Nähe vs. Distanz

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Cleopatra
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Re: Nähe vs. Distanz

von Cleopatra am 16.10.2015 10:35

Oh das hat sich wohl überschnitten.

Eine allgemeine "Gebetsformel" aufzustellen wäre m. E. so ziemlich das Unsinnigste und Vermessendste, das einem in den Sinn kommen könnte.

Da bin ich deiner Meinung.
Wir schreiben auch nicht vor, was und wie man mit dem Nachbarn redet. Es gibt bestimmte Richtlinien, wie zB bei einem Staatsoberhaupt, dass man sich entsprechend benimmt und zu äußern weiß, aber es gibt keine Themenvorgabe zB.
Und Gott kennt uns eh durch und durch.

Ja, du sprichst von Erfahrungen. Wenn dies deine Erfahrungen waren bisher zu diesem Thema, dann ist es so.
Das kann niemand abstreiten und ändern, klar.

Ich würde dir wünschen, dass du auch andere Erfahrungen machst, nämlich zB, wie schön es ist, mit Gott im gespräch zu sein, ihn im Leben mit einzubeziehen, wirklich den Alltag mit ihm gemeinsam auch im Gespräch zu erleben.
Nicht im monolog, sondern eben im wirklichen (nicht nur eingebildeten) Austausch.
Und das wünsche ich übrigens nicht nur dir, sondern jedem hier.
Wer das nicht erlebt, dem entgeht wirklich was wunderbares.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.10.2015 10:38.

Rapp
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Re: Nähe vs. Distanz

von Rapp am 16.10.2015 10:32

Ganz praktisch sieht beten eben für mich jedenfalls anders aus als ein Monolog... Da krieg ich z.B. eine Mail mit der Bitte um Gebet. Es ist gerade Mitternacht. Ich bekomme eine Wut auf den Feind, der hier ein Gotteskind plagt. Ich sage die Not dieser Frau meinem Vater und bete ihn an. Das sende ich dieser Schwester auch als mail zu und gehe nach wenigen Minuten zu Bett.

Morgens kurz nach sieben. Ich fahre den PC hoch und staune: Da war vor wenigen Minuten ne Mail eingetrudelt: Eben sah ich, dass du kurz nach Mitternacht gebetet hast. Stimmt, etwa um diese Zeit konnte ich endlich schlafen... Ich erwarte Gottes Antwort ganz konkret und erlebe nicht selten, dass Gott sofort eingreift.

Es geht manchmal auch ganz anders. Wie oft bat ich Vater, meine Rückenschmerzen wegzupusten. Das tat er nicht. Aber er überschüttet mich dann mit solch unbändiger Freude, dass ich für ne Zeit auch die Schmerzen vergesse und frei anbeten kann...

So sieht das in meinem Leben oft aus. Vater geht eben mit mir durch dick und dünn. Das mag dich befremden. Macht nix. Wenn du Gottes Nähe zulässt wirst du das auch verstehen.

Willy, der nun von der Glotze zum Hundeausmarsch wechselt!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.10.2015 11:45.

Cleopatra
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Re: Nähe vs. Distanz

von Cleopatra am 16.10.2015 10:30

Ach wie lustig, ich las gerade in der Oase die Losung, die passt hier ja super rein:

„Betet ohne Unterlass."
(1.Thessalonicher 5,17)

Lg Cleo

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christ90

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Re: Nähe vs. Distanz

von christ90 am 16.10.2015 10:30

Ja - man sollte wohl damit rechnen, dass, wenn man sein Herz einmal öffnet, es sogleich Menschen gibt, die denken, sie kennten einen und wüssten alles besser, als man selbst.

@Emil: Denke ich das? Ich schrieb von meiner eigenen Erfahrung, habe Parallelen gezogen zu deiner. Vielleicht waren unsere Erfahrungen, bei ähnlicher Situation, doch unterschiedlicher. Ich spreche dir deine Erfahrung nicht ab. 

ich habe das Gefühl, dass du christ teilweise meinst, andere Christen "durchschaut" zu haben.
Liege ich damit falsch?

Cleo: Durchschaut ist mit Sicherheit übertrieben. Um einen Menschen wirklich zu durchschauen muss man diesen schon ziemlich gut kennen und über die Vorgänge in seinem Innern Bescheid wissen. Auch schreibe ich hier nicht von bestimmten, mir näher bekannten Personen; eher exemplarisch von bestimmten religiösen Ausprägungen.

Mir kommt alles ziemlich theologisch rüber.

Tut es das? Ich habe mich bemüht meine Erfahrung möglichst getreu wiederzugeben. Auch das erwähnte Zitat beruht augenscheinlich auf Erfahrung. Für theologische Spekulationen habe indes auch ich wenig über.  

Darf ich fragen, wie du es quasi "richtig" siehst?
Wie die "richtige Haltung" zu Gott ist und wie das "richtige Gebet" aussieht?

Da appelliere ich an die Verantwortung jedes einzelnen. Ich sehe meine Aufgabe nicht darin Gebet zu erklären. Da gibt es wohl schon genügend "Ratgeber". Eine allgemeine "Gebetsformel" aufzustellen wäre m. E. so ziemlich das Unsinnigste und Vermessendste, das einem in den Sinn kommen könnte.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.10.2015 10:33.

Cleopatra
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Re: Nähe vs. Distanz

von Cleopatra am 16.10.2015 07:42

Guten morgen,

ich habe das Gefühl, dass du christ teilweise meinst, andere Christen "durchschaut" zu haben.
Liege ich damit falsch?
Ich selbst habe schon Menschen beten hören, sehen, ich weiß, dass andere sehr viel beten zwischendurch, aber ich könnte von niemanden behaupten,dass dieser Mensch "plappert" oder ein "Pseudogespräch" führt oder so....
Denn sie beten ja wirklich zu Gott und warten auf Antworten...

Das mit dem falschen Gottesbild hatte ich ja auch schon versucht, aufzugreifen- in der Bibel kann man sich ein Bild von Gott machen, außerdem machen wir ja im Laufe des Lebens unsere Erfahrungen.

Mir kommt alles ziemlich theologisch rüber.
Vielleicht verstehe ich dich ja auch falsch.
Darf ich fragen, wie du es quasi "richtig" siehst?
Wie die "richtige Haltung" zu Gott ist und wie das "richtige Gebet" aussieht?
Vielleicht verstehe ich das dann was besser, als wenn wir nur darüber reden, wie es falsch ist...?

Ein kleines Beispiel aus meinem Gebetsleben gestern:
Ich hatte vor dem Lobbydienst noch ca eine Stunde Zeit. Also habe ich gebetet, was ich in der Zeit tun soll. Und Gott hat es mir gesagt. Ich sollte jemanden anrufen. Aber trotzdem habe ich mir erstmal ein Buch genommen, konnte mich aber einfach nicht konzentrieren. Nachdem ich aber den Anruf gemacht habe, konnte ich in Rhue lesen und mich in das Thema hineindenken.
Gott antwortet- manchmal in kleinen Dingen, mitten im Leben.

Noch eine kleine Anmerkung zum Zitat: Bitte gebe bei Zitaten immer den Quellennachweis an und markiere, wo dieses Zitat endet. Das ist rechtlich so gefordert.

Lieber emial, ich hoffe, dass es deinem Kind gut geht und es die OP gut überstanden hat.

Lg Cleo

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emil
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Re: Nähe vs. Distanz

von emil am 16.10.2015 07:31

@Emil: Die Erfahrung, die du beschreibst, habe in ähnlicher Form auch ich schon gemacht und ich kann das was du schreibst zu 100% nachvollziehen. Doch scheint mir Zwiesprache hier das falsche Wort. Gerade in Situationen der Ohnmacht, wenn es hart auf hart kommt, wirft der Mensch seine ganze Hoffnung auf Gott und überlässt ihm wohl oder übel die Situation. Für innige Zwiesprache bleibt da, nach meiner Erfahrung, kein wirklicher Raum.

Ja - man sollte wohl damit rechnen, dass, wenn man sein Herz einmal öffnet, es sogleich Menschen gibt, die denken, sie kennten einen und wüssten alles besser, als man selbst. War meine eigene Dummheit - und wird so schnell nicht mehr vorkommen. Dennoch halte ich das für anmaßend!

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christ90

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Re: Nähe vs. Distanz

von christ90 am 16.10.2015 07:20

Danke für eure Beiträge.

Auch wenn ich hier nicht auf alles eingehen kann, möchte ich doch einzelne, mir wesentlich erscheinende Aspekte herausgreifen. Was mir zunächst positiv auffällt, ist, dass auch ihr durchweg eure eigene Erfahrung mit einbringt. Denn darum ging es mir im Grunde: Um den Austausch von Erfahrungen. Dass ich mit meinem Beitrag großteils auf Unverständnis stoßen würde hat mich wenig überrascht. Dies bringt der Austausch über subjektive Erfahrungen jedoch nun mal mit sich.

Cleo: Ich glaube, dass Gott ein Teil meines Lebens sein möchte und sich freut, wenn ich zB die Natur genieße und ihn dafür lobe und Ehre gebe.

Das glaube auch ich. Die Natur bringt uns Gott näher, gibt uns einen Einblick in seine Größe und Herrlichkeit. Wenn wir sie, seiner eingedenk, erfahren, mit offenen Sinnen in uns aufnehmen, so hat Gott bereits seine Freude daran.

Dass Gott etwas gegen die Nähe hat, das würde ich gerne mal in der Bibel begründet sehen. Hast du dafür ein beispiel?

Dass Gott etwas gegen Nähe hätte habe ich so nicht behauptet. Auch ist mir keine Schriftstelle bekannt, die dies belegen würde.

Wenn sich Gott uns gegenüber die meiste Zeit im Hintergrund hält, so hat dies nicht damit zu tun, dass er keine Nähe zu uns wünscht. Er tut dies vielmehr in Hinblick darauf, Menschen eine wirkliche Entscheidung für oder gegen ihn zu ermöglichen. Gott will sich von uns finden lassen. Erst indem uns so recht bewusst wird, dass wir seiner bedürfen, wir auf ihn hin geschaffen sind, wissen wir so recht was wir an ihm haben und können ihn von Herzen lieben. Ferner will Gott, dass wir auf ihn hoffen:

Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? (Röm 8,24)

Denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende (2Kor 5,7)

In jedem Fall hat Gott allerdings etwas gegen bloß scheinbare Nähe.

Es gibt Menschen, die fortwährend aus sind auf „Nähe", sei es im Lobpreis oder in Situationen des Alltags. Jedes kleinste vermeintliche Erlebnis mit Gott wird gleichsam protokolliert. Sie wähnen sich Gott nahe, wiewohl er seine Finger in Wahrheit schon längst nicht mehr im Spiel hat; einer Veräußerlichung des Glaubens leistet er schließlich keinen Vorschub. Auch diese Menschen führen in Wahrheit einen Scheindialog.

Ich möchte ferner noch eine Stelle aus einem Buch zitieren, die ich hier passend finde:

Text wurde entfernt bis zur Klärung des Quellennachweises. Text ist bei uns hinterlegt. Lg Cleo, am 03.11.2015
 
Diese Zeilen mögen nüchtern klingen, vor allem wenn man bedenkt, dass sie von einem Priester, Psychologen und Theologen stammen. Und doch halte ich sie für bedenkenswert.

@Emil: Die Erfahrung, die du beschreibst, habe in ähnlicher Form auch ich schon gemacht und ich kann das was du schreibst zu 100% nachvollziehen. Doch scheint mir Zwiesprache hier das falsche Wort. Gerade in Situationen der Ohnmacht, wenn es hart auf hart kommt, wirft der Mensch seine ganze Hoffnung auf Gott und überlässt ihm wohl oder übel die Situation. Für innige Zwiesprache bleibt da, nach meiner Erfahrung, kein wirklicher Raum.

Rapp: Was ich als eher gefährlich erachte ist, wenn mein Beten zu einem Monolog wird, bei dem ich Gottes direkte Antwort schon gar nicht erwarte.

Diese Befürchtung habe ich nicht. Beim eigentlichen Gebetsakt, in dem man sein Anliegen vorbringt, handelt es sich ja im Grunde um einen Monolog, einen vor Gott wohlgemerkt. Wobei „Monolog" hier zu kurz greift, zumal er nur die konkreten Worte umfasst. Dabei beinhaltet Gebet ja noch viel mehr, auch das Unausgesprochene, sowie unser seelisches Befinden insgesamt.

Wenn ich zu Gott bete, dann „erwarte" (ich bin mir dessen gewiss) ich zunächst einmal, dass er mich sieht, sieht wie es mir ergeht, was in meinem Herzen vorgeht; allein das hat für mich schon etwas Befreiendes, Heilsames. Da erwarte ich noch keine direkte Antwort, kein Echo.

Meine Befürchtung geht nun eher dahin, das Gebet bei manchen zu einer Art Selbstgespräch verkommt, indem ihnen die rechte Gebetshaltung fehlt und das Gebet keine wirkliche Tiefe erreicht, bzw. sie schlicht ein falsches Gottesbild haben.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.11.2015 07:33.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Nähe vs. Distanz

von Rapp am 15.10.2015 11:27

Was ich als eher gefährlich erachte ist, wenn mein Beten zu einem Monolog wird, bei dem ich Gottes direkte Antwort schon gar nicht erwarte. Schau, wenn ich dir begegne und dich grüße erwarte ich doch ein Echo?! So habe ich es mit meinem himmlischen Vater. Der wohnt in mir durch seinen Geist: näher kann ich niemanden erleben. Tja, mit weniger bin ich auch gar nicht mehr zufrieden. Hast du diesen Satz schon mal genau betrachtet: Schmecket und sehet wie freundlich der Herr ist! Um was zu schmecken muss ich wohl anbeißen. Gehts da noch näher?? Kaum!

Bibelschule Boden, Nordschweden. Wir assen Palt, fleischgefüllte Kartoffelknödel. Unser Dozent kannte das nicht. Aber die Dinger schmeckten ihm. So kam er nach der Pause mit  einem vollen Teller zur Vorlesung. Seine Bemerkung dazu: Mit der Gemeinschaft mit Jesus ist es wie mit Palt: kräftig reinbeißen, sonst erfährst du nie, wie herrlich das schmeckt!! und genüsslich verzehrte er sein Palt...

Erst wenn du die Nähe Gottes zulässt erfährst du wirklich die Gnade und Liebe des Herrn. Das wird auf Distanz unmöglich bleiben, es bleibt Theorie, die dir nicht weiter hilft.

Willy

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solana

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Re: Nähe vs. Distanz

von solana am 15.10.2015 10:57

Lieber Emil, ich schliesse mich deinem Gebet an.

Zum Gebet allgemein: Für mich ist Gebet kein Monolog, sondern ein Dialog. Und ich sehe diese Zwiesprache mit Gott auch nicht als "Verfall", wie du schreibst, Christ:

Christ90 schrieb:

Von daher finde ich es, offen gestanden, bedenklich, wenn es zu einer Art innerer Zwiesprache verkommt; dann läuft man schnell Gefahr in eine Art „Pseudodialog" zu verfallen 

Wenn ich mit Gott rede, dann bin ich mir seiner Nähe bewusst und erwarte, dass die Nähe während des Betens noch enger erfahrbar wird und ich öffne mich auch für das, was er mir antwortet. Und erwarte auch, dass er mir antwortet.

Distanz aufgrund von Ehrfurcht finde ich auch wichtig.
Ich habe schon im Fernshehen Gebete gehört von Menschen, die ein "kumpelhaftes" Verhältnis mit Gott haben und ihn auch so ansprechen. Das würde mir persönlich ziemlich widerstreben, denn mein Verhältnis zu Gott ist nicht das zwischen 2 Kumpeln.

Es gibt aber auch eine Distanz zu Gott, die durch Sünde kommt, wie Jesaja sagt:

Jes 59, 1 Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, sodass er nicht hören könnte,
2 sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet. 

Und diese Distanz steht dann im Vordergrund des Empfindens gegenüber Gott, wenn der Mensch auf seine Schuld und Sündhaftigkeit blickt.
Sieht er dagegen auf die Erlösung, Gottes Liebe, die ihn da herausführt - dann "ist der Vorhang zum Allerheigssten zerrissen" und er weiss "nichts kann uns scheiden von dieser Liebe". Dann überwiegt das Empfinden von Gottes Nähe.

So ist meine Erfahrung;
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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emil
Gelöschter Benutzer

Re: Nähe vs. Distanz

von emil am 15.10.2015 08:44

Auch das intimste Verhältnis zu Gott muss m. E. getragen sein von jener Ehrfurcht. Keinesfalls darf Gott verkommen zu einer Art imaginärem Gesprächspartner, mit dem man fortwährend innere Zwiesprache führt. Dann läuft man Gefahr zu vergessen, mit wem man es eigentlich zu tun hat und die Ehrfurcht vor dem Erhabenen geht verloren. Auch wenn das menschliche Verlangen nach Nähe groß ist, halte ich eine heilige Distanz - auch und gerade im Gebet - für unerlässlich. Auch Gott ist ja offensichtlich darauf bedacht, dass diese gewahrt bleibt. M. e. sollte man sich dieser Distanz stellen und danach fragen, weshalb sie wohl von Nöten ist.[...]Beim eigentlichen Gebet handelt es sich um das „einseitige" sich mitteilen des Menschen an Gott - nicht um einen wechselseitigen Austausch. Von daher finde ich es, offen gestanden, bedenklich, wenn es zu einer Art innerer Zwiesprache verkommt; dann läuft man schnell Gefahr in eine Art „Pseudodialog" zu verfallen.
Ich weiß nicht, ob, und wenn ja welche Erfahrungen Du mit Gebet machst und gemacht hast. Ein Kind von mir liegt heute morgen, gerade jetzt um diese Zeit in einem OP unter dem Messer und ich liege Gott in den Ohren, dass er den Ärzten Weisheit, ein sicheres Auge und Vertrauen gibt und dass Er mein Kind bewahren möge vor Infektionen und Komplikationen. Intimer und privater und distanzloser geht es gar nicht. Er hat mich gemacht und mein Kind. Er kennt meine Angst und Sorge - bei wem könnte ich, direkt an seiner Brust, besser aufgehoben sein in all meiner Hlflosigkeit? Was kann tröstender sein, als diese innere Zwiesprache?

Hast Du schon mal die Psalmen gelesen? Tu das mal - Du wirst Augen machen!

Ich glaube, Du denkst viel zu viel um zu viele Ecken herum. "Von hinten durch die Brust ins Auge."

Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.10.2015 08:46.
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