Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
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Burgen
Gelöschter Benutzer
Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von Burgen am 13.03.2018 10:14
Hallo ihr Lieben,
oft betrachten wir Hiob aus dem Gesichtspunkt seiner Selbstgerechtigkeit.
Das Buch Hiob ist das älteste Buch der Bibel. Viele Menschen lieben dieses Buch, auch wenn sie Jesus noch nicht haben kennenlernen dürfen. Das ganze Buch lässt uns die Schönheit Gottes und die seiner Schöpfung an vieĺen Versen und Kapiteln aufstrahlen. Es rührt zumeist tiefe Schichten der Seelenbeschaffenheit in uns an. Doch ist es auch eine Art Lehrbuch, das seine Lektionen wunderbar verpackt bereithält, wie ich finde.
Heute in meiner Tageslese, wenige Wochen vor Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Jesu Auferstehung war der Tagestext von heute:
Hiob 9, 14-23.32-35.
Jemand meinte mal, das in der englischen Sprache Hiob wie Job geschrieben würde. Daraufhin las er das Buch Hiob und suchte Anleitung für einen Job.
Darüber kann man lächeln oder den Kopf schütteln. Alles ist möglich.
Mich sprachen die Verse 32-35 besonders an.
Wünschen wir uns nicht auch öftmals einen Schiedsrichter? Oder jemand, der mal so richtig reindonnert und eine Situation klärt?
Dabei wünscht man sich vielleicht jemanden, der eine natürliche Autorität besitzt, so wie zB im Umgang mit den Haushunden.
Haushunde kennen von Haus nicht unsere menschliche Sprache. Sie reagieren auf unsere Körpersprache und Ausstrahlung.
Manchmal müssen die Umstände verändert werden, damit sie uns Aufmerksamkeit schenken, entspannen können damit sie lernen können.
Das ist in der Kindererziehung nicht viel anders.
Nur sind die Kinder im Vorteil, dass ihnen menschliche Sprache und Ausdrucksweisen nicht unbekannt sind.
Sie wachsen von Mutterleib damit auf, sind darauf gepolt.
Gott hat uns Menschen die Sprache als Kommunikationsmittel zugedacht und geschenkt.
Von einigen Fehlfunktionen wie Taubheit usw. mal abgesehen.
32 Denn Gott ist nicht ein Mensch wie ich, dem ich antworten könnte, dass wir miteinander vor Gericht gingen.
33 Kein Schiedsmann ist zwischen uns, der seine Hand auf uns beide legte !
34 Dass er seine Rute von mir nehme und sein Schrecken mich nicht mehr ängstigte !
35 So wollte ich reden und mich nicht vor ihm fürchten, denn ich bin mir keiner Schuld bewusst.
Ist dies nicht ein Sachverhalt, der unser Herz in seiner ganzen Tiefe immer mal wieder anrührt ?
Ich bin jedenfalls noch nie ganz frei davon gewesen.
Gruss
Burgen
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von Cleopatra am 14.03.2018 07:50Also in Anbetracht der Welt sind wir ja doch ganz gut, denke ich.
Ich habe noch nie einen Krieg angefangen, jemanden öffentlich so beleidigt, jemanden getötet oder Betrug gemacht.
Und ich denke, genau dann sollten wir nämlich vorsichtig und vor allem demütig sein.
Denn wir haben vielleicht kleinere Dinge getan, aber vor Gott ist das kein Unterschied.
Ob eine in unseren Augen große oder kleine Sünde- jede Sünde führt zum Tod und sollte daher nicht kleingeredet werden.
Wir sind alle abhängig von Gottes Gnade und Barmherzigkeit.
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von geli am 14.03.2018 15:18Wobei es natürlich bei "kleinen" Dingen wirklich schwer ist, seine Verlorenheit Gott gegenüber begreifen zu können. Da haben es, so denke ich, die "großen" Sünder manchmal leichter...
Gestern Abend war ich in einer Veranstaltung von Pro Christ, und Ilse Werner hat, so finde ich, den Begriff "Sünde" (der ja heute in unserer Zeit nicht mehr so gefragt ist und auch nicht mehr so einfach verstanden wird) ganz anschaulich erklärt.
Sie fing an mit Adam und Eva, die sich gegen Gott uns seine Welt und die Ordnung, die er gegeben hat, entschieden haben. Damit können noch viele Menschen eins gehen.
Sie erklärte, wie sie nun draußen, in der anderen Welt, weiterlebten und wie dann nach und nach viele Dinge entstanden, die wir ja auch heute kennen - und an denen wir, wenn auch indirekt und nicht unbedingt persönlich, dennoch mit beteiligt sind. Sie beschrieb, dass wir einfach, auch ohne es zu wollen, Teil dieser schlimmen Dinge sind - wir tragen Kleidung, die auf Kosten anderer hergestellt wurden, wir haben teil an Umweltzerstörung, an Kriegen usw.
Natürlich sind wir in der Regel nicht persönlich daran beteiligt, aber wir leben einfach in dieser Welt und sind so Teil dieser Dinge.
Wir sind, ohne es zu wollen oder aktiv daran beteiligt zu sein - oder meistens nur mit "kleinen" Dingen - dennoch Teil davon und es gibt kein Entrinnen davor.
Wir sind vorn Geburt an nicht auf der Seite Gottes, sondern auf der Gegenseite.
Ja, so kann man es gut verstehen, finde ich jedenfalls: Wir alle sind alleine dadurch, dass wir geboren wurden und in dieser kaputten, von Gott losgelösten Welt leben, Teil davon und in die Sünde quasi "hineingeflochten".
Rettung da heraus gibt es nur durch Christus - er löst uns aus dieser sündigen Welt heraus und versetzt und in eine andere Welt - hinein in sein Reich, indem wir die Vergebung haben.
So oder so ähnlich hat sie es erklärt - ich kann es leider nicht mehr ganz so wiedergeben, wie sie es gesagt hat.
Aber für mich wurde klar, dass es nicht um "kleine" oder "große" Sünden geht, sondern dass wir all in ein "Sündengeflecht" - so will ich es einmal nennen - hineingeboren wurden, aus dem wir uns aus eigener Kraft nicht lösen und befreien können.
Ich denke, auch Hiob hat das nicht so verstanden, sondern hat nur auf sein - wie Gott ja selbst über ihn sagt - tadelloses Leben geschaut.
LG, geli
Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von Burgen am 16.03.2018 06:57Hallo ihr Lieben,
in einem Thread fragte sich Solana, wie wir denn, ob allem Leid welchem wir oftmals ausgesetzt sind,
die Gnade Gottes in Jesus Christus, "sehen" .
Was also ist die Gnade Gottes?
Mir ist der Satz in den Sinn gekommen - Dennoch bleibe ich stets an dir.
Ich glaube, er entstammt dem Psalm 73.
Jedenfalls, wenn wir das ganze Buch Hiob betrachten, ist dort durchaus Gottes Gnade zu schauen, die Hiob
am eigenen Leib erfahren hat.
Gottes Gnade wurde sichtbar an seinem Leib und an seinen Umständen.
Seine Seele, seine Standhaftigkeit trotz allen Schmerzen und das Nichtverstehen können,
fand in Gottes Gnade seinen Frieden.
So ist es doch oft auch heute bei einzelnen Menschen, oder nicht?
Ausgangspunkt ist das Erbe der gefallenen Adam und der Entlassung aus dem unmittelbaren Umgang mit Gott.
Leid, Kummer, Vertreibung, Krieg usw. waren und sind Folgen durch Sünde sozusagen aus Gottes
unmittelbaren Einfluss gefallen.
Und bis heute geben archäologische Ausgrabungen Funde der nachfolgenden Zeiten im Nahen Osten und
um Jerusalem preis. Namen sind in Steinquader verewigt usw.
Zieht man dies alles in Betracht, wird umsomehr deutlich, welchen Stellenwert die Geburt Jesus als Sohn des Menschen
und Gottes Sohn hatte. Gott wurde Mensch um seines und unseres Willen.
In dem Buch Hiob schon leuchtet die Gnade auf.
Auch in den Gesprächen die seine Freunde mit ihrem Freund Hiob, dem angesehensten damaligen Mann, führten.
Gott hat Hiob sozusagen durch die Gespräche an der langen Leine, die er zum Ende des Buches einholte.
Der Lohn des Festhalten an Gott ist das Bekenntnis des Hiob, sein Glaubensbekenntnis, dass er all die Jahre
Gott nur vom Hörensagen kannte und nun endlich eine direkte glaubensvolle Beziehung mit Gott haben darf.
Er hatte immer an Gott festgehalten - Gott hatte ihn nie losgelassen.
Und ihn sicher durch alles Leid, alle Schmerzen, alle Dunkelheit der Seele, hindurchgeführt.
So sehe ich das, die Gnade, dieselbe, die auch jeder von uns in dieser Welt erfahren kann.
Wir leben in dieser Welt als Erdenbürger - sind aber icht von dieser Welt.
In dieser Spannung leben wir zusammen mit Jesus. Er hat alles für uns am Kreuz vollbracht,
sodass wir ihn nicht vom Hörensagen kennen und davor stehen bleiben brauchen,
sondern wir haben direkten Zugang:
Ruf mich an, ich antworte dir und helfe dir.
Diese Botschaft gilt uns jeden Tag aus Psalm 50/51.
Gruss
Burgen
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von Cleopatra am 16.03.2018 07:51Oh liebe geli, das ist ein sehr gutes Bild, welches du uns da gegeben hast vielen Dank.
Ja, wir sind von Klein auf Sünder, eben schon, weil wir hier geboren sind.
Was mir gerade bei Burgens Beitrag klargeworden ist: Hiob war ja kein schlechter Mensch. Er war eben super und wurde von Satan deshalb eben rausgepickt.
Wenn man alles verliert- Familie, Reichtung, gesundheit- dann kann ich auch total gut nachvollziehen, dass man erstmal Selbstmitleid hat und auch meint, man habe schließlich gut gelebt und es nicht verdient.
Aber zuerst reden die ganze Zeit die Freunde mit Hiob und Gott hört sich das nur an.
Er mischt sich nicht sofort ein.
Erst am Ende, wenn die Trauer und das Selbstmitleid immer größer werden, dann kommt Gott ins Spiel und verhindert ein sich reinsteigen.
Dann macht Gott sich erstmal ganz sichtbar und zeigt Hiob, wie groß Gott tatsächlich ist.
In dem Moment erlebt Hiob Gott richtig, vorher hat er nur an ihn geglaubt.
Und Gott lässt solche Dinge nicht einfach so zu, am Ende ist Hiob noch viel mehr gesegnet und hat viel Reichtum.
Und das ermutigt mich auch in schweren Zeiten, auf Gott zu sehen.
Wenn er schweigt, bedeutet es nicht, dass er nicht da ist.
Er wird irgendwann antworten und sich zeigen. Er lässt uns nicht einfach so im Stich.
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von Pal am 16.03.2018 18:53Wenn Hiob sich anfangs keiner Schuld bewußt war, weshalb er auch anfing mit Gott zu argumentieren, so änderte sich das jedoch im letzten Kapitel...
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von Cleopatra am 17.03.2018 08:41Ja, Hiob hat definitiv Demut gelernt
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von pray am 18.03.2018 17:48Dieser Vers hat mich erstaunt:
Und der Herr wandte das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde Fürbitte tat. ... (Hiob 42,10)
Wieso musste Hiob Fürbitte tun für die Freunde? Das bezieht sich wohl auf Kap. 42,7, wo Gott zu den 3 Freunden sprach, dass Sein Zorn über sie entbrannt ist, weil sie nicht Recht von Gott geredet hatten.
Ich habe mit zwar von einem Ausleger in die Bibel abgekupfert, dass Hiobs Geschick sich wandte, als er von sich selber wegsah und eben für die Freunde betete.
Aber eigentlich hätte ich den Bibelvers besser verstanden, wann es hieße, dass Gott das Geschick der Freunde(!) wandte, weil Hiob für sie Fürbitte tat. Aber wieso wandte Gott denn das Geschick Hiobs, wenn er für seine Freunde bat?
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von geli am 18.03.2018 18:38Ja, das ist wirklich eine bemerkenswerte Sache, mir ist das auch schön öfters beim Lesen aufgefallen.
Klar, die Freunde sollten opfern, weil sie an Hiob schuldig geworden waren - soweit wäre das eigentlich "normal".
Meine Gedanken sind die: Ich könnte mir gut vorstellen, dass Hiob tief im Herzen einen Groll gegen seine Freunde hegte - wenn man die Diskussion verfolgt, sieht man, dass sie an manchen Stellen schon sehr hitzig verlaufen ist.
Und das Gerede und die Anschuldigungen der "Freunde" waren ja auch nicht gerade taktvoll und hilfreich - einmal sagt Hiob: "Ja, ihr seid Leute, mit euch wird die Weisheit sterben! ...und dann: "Dem Unglück geführt Verachtung, so meint der Sichere; ein Stoß denen, dessen Fuß schon wankt!"
Ich kann mir schon vorstellen, dass diese ganzen Unterhaltungen an Hiobs Herzen "genagt" haben - es ist ja auch heute bei uns so, dass Verletzungen, die uns andere zugefügt haben, Dinge, durch die andere an uns schuldig geworden sind, erst dann heilen können, wenn wir bereit sind, zu vergeben.
Die Schuld der anderen, die wir auf unseren Schultern mit uns herumschleppen, anstatt sie am Kreuz abzuladen, zu "ver"geben, sie wegzugeben, die belastet uns, nicht den anderen. Und wenn wir aufgrund dieser Schuld Groll mit uns herumtragen, kann Gottes Segen, den er für uns hat, verhindert werden, oder zumindest behindert, so dass er uns nicht so segnen kann, wie er das vielleicht gerne tun würde.
"Segnet, die euch fluchen, bittet für die, die euch verfolgen" - das ist ein Prinzip im Reich Gottes, das wir eigentlich so richtig erst aus dem NT kennen - aber Gottes Prinzipien ändern sich nie, deshalb leuchten sie in dieser Sache schon aus dem AT heraus.
Erst als Hiob dieses Prinzip anwendete - im Gehorsam auf Gottes Anweisung - erst, als er vergeben hatte und für seine Freunde, die sich ja eher als Feinde erwiesen hatten, Fürbitte tun konnte, erst dann konnte sich Gottes Segen für Hiob so richtig auswirken.
So verstehe ich es...
LG, geli
SMart
Gelöschter Benutzer
Re: Hiob: ... ich bin mir keiner Schuld bewusst ...
von SMart am 18.03.2018 18:38Gott war sauer, würd ich meinen, drum wollte er nicht von Hiobs Freunden, sondern von seinem Knecht gebeten sein, den Freunden zu vergeben. "Hiob, mein Knecht, soll für euch Fürbitte tun. Nur ihn will ich annehmen, damit ich euch nicht Schimpfliches antue." (Hiob42,8)
Menschlich sogar nachvollziehbar, dass er jetzt lieber tun will, was sein treuer Knecht ihn bittet, als dass er jetzt grade denen dienen möchte, die ihn 1. verletzten und 2. dann noch für sich selbst bitten.
Ich für meinen Teil sah in den Reden der Freunde, wo sie nicht direkt auf Schuldsuche gehen, durchaus Lehrreiches. Aber vielleicht war das eben auch an Gott vorbei geredet, weil sie ihn halt auch nicht besser kannten.
Das bringt mich doch dahin, zurückhaltender darin zu sein, über Gott zu reden. Insofern haben die großen Redner allesamt eine große Verantwortung zu tragen, wenn sie über Gott reden, predigen und lehren. Dass wir Gottes Handeln so wenig erfahren, zeigt schon auch, dass ihn die wenigsten Menschen wirklich kennen. Vielleicht ahnen wir nur und sollten das dann auch so sagen.
Hiob lehrt mich, vorsichtig zu sein! Gott ist Gott! Ich bin nur ein Hauch.