Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

1  |  2  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Pal

66, Männlich

  Urgestein

Beiträge: 2513

Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Pal am 08.06.2014 08:14

Marjo in dem Thread über religiöse Heuchler:
Also: Ist sich jeder hier sicher, nicht zu den Heuchlern zu gehören? Falls JA, woran macht er das fest? Falls NEIN, wie kommt man vom Heuchler zum guten Nachfolger Christi? Ein Thread der diese Frage(n) bespricht und klärt wäre hilfreich für alle.

Dazu füge ich noch einmal mein Lebenszeugnis ein. (Das hatte ich ja bereits im alten Forum drin.) Denn das gibt auf diese Frage(en) manche Antwort.

Also Jesus hatte 1977 angefangen mein Lebenschiff umzulenken.
Es gab eine "180 Grad turn" und alles hatte sich, mit einem Schlag, verändert. Alles? -
Ja, es sah tatsächlich so aus!

Keine Drogen mehr, kein Alkohl, kein Rauchen, noch nicht einmal die allgemeinen Schmutzwörter, konnte
ich mehr über meine Lippen bringen!

Jesus war so enorm in mein Leben eingezogen, das die Veränderung spürbar, fassbar war.
Statt meines sinnlosen Ego-daseins, wurde nun mein ganzes Leben von der ersten Liebe zu Jesus geprägt.
Wenn ich irgend eine freie Zeit hatte, gab es nur Bibellesen und Jesus!
Wenn ich etwas sagte, kam fast nur etwas über Jesus...
Das war toll...
Ich war begeistert!

Obendrein änderte sich nicht nur mein Lebensstil, sondern mein ganzes Leben.
Ich verließ die unchristliche Seefahrt und wurde Missionar!

Nun las ich irgendwo einmal so etwas, wie: „Es war verhältnismäßig einfach und schnell, um Israel aus Ägypten heraus zu bekommen. Aber das Unterfangen, Ägypten aus den Herzen der Israeliten zu bringen, kostet 40 Jahre."

Über die ersten Jahre hinweg entwickelte sich meine eigenstarke Persönlichkeit, nicht in die Richtung: zur bösen Welt, sondern in die Richtung zum bösen Selbst!

Langsam aber sicher entwickelte ich mich in einen älteren Bruder. (Um das Gleichnis vom verlorenen Sohn auf mein Leben anzuwenden.)

Meine Liste von guten Werken, mit allem Eifer für den HERRN vollbracht, begann anzuschwellen. Das war ja so weit wunderbar!
Wenn, da nicht die menschliche Vermessenheit wäre, die sich selbst überhebt. Da dachte ich mir: "Ich habe so lange gefastet! Ich habe dies und das Opfer gebracht! Ich habe, ich tue, ich kann..." und bald war ich so „selbstbegeistert" - das meine Mitchristen, in meiner Nähe, nur noch den Pharisäer bemerkten.

Aber ich hatte es doch so gut gemeint! Und obendrein war ich doch von Gott geleitet u.s.w.
Anstatt immer näher zu Gott zu kommen, wurde ich, jetzt, etwas überspitzt ausgedrückt, so eine Art mein eigener Gott!

Und das schlimmste an der Sache: Ich merkte es gar nicht!
Die Jahre vergingen, und der Allerhöchste mußte versuchen sein „verirrtes Schäfchen", mit Namen, Pal, wieder zu sich zu bringen.

Wie bekehrt man aber einen Pharisäer?
Wie macht man dem scheinbar so treuen, älteren Bruder klar, das er, mit seiner verkehrten Herzenshaltung, genauso verloren ist, wie sein Bruder zwischen den Säuen?
Welcher ältere Bruder will so eine Nachricht akzeptieren? -

Ja, wie konnte Gottvater es mir klar machen, ohne mich selbst zu vernichten?

ER ließ die tollsten Umstände zu, das mir dadurch die erste Liebe zu Jesus schwand. Ja, ich kam auf einen Punkt, von dem ich früher gedacht hätte: Da würde ich niemals in meinem Leben hinkommen!

Ich wollte mich wieder von meinem „geliebten Jesus" abwenden!
Ich hatte (unbemerkt, ja unbewußt) so viele Vorwürfe gegen Gott aufgesammelt. Ich hatte solch einen Abstand zwischen IHM und mir entstehen lassen, das ich IHM, um ein Haar, den Rücken zugedreht hätte!
Wow!

Und das war der "tolle Bekehrling" vom Schiff? -
Ja, das ist alles, was ein Mensch, aus sich selbst heraus, zuwege bringt!

Und dann kam mir Gottes Gnade zur Hilfe.
Und zwar in der Weise, das ich mitten in meiner innerlichen Gottesferne, wieder zurückfinden konnte. Ein Pharisäer kam tatsächlich auf seine Knie!
Der große, fromme Missionar, konnte sich bei seinem Gott und Heiland entschuldigen!
Ich konnte die Überheblichkeit meines Herzens erkennen und zum Kreuz bringen.
Ich konnte mich von meinem selbstständigen: „Ich spiele Gott" bekehren!

Doch das ging nicht so schnell, wie damals, an jenem Abend, auf dem Schiff!
Das war eine Sache von mehreren Jahren! Der Zerbruch all meiner selbstfrommen Größe kostete eine Erniedrigung, einen Mißerfolg nach dem anderen.
All diese Umstände waren die "Abzapfer" und die heilbringenden Werkzeuge, um in meinem bösen Herz so eine Art „Herztransplantation" auszuführen.

Und wißt ihr, ich bin noch nicht am Ende! Die Operation geht weiter!

"Immer weniger Pal, und immer mehr Jesus!" - So steht es auf meinem „Medizinfläschen"!

Aber heute bin ich dankbar, für das, was ich da, an eigener Haut, erleben durfte.
Mit Jesus leben heißt, allem Selbstischen zu sterben.
Kein Mensch will das so mal so!
Da hat wohl jeder von uns seine Mühe!

Aber treu ist derjenige, der das gute Werk mit uns Menschlein anfängt. ER weiß, wie man es vollendet und ER wird es auch vollenden! Zumindest mit all denjenigen, die aufrichtig und demütig genug sein wollen.

Mit lieben Grüßen, euch allen!

(Hier noch ein wichtiger Spruch, den ich diesbezüglich an eigener Haut erlebte: "Es ist für uns Menschen sehr schwer aufzuhören ein verlorener Sohn zu sein, ohne sich in einen älteren Bruder zu verwandeln!")

Antworten Zuletzt bearbeitet am 08.06.2014 08:16.

Greg

-, Männlich

  fester Bestandteil

Beiträge: 707

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Greg am 08.06.2014 20:26

Pal, du bist ne coole socke!

Ich bin eine fröhliche Knackwurst! 

Antworten

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Henoch am 08.06.2014 20:36

Marjo:
Marjo in dem Thread über religiöse Heuchler:
Also: Ist sich jeder hier sicher, nicht zu den Heuchlern zu gehören? Falls JA, woran macht er das fest? Falls NEIN, wie kommt man vom Heuchler zum guten Nachfolger Christi? Ein Thread der diese Frage(n) bespricht und klärt wäre hilfreich für alle.

Man kommt vom Heuchler zum wahren Nachfolger Christi alleine durch den innewohnenden Geist, denn er ist es, der Zeugnis gibt für Christus und der seine Gegenwart repräsentiert.

2Kor 13,5 Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, daß ihr unecht wärt!

Henoch

Antworten

Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Burgen am 08.06.2014 20:59

Ich meine, die Bekehrung, die erste Liebe ist die eine Seite der Medaille.
Da ist die Busse und Vergebung eingeschlossen.

Aber dann,
dann geht es in die Tiefe und in den Zerbruch.

Wozu, weil
Gott der Toepfer und wir - das Herz - das Gefäss sind.

Und das, was im Herzen ist, herausgewaschen werden muss.

Ich denke, dass Freiheit von z.B. Drogen das eine ist,
aber der Dreck im Herzen das andere ist.

Gottes Ziel mit uns ist ja, dass wir IHM immer aehnlicher werden.

Gruß
Burgen  

Antworten

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Henoch am 08.06.2014 23:16

Hallo Pal,
ich finde Dein Zeugnis wunderbar, da kommt Jesus klar ins Blickfeld und der gute Pal wird immer kleiner....
Gepriesen sei der Herr und die Macht seiner Stärke, die in uns wirksam wird.
Amen
Henoch

Antworten

Klaus
Gelöschter Benutzer

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Klaus am 09.06.2014 11:49

Ja Pal, bei deinem Zeugnis muß ich an die Taufe Jesu denken. Die Taufe mit dem Heiligen Geist gefällt uns die Taufe mit Feuer dagegen weniger. Bei unserer Taufe mit heiligem Geist und mit Feuer stellt Gott unser Seelenleben immer wieder schonungslos blos, nicht um uns zu ärgern, vielmehr soll eben der dreieine Gott in uns leben und zum Ausdruck kommen. Was für eine Herrlichkeit!

Shalom

Antworten

alles.durch...

61, Weiblich

  fester Bestandteil

Beiträge: 967

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von alles.durch.ihn am 09.06.2014 13:11

Danke für dein Teilen und deine Ehrlichkeit, lieber Pal.. 
Bleib behütet und gesegnet,
lg, adi

 

..ich will den Herrn loben allezeit und seinen Namen preisen! <3


Antworten

Pal

66, Männlich

  Urgestein

Beiträge: 2513

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Pal am 10.06.2014 05:19

Greg: Pal, du bist ne coole socke!
Adi: Danke für dein Teilen und deine Ehrlichkeit, lieber Pal.


Danke für euren Zuspruch, ihr Lieben!

Gerade vorgestern bekam ich zu meiner Person die Kritik zu hören, das ich die "dunklen Seiten" der Medallie auf kosten der "hellen Seite" zu sehr überbetone. Selbstverständlich besteht diese Gefahr! - Wie sollte auch ein Mensch nicht in vergleichbaren Gefahren stehen? (nämlich um Teilstücke des Ganzen über- oder unterzubewerten)

Nur ist es mir wichtig diese Seite der Angelegenheit (also den Zerbruch, die Veränderung durch Leiden und Sterben des alten Wesens etc.) zu betonen, weil wir, gerade heutzutage sehr geneigt sind die "helle Seite" "überzubelichten"!

Ein Gott auf Augenhöhe, zum Streicheln dessen hauptsächliche Aufgabe es ist mich aufzubauen und nicht abzutakeln.... ....
Bei dieser Art einseitiger Überbetonung geht mir das "Messer in der Tasche auf"!

Weshalb ich geneigt bin dieser "Denkströmung" ein Gegengewicht entgegen zu halten.

1Ko 2:2 Denn ich hielt nicht dafür, etwas unter euch zu wissen, als nur Jesum Christum und ihn als gekreuzigt.
oder hätte Paulus da nicht schreiben müssen:

Denn ich hielt nicht dafür, etwas unter euch zu wissen, als nur Jesum Christum und ihn als verherrlicht.
oder zumindest:
Denn ich hielt nicht dafür, etwas unter euch zu wissen, als nur Jesum Christum und ihn als gekreuzigt und verherrlicht.

?????

Antworten

solana

-, Weiblich

  Urgestein

Forenmoderator

Beiträge: 4164

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von solana am 10.06.2014 11:54

Ich möchte dir auch herzlich danken, lieber Pal für dein aussagekräftiges Zeugnis, das sehr gut die aktuell diskutierte Thematik erhellt!

Pal schrieb:

Gerade vorgestern bekam ich zu meiner Person die Kritik zu hören, das ich die "dunklen Seiten" der Medallie auf kosten der "hellen Seite" zu sehr überbetone


Ja, wenn man die eine Seite der Medaille zu stark betont, besteht die Gefahr, dass die andere Seite "verblasst".
Denn der "Tod" ist ja nur der "Anfang", er ist das "Tor" ins neue Leben, wir sind nicht auf der Türschwelle "festgenagelt", wir gehen immer neu hindurch aus der "Vernichtung" in die "Fülle".
Und es sind nicht der Tod und der "Mangel", die unser Leben prägen, das Weizenkorn "erstirbt" nicht, um in der Vernichtung zu bleiben bis es irgendwann einmal im Himmel die Herrlichkeit sieht.
Jesus ist nicht gekommen, um uns im Tod stehen zu lassen und den "irdischen Mangel und das Jammertal" durch eine Vertröstung aufs Jenseits erträglicher zu machen, sondern um uns "das Leben und volle Genüge" zu schenken - durch die Vernichtung hindurch:

Röm 5, 10 Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.
...
17 Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wie viel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.
Liebe Grüsse
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

Antworten

Pal

66, Männlich

  Urgestein

Beiträge: 2513

Re: Aus dem Matrosen wurde ein Pharisäer

von Pal am 10.06.2014 12:13

Salona: ....aus der "Vernichtung" in die "Fülle". Und es sind nicht der Tod und der "Mangel", die unser Leben prägen, das Weizenkorn "erstirbt" nicht, um in der Vernichtung zu bleiben bis es irgendwann einmal im Himmel die Herrlichkeit sieht.
Jesus ist nicht gekommen, um uns im Tod stehen zu lassen und den "irdischen Mangel und das Jammertal" durch eine Vertröstung aufs Jenseits erträglicher zu machen, sondern um uns "das Leben und volle Genüge" zu schenken - durch die Vernichtung hindurch...

Ja, liebe Salona, du hast damit durchaus recht!

Dennoch scheint mir unser modernes Christentum von so starkem "Wohlfahrtsdenken" durchtränkt zu sein, das die biblische Perspektive demgegenüber "verblaßt":
1Ko 4:9 Denn mir scheint, Gott hat uns, die Apostel, auf den letzten Platz gestellt. Wie zum Tod verurteilte Verbrecher stehen wir in der Arena. Für die ganze Welt sind wir ein Schauspiel geworden...
Phi 1:21 Denn das Leben heißt für mich Christus und das Sterben Gewinn!


Womit wir dann kaum wirklich etwas anzufangen wissen... Du verstehst mich sicher!

Antworten
1  |  2  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum