Nähe vs. Distanz

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christ90

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Nähe vs. Distanz

von christ90 am 14.10.2015 20:35

Ich möchte gerne ein Thema aufgreifen, welches mich im Grunde schon seit längerem, namentlich seit dem Thread über die Formen der menschlich-göttlichen Interaktion sowie meiner Begegnung mit dem Gebiet der Religionsphänomenologie gleichermaßen bewegt wie fasziniert: Die Verschiedenartigkeit der menschlichen Gotteswahrnehmung, vornehmlich innerhalb des Christentums. Dabei fällt mir auf, wie sehr sich die heutige, christlich gefärbte, großenteils von der ursprünglichen, auf der Uroffenbarung sich gründenden Gotteserfahrung entfernt und seither mannigfach verzweigt hat.

Ein zentraler Aspekt scheint mir hierbei zu liegen im Verhältnis von Nähe und Distanz, genauer: dem Umstand von größtmöglicher Nähe bei gleichzeitiger unendlicher Distanz. Auf der einen Seite ist Gott uns unendlich entrückt, auf der anderen wieder so unfassbar nah, näher als je ein Mensch uns zu sein vermag. Diese scheinbare Ambivalenz löst sich jedoch, wenn man bedenkt, dass sich bei dieser Art von Nähe um eine grundsätzlich verschiedene handelt im Vergleich zu jener, die aus engem persönlichem Verhältnis erwächst. Jene ist getragen von einer tiefen Ehrfurcht und innerer Weite, während letztere doch sehr menschlich ist, mit einem Zug zur Vereinnahmung.

Auch das intimste Verhältnis zu Gott muss m. E. getragen sein von jener Ehrfurcht. Keinesfalls darf Gott verkommen zu einer Art imaginärem Gesprächspartner, mit dem man fortwährend innere Zwiesprache führt. Dann läuft man Gefahr zu vergessen, mit wem man es eigentlich zu tun hat und die Ehrfurcht vor dem Erhabenen geht verloren. Auch wenn das menschliche Verlangen nach Nähe groß ist, halte ich eine heilige Distanz - auch und gerade im Gebet - für unerlässlich. Auch Gott ist ja offensichtlich darauf bedacht, dass diese gewahrt bleibt. M. e. sollte man sich dieser Distanz stellen und danach fragen, weshalb sie wohl von Nöten ist.

Eine mögliche Erklärung liegt für mich in dem Umstand, dass unsere Zeit hier gewissermaßen eine Bewährungsprobe darstellt, in der sich unsere Gesinnung erweisen soll. Die „Auswertung" erfolgt erst am Ende. Gleichsam einer Klausur mit anschließender Nachbesprechung. Wobei der Vergleich natürlich hinkt: Schließlich geht es vor Gott nicht um Leistung, sondern einzig um unsere Gesinnung, unser Herz. Und doch erfolgt seine klare Stellungnahme zu uns und unseren Taten erst im Anschluss an unser Erdenleben. Dies würde seine Zurücknahme im hier und jetzt ein Stück weit erklären.

Was sind eure Meinungen und Erfahrungen diesbezüglich?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.10.2015 20:37.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Nähe vs. Distanz

von Rapp am 14.10.2015 21:23

Nun frage ich mich ob ich zu einem Fremdwörterbuch greifen soll oder ob ich mal aus dem Bauch raus antworten mag...

Für mich ist mein Verhältnis zu Gott ein ganz einfaches und unkompliziertes geworden. Warum sollte ich nicht in ständiger Zwiesprache mit meinem himmlischen Vater leben?? Das würde dem glatt widersprechen, was er uns durch Paulus sagt: betet ohne Unterlass. Das hat nichts herabsetzendes an sich. Ich nehme Vater mit in meinen sicher nicht einfachen Alltag. Das tat ich vor Jahren als Pastor, als Geschäftsmann, als Papa einer Rasselbande von sieben Rabauken und tue das heute noch weit mehr als invalider Rentner...

Da macht mein himmlischer Vater mit. Aus einem Gespräch mit Vater. Vielleicht hilft dir das zu verstehen, wie einfach mein Umgang mit Gott mit den Jahren geworden ist: "Vater ich bin müde. Meine Bibelschulkameraden genießen ihren Ruhestand... Was hältst du davon, wenn ich an Ruhestand denke?" "Hm, Ruhestand? Denkst du etwa ich solllte mich zur Ruhe setzen?" "Vater, sicher nicht!" "Dann gehst du wohl am besten an deine Arbeit..."

Das verstehst du nicht? Nach deinem Post begreife ich das... Vor 50 Jahren dachte ich auch noch weit komplizierter als heute!

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.10.2015 21:32.

christ90

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Re: Nähe vs. Distanz

von christ90 am 15.10.2015 06:40

Lieber Willy,

Danke zunächst für deine Rückmeldung. Ich bin mir dessen bewusst, dass es sich hier um ein sehr subjektives Thema handelt - daher auch meine Frage nach der persönlichen Erfahrung anderer. Ich kann hier nur für mich selbst sprechen und meine Beobachtungen mit persönlicher Erfahrung in Bezug stellen. Es liegt auch gewiss nicht in meiner Absicht die Dinge unnötig zu verkomplizieren.

Das religiöse Empfinden ist nun mal von Mensch zu Mensch verschieden. Jeder hat zu Gott seinen ganz individuellen Zugang; viele Faktoren spielen da mit hinein. Dies wird schon ersichtlich anhand der großen Fülle an religiösen Ausdrucksformen. Das Spektrum reicht hier von beschaulichem Ordensleben bis hin zu charismatischen Events. All dies unter dem Oberbegriff des Christentums. Wie sonst ließen sich diese völlig unterschiedlichen Ausdrucksformen religiösen Lebens erklären? –

Warum sollte ich nicht in ständiger Zwiesprache mit meinem himmlischen Vater leben?? Das würde dem glatt widersprechen, was er uns durch Paulus sagt: betet ohne Unterlass.

Zwischen Gebet und Zwiesprache liegt m. E. doch ein erheblicher Unterschied. Beim eigentlichen Gebet handelt es sich um das „einseitige" sich mitteilen des Menschen an Gott - nicht um einen wechselseitigen Austausch. Von daher finde ich es, offen gestanden, bedenklich, wenn es zu einer Art innerer Zwiesprache verkommt; dann läuft man schnell Gefahr in eine Art „Pseudodialog" zu verfallen. Gott ist nun mal kein herkömmlicher Gesprächspartner. Eine eigentliche, fortdauernde Zwiesprache halte ich daher schwerlich für möglich.

Noch eines möchte ich festhalten: Auch wo das Verhältnis zu Gott nicht so innig ausfällt, der Austausch nicht so rege ist, bedeutet dies nicht, dass Menschen Gott nicht auch dieselbe Hochachtung entgegen brächten, und die ihnen übertragene Aufgabe gewissenhaft erfüllten.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.10.2015 06:50.

Cleopatra
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Re: Nähe vs. Distanz

von Cleopatra am 15.10.2015 07:38

Hallo christ,

also ich kann deine Meinung auch nicht so teilen.
Ich rede sehr viel mit Gott und teile mich ihm mit.
Ich glaube, dass Gott ein Teil meines Lebens sein möchte und sich freut, wenn ich zB die Natur genieße und ihn dafür lobe und Ehre gebe.
Rapp sagte ja auch schon- betet ohne Unterlass.

Dass Gott etwas gegen die Nähe hat, das würde ich gerne mal in der Bibel begründet sehen. Hast du dafür ein beispiel?
Ich sehe in den Psalmen, wie zB David Gott sein ganzes Leid klagt. Er darf bei Gott sogar jammern und nicht ganz os fromme Wünsche äußern. Einfach so sein, wie er ist.
Auch sehe ich, wie Gott als ein Vater beschrieben wird.

Ich denke aber auch, dass das Verständnis erstmal mit geprägt ist von unserer Kindheit.
Ich selbst bin zB sehr streng aufgewachsen, also habe ich Gott auch erst als strengen Vater wahrgenommen.
Trotzdem können wir uns nicht darauf ausruhen, denn wir können ihn schließlich näher kennenlernen

Worin wir uns wohl einig sind, ist auch die Wichtigkeit der Ehrfurcht und so. Ja, ich habe einen riesigen Respekt vor Gottes Macht und Größe.
Aber ich bin sein Kind und ich bin froh, dass er so viel Interesse hat an mir, jede Kleinigkeit kennt und auch in mein Leben eingreift.
Er lebt mit mir.
Das hat nichts mit Paranoia zu tun, oder Pseudogesprächen oder einseitigen Gesprächen. Gott antwortet schließlich.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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emil
Gelöschter Benutzer

Re: Nähe vs. Distanz

von emil am 15.10.2015 08:44

Auch das intimste Verhältnis zu Gott muss m. E. getragen sein von jener Ehrfurcht. Keinesfalls darf Gott verkommen zu einer Art imaginärem Gesprächspartner, mit dem man fortwährend innere Zwiesprache führt. Dann läuft man Gefahr zu vergessen, mit wem man es eigentlich zu tun hat und die Ehrfurcht vor dem Erhabenen geht verloren. Auch wenn das menschliche Verlangen nach Nähe groß ist, halte ich eine heilige Distanz - auch und gerade im Gebet - für unerlässlich. Auch Gott ist ja offensichtlich darauf bedacht, dass diese gewahrt bleibt. M. e. sollte man sich dieser Distanz stellen und danach fragen, weshalb sie wohl von Nöten ist.[...]Beim eigentlichen Gebet handelt es sich um das „einseitige" sich mitteilen des Menschen an Gott - nicht um einen wechselseitigen Austausch. Von daher finde ich es, offen gestanden, bedenklich, wenn es zu einer Art innerer Zwiesprache verkommt; dann läuft man schnell Gefahr in eine Art „Pseudodialog" zu verfallen.
Ich weiß nicht, ob, und wenn ja welche Erfahrungen Du mit Gebet machst und gemacht hast. Ein Kind von mir liegt heute morgen, gerade jetzt um diese Zeit in einem OP unter dem Messer und ich liege Gott in den Ohren, dass er den Ärzten Weisheit, ein sicheres Auge und Vertrauen gibt und dass Er mein Kind bewahren möge vor Infektionen und Komplikationen. Intimer und privater und distanzloser geht es gar nicht. Er hat mich gemacht und mein Kind. Er kennt meine Angst und Sorge - bei wem könnte ich, direkt an seiner Brust, besser aufgehoben sein in all meiner Hlflosigkeit? Was kann tröstender sein, als diese innere Zwiesprache?

Hast Du schon mal die Psalmen gelesen? Tu das mal - Du wirst Augen machen!

Ich glaube, Du denkst viel zu viel um zu viele Ecken herum. "Von hinten durch die Brust ins Auge."

Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.10.2015 08:46.

solana

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Re: Nähe vs. Distanz

von solana am 15.10.2015 10:57

Lieber Emil, ich schliesse mich deinem Gebet an.

Zum Gebet allgemein: Für mich ist Gebet kein Monolog, sondern ein Dialog. Und ich sehe diese Zwiesprache mit Gott auch nicht als "Verfall", wie du schreibst, Christ:

Christ90 schrieb:

Von daher finde ich es, offen gestanden, bedenklich, wenn es zu einer Art innerer Zwiesprache verkommt; dann läuft man schnell Gefahr in eine Art „Pseudodialog" zu verfallen 

Wenn ich mit Gott rede, dann bin ich mir seiner Nähe bewusst und erwarte, dass die Nähe während des Betens noch enger erfahrbar wird und ich öffne mich auch für das, was er mir antwortet. Und erwarte auch, dass er mir antwortet.

Distanz aufgrund von Ehrfurcht finde ich auch wichtig.
Ich habe schon im Fernshehen Gebete gehört von Menschen, die ein "kumpelhaftes" Verhältnis mit Gott haben und ihn auch so ansprechen. Das würde mir persönlich ziemlich widerstreben, denn mein Verhältnis zu Gott ist nicht das zwischen 2 Kumpeln.

Es gibt aber auch eine Distanz zu Gott, die durch Sünde kommt, wie Jesaja sagt:

Jes 59, 1 Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, sodass er nicht hören könnte,
2 sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet. 

Und diese Distanz steht dann im Vordergrund des Empfindens gegenüber Gott, wenn der Mensch auf seine Schuld und Sündhaftigkeit blickt.
Sieht er dagegen auf die Erlösung, Gottes Liebe, die ihn da herausführt - dann "ist der Vorhang zum Allerheigssten zerrissen" und er weiss "nichts kann uns scheiden von dieser Liebe". Dann überwiegt das Empfinden von Gottes Nähe.

So ist meine Erfahrung;
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Nähe vs. Distanz

von Rapp am 15.10.2015 11:27

Was ich als eher gefährlich erachte ist, wenn mein Beten zu einem Monolog wird, bei dem ich Gottes direkte Antwort schon gar nicht erwarte. Schau, wenn ich dir begegne und dich grüße erwarte ich doch ein Echo?! So habe ich es mit meinem himmlischen Vater. Der wohnt in mir durch seinen Geist: näher kann ich niemanden erleben. Tja, mit weniger bin ich auch gar nicht mehr zufrieden. Hast du diesen Satz schon mal genau betrachtet: Schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist! Um was zu schmecken muss ich wohl anbeißen. Gehts da noch näher?? Kaum!

Bibelschule Boden, Nordschweden. Wir assen Palt, fleischgefüllte Kartoffelknödel. Unser Dozent kannte das nicht. Aber die Dinger schmeckten ihm. So kam er nach der Pause mit  einem vollen Teller zur Vorlesung. Seine Bemerkung dazu: Mit der Gemeinschaft mit Jesus ist es wie mit Palt: kräftig reinbeißen, sonst erfährst du nie, wie herrlich das schmeckt!! und genüsslich verzehrte er sein Palt...

Erst wenn du die Nähe Gottes zulässt erfährst du wirklich die Gnade und Liebe des Herrn. Das wird auf Distanz unmöglich bleiben, es bleibt Theorie, die dir nicht weiter hilft.

Willy

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christ90

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Re: Nähe vs. Distanz

von christ90 am 16.10.2015 07:20

Danke für eure Beiträge.

Auch wenn ich hier nicht auf alles eingehen kann, möchte ich doch einzelne, mir wesentlich erscheinende Aspekte herausgreifen. Was mir zunächst positiv auffällt, ist, dass auch ihr durchweg eure eigene Erfahrung mit einbringt. Denn darum ging es mir im Grunde: Um den Austausch von Erfahrungen. Dass ich mit meinem Beitrag großteils auf Unverständnis stoßen würde hat mich wenig überrascht. Dies bringt der Austausch über subjektive Erfahrungen jedoch nun mal mit sich.

Cleo: Ich glaube, dass Gott ein Teil meines Lebens sein möchte und sich freut, wenn ich zB die Natur genieße und ihn dafür lobe und Ehre gebe.

Das glaube auch ich. Die Natur bringt uns Gott näher, gibt uns einen Einblick in seine Größe und Herrlichkeit. Wenn wir sie, seiner eingedenk, erfahren, mit offenen Sinnen in uns aufnehmen, so hat Gott bereits seine Freude daran.

Dass Gott etwas gegen die Nähe hat, das würde ich gerne mal in der Bibel begründet sehen. Hast du dafür ein beispiel?

Dass Gott etwas gegen Nähe hätte habe ich so nicht behauptet. Auch ist mir keine Schriftstelle bekannt, die dies belegen würde.

Wenn sich Gott uns gegenüber die meiste Zeit im Hintergrund hält, so hat dies nicht damit zu tun, dass er keine Nähe zu uns wünscht. Er tut dies vielmehr in Hinblick darauf, Menschen eine wirkliche Entscheidung für oder gegen ihn zu ermöglichen. Gott will sich von uns finden lassen. Erst indem uns so recht bewusst wird, dass wir seiner bedürfen, wir auf ihn hin geschaffen sind, wissen wir so recht was wir an ihm haben und können ihn von Herzen lieben. Ferner will Gott, dass wir auf ihn hoffen:

Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? (Röm 8,24)

Denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende (2Kor 5,7)

In jedem Fall hat Gott allerdings etwas gegen bloß scheinbare Nähe.

Es gibt Menschen, die fortwährend aus sind auf „Nähe", sei es im Lobpreis oder in Situationen des Alltags. Jedes kleinste vermeintliche Erlebnis mit Gott wird gleichsam protokolliert. Sie wähnen sich Gott nahe, wiewohl er seine Finger in Wahrheit schon längst nicht mehr im Spiel hat; einer Veräußerlichung des Glaubens leistet er schließlich keinen Vorschub. Auch diese Menschen führen in Wahrheit einen Scheindialog.

Ich möchte ferner noch eine Stelle aus einem Buch zitieren, die ich hier passend finde:

Text wurde entfernt bis zur Klärung des Quellennachweises. Text ist bei uns hinterlegt. Lg Cleo, am 03.11.2015
 
Diese Zeilen mögen nüchtern klingen, vor allem wenn man bedenkt, dass sie von einem Priester, Psychologen und Theologen stammen. Und doch halte ich sie für bedenkenswert.

@Emil: Die Erfahrung, die du beschreibst, habe in ähnlicher Form auch ich schon gemacht und ich kann das was du schreibst zu 100% nachvollziehen. Doch scheint mir Zwiesprache hier das falsche Wort. Gerade in Situationen der Ohnmacht, wenn es hart auf hart kommt, wirft der Mensch seine ganze Hoffnung auf Gott und überlässt ihm wohl oder übel die Situation. Für innige Zwiesprache bleibt da, nach meiner Erfahrung, kein wirklicher Raum.

Rapp: Was ich als eher gefährlich erachte ist, wenn mein Beten zu einem Monolog wird, bei dem ich Gottes direkte Antwort schon gar nicht erwarte.

Diese Befürchtung habe ich nicht. Beim eigentlichen Gebetsakt, in dem man sein Anliegen vorbringt, handelt es sich ja im Grunde um einen Monolog, einen vor Gott wohlgemerkt. Wobei „Monolog" hier zu kurz greift, zumal er nur die konkreten Worte umfasst. Dabei beinhaltet Gebet ja noch viel mehr, auch das Unausgesprochene, sowie unser seelisches Befinden insgesamt.

Wenn ich zu Gott bete, dann „erwarte" (ich bin mir dessen gewiss) ich zunächst einmal, dass er mich sieht, sieht wie es mir ergeht, was in meinem Herzen vorgeht; allein das hat für mich schon etwas Befreiendes, Heilsames. Da erwarte ich noch keine direkte Antwort, kein Echo.

Meine Befürchtung geht nun eher dahin, das Gebet bei manchen zu einer Art Selbstgespräch verkommt, indem ihnen die rechte Gebetshaltung fehlt und das Gebet keine wirkliche Tiefe erreicht, bzw. sie schlicht ein falsches Gottesbild haben.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.11.2015 07:33.

emil
Gelöschter Benutzer

Re: Nähe vs. Distanz

von emil am 16.10.2015 07:31

@Emil: Die Erfahrung, die du beschreibst, habe in ähnlicher Form auch ich schon gemacht und ich kann das was du schreibst zu 100% nachvollziehen. Doch scheint mir Zwiesprache hier das falsche Wort. Gerade in Situationen der Ohnmacht, wenn es hart auf hart kommt, wirft der Mensch seine ganze Hoffnung auf Gott und überlässt ihm wohl oder übel die Situation. Für innige Zwiesprache bleibt da, nach meiner Erfahrung, kein wirklicher Raum.

Ja - man sollte wohl damit rechnen, dass, wenn man sein Herz einmal öffnet, es sogleich Menschen gibt, die denken, sie kennten einen und wüssten alles besser, als man selbst. War meine eigene Dummheit - und wird so schnell nicht mehr vorkommen. Dennoch halte ich das für anmaßend!

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Cleopatra
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Re: Nähe vs. Distanz

von Cleopatra am 16.10.2015 07:42

Guten morgen,

ich habe das Gefühl, dass du christ teilweise meinst, andere Christen "durchschaut" zu haben.
Liege ich damit falsch?
Ich selbst habe schon Menschen beten hören, sehen, ich weiß, dass andere sehr viel beten zwischendurch, aber ich könnte von niemanden behaupten,dass dieser Mensch "plappert" oder ein "Pseudogespräch" führt oder so....
Denn sie beten ja wirklich zu Gott und warten auf Antworten...

Das mit dem falschen Gottesbild hatte ich ja auch schon versucht, aufzugreifen- in der Bibel kann man sich ein Bild von Gott machen, außerdem machen wir ja im Laufe des Lebens unsere Erfahrungen.

Mir kommt alles ziemlich theologisch rüber.
Vielleicht verstehe ich dich ja auch falsch.
Darf ich fragen, wie du es quasi "richtig" siehst?
Wie die "richtige Haltung" zu Gott ist und wie das "richtige Gebet" aussieht?
Vielleicht verstehe ich das dann was besser, als wenn wir nur darüber reden, wie es falsch ist...?

Ein kleines Beispiel aus meinem Gebetsleben gestern:
Ich hatte vor dem Lobbydienst noch ca eine Stunde Zeit. Also habe ich gebetet, was ich in der Zeit tun soll. Und Gott hat es mir gesagt. Ich sollte jemanden anrufen. Aber trotzdem habe ich mir erstmal ein Buch genommen, konnte mich aber einfach nicht konzentrieren. Nachdem ich aber den Anruf gemacht habe, konnte ich in Rhue lesen und mich in das Thema hineindenken.
Gott antwortet- manchmal in kleinen Dingen, mitten im Leben.

Noch eine kleine Anmerkung zum Zitat: Bitte gebe bei Zitaten immer den Quellennachweis an und markiere, wo dieses Zitat endet. Das ist rechtlich so gefordert.

Lieber emial, ich hoffe, dass es deinem Kind gut geht und es die OP gut überstanden hat.

Lg Cleo

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