Gedanken zur Religion

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christ90

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Gedanken zur Religion

von christ90 am 02.01.2016 22:04

Wie bereits am Titel ersichtlich ist das Anliegen dieses Threads kein spezifisch christliches. Es geht mir vielmehr um das Phänomen menschlicher Religiosität im Allgemeinen. Um den Threadverlauf nicht von vorn herein einzuengen, habe ich mich dazu entschieden diesen „offenen" Titel zu wählen. Im Übrigen erachte ich es auch in einem spezifisch christlichen Forum nicht für verfehlt, dem Thema Religion an sich, einschließlich des Umgangs mit anderen Religionen, einen gesonderten Thread zu widmen.

Nun, wie fange ich am besten an? -

Vorneweg sei gesagt, dass ich Religion nicht stets nur als etwas Menschen vereinendes, sondern immer wieder auch als etwas dieselben trennendes erlebt und empfunden habe. Dabei spreche ich wohlgemerkt nicht von gewaltsamen Auseinandersetzungen jedweder Art. Vielmehr erlebte und erlebe ich religiöse Haltungen zuweilen als etwas, das einer tieferen zwischenmenschlichen Begegnung im Wege steht. Auch wenn man gegen die jeweilige andersgläubige Person charakterlich nichts einzuwenden hat, einander freundlich gegenüber tritt und sich in Toleranz übt, so hinterlässt die offensichtliche religiöse Differenz doch ein Gefühl von Beklommenheit, Unsicherheit, Ratlosigkeit...Recht kann schließlich nur einer haben, der andere geht unweigerlich fehl; Religion hat schließlich einen Wahrheitsanspruch und damit etwas Ausschließendes an sich.

Die Frage, die mich in letzter Zeit verstärkt beschäftigt, ist, ob und inwiefern dies wohl so sein muss, bzw. worin die Ursachen dafür liegen. -

Ein allen Religionen gemeinsames Merkmal ist die Vermittlung von Halt. Der Mensch hat zweifellos ein ausgeprägtes Bedürfnis, man könnte sagen inneres Verlangen nach Halt, Orientierung im Kosmos, (religiöser) Gewissheit. Aus dieser Gewissheit erwächst ihm innere Befriedung, Kraft und Vitalität, Identität, sowie insgesamt ein verstärktes Selbstgefühl. Unbestimmte Religiosität vermag ihm diesen Halt kaum zu bieten - zu allen Zeiten machten sich Menschen ihre Religionen -, obendrein ist diese nicht gemeinschaftsfördernd. Dieses Bedürfnis nach Halt findet seinen nach außen hin sichtbaren Ausdruck in den verschiedenen weltanschaulichen Vereinigungen, Ideologien, Kulten, esoterischen Konzeptionen... insbesondere jedoch in den religiösen Vereinigungen mannigfaltigster Art. Überall finden Menschen diesen Halt.

Welchen Ausdruck dieser Halt nun findet suchen sich die Menschen in der Regel nicht aus. Ganz offensichtlich ist es so, dass zwischen der Religion eines Menschen und dem religiös-kulturellen Umfeld in das er hineingeboren wird ein enger Zusammenhang besteht. (Dieser Umstand sollte zu denken geben. Auch wir sind diesbezüglich ja keine Ausnahmen. Man muss sich vorstellen: Wären wir nicht in Europa geboren und aufgewachsen, so hätten die meisten hier mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Christentum gar nichts am Hut.) Ferner lassen sich noch Bezüge herstellen zwischen der Persönlichkeit, der Biographie und der religiösen Einstellung einer Person; was hier zu weit führen würde.
 
Hierin sehe ich gewissermaßen ein Dilemma: Ein undefiniertes, zunächst allen Menschen gemeinsames, wenngleich höchst subjektives Streben, Tasten nach dem höheren auf der einen-, ein tiefes Verlangen nach Halt, Struktur, innerer Gewissheit auf der anderen Seite, dessen Preis darin liegt, dass es, wie eingangs geschildert, die Menschen entzweit, sie einander mit Vorbehalt begegnen lässt. Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass jene natürliche Religiosität (die es wohlgemerkt in ihrer Reinform niemals gab und gibt) etwas die Menschen vereinendes-, festgefügte, intellektualisierte, konstitutionalisierte, dogmatisch erstarrte Religion etwas die Menschen trennendes ist.

Einen weiteren Umstand, der einer gegenseitigen Verständigung im Wege steht sehe ich darin, dass die meisten Menschen in eine Religion gleichsam hineinwachsen, diese von Beginn weg in sich aufnehmen, internalisieren, ehe sich ein wahrhaft natürlich-existenzielles Verlangen überhaupt herausbilden konnte. Fehlt dieses jedoch, bzw. geriet es in Vergessenheit, so fehlt damit ein entscheidendes Element zur gegenseitigen Verständigung. Man spricht dann mit einer Selbstverständlichkeit in religiösem Vokabular von Dingen, die den anderen befremden muss. Dabei bildet besagtes Streben und Sehnen nach dem höheren, nach Heil, m. E. den alleinigen Ausgangspunkt, das Fundament wahrer, gehobener Religiosität.

Was wären eure Lösungsansätze? Schreibt gerne eure Gedanken diesbezüglich.

Nachdenkliche Grüße...
c90

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.01.2016 22:18.

kahate

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Re: Gedanken zur Religion

von kahate am 03.01.2016 03:21

Hallo christ90,

vielen Dank für diesen Eröffnungsbeitrag mit den Gedanken zur Religion.

Ich finde, Du hast Deine Gedanken und Überlegungen sehr klar dargestellt, so wie mir das mit meinen Gedanken noch nicht so ganz gelungen ist.
Allerdings hätte ich mich gerne darüber versichert, ob ich den Satz Deines Beitrages richtig verstanden habe, in dem Du schreibst:

Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass jene natürliche Religiosität (die es wohlgemerkt in ihrer Reinform niemals gab und gibt) etwas die Menschen vereinendes-, festgefügte, intellektualisierte, konstitutionalisierte, dogmatisch erstarrte Religion etwas die Menschen trennendes ist.

Wolltest Du damit sagen, dass nach Deiner Meinung jede natürliche Religiosität etwas die Menschen Vereinendens ist, DAGEGEN aber jede festgefügte, intellektualisierte, konstitutionalisierte, dogmatisch erstarrte Religion etwas die Menschen Trennendes ist?

Hmm, wenn ich Dich SO richtig verstanden habe, dann steckt in Deiner Darstellung meiner Meinung nach sehr viel Wahrheit.
Auf die verschiedenen Beiträge der Leserinnen und Leser bin ich schon sehr gespannt...

Ebenfalls nachdenkliche und nicht weniger herzliche Grüße von kahate

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Religion

von Rapp am 03.01.2016 09:56

Na ja, ich laufe nun Gefahr mich zu wiederholen. Egal. Aber ich frage nun mal ganz einfach: Was hat wohl Religion mit einer innigen Liebesbeziehung zu tun? Wohl nix!

Ich zitiere einen alten Rabiner: Religion ist der beste Weg Gott niemals zu begegnen.

Meine Beziehung zu Jesus und zu Gott, dem Vater, ist die Beziehung eines Kindes zu seinen Geschwistern und den Eltern: wir lieben uns, hängen aneinander und wollen dem Vater Freude bereiten. Das hat nix mit Religion, Riten und anderem Zauber zu tun. Hier geht es um Liebe, nicht um Kadavergehorsam.

Ich denke gerade an die so oft zitierten zehn Gebote. Eine Eigenart der hebräischen Sprache ist es, dass z.B. sollen und werden den gleichen Wortstamm haben. So kann ich auch lesen: Wenn ich dein Gott sein darf, wirst du keine andern Götter neben mir haben. Du wirst nicht stehlen, lügen u.a.m., denn ich bin dein Gott... Eben Liebesbeziehung und nicht angelernter Kram.

Dass ich kaum verstanden werde ist mir klar. Schließlich reiße ich mit diesen Gedanken manche Masken runter. Religion ist ja ein großartiges Versteck für eigene Lügengebäude. Muss nicht unbedingt sein, aber trifft nur zu oft zu.

Genug, ich geh nun raus...

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.01.2016 14:55.

Sonnenkind

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Beiträge: 240

Re: Gedanken zur Religion

von Sonnenkind am 03.01.2016 10:51

Hallo,

nach meiner Meinung (und Erfahrung) machst du zwei Voraussetzungen, die man anzweifeln kann:

Der Mensch hat zweifellos ein ausgeprägtes Bedürfnis, man könnte sagen inneres Verlangen nach Halt, Orientierung im Kosmos, (religiöser) Gewissheit.

Wenn ich mir die Masse der Menschen in meiner Umgebung ansehe, dann erkenne ich kein inneres Bedürfnis nach Religion. Die Bedürfnisse sind: Essen, Liebe, ein tolles Auto, Sex, Unterhaltung . . . (die Reihenfolge ist beliebig). Religion ist erst einmal nicht dabei. Möglicherweise drückt sich deine Behauptung in einer Zunahme der Versicherungspolicen aus . Aber die meisten Menschen leben mit Fernsehen und/oder Joggen und der Befriedigung ihrer materiellen Bedürfnisse einfach so vor sich hin. Religion wird als dekorative Zugabe für Hochzeiten und Beerdigungen gebraucht. Mehr nicht.

Ganz offensichtlich ist es so, dass zwischen der Religion eines Menschen und dem religiös-kulturellen Umfeld in das er hineingeboren wird ein enger Zusammenhang besteht.

Das mag in einer sehr allgemeinen Bedeutung so sein - wir essen Schweinefleisch und Rindfleisch. Aber macht die religiöse Umgebung tatsächlich Glauben?
Gerade unter Atheisten, Agnostikern und in der Heidenszene sind mir Menschen begegnet, die in einer sehr konservativen christlichen Umgebung groß geworden sind und sich davon abgewandt haben - sei es, weil sie die christliche Religion als zu zwanghaft oder als hohle Form empfunden haben. Als Beispiel: Ein hochangesehener Asatru-Vertreter war aufgrund einer Behinderung ab seinem 6. Lebensjahr in einem Internat, das von einem orthodox-reformierten Ehepaar betrieben und geleitet wurde; Grundschüler mussten zur Strafe, wenn sie etwas angestellt haben, Paulus-Briefe abschreiben! (Auch wenn ich nicht an die Hölle glaube, aber solche "Christen" sollten dort schmoren ). Es finden sich auch viele ehemalige Katholiken dort, die den direkten Zugang zu Gott und Inhalte in den kirchlichen Formen vermissten.

Demgegenüber treffe ich in christllichen Foren immer wieder auf Menschen, die gar nicht in einer christlichen Familie aufgewachsen sind, aber von Jesus selbst zum Glauben gerufen wurden. Mein Vater glaubte an gar nichts; er war Schulleiter und erteilte immer den Unterricht, für den ihm Lehrer fehlten, also zuzeiten auch Religionsunterricht. Als ich ihn deshalb zur Rede stellte, war seine zynische Antwort: "Kinder brauchen Märchen. Ob ich ihnen die aus der Bibel oder die von Grimm erzähle, ist letztlich egal!" 

Zusammengefasst: Nach meiner Überzeugung kann man Glauben nicht selbst "machen". Man wird von Gott gerufen, von Christus berührt, vom Heiligen Geist getragen und getröstet. Warum dies dem einen Menschen geschieht und einem anderen nicht, ist Gottes Wille, den wir demütig zu akzeptieren haben.

Demzufolge muss ich mit allen Menschen auskommen. Ich kann die bedauern, denen kein christlicher Glaube geschenkt wurde. Aber als Menschen achten und als Nächste lieben - das gebührt allen.

Gruß
Sonnenkind

. . . Ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde (1. Mos. 1,29)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.01.2016 10:55.

solana

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Re: Gedanken zur Religion

von solana am 03.01.2016 11:10

Ja, Willy, das sind sehr gute Gedanken dazu, finde ich.

Was bei anderen Religionen ein vereinendes Element sein könnte, weiss ich nicht.
Im Christentum ist es die Liebe:

Kol 3, 14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
15 Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in "einem" Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

Die Liebe ist das "Band der Vollkommenheit", die die ganze Gruppe von Menschen mit all ihren Fehlern und Schwächen zusammenhält.
Und zwar nicht die Liebe, die die jeder einzelne aufbringen kann, sondern die Liebe, mit der wir geliebt werden von unserem gemeinsamen Herrn und die er "in unser Herz ausgegossen" hat (Röm 5,5).

Je mehr - bei jedem einzelnen - dieser Herr im Zentrum des Lebens steht und das Leben auf ihn hin "in Liebe" ausgerichtet wird, um so mehr "regiert sein Friede" in den Herzen. Und wo dieser Friede regiert, da ist Offenheit und Sicherheit da, um auch den Mitmenschen liebend zu begegnen.
Weil man sich nicht durch sie "in Frage gestellt" sieht, seinen "Wert" nicht "beweisen" muss, sich nicht hervortun (und die anderen kleiner machen) und zeigen, wie besonders und einzigartig man ist, um Anerkennung kämpfen usw...
Je mehr wir auf diesen Herrn sehen, um so mehr eint er uns.

Je mehr wir auf uns selbst sehen und uns mit anderen vergleichen, um so mehr Trennendes baut sich auf Um so mehr sind wir darauf angewiesen, Einigkeit herzustellen durch "Gemeinsames" - in der Abgrenzung gegen "die anderen" durch  "Trennendes". Um so genauer muss "definiert" und festgelegt werden, was jeder einzelne zu welcher Frage denken darf, um wirklich dazu zu gehören.
Weil es ein Gerüst von Dogmen ist, das eint - und trennt.

Und ein "Gerüst" gibt eben nur dann Halt, wenn es unverrückbar fest steht....

Im Gegensatz zu einer lebendigen Liebesbeziehung.
Hier ist Raum für Entwicklung und Entfaltung.
Ein "Fehler", eine Schwäche, eine Unvollkommenheit, noch nicht ausgereifte Erkenntnis usw sind dann kein "Ausschlusskriterium" für die Gemeinschaft mehr. Weil es nicht auf die Perfektion jedes einzelnen ankommt, sondern auf die Bereitschaft, sich auf unseren Herrn einzulassen und ihm zu vertrauen, dass er auch verkorkseste Leben heilen kann und das angefangene Werk in jedem zu Ziel bringt, der sich ihm anvertraut.
Das gibt Gelassenheit und Zuversicht, Nachsicht und Geduld mit anderen.

Phil 1,6 und ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.

Phil 3,15 Wie viele nun von uns vollkommen sind, die lasst uns so gesinnt sein. Und solltet ihr in einem Stück anders denken, so wird euch Gott auch das offenbaren.

Nur vorsorglich, damit nicht der Einwand kommt: "also soll jeder denken, alles egal, was er will, Gleichmacherei ...."

Natürlich müssen wir Irrtümer aufdecken und die Wahrheit bezeugen.
Aber nicht unsere Arbeit/unser Kampf/unsere Überzeugungskraft ist es, die andere zur Wahrheit führt. Es ist nicht unser "Werk", nicht wir fangen es an und vollenden es - wir sind nur Werkzeuge. Und wenn wir manchmal ein bisschen mehr Vertrauen auf unseren "Baumeister" hätten in Bezug auf die "geistliche Entwicklung" unserer Geschwister, dann könnte der Umgang miteinander ein viel grösseres Zeugnis seiner Liebe geben.

Joh 13,35 Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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alles.durch...

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Re: Gedanken zur Religion

von alles.durch.ihn am 03.01.2016 15:03

Gedanken zum Thema Religion - hier sind meine..    :
Religion habe ich die längste Zeit meines Lebens praktiziert - habe Gott dort gesucht und nicht gefunden...
Habe aufrichtig nach ihm gesucht - so dachte ich - und ihn nicht gefunden.
Komisch, er lässt sich doch finden, wenn wir ihn suchen - sucht/ liebt(!) uns aber zuerst!  

Im Nachhinein stelle ich fest und fasse kurz zusammen:
solange wir uns vor ihm verstecken, ihn nur in Situationen "brauchen", wo es uns genehm ist und 
wir nicht weiter wissen, sind wir auf dem Holzweg, weil es keine echte Suche ist, in der wir bereit sind
uns ihm völlig zu öffnen, ihm wirklich alles zu übergeben und zu überlassen. Nein, das wollen wir
(vorerst) nicht. Dazu müssen wir meist erst soweit am Boden sein, dass wir keinen anderen Ausweg
mehr sehen, komplett kapitulieren und uns dann herablassen, ihn ans Ruder zu lassen.

Es heißt ja oft, Christsein ist was für Schwächlinge, für psychisch Kranke usw. Tja, für Menschen, die
alles "selbst schaffen", die es nicht nötig haben, nach einer echten Beziehung und somit Abhängigkeit
mit/zu Gott zu suchen, ist das nichts - das ist wohl wahr..  

Allen liebe Segenswünsche - mögen wir alle,  jeden Tag neu,  Gemeinschaft mit Gott (mit allen Konsequenzen!!!)
von ganzem Herzen suchen und finden... <3

lg,adi/ alles.durch.ihn



..ich will den Herrn loben allezeit und seinen Namen preisen! <3


Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.01.2016 15:10.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Religion

von Rapp am 03.01.2016 15:43

Eben denke ich an ein Erlebnis, das zwar Jahre zurück liegt, aber von seiner Aktualität hat es nichts verloren. Damals tagte der Ökumenische Rat der Kirchen in Stockholm. Generalsekretär war ein Mann, den ich als Anfänger im Predigtdienst einer Pfingstgemeinde kennen gelernt hatte. Eines Tages hatte er den Gemeindedienst auf Halbzeit reduziert um an der Uni Theologie zu studieren. Er promovierte und wurde schließlich Professor. Als etliche Prediger sich mit Leuten aus jenem Rat in Diskussionen einließen meinte jener Mann: Geschwister, ihr habt eine Erfahrung mit Gottes Geist gemacht. In theologischen Gesprächen könnt ihr euch wohl nie mit uns messen. Aber viele von uns beneiden euch um euren einfachen Glauben. Bitte, legt davon Zeugnis ab und lasst euch nicht auf theologische Spitzfindigkeiten ein. Sagt uns schlicht, was ihr erlebt und wie Gott in euren Leben wirkt!

Das, meine ich, wäre auch hier sehr sinnvoll: wir berichten, wie sich Gott konkret in unserem Alltag erleben lässt. Danach sehnen sich viele Menschen.

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.01.2016 17:56.

Sonnenkind

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Re: Gedanken zur Religion

von Sonnenkind am 03.01.2016 16:11

Hallo adi,

du hast geschrieben:

Religion habe ich die längste Zeit meines Lebens praktiziert - habe Gott dort gesucht und nicht gefunden...

Das verstehe ich nicht. Kannst du bitte beschreiben, was du unter "Religion" verstehst?

Normalerweise bezeichnet man damit die theoretische Beschreibung eines Glaubenssystems. So gibt es die Weltreligionen Christentum, Islam, Buddhismus; historisch die Religion der Ägypter, der Griechen, der Römer, der Germanen . . .
Religion kann man nicht praktizieren. In dem Moment, in dem man versucht, einem dieser Lehrgebäude persönlich zu folgen, Religion zu praktizieren, wird ein persönlicher Glaube daraus. Und der ist in jedem Fall etwas Anderes.

Gruß
Sonnenkind


. . . Ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde (1. Mos. 1,29)

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Re: Gedanken zur Religion

von alles.durch.ihn am 03.01.2016 18:10

Ja, gerne, Sonnenkind..  :- ) 
Ein "persönlicher Glaube", auch den hatte ich zu dieser Zeit, was mir aus heutiger Sicht immernoch
als "Religion" erscheint. Gott war zu der Zeit für mich sehr unpersönlich und unerreichbar. 
Wurde in jenen Kreisen oft als "Energie", "kosmische Energie" usw. benannt. Dafür gab/gibt es zig Ausdrücke.. 

Wie ich Gott heute erlebe? Als einen Vater, der mich unendlich liebt, der sich um mich sorgt, mir
auf mein Gebet antwortet, ohne, dass ich dazu irgendwelche Hilfsmittel brauche - zig Kurse besuchen muss,
um dann immernoch weiter auf der Suche zu sein. So habe ich meinen persönlichen Glauben" damals erlebt.
Eine Suche ohne Ende quasi, verstehst du? Jetzt hingegen bin ich angekommen..  
Meine Sehnsucht, mein Verlangen nach "Hilfe rund um die Uhr"  ist gestillt! Gott ist mir nahe!!! 

Vergleichen kann man immer erst dann, wenn man beides erlebt hat, alles Andere war wie fade Suppe, 
auch wenn rein äußerliche Kicks durchaus dabei waren, die ich aus heutiger sicht als okkult bezeichnen muss.
. Sie gingen nicht in die Tiefe, waren nicht in der Lage mich und mein Herz zu erreichen und mich zu meinem Besten
zu verändern. Ganz im Gegenteil, ich wollte mich nicht verändern (lassen), es ging um mich und meine Ego-Befriedigung,
wovor ich mich auch weiterhin ganz klar hüten muss und will.. ;- ) 

...so ist es mein ganz persönliches Erleben "ohne Religion", was ich niemandem aufdrücken will. 
Ich hoffe, du verstehst jetzt mein Verständnis von "Religion". 

lg, adi


 

..ich will den Herrn loben allezeit und seinen Namen preisen! <3


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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Religion

von Rapp am 03.01.2016 18:34

Gerade hier sehe ich den Unterschied zwischen den Religionen und der Beziehung zu Jesus Christus: Bei allen Religionen geht es, wie du sagst um ein System, niemals aber um eine Beziehung. Das ist der große Unterschied: dort lassen religiöse Geister grüßen. Mit Jesus muss ich aber eine persönliche Liebesbeziehung eingehen, muss mich damit einverstanden geben, dass er die Führung in meinem Leben für mich persönlich übernimmt. Das nimmt er sich nicht heraus, dazu ist er zu anständig. Ich muss es ihm erlauben... Das ist eine zutiefst persönliche Angelegenheit. Wie in einer Ehe die Liebe zunimmt, wenn wir richtig miteinander leben, ist das auch so in meiner Beziehung zu Jesus. Mich führt er ganz persönlich die Wege, die er sich vorgenommen hat.
Mit System hat ein Leben mit Jesus nix zu tun. Mich kann man ja auch nicht in ein System quetschen...

Willy

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