Lüge und Wahrheit

Lüge und Wahrheit

von solana am 03.03.2016 10:15

Vor Kurzem las ich ich einen schönen Witz und musste herzlich lachen:

Ein Angler geht in ein Geschäft und sagt zur Verkäuferin: "Könnten Sie sie mir bitte 2 Forellen rüber werfen?"
Die erstaunte Verkäuferin fragt: "Warum soll ich sie werfen?"
Der Angler antwortet: "Dann kann ich zu meiner Frau sagen, ich habe sie gefangen".

Im Nachhinein ging mir die Geschichte noch im Kopf herum und ich musste daran denken, wie "entlarvend" manche Witze sind - ja, dass das, was uns zum Lachen bringt, oft gerade das Entlarvende ist. Sonst fänden wir es gar nicht lustig, sondern würden sagen: So ein Unsinn .... oä.

Der Angler will mit der Aktion 'formal" die Wahrheit sagen - mit der Absicht, seine Frau eigentlich doch "anzulügen", indem er bewusst einen falschen Anschein erweckt. Etwas sagt, das "formal" der Wahrheit entspricht, bei dem er sich aber sicher sein kann, dass die Frau etwas anderes versteht. Nämlich genau die "Lüge", die er nicht in Worte fassen will.....

Ist das nun besser und "wahrer" als direkt zu lügen?

Und machen wir so etwas - weniger offensichtlich - auch alle oft im Alltag?
Wenn es uns wichtiger ist, wie wir vor anderen Menschen dastehen, dass unser "Image" in ihren Augen möglichst "gut" ist. Wichtiger als "wahrhaftig" zu sein?

Die neulich eingestellte Geschichte vom hawaianischen Glücksgruss hatte ja auch "entlarvende Züge".....

Habt ihr Lust, noch mehr solcher Geschichten zusammen zu tragen und ein bisschen unter die Lupe zu nehmen?
Viel Spass dabei .
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

Re: Lüge und Wahrheit

von Sonnenkind am 03.03.2016 11:07

Wir haben dazu in der Schule (10. Klasse) von Grillparzer das Theaterstück "Weh dem, der lügt!" gelesen.

Es geht darin um die Befreiung des Neffens eines Bischofs. Der Befreier - ein junger Mann - hat dem Bischof geloben müssen, dass er nicht lügt. Das tut er auch nicht, aber er sagt die Wahrheit in einer solchen Form, z.B. eines Spottverses, dass ihm niemand glaubt. Er befreit den Gefangenen auf diese Weise, aber der Bischof deklariert ihn trotzdem zum Lügner.

Das war Anlass für heftige Diskussionen in der Klasse.

Gruß
Sonnenkind

. . . Ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde (1. Mos. 1,29)

Re: Lüge und Wahrheit

von Rapp am 04.03.2016 10:29

Wir schrieben November 1953. Es war das einzige mal, dass Mami mich bat sie zum Gottesdienst zu begleiten. "Das geht nicht. Heute besucht mich ein Freund..." Danach eilte ich zum Telefon. "Ernst, komm bitte heute zu mir, sonst habe ich Mami faustdick angelogen..."

Willy

Re: Lüge und Wahrheit

von Cosima am 05.03.2016 22:36

Oh! Heute ist mir das auch passiert...*schäm*

Meine Schwiegertochter hat angerufen und fragte, ob ich schon etwas zum
Mittagessen habe. Da ich gestern Abend erst nach Hause gekommen war,
wollte sie mir anbieten, bei ihnen zu essen. Doch da ich immer noch "autolos"
bin, habe ich abgelehnt, um ihnen die Fahrerei (abholen und heimbringen) zu
ersparen...und sagte schnell: "Ich habe schon einen Salat für heute, darauf freue ich mich."
Ui, als ich aufgelegt habe, erkannte ich erst, dass ich zwar einen Salat habe, aber
den hatte ich für morgen gekauft.
Hm..."Lieber Gott vergib mir bitte."
Sollte ich den Salat mit dem Hühnchen heute schon essen?
Ist eigentlich ein Sonntagsessen...Dann suchte ich in meinen alten Vorräten und fand vom
letzten Raclette, vor vier Wochen noch halb leere Gläser im Kühlschrank mit allen möglichen
Gemüsesorten: Rote-Beete-Würfel, Möhren aus dem Mix-Pickles-Glas, kleine Gurken, Maiskölbchen,
Silberzwiebeln, grüne Bohnen, etwas zerkleinert, dann angemacht mit einem Rest Teriyaki-Sauce
und Aceto Balsamico (war ein Geburtstagsgeschenk und sehr lecker) und Kürbiskern-Öl. Das hat
so super geschmeckt, ich war ganz begeistert...Das hätte ich nie gemacht, wenn mir diese falsche
Aussage nicht über die Lippen gerutscht wäre.
Gott hat meine Entschuldigung angenommen! Danke!

Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

Re: Lüge und Wahrheit

von Pal am 06.03.2016 04:53

Der Kampf zwischen Lüge und Wahrheit, ist ein Kampf zwischen (geistlichem) Leben und Tod, zwischen Liebe und Haß!
Gerade in der heutigen Zeit werde ich mehr mit Halbwahrheiten oder Pseudowahrheiten konfrontiert, als mir lieb ist.
Dabei werden Dinge überbetont und andere ganz weggelassen... so ist das entstehende Bild schon eingefärbt und entspricht bei weitem nicht mehr der (göttlichen) Wirklichkeit.

Eines der krassesten Beispiele dafür lese ich in 1.Kö.22.
Ein echter Prophet Gottes steht da gegen die Einheit von 400 (falschen, verlogenen) Königspropheten...
Uffz! - Stellt euch vor, ihr müßtet durch eine vergleichbare Konfrontation! -
Würde ich da die Liebe zur Wahrheit über alles achten, oder der Lüge folgen? -
Auch Micha ist anfangs dabei das gleiche Lügen-Liedchen anzustimmen. Doch scheinbar in solch einer Weise, das der böse König Ahab, sofort dahinter kommt. "Die Forelle war zu sehr über den Ladentisch geworfen worden!" -

Dann kommt das Schrecklichste => eine Offenbarung, wie Gott selbst sich den Lügenliebhabern als Lügen-sender erweist.

ER gibt uns, was wir so sehr lieben, in einer solchen Fülle das es uns übel aufstößt.
Deshalb liegt mir die Warnung so am (eigenen) Herzen =>


Oder das folgende, tragische Beispiel =

Wenn Gott es zuläßt und der Christ von seinen "Egolüsten" dermaßen viel bekommt, bis er sich vor sich selbst ekelt... dann ist dies eine schreckliche Erfahrung... und doch ist genau dies die Prozedur, die mir mein eigener Geist einbringt...
Deshalb möchte ich mich am allermeisten vor mir selber hüten!

Re: Lüge und Wahrheit

von saschaw am 06.03.2016 18:18

Hallo,
Liebe Solana, der Witz gefällt mir.
Aus meiner Sicht, macht es keinen Unterschied, ob er die Fische nimmt oder über die Theke geworfen bekommt. Diese Lüge ist eher dazu da um seiner Frau mal sagen zu können: schau, ich habe auch mal was geleistet. Aber wahrscheinlich weiß sie, dass er die Fische gekauft hat.

Gott sei mit Euch
sascha