Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

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Cleopatra
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Beiträge: 5311

Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von Cleopatra am 10.07.2021 08:42

Guten Morgen zusammen, 

ich würde gerne mal ein Thema mit euch besprechen und eure Sichtweise lesen.

Ich zitiere mal aus einem Nachbarthread, weil das gut als Einstieghilfe dient:


Mato: Die Erwählung des jüdischen Volkes war ein durch JHWH einseitig bestätigter Blutbund. Die höchste und heiligste Form eine Bundes, der nicht lösbar ist. Daher können die gemachten Verheißungen, wie es oftmals gelehrt wird, nicht auf die Gemeinde übergegangen sein (Substitutionstheologie)



Mir ist aufgefallen, dass oft Verse aus dem Kontext herausgenommen und für sich beansprucht werden, obwohl diese dem Volk Israel gewidmet wurden.


Ein Beispel: Oft wird 2. Mose 14,14 zitiert: "Der HERR wird für euch kämpfen, ihr aber werdet still sein."
Dies war eine Aussage an das Volk Israel von Mose, als dieses murrte und zurück nach Ägypten wollte.
Auch gerne zitiert werden ermutigende und tröstende Worte von David, die er in den Psalmen an Gott singt.

Es sind viele Aussagen, die wir auf uns beziehen: Gott wird auch für mich kämpfen, Gott ist mir auch eine Burg, mit meinem Gott kann auch ich Mauern überspringen und so weiter.

Auf der anderen Seite erlebe ich zwischendurch aber bei Textpassagen aus dem neuen Testament, dass argumentiert wird, dass hier in den Briefen ja schließlich nur an eine bestimmte Personengruppe geschrieben wurde (zum Beispiel erlebe ich das beim Thema Frauen in der Gemeinde- das wurde an die Korinther geschrieben, da war ja damals ein großes Durcheinander in den Gemeinden, oder es war eben eine andere Zeit, in der Frauen grundsätzlich weniger Rechte hatten).

Mir geht es hier nicht um das Thema Frauen, weil ich dieses nur als Beispiel genannt habe, welches mir eben öfters begegnet.

Ich habe mich schon lange gefragt, was wir auf uns beziehen können und was nicht.

Wo haben wir den Hinweis, was wir heute für uns beanspruchen dürfen als Gottes geliebte Kinder (Die Israeliten waren und sind ja Gottes auserwähltes Volk, wir haben die besondere Gnade, auch erlöst zu werden, obwohl wir nicht zum auserwählten Volk gehören- das ist ein riesen Geschenk!)

Ich bin auf eure Sichtweise hierzu gespannt.

Liebe Grüße, Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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pray

61, Weiblich

  tragende Säule

Beiträge: 996

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von pray am 10.07.2021 17:13

Liebe Cleo,

 

mir fällt gerade ein, dass die Heiden doch in den Ölbaum eingepropft sind und bekommen damit Anteil an der Wurzel und Saft des Ölbaums (Rö. 11,7)

Und die Heiden sind ja auch Miterben der Verheißung geworden. (Eph. 3,6)

Manchmal wird im NT auch das AT zitiert und für Christen als Nichtjuden angewandt.
z.B. Hier:
Seid nicht geldgierig, und lasst euch genügen an dem, was da ist. Denn er hat gesagt (Josua 1,5): »Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.« 6 So können wir getrost sagen (Psalm 118,6) : »Der Herr ist mein Helfer, ich werde mich nicht fürchten; was kann mir ein Mensch tun?«

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Leah
Gelöschter Benutzer

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von Leah am 10.07.2021 22:24

Hallo Cleo,

ich denke, da muss man sehr aufpassen, stimmt.

Zu den Bundeschlüssen. Da gibt es unterschiedliche und mehrere, und nur der Bundesschluss am Sinai ist ein beidseitiger Bund gewesen und da er vom Volk Israel gebrochen wurde, auch nicht mehr gültig. Der Bund der Landverheißung wurde gegenüber Abraham ausgesprochen. Er war einseitig von Gott. Daher bestätigte Gott ihn gegenüber den Patriarchen und David, z.B.

Vieles, was dem Volk Israel verheißen ist, ist uns zum Vorbild geschrieben und ein Vorschatten für geistliche Dinge.

Die Landverheißung gilt Israel. Sie wird sich im 1000 jährigen Reich erfüllen. Der Gemeinde gilt: Unser Bürgerrecht ist im Himmel.

"Der Herr wird für Euch kämpfen, ihr aber werdet still sein" gilt hier für Israel, aber es hat eine geistliche Bedeutung. Gott kämpft für uns, z.B. gegen Sünde in uns. Wir sollen nicht gegen Sünde kämpfen, sondern fliehen. Dagegen haben die Tessalonicher der Sünde noch nicht widerstanden bis aufs Blut. Ja was jetzt, wer kämpft? Im Kontext wird klar, dass es hier darum geht, dass die Sünde gemeint ist, die sich gegen die Gläubigen richtet. Und gemeint ist, dass wir treu sein sollen bis in den Tod und die Zuversicht nicht wegwerfen sollen. Also hier geht es um ein geistliches Prinzip, das im alten Bund verdeutlicht wurde und im neuen Bund geistlich weiterhin gilt. 

In der Gnade zu leben und im Geist zu wandeln wird oft leichter, wenn man die geistliche Bedeutung des alten Testamentes verstehen darf. Das Buch Richter beschreibt die Kämpfe des Volkes Israels gegen die heidnischen Völker Kanaans. Wenn man weiß, was die Völkernamen bedeuten, erkennt man, hier wird ein geistlicher Kampf beschrieben. Und ob Israel siegt, hängt mehr vom Vertrauen in Gott und dem geistlichen Zustand des Volkes Israel ab, als von ihrer fleischlichen Kraft und Ausrüstung, siehe z.B.Gideon. So hängen auch unsere Siege von der bereinigten Beziehung zu Gott ab, vom Vertrauen und davon, mit leeren Händen zu kommen, nur angetan mit der Rüstung aus Gott, dem Helm des Heils, dem Schild des Glaubens etc.; und auch im geistlichen soll Juda, das heißt Lobpreis, dem Kampf vorrausgehen, denn wir können und sollen im Glauben den Herrn schon vor dem Kampf für den Sieg loben.

Es gibt ein paar Regeln, die ich bei der Auslegung bedenken sollte:

Erstens Gebet

Zweitens Gebet

Drittens genau lesen

Viertens Kontext

Fünftens Parallelstellen

Sechstens: Zu wem genau spricht der Herr? Zu Israel, zu Gläubigen, zu Ungläubigen, ....

Siebtens: Ist etwas wörtlich gemeint oder geistlich? Wie auch immer, es darf kein Bruch sein bei der Auslegung. (z.B. Wenn biblische Prophetie wörtlich in Erfüllung geht, kann ich nicht plötzlich sagen, aber ab da ist es geistlich gemeint. Nein, z.B. das 1000 jährige Reich kommt wörtlich, nicht geistlich).

Achtens, wenn es gar nicht klar wird, Gott fragen und warten. Er zeigt es uns. Der heilige Geist führt uns in alle Wahrheit, und auch wenn wir nur stückweise erkennen, erkennen wir die einzelnen Stücke daher genau.

 

Leah

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.07.2021 22:34.

Mato
Gelöschter Benutzer

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von Mato am 11.07.2021 07:57

Wo haben wir den Hinweis, was wir heute für uns beanspruchen dürfen als Gottes geliebte Kinder (Die Israeliten waren und sind ja Gottes auserwähltes Volk, wir haben die besondere Gnade, auch erlöst zu werden, obwohl wir nicht zum auserwählten Volk gehören- das ist ein riesen Geschenk!)

Beanspruchen dürfen wir in jedem Fall, Zeugen der Prophetie zu sein, die sich erfüllt. Wir sind ja eingebunden in der zeitlichen Entwicklung dessen, was Gott in der Endzeit für Israel als auch für uns bewirken wird. Wir können die Wiederherstellung Israels nicht von der Sammlung der Heiden trennen, das gehört zusammen. Natürlich darf man den Empfänger der Verheißungen nicht verwechseln oder in der Weise vergeistigen, dass man eine Rolle einnimmt, die einem nicht zusteht. Aber die Frage der persönlichen Betroffenheit bzw. Beanspruchung von Bibelaussagen, durchzieht sich durch die ganze Bibel und in besonderer Weise für uns durch das Neue Testament, in dem uns ja individuelle Kriterien des Christseins deutlich gemacht werden.

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pray

61, Weiblich

  tragende Säule

Beiträge: 996

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von pray am 11.07.2021 20:44

Leah schrieb: die heidnischen Völker Kanaans. Wenn man weiß, was die Völkernamen bedeuten, erkennt man, hier wird ein geistlicher Kampf beschrieben


Hallo Leah,

 

natürlich kenne ich die Auslegung auch, dass die Feinde im AT übertragen werden auf die geistlichen Feinde heute, die uns zu schaffen machen. Ich nehme diese Ansicht mal halbwegs an, bin aber dennoch nicht so ganz überzeugt davon, alles heute "geistlich" zu deuten.

Kannst du mir dann sagen, was die Völkernamen bedeuten?

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nusskeks

32, Männlich

  Engagiert

Beiträge: 386

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von nusskeks am 11.07.2021 21:23


Umgang mit der Bibel/

Je mehr ich über die Jahre darüber nachdenke, je mehr denke ich, dass wir uns als Menschen dem Wort Gottes nähern, wenn wir die Bibel lesen. Der Mensch tritt also Gott gegenüber. Alle Aussagen, welche die Bibel in irgendeiner Weise auf "ein Buch" reduzieren, greifen meiner Ansicht nach viel zu kurz.

Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

Alle für uns heilsgeschichtlich Relevanten.


One of Israel

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von Burgen am 11.07.2021 21:54



Welche Aussagen können wir auf uns beziehen? Alle für uns heilsgeschichtlich Relevanten.

Ja, das ist so, da Gott ja einen Plan hat, den er umsetzt.
Und dieser speist sich ganz bestimmt aus seiner göttlichen, väterlichen Liebe seiner Schöpfung, inklusive der Menschen gegenüber. 

Die andere Seite des Umgangs mit der Bibel ist der, dass das Wort ja direkt in die Herzen und über die Seele dirkekt den jeweiligen Menschen 'anspricht'. Und das kann meist einfach so durch inneres Lesen der Schrift sein. 
Ist derjenige in der Beziehung mit Gott/Jesus, dann wird sich manch ein Wort ganz besonders heilbringend einprägen. 

Was mich selbst angeht, kann ich mit gutem Gewissen auf wunderbare Bibelarbeiten im Kreise junger Leute und älterer Menschen zurück blicken. 
Da wurde das Fundament gelegt, auf dem all die Jahre aufgebaut wird. 
Und hier im Forum habe ich auch viel gelernt und viele andere Ansichten usw. kennengelernt. 
Manches ist gut, anderes weniger. Alles ist Stückwerk. 




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Leah
Gelöschter Benutzer

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von Leah am 12.07.2021 02:05

Hallo Pray,
Ich will die Antwort zu Deiner Frage nicht zu sehr ausdehnen, weil es nicht zum Thema gehört.
Die Kanaaniter waren Händler, sie stehen für die Geldliebe, die Philister waren Götzendienser mit einer hochmütigen Haltung gegenüber allem, was wahre Gottesfurcht heißt....etc. 
Diese Neigungen, die ja auch in uns sind, sollen wir überwinden in einem geistlichen Kampf.

Also, ja, ich bin auch dagegen alles geistlich auszulegen. Da kann man sich auch verkünsteln.😘
Leah

Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.07.2021 02:07.

Mato
Gelöschter Benutzer

Re: Umgang mit der Bibel/ Welche Aussagen können wir auf uns beziehen?

von Mato am 12.07.2021 15:57

Alle für uns heilsgeschichtlich Relevanten.

 
Respekt, mit einem Satz ein ganzes Thema abgehandelt.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.07.2021 15:57.

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