
Was war der Schwerpunkt? Die Zahl der Schuld? Die Berufe der jeweiligen Personen? Nein, sie waren nebensächlich, im Schwerpunkt ging es darum, dass dem Mann vergeben wurde und er selbst eine viel geringere Schuld nicht vergab. Und so ist es bei uns- bedenken wir mal, welch große Last der Herr uns genommen hat, er hat uns befreit, beschenkt, geliebt, so unendlich viel... ja, und dann komme ich mit meinem kleinen Wehwehchen (extra überspitzt gesagt) und will meinem gegenüber die kleine Kränkung des Egos nicht verzeihen...?
Es geht vor allem um die Relation.
 
Nun, Petrus, vor dem Gleichnis, hat gefragt, wie oft er vergeben soll.
Jesus hat nicht gesagt "du sollst 70 mal 7 mal vergeben, wenn du vorher Buße erfahren hast" oder Ähnliches, nein, er sagte "vergebe 70 mal 7".
 
Und dann, um es zu versinnbildlichen, hat er ja das Gleichnis gebracht.
 
 
Ich zitiere aber auch nochmal eines, was ich danach schrieb und ich glaube, dass dies eines der Kernaussagen ist:
 
Am markantesten aber finde ich hier folgende Bibelstelle: "Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. Matthäus 6:15 "
 
Liebe Grüße, Cleo
 
PS: Gewitter hat aufgehört, aber Hund und Katze verkriechen sich immernoch bei mir.... jetzt wird ganz arg geknuddelt
 

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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pray

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Beiträge: 973

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von pray am 12.08.2020 17:54

Liebe Schreiberlinge,

 

vielen Dank für die vielen Puzzlestückchen. Ja, wie Burgen schreibt, bedeutet Vergebung wirklich innere Befreiung (alles ist wieder gut - Gefühl) aber auch die Beispiele und Konsequenzen und "Schutzvorkehrungen", wie sie Ignats und Nusskeks beschrieben konnte ich nachvollziehen.

Liebe Cleo,

ich beleuchte mal die Bibelstellen, die du angeführt hast:

"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..."

o.k, das könnte zunächst mal bedeuten, dass wir - wenn wir vergeben haben - das in der Weise tun, wie Gott auch, nämlich, dass die Schuld im tiefsten Meer verschwindet und nicht immer wieder neu hochgefischt wird.

"Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Epheser 4:32 "

o.k. hier gibts aber Verhaltensweisen für beide Christen. Beide sollen freundlich untereinander sein und wenns dennoch mal funkt, sollen beide, einer dem anderen vergeben. Ich dir, du mir! Könnte man auch so sehen, ne?

"Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Matthäus 6:14"

Ja, aber vergiss nicht, dass wir den Himmlischen Vater ja auch gebeten haben im "Vater unser - Gebet", was diesen Versen voranging: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Das kann man auch nicht einfach so übersehen, oder?

"Und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!Kolosser 3:13 "

Ja, dann aber eben wieder die Frage, ob der andere wenigstens um Vergebung bittet und es ihm leid tut. Jetzt, wo ich das schreibe fällt mir ein, dass es aber solche Belastungen gibt, die man anderen Leuten wohl noch nachdem sie tot sind, ankreidet. Verstehen kann ich das nicht, aber ich weiß, dass es solche nachtragenden Menschen gibt, die sich damit belasten.

"Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.
Lukas 6:37 "

Diesen Vers würde ich in einem anderen Zusammenhang sehen (Manche Pharisäer richteten gern und legten andere unsagbare Lasten auf, hielten sich aber selbst nicht dran)

"Da trat Petrus hinzu und sprach zu ihm: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.
Matthäus 18:21-22 "

So liebste Cleo, erwischt!!! Das war ja genau die Stelle, wo dann das Gleichnis vom "Schalksknecht" folgte, der den König ja auch um Vergebung bat und im Querverweis der Hinweis, dass es den anderen reuen muss.

Aber vielleicht kann man insgesamt mit dem Bibelwort abschließen, das auch schon erwähnt wurde:

Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. (Römer 12,18)

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Cleopatra
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Beiträge: 5178

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cleopatra am 12.08.2020 16:23

Hm, es mag vielleicht hart klingen, aber ich selbst sehe es so, dass wir vergeben müssen, ja.
 
"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..."
"Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Epheser 4:32 "
"Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Matthäus 6:14"
"Und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
Kolosser 3:13 "
"Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.
Lukas 6:37 "
"Da trat Petrus hinzu und sprach zu ihm: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.
Matthäus 18:21-22 "
 
 
Die Zitate sind aus der Luther-Übersetzung.
 
In all diesen Versen (und es gibt noch mehr Verse zu diesem Thema) steht nicht "wenn er vorher um Verzeihung bittet" oder "wenn es ihm vorher reut".
 
Am markantesten aber finde ich hier folgende Bibelstelle:
 
"Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Matthäus 6:15 "
 
Das klingt für mich eindeutig.
 
Nun, das klingt jetzt vielleicht hart und emotionslos, aber so sehe ich erstmal das Thema an sich.
 
Aber wie schwer das sein kann und wie schmerzhaft es für manche ist, das steht auf einem anderen Blatt.
 
Ich würde einer verletzten Seele auch nicht sofort die Bibelstellen um die Ohren hauen und sagen "sieht zu, so stehts da", sondern ich hätte erstmal absolutes Verständnis, wenn die Emotionen erstmal was ganz anderes wollen.
 
Aber es wurde ja auch schon geschrieben, dass man meistens selbst am Meisten darunter leidet, wenn man nicht vergeben hat.
 
Und ich finde den Hinweis auch sehr wichtig, dass Vergebung vor allem erstmal etwas mit dem Wollen zutun hat.
 
Wenn Jesus uns das so sagt und von uns fordert, dann wird er auch Gelingen schaffen wenn wir ihn darum bitten, da bin ich mir ganz sicher.
 
Und ich finde auch, dass man gerne um Hilfe dafür bitten kann, auch um gemeinsames gebet.
 
Und wenn die Gefühle noch nicht soweit sind, dass man Dinge nicht verarbeitet hat (das kann ma manchmal lange dauern) , dann bedeutet das nicht, dass man nicht vergeben hat.
 
Ich bekomme viel Post udn lese viel von opendoors, was hier schon teilweise so junge Christen erleben mussten- es ist ein großes Wunder, wie Gott diesen Menschen, die teilweise Heimat und Familie verloren haben, Vergebung leben.
Hier sind sie mir ein sehr großes Vorbild.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

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nusskeks

54, Männlich

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Beiträge: 353

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von nusskeks am 12.08.2020 08:58

Über diese Frage(n) muss ich auch schon lange nachdenken. Eine abschließende Lösung kann ich für mich nicht formulieren. Es sind noch immer Bruchstücke.

Zunächst ist es laut Bibel offenbar ungeheuer wichtig, selber Vergebungsbereitschaft zu haben und zu leben. Denn für diese Bereitschaft ist jeder selber verantwortlich, gerade vor Gott. Diese Bereitschaft ist quasi ein Zeichen dafür, ob man die Vergebung  die einem selbst durch Gott zu Teil wurde, verinnerlicht hat. Fehlt diese Bereitschaft, hat dies weitreichende Konsequenzen für meine Beziehung zu Menschen und zu Gott. Jesus findet dafür sehr deutliche Worte, die ich ernst nehmen muss.

Wenn Versöhnung nicht zustande kommt, so soll dies also nicht an mir liegen. Aus meiner Sicht ist dies ein fundamentaler Grundsatz, dem ich immer nachkommen will. DIe Jesu Antwort auf die Frage des Petrus, wie oft er denn jemandem vergeben solle, ist eben nicht 490 Mal. Bei ehrlicher Umkehr, sofern ich sowas denn einschätzen kann, gibt es keine mengenmäßige Grenze für Vergebung.  

Habe ich das Gefühl, jemand bitte ohne wirkliche Einsicht um Vergebung, so spreche ich dies direkt an. Dabei geht es mir nicht um irgendwelche niederen Motive auf meiner Seite, sondern um ehrliche Vergebung und Umkehr. Unehrlichkeit ist nie gut, auch in diesem Bereich nicht.

Nehmen wir meine Mutter als Beispiel, so hat sie bis heute nicht verstanden, was sie mit ihrer Art und Weise alles angerichtet hat. Um meine Familie zu schützen, musste ich den Kontakt zu ihr abbrechen. Trotz mehrfacher Erklärungen, nicht nur von meiner Seite, sieht meine Mutter bei sich kein Fehlverhalten. Was tun? 

Meine Lösung besteht darin, eine stetige Vergebungsbereitschaft auch ihr gegenüber zu haben. Dies habe ich ihr auch mitgeteilt. Nach Jahren bat sie Dana ich um Entschudligung, allerdings noch immer ohne Einsicht. Sie wollte halt nur wieder Kontakt haben.

Nun bedeutet Vergebung nicht, die Taten oder Worte die zur Schuld führten, zu relativieren. Im Gegensatz zu Gott können wir Menschen schwere Schuld auch nicht vergessen. Aus meiner Sicht wäre es sogar fatal, Schuld zu vergessen. Schuld vergessen kann nur Gott, wie man in der Schrift lesen kann.

Daher habe ich im Fall meiner Mutter den Kontakt zwar wieder aufgenommen, behalte ihr verletztendes und traumatisierendes Verhalten jedoch stets im Hinterkopf. Denn sie hat ja nicht zugesagt, ihr Verhalten zu ändern. Im Hinterkopf behalte ich ihr Verhalten nicht, um ihr beständig Vorhaltungen machen zu können, sondern um im Ernstfall gewappnet und vorbereitet zu sein. Ich bleibe also auf der Hut.

Bedrückend ist natürlich, dass mir durch die fehlende Einsicht meiner Mutter, ein wichtiger Teil für die Aufarbeitung der Kindheit von meiner Schwester und mir vorenthalten bleibt. Mein Vater ist ebenfalls keine Hilfe, da er die Verantwortung für eine Familie nie tragen konnte und jeder ernsthafte Rückblick auf sein Versagen um seine Gesundheit fürchten lässt. Da bleibt also das Gespräch mit meiner Schwester und meiner Frau... und natürlich dem Herrn Jesus Christus.

lg
nk 

One of Israel

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Burgen am 11.08.2020 23:00



Vergebung ist meiner Meinung eine Einstellung. 

Es beinhaltet sogar, sich selbst zu vergeben.

Wie oft am Tag sind wir von Gottes Vergebung beschenkt. Besonders auch dann, wenn zu dem einen oder anderen Lebensbezug scheinbar kein Grund vorliegt, dass mir vergeben werden sollte. 

Ich denke, Vergebung ist die Voraussetzung für Liebe. Beides wird erlernt. Ziemlich nüchtern betrachtet. Es ist Arbeit. Vergebungsbereitschaft ist das Fundament einer Beziehung, einer Freundschaft. 

Manchmal erinnert mich Abba, Vater an lange zurück liegende Begebenheiten. Und genau das sind dann die "gottseligen" Momente, in denen mir deutlich wird, jetzt ist Vergenung meinerseits dran. 

Manchmal ist die Reaktion sofort darauf eine Freude und Befreiung. Dankbarkeit. Denn manchmal vergehen sehr viele Jahre bis wir endlich mit Gottes Hilfe in die damalige Situation zurück erinnert werden. Nicht weil wir verdammt werden sollen, sondern weil er uns liebt und es Zeit für uns wird, Heilung zu empfangen. Auch wenn es weh tut und man lieber wieder alles in der Versenkung haben will. 

Wie froh und dankbar dürfen wir sein, dass wir nicht dabei allein gelassen werden. Er ist an unserer Seite, er ist dabei. 
Mit anderen Worten zusammenfassend: Vergebung(sbereitschaft) ist in erster Linie für uns selbst. Das zu verstehen schenkt dann auch die Kraft und das Durchhaltevermögen, dem anderen 7x77x, alsoständig zu vergeben ohne verbittert zu sein. 

Die Liebe trägt den Sieg davon. 





 

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ignats
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von ignats am 11.08.2020 20:25

Ich bitte um Entschuldigung - da hab ich den wesentlichen Teil Deiner Frage übergangen

Die Bedingung zur Vergebung heißt nach meiner Erkenntnis: Wenn einer an dir schuldig wurde und bereut, dann vergib ihm. Und wenn er das siebenmal am Tag macht: Vergib ihm. Meiner Ansicht nach geht das eben aus Lk 17,3b-4 hervor: "Wenn dein Nächster gegen dich sündigt, weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, dann verzeih ihm. Selbst wenn er siebenmal am Tag an dir schuldig wird, sollst du ihm verzeihen, wenn er kommt und sagt: Ich bereue es!

Keine Reue empfinden bedeutet demnach für mich, dass ich keine Vergebung gewähre.

Ein Beispiel: Zwischen meiner Mutter, welche schon lange tot ist, und mir, bestand ein sehr schlechtes Verhältnis. Sie griff auf eine sehr üble Weise in mein Leben ein und versuchte später auch, meine Ehe zu sabotieren. Als ich von den akuten Geschehnissen nach einiger Zeit etwas Abstand bewonnen hatte, versuchte ich genau, was dort in Luk. steht: Mit ihr zu reden, sie zumindest auf ihre Fehler hinzuweisen - um ihr dann endlich Vergebung zusprechen zu können. Denn bis dahin ging das nicht. Doch weder erkannte sie, noch bereute sie gar, was sie falsch gemacht und wie sehr sie mir und auch meiner Frau geschadet hatte. Ob sie wirklich nicht erkannte oder nicht wollte, das weiß ich nicht.

Folge war, dass ich mich außerstande war, ihr zu vergeben und genau das habe ich Jesus auch dann so hingelegt. Heute habe ich darüber dennoch Frieden.

So denke ich, es macht schon auch einen Unterschied, ob es sich bei zu vergebenden Vergehen um "Peanuts" handelt, also um Kleinigkeiten, oder ob es dabei um lebensbestimmende Umstände geht.

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