Gemeinschaft

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solana

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Re: Gemeinschaft

von solana am 15.06.2015 11:10

Im Nachbarthread http://www.glaube-community.de/forum/show_thread.html?id=19630576&p=1 kam in mir immer mehr die Fragen auf: "Was ist eigentlich die Aufgabe der Gemeinde?"
"Wie zentral ist die "Ermahnung" bei dieser Aufgabe bzw was steht im Vordergrund?" Was muss in einer Gemeinde vorhanden sein und "funktionieren", damit sie den Namen "verdient"?"

 

Da dias Thema dort auf einen Aspekt daraus beschränkt ist ("Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?"), denke ich, es ist besser, diese Fragen hier weiter zu besprechen.
Ich freue mich über euren Input dazu.
Gruss
Solana

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marjo
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Re: Gemeinschaft

von marjo am 12.06.2015 11:29

Ohne andere Christen fühle ich mich, als ob mir Gliedmaßen fehlten.

gruß, marjo 

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christ90

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Re: Gemeinschaft

von christ90 am 02.06.2015 16:26

Tut mir leid, wenn ich nicht zuletzt nicht mehr melden konnte; war die letzten Tage unterwegs und hatte nicht die Möglichkeit zu schreiben.

Ich denke, dass all die von dir genannten Dinge letztlich auf einen Mangel an Liebe zurückzuführen sind.
Das finde ich etwas zu pauschal beurteilt, denn ich denke, es gibt schon noch mehr Gründe. Nicht immer ist es fehlende Liebe, nein, das denke ich nicht.

@Cleo: Du hast wohl recht: Bei weitem nicht immer mangelt es an grundsätzlich vorhandener Liebe, der grundsätzlichen Bereitschaft Gott nachzufolgen. Oft mangelt es auch an Erkenntnis, Erfahrung, Reife, an menschlicher Vollkommenheit schlechthin. Dennoch würde ich im Mangel an Liebe bzw. jenem an zur Geltung kommender Liebe den Folgenschwersten erblicken. Ich will versuchen, dies näher zu erklären.
 
„Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied".

Dieser Spruch lässt sich m. E. auch auf die Gemeinde, den Leib, übertragen. Erkrankt ein Glied, so ist der ganze Leib in seinen Entfaltungsmöglichkeiten gehemmt. Dies umso mehr, wenn es sich bei diesem Glied/diesen Gliedern um Personen handelt, denen erhöhte Verantwortung für die Gemeinde zukommt, welche maßgeblich Anteil haben an den grundlegenden Strukturen/dem Ablauf des Gemeindelebens. Nun ist es klar, dass wenn man neu, gleichsam noch Kind im Glauben ist (deren es wohl in jeder Gemeinde gibt), man noch kein so ausgeprägtes Gespür für die Wahrheit (den Willen Gottes) entwickelt hat, noch nicht so fest im Wort verankert ist, einem auch die entsprechende Erfahrung fehlt. Umso größer ist die Verantwortung jener zuvor genannten, diesen anhand der Bibel den rechten Weg zu weisen - ehe sie womöglich selbst enttäuscht systeminhärenter Gebrechen gewahr werden.

Jener Mangel an Liebe drückt sich bei besagten Verantwortlichen m. E. oft aus in mangelndem suchen/ringen nach der Wahrheit, der mangelnden Bereitschaft sich stets neu am Wort Gottes auszurichten. Man ist sich der Gebrechen innerhalb der Gemeinde und deren Ursachen insgeheim wohl bewusst, doch „begnügt" sich mit dem wie es ist, nach dem Motto: So verkehrt wird's schon nicht sein - und verharrt in den sich einigermaßen bewährt habenden Strukturen. Eine wirkliche Veränderung zum positiven würde einen radikalen Umbruch erfordern - doch daran wagt man kaum zu denken. Auch wäre dies wohl nicht im Sinne (des Großteils) der Gemeinde. Da „wurschtelt" man lieber weiter vor sich hin, und dies auf Kosten der ganzen Gemeinde - auch jener, die durchaus bereit wären zu grundlegender Veränderung, es sogar wünschten Rahmenbedingungen vorzufinden, die es ermöglichten in tiefere Gemeinschaft zu einander zu treten.

Math 23,13 Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.

Dieser Vers drückt das was ich meine sehr gut aus. Auch wenn er an andere Menschen adressiert ist bleibt der grundlegende Sachverhalt doch der selbe.

"An der Liebe zueinander werdet ihr sie erkennen"..... und was, wenn keine Liebe zueinander zu sehen und zu spüren ist....?

Ich kann mir vorstellen, dass das oben Beschriebene hierbei eine gewisse Rolle spielt. Andererseits kann ich mir, wie gesagt, auch vorstellen, dass die meisten mit dem wie es läuft im Grunde zufrieden sind, gar kein wirkliches Interesse an tieferer Gemeinschaft haben.

Gruß
 
 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.06.2015 20:02.

Cleopatra
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Re: Gemeinschaft

von Cleopatra am 30.05.2015 07:52

Liebe solana,

ja, ich denke, das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Wir haben einen neue Identität. Wir sind anders.
Ich habe immer gesagt "die Verbindung, die wir haben, ist der heilige Geist".
Es ist kein einfaches Interesse, es ist ein einfaches Sein....

Ich muss gerade an das Beispiel denken mit dem Körper.
Zum Beispiel in 1. Korinther 12 wird es angesprochen.
Ich bin die Cleo, solana ist solana, christ90 ist christ90.
Angenommen, ich bin sinnbildlich die Hand, solana das Ohr, christ90 der Fuß- wir sind diese Glieder.
Aber kein Körperteil kann für sich leben. Wir sind angewiesen aufeinander.
Wir sind angewiesen auf die Hilfe und Mitwirkung des Nächsten.
Ich als Hand käme nicht weit, wenn ich den christ90 nicht hätte

Und ganz aktuell bemerke ich außerdem, dass wenn ein christ90 kaputt ist und Ruhe verordnet bekommt, es in diesem Leib noch einen zweiten gibt. Etwas anders, weil diesmal links, aber dennoch so hilfreich, dass ich trotzdem noch vorwärts komme. Außerdem gibt es ja dann noch den Rapp, den starken Arm, der die Krücke hällt

Oh, ich mag Beispiele, ich hoffe, ihr blickt da durch ;-D

Lg Cleo

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solana

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Re: Gemeinschaft

von solana am 29.05.2015 11:37

Um nochmal auf den Unterschied zum "Verein" zurück zu kommen - du hast ja schon die andere "Qualität" der zwischenmenschlichen Beziehung untereinander beschrieben, Christ90.
Und wenn Gemeinschaft in diesem Sinn richtig gelebt wird, dann wird die Besonderheit darin auch von anderen Menschen erkannt:

 

Joh 13,35 Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Dazu hat Stefan einen wichtigen Punkt in diesem Zusammenhang angesprochen: "Identifikation".

 

StefanS schrieb:

Gemeinschaft kann man haben, wenn man Dackel züchtet und sich einem Dackelclub anschließt. Dort hat man Gleichgesinnte, nämlich Dackelzüchter. Das hat erstmal nichts mit Liebe zu Dackelzüchtern zu tun. Und die Dackelzucht aufzugeben hat nichts mit Hass auf Dackelzüchter zu tun.

Eine Gemeinde zu verlassen kann unterschiedliche Gründe haben.

Man identifiziert sich z.B. nicht mehr mit den Zielen der Gemeinde. Deswegen hasst man doch nicht die Leute. Selbst im übertragenen Sinn nicht! Da hilft auch keine Interpretation, es ist schlicht kein Zusammenhang zu sehen.

 

Allerdings steckt meiner Ansicht nach genau hier der "Fehler", der dazu führt, dass eine christliche Gemeinschaft eben nicht von einem Dackelzüchterverein unterscheidet: Wenn man als Grundlage "gemeinsame Ziele der Gemeinde" sieht, mit denen man sich "identifiziert".

Ein Christ ist kein "Mitglied im himmlischen Verein", weil er sich mit bestimmte Zielen identifiziert und und die Verwirklichung dieser Ziele einen mehr oder weniger grossen Raum in seinem Leben einnimmt.
Ein Christ hat eine neue "Identität", er identifiziert sich mit seinem neuen Leben in Christus. Und zwar so vollständig, dass dies als "Wiedergeburt" bezeichnet wird und vom "Tod" des alten Menschen gesprochen wird.

Das ist etwas völlig anderes als die "Identifikation mit Dackelzucht".
Bei einer "Vereinsidentität bleibt die Identität eines jeden Mitglieds erhalten, sie finden sich zusammen in einer "gemeinsamen Schnittmenge", die einen Lebensbereich umfasst, der allen gemeinsam ist. Gemeinsam ist "die Lebe zum Dackel". Ausserhalb dieses Bereiches ist jeder er selbst und es gibt da nicht mehr Gemeinsamkeiten als mit anderen Menschen.
Jeder behält seine Identität so wie sie ist und die vereinende Dackelliebe wird darin integriert, als gemeinschaftstiftendes Element, das alle durch die Gruppenerlebnisse bereichert.

2Kor 5,17 Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Das ist dagegen eine völlig neue Identität, die alle Lebensbereiche betrifft, ein ganz neue Selbstverständnis und Weltbild und ein neues Verständnis von Mitmenschen.

Und das kann nicht "theoretischer Glaubensinhalt" bleiben, das muss gelebt werden. Sonst fallen "Glauben im Kopf" und "konkretes Leben" auseinander.
Wie Jakobus in seinem Brief betont - was ist ein Glaube wert, der nicht gelebt wird?
Oder die Sache mit dem Baum und den Früchten? Kann jemand behaupten, er sei aber in Wirklichkeit ein Apfelbaum, auch wenn er nichts anderes als Tannenzapfen hervorbringen kann?

Das Wesen eines Mensch, seine "Identität" drückt sich zwangsläufig in seinem Leben aus - so wie ein Licht nichts anderes als leuchten kann (sonst ist es kein Licht mehr) und eine Stadt auf einem Berg kann man nicht verstecken

Mt 5,14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.

Lk 6,45 Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.

Und diese neue Identität ist in Christus selbst:

Gal 2,20 Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir

Kol 3,3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.

Und das ist auch das "vereinende, gemeinschaftsstiftende Element", die Grundlage der Gemeinschaft - nicht irgendwelche "Gemeindeziele".
Und bei aller menschlicher Unvollkommenheit und Schwäche jedes einzelnen Christen gilt:

Mt 18,20 Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Das ist das Besondere der christichen Gemeinschaft.
Und das kommt auch gerade in den Schwächen der einzelnen Geschwister und dem Umgang damit (mit den eigenen und denen der anderen) zum Ausdruck, nicht in der "Perfektion", mit denen ein gemeinsames Ziel verwirklicht wird.
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Cleopatra
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Re: Gemeinschaft

von Cleopatra am 29.05.2015 07:37

christ90 schrieb: Im Gegensatz zu weltlichen Vereinigungen (Dackelzüchterverein) ist in christlicher Gemeinschaft - nebst Gott, der die Angehörigen im Geiste eint - der andere selbst, mit allem was ihn bewegt, Gegenstand des Interesses.

Ich glaube, das ist ein sehr wichtiger Kern und sehr großes Merkmal, der Unterschied zu anderen Gemeinschaften.

Ich denke, dass all die von dir genannten Dinge letztlich auf einen Mangel an Liebe zurückzuführen sind.

Das finde ich etwas zu pauschal beurteilt, denn ich denke, es gibt schon noch mehr Gründe. Nicht immer ist es fehlende Liebe, nein, das denke ich nicht.

Wisst ihr, ich habe die Tage mehr über dieses Thema nachgedacht.
Gott hat uns ja als soziale Wesen erschaffen.
"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei" sagte Gott, kurz bevor er Eva erschuf.
Ja, das sagte er im Hinblick auf Mann und Frau.
Aber darum geht es mir ja nicht.

Ich glaube, dass eben diese Gemeinschaft auch ein sehr großer Schutz sind. Für unsere Seelen.
Wir leben in einer Welt, in der wir von Einflüssen überflutet werden.
Ob im Internet, Zeitschriften, Medien, überall gibt es Einflüsse.

Ich glaube außerdem, dass Satan auch gezielt Gemeinschaften stört, um besser angreifen zu können.
Ein Mensch, der alleine ist, ist alleine mit seinen Gedanken. Auch mit falschen Interpretationen, falschen Verhalten und falschen Einstellungen.
Irgendwann ist dieser Mensch im schlimmsten Falle nicht mehr gewillt, sich positiv ändern zu lassen.
Denn die Welt erklärt uns Selbstverwirklichung, Egoismus und Ellebogengesellschaft.
Der Mensch wird kritikunfähig und so weiter.
Sehr gefährlich finde ich, wenn außerdem "neue Religionen" entstehen aufgrund von falschem Verständnis.

Dies alles ist nicht immer auf ein Alleinesein zurückzuführen, das will ich nicht behaupten.
Aber die Gefahr, die ist viel größer.
Denn niemand kann rechtzeitig und im Vorfeld "Stop" sagen und berichtigen, bis der Gedanke sich verfestigt hat.

Ich glaube, dass Satan hier oft gezielt angreift.

"An der Liebe zueinander werdet ihr sie erkennen"..... und was, wenn keine Liebe zueinander zu sehen und zu spüren ist....?

Lg Cleo

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christ90

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Re: Gemeinschaft

von christ90 am 28.05.2015 14:19

@Cleo

Es ist schwer, eine Gemeinde auch richtig zu beurteilen. Es ist dann schwer, wirklich ganz ehrlich vor sich und Gott zu sein, ob das, was einen stört, vielleicht garnicht so unbiblische Dinge sind, sondern vielleicht einfach weniger Aufmerksamkeit, Gegenargumente, Kritik oder unerfüllte Wünsche.

Ich denke, dass all die von dir genannten Dinge letztlich auf einen Mangel an Liebe zurückzuführen sind. Die ersten Christen hatten es da leichter in wirkliche Gemeinschaft zu einander zu treten; schließlich lebten sie in Gütergemeinschaft, verbrachten viel mehr Zeit miteinander, sahen sich fast jeden Tag. Erst diese intensive Gemeinschaft schweißt auch zusammen, bedingt es, dass sich Menschen auch in verschiedenen Situationen und Lebenslagen wirklich kennenlernen. Mit einmal wöchentlichem Treffen - dann oftmals nur zu formalem „Gottesdienst" - ist dies schlichtweg nicht möglich. Eine Predigt kann unmöglich allen gerecht werden, - im Grunde fertigt sie pauschal ab (bewusst überspitzt ausgedrückt) und es liegt dann in der Verantwortung des Einzelnen, das für ihn wichtige daraus zu entnehmen. Unter der Woche ist dann jeder auf sich alleine gestellt und sich selbst überantwortet.

Man kennt einander zu wenig, weiß nicht, wo die Probleme des anderen wirklich liegen, weiß nicht wie er im Grunde ist, was in ihm vorgeht; kann daher auch nicht in erforderlichem Maß auf ihn eingehen, ihm nicht wirklich beikommen. Die gegenseitige Interaktion und Korrekturnahme ist herabgesetzt, die Dynamik gehemmt. Das Wirken Gottes kann seine Kraft nicht entfalten, die Menschen erleben keinen Sieg mehr über Sünde, bleiben in ihren alten Denkmustern und Verhaltensweisen behaftet, werden kraftlos und resigniert, finden sich damit ab, kommen nur noch um ihr Gewissen zu befriedigen/ aus Konvention in die Gemeinde. All dies ist m. E. in hohem Maße der von vorn herein ausgedünnten Gemeinschaft geschuldet und letztlich auf einen Mangel an Liebe, gegenseitigem Interesse zurückzuführen.

Denn wenn man Teil der Gemeinschaft ist, dann ist man auch mit dran Schuld, wenn die Gemeinde lau wird, oder...?

Wie aus dem Beschriebenen hervorgeht tritt die Schuld des Einzelnen hinter dem fehlerhaften Gesamtkonzept zurück. Tritt man durch seine Teilnahme für dieses System ein, macht man sich jedoch nat. auch mitschuldig am verfehlten Konzept.

Gruß  

Antworten Zuletzt bearbeitet am 28.05.2015 14:23.

christ90

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Re: Gemeinschaft

von christ90 am 28.05.2015 13:24

Christ90 schrieb: Daher fände ich es gut den Schwerpunkt des Threads vom grundsätzlichen ob auf das wie zu verlagern.
(Zitat Solana) Gute Idee - ich denke, dann wird auch die Frage beantwortet nach dem "wozu nötig".
Wenn klar wird, was eine Gemeinschaft unter Christen von einem Dackelzüchterverein unterscheidet.

Diesen Unterschied würde ich gerne im Folgenden zu beschreiben versuchen und dabei auch den Bezug herstellen zum „wozu".
Im Gegensatz zu weltlichen Vereinigungen (Dackelzüchterverein) ist in christlicher Gemeinschaft - nebst Gott, der die Angehörigen im Geiste eint - der andere selbst, mit allem was ihn bewegt, Gegenstand des Interesses. Eine derartig begründetes zwischenmenschliches Verhältnis kann natürlich nur entstehen, wenn es von jeweils beiden Seiten gewollt ist. Doch ist es im Grunde ein tiefes menschliches Bedürfnis in seinem Wesen erkannt (und anerkannt) zu werden, mögen wir es, wenn Menschen sich für uns interessieren, sich bemühen uns zu ergründen, richtig einzuschätzen, sich ein Bild von uns zu machen. Solange wir nicht das Gefühl haben, dass ein Mensch uns, auch in unseren Schwächen, erkannt und durchschaut hat, bleiben wir im tiefsten Grunde unseres Wesens vereinsamt. Auch ein gemeinsames Bekenntnis/gemeinsame Hoffnung kann diesen Sachverhalt nicht kompensieren. Erst indem man - durch Gottes Offenbarung - sich und alle übrigen Menschen als von Gott geliebt erfährt (Eph 5,1f; Joh 13,34f, 1 Joh 4,7-11 drücken dies im speziellen aus) verändert sich die Gesinnung diesen Menschen gegenüber, sehen wir sie mit anderen Augen, sehen wir uns veranlasst, ihnen unsere Beachtung zu schenken - mögen sie in ihrem Wesen und Charakter noch so verschieden/eigentümlich sein - wird es uns zum Bedürfnis ihnen in Liebe zu begegnen, Anteil an ihnen zu nehmen. Zu voller Entfaltung kann diese liebevolle Hingabe freilich nur unter Gleichgesinnten kommen, die Gottes Liebe in ihren Herzen tragen.

"Gemeinschaft" setze ich auch nicht gleich mit "Gruppendynamik" oder Gruppenzwang, auch nicht, sich mit einer Gruppe zu einer gemeinsamen Aktivität am Sonntag Morgen treffen und ein bisschen "Friede, Freude, Eierkuchenplausch" halten und sich alle lieb haben.

Wird dies (das oben Beschriebene) wirklich zur Realität, so scheint mir jeder Gruppenzwang und oberflächlicher Austausch von vornherein ausgeschlossen.
   
Die Frage nach dem wozu würde ich demnach wie folgt beantworten: Weil wir auf Gemeinschaft hin angelegt sind. Sowohl auf Gemeinschaft mit Menschen als auch - durch Christus - mit Gott.

Gruß

    

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Cleopatra
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Re: Gemeinschaft

von Cleopatra am 28.05.2015 07:27

Danke christ90 für deine Gedanken.

Es ist schwer, eine Gemeinde auch richtig zu beurteilen. Es ist dann schwer, wirklich ganz ehrlich vor sich und Gott zu sein, ob das, was einen stört, vielleicht garnicht so unbiblische Dinge sind, sondern vielleicht einfach weniger Aufmerksamkeit, Gegenargumente, Kritik oder unerfüllte Wünsche.
Und bei solchen Gründen ist es als Christ natürlich leicht zu sagen (extra überspitzt): "Ich bin ein so guter Christ, nein, ich gehe davon weg, weil ich mich der Sünde abwende, so fromm bin ich", als sich einzugestehen, dass man vielleicht nicht ohne Grund dort ist, näm.´lich, um sich selbst zu verändern.

Denn wenn man Teil der Gemeinschaft ist, dann ist man auch mit dran Schuld, wenn die Gemeinde lau wird, oder...?

Ich denke, wir sind alle der Meinung,dass die Gemeinschaft mit anderen Christen sehr wichtig ist.
Die Argumente scheinen da ja unterschiedlich.
Aber ja- wie sieht diese Gemeinschaft praktisch aus?
Sonntags treffen und dann wieder gehen?
Wenn man besonders fromm ist, noch spenden...?

Besteht diese Gemeinschaft nur Sonntags? Oder nur aus Gottesdiensten?

Lg Cleo


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christ90

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Re: Gemeinschaft

von christ90 am 27.05.2015 13:16

Hallo Cleo,

Habe mir deinen Beitrag nochmal aufmerksam durchgelesen. Stimme damit voll überein.
Zweifelsohne ist es so, dass sein Umfeld und das womit er sich beschäftigt einen Menschen prägen. Darum ist es von großer Wichtigkeit sich in ein Umfeld zu begeben/sich mit Dingen zu beschäftigen, das/die sich positiv auf einen auswirkt/auswirken.
 
Ein Mensch, der nie die Herausforderung hat, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die ihm nicht so passen (der eine nervt, der andere ist mir zu streng....) der kann auch nicht lernen, diese trotzdem zu lieben.

Das Einende im christlichen Glauben ist ja gerade nicht der äußere Charakter, sondern die Gesinnung, welche noch über dem Charakter steht. Klar ist es schön, wenn man mit jemandem auch charakterlich („vom Typ") übereinstimmt, das entscheidende bleibt jedoch die Gesinnung. Der Vorteil daran ist, dass man lernt jeden gleichermaßen in seinen Schwächen und Eigenarten zu respektieren, lernt auch das Positive an ihm zu schätzen. Andererseits wird man auch konfrontiert mit seinen eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten. Man lernt mit einander umzugehen und wächst aneinander. Eben diese Vielfalt macht die Gemeinde auch aus. Jeder hat unterschiedliche Gaben und Aufgaben und nimmt den ihm zukommenden Raum innerhalb des Leibes ein.

Angenommen, ich habe Recht mit der Sache mit dem Umfeld... was würdest du sagen, wenn genau dieses Umfeld, nämlich die Gemeinde, sehr "lau" ist? Sonntags wird sich getroffen, alles ist theoretisch und anschließend geht jeder distanziert nach Hause.

Hier möchte ich verweisen auf das, was ich im Beitrag zuvor bezüglich des Verlassens einer Gemeinde geschrieben habe. Wenn eine Gemeinde ihren Sinn weitgehend nicht erfüllt, macht es m. E. auch keinen Sinn ihr weiterhin anzugehören.

Das Interesse an einer Beziehung zu Gott wäre in dieser Gemeinschaft nicht da?

Hm...offenbar nicht in ausreichendem Maße, sonst hätte man den Missstand wohl bereits erkannt und würde so nicht weitermachen.

Würdest du in diesem Beispiel die gleiche Meinung vertreten, nämlich, dass, solange man nur eben Gemeinschaft mit dieser Gemeinde (sind ja auch Christen) hat, die Gemeinschaft mit Gott möglich ist, vor allem eben die Liebe...?

Für mich stellt sich dann erst mal die Frage ob es sich tatsächlich um Christen handelt. Wenn ja, dann sollten sie auch bereit sein ihr Verhalten anhand der Bibel zu überdenken. Deine Frage würde ich im Grunde mit Nein beantworten, zumal sich die Gemeinschaft mit Gott innerhalb der Gemeinde verwirklicht.

Gruß
   

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.05.2015 13:24.
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