Gedanken zur Vergebung

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solana

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Gedanken zur Vergebung

von solana am 21.09.2015 11:46

Neulich habe ich auf Bibel-TV ein Gespräch mit einem Psychiater gesehen, der sehr interessante Gedanken dazu geäussert hat.
Einiges hat noch in mir nachgewirkt und hilfreiches Verstehen gebracht, wie wir Menschen "ticken" und ich möchte davon gerne etwas als Gedankenanstösse für euch weitergeben.
Vielleicht kommen wir im Gespräch darüber auch noch ein bisschen weiter.

 

Von seinem wichtigster Punkt - dass Vergebung (zwischenmenschlich) die wichtigste Voraussetzung für seelische Heilung ist - ist mir nicht so viel hängen geblieben, weil ich da nicht so viel neues hörte.
Was hängen geblieben ist, sind die 3 "Strategien", die Menschen anwenden, um Vergeben zu können, weil es nicht möglich ist, "einfach so" zu vergeben. Vor allem dann nicht, wenn es sich um schwerer Verletzungen handelt.

Diese Strategien wenden wir alle - bewusst oder unbewusst - an:

1) Verstehen
Indem man sich in den anderen hinein versetzt und nachvollzieht, warum er so gehandelt hat und Verständnis dafür aufbringt. Sofern das möglich ist.
2) Relativierung
Durch Vergleiche. Indem man bei sich selbst ähnliches oder gleich wertiges Fehlverhalten entdeckt, erkennt, dass man selbst auch ein Fehler behafteter Mensch ist, dem auch solche Dinge passieren können.
3) Abgeben an eine höhere Instanz, an Gott
Schon bei den ersten beiden Strategien wird der Blick weggelenkt von "meiner Verletzung" und "dem Täter, der mir das angetan hat". Hin zum Verstehen und auf einen grösseren Kontext.
Bei dieser 3. Strategie geschieht etwas ganz Neues: die Verbindung "Täter+Verletzung" wird gelöst .
Der Mensch sieht sich in direkter und in alleiniger Abhängigkeit von Gott, der alles in seiner Hand hat. Der vor "Schaden" bewahrt. Davor bewahrt, dass das, was ein anderer Mensch einem zufügt,etwas anrichten kann, das nicht mit Gottes gutem Plan übereinstimmt. Der es so fügt, das einem alles "zum Besten dienen muss" (Röm 8, 28)

Was diese Gedanken bei mir angestossen haben:
Insbesondere zu Punkt 3

Es scheint ein "allgemeines Prinzip" zu sein, dass wir uns selbst "quälen" mit falschen Gedankenverbindungen, die nur dann gelöst werden können, wenn wir etwas an Gott abgeben.

ZB wenn wir mit etwas "hadern", was uns passiert, für das kein anderer Mensch direkt verantwortlich ist, dem man etwas vergeben müsste. Oder auch nur die Sorge darum, dass etwas Unerwünschtes eintreten könnte.
Solange wir da "direkte Verbindungen" zwischen uns und "den Umständen"/"Schicksal" herstellen, fühlen wir uns dem ausgeliefert, was uns "passiert".
Erst im Blick auf Gott können diese Gedankenverbindungen gelöst werden. Je mehr wir uns dessen bewusst sind, dass wir nur von ihm abhängen, um so leichter fällt uns das Aufgeben falscher Gedankenverknüpfungen, das Loslassen von Sorgen, das sich "unter Druck gesetzt" fühlen usw.
Und wir erleben uns als "in seiner Hand stehend" und "unmittelbar aus seiner Hand empfangend". Erleben gerade in Schwierigkeiten, dass uns nichts von seiner Liebe scheiden kann.

Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Rapp
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Re: Gedanken zur Vergebung

von Rapp am 21.09.2015 13:42

"Erzähl mal ein wenig. Wie hast du deine Kindheit erlebt, die Jahre danach?..." So erzählte ich eben. Da meinte William: "Sag mal, willst du vergeben? Deinem Vater, deiner Gemeinde, den vorgesetzten Pastoren? Willst du?" "Wie gern wollte ich - aber ich kann nicht. Alles kommt mir immer wieder hoch..." "Ich habe nicht danach gefragt ob du kannst, ich fragte nur ob du willst. Wenn du nun willst bete ich, dass du auch kannst!"

Das war nach vielen Jahren mit Jesus eine wunderbare Befreiung, der Start zu einem ganz neuen Leben, das ich mir gar nie vorstellen konnte.

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.09.2015 13:47.

solana

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Re: Gedanken zur Vergebung

von solana am 21.09.2015 14:46

Danke für dein Zeugnis dazu, Willy!
Ja, wenn Verletzungen so schwer sind, dann sind unsere Gedanken so stark daran gebunden, dass wir sie aus eigener Kraft nicht davon lösen können, die Gedanken kommen immer wieder hoch.
Erst durch enge Bindung an einen Stärkeren, der unser ganzes "Wollen und Vollbringen" umgestalten kann, wird uns Freiheit geschenkt. Wir werden frei, seine Freude zu empfangen, ungetrübt von Bitterkeit.
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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NorderMole
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Vergebung

von NorderMole am 21.09.2015 21:50

Vergebung ohne Reue und Buße ? Das halte ich für einen Irrglauben. 7x70 Vergeben könnte zur Ausnutzung durch
Sünde versuchen. Ohne ein Schalksknecht zu sein, ergo weil Gott eben auch nicht mit zweierlei Maß mißt.
Ich oute mich hier als mehrfach traumatisch geschädigter. Doch segnen ist ja nicht verboten.
Mir hat Gott beigestanden und einige Wunden geheilt, gerade wo ich ganz unten und noch tiefer gewesen bin.
LG Thomas. 

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alles.durch...

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Re: Gedanken zur Vergebung

von alles.durch.ihn am 21.09.2015 22:19

Huhu Norder,  ich glaube nicht,  dass es eine Irrlehre ist,  wenn ein Mensch
einem anderen vergibt,  der nicht bereut und nicht um Vergebung bittet.
Ich glaube,  das ist ein Geschenk Gottes -  Gnade pur...
Hingegen wird Gott ohne Reue und Buße keine Sünde vergeben.
...ansonsten wäre hier die Irrlehre zu finden.

Meine Meinung mit lieben Segenswünschen,  
adi,  die sich freut,  dass Gott dir geholfen hat!

 

..ich will den Herrn loben allezeit und seinen Namen preisen! <3


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NorderMole
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Re: Gedanken zur Vergebung

von NorderMole am 21.09.2015 22:45

Ja ich weiß, doch 70x70, gilt das nicht nur bei kleinen Sünden ? 
Der heilige Geist ist ja auch dabei bei mir und läutert mich. 

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solana

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Re: Gedanken zur Vergebung

von solana am 21.09.2015 23:38

Hallo Nordermole
Ich denke nicht, dass es bei der Aufforderung zur Vergebung darum geht, dem Übeltäter einen Gefallen zu tun und es ihm zu ermöglichen, fröhlich weiter zu sündigen.

Hier geht es um das "Opfer" und seine Verletzungen. Diese Verletzungen können nicht wirklich heilen, solange Bitterkeit dem Täter gegenüber die Gefühle bestimmt. Dann brechen die Wunden immer wieder auf und vertreiben den inneren Frieden.
Deshalb ist es wichtig,  davon los zu kommen mit seinen Gedanken und Gefühlen - egal ob der Täter bereut oder nicht.

"Vergebung" bedeutet ja, dass man den Wiedergutmachungsanspruch für das angetane Unrecht nicht vom Täter einfordert.
Wenn die Verletzungen sehr tief sind, geht das nur, indem man "die Sache" an Gott abgibt. Sich nicht mehr aus der Perspektive eines Opfers sieht, sondern als Kind Gottes sieht, der einem auch die schlimmsten Erfahrungen zum Besten dienen lassen kann (Röm 8, 28). Besser als alles, was der Täter an Wiedergutmachung ableisten könnte.
Und er kann sich auch "angemessen" um den Täter kümmern. Besser als alles, was das Opfer durch seine eingefordeten Ansprüche bei ihm erreichen könnte.

Das heisst natürlich nicht, dass man Unrecht nicht beim Namen nennen soll und alles gutheissen.
Vergebung heisst nicht, dem Täter zu sagen: "Das war gut, was du getan hast."
Sondern: " Das war nicht gut, was du getan hast - aber ich vergebe dir."
Gruss
Solana

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NorderMole
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zur Vergebung

von NorderMole am 22.09.2015 00:20

Danke A.d.I. und solana,
ja Gott hat die zehn Gebote "ersetzt" und ein höchstes Gebot aufgestellt und damit die Liebe.
lg bb cu, Thomas. 

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Cleopatra
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Re: Gedanken zur Vergebung

von Cleopatra am 22.09.2015 07:51

Ich habe gestern Abend nochmal die Geschichte von Josef gelesen.
Schon fies, wie mit ihm umgegangen wurde, oder...?
Die eigenen Brüder, mit denen er aufgewachsen war, hatten ihn mit Gewallt in eine Grube geworfen und dann verkauft.
Er musste viele viele Kilometer als Sklave ziehen, in ein fremdes Land mit fremder Sprache, fremder Kultur...
Also wenn Josef doch nicht verbittert wurde, warum dann wir...?
Mir fiel beim Lesen etwas auf.
Nicht nur, dass Josef scheinbar die Gegenwart so annahm, wie sie war und trotzdem treu das machte, was von ihm verlangt wurde (zuerst als Sklave von Potifar, dann im Gefängnis- wieder zu Unrecht, später beim Pharao), er vergaß in all diiesen Zeiten, die sich über Jahre hinwegzogen, Gott nicht.
Er half trotzdem, er wusste auch troztdem, dass Gott mit ihm gezogen war.

Ich will nicht wissen, welche Gefühle in mir hochkommen würden, wenn ich Jahre später als zweitmächtigster Mensch die Chance hätte, mich zu rächen, wenn ich die Menschen wiedersehe, die mir all dies angetan hätten.
Aber wie hat Josef reagiert?
Er hat sie geprüft, ob sie sich verändert haben.
Und er hat sie trotzdem geliebt.
Ich glaube, Josef hat ihnen von Herzen vergeben, denn er wollte am Ende die ganze Familie bei sich haben.

Josef hat bis zuletzt nicht getadelt, den Brüdern nichts vorgeworfen, sondern darüber gesprochen, wie Gott ihm geholfen hat- in der Situation.

Ich glaube, Vergebung verändert unsere Herzen.
Ich glaube, Vergebung brauchen wir vor allem wegen uns selbst.

Lg Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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chestnut
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Re: Gedanken zur Vergebung

von chestnut am 25.09.2015 12:09

Liebe Solana

Ich denke nicht, dass das bei Josef so gefühllos über die Bühne gegangen ist. Wir lesen einfach nicht davon, oder nicht direkt.
Da ist die Zeit im Gefängnis, wo er bestimmt Zeit hatte und sicher auch vieles hochgekommen ist, weil das ja nochmals sehr ungerecht war.

Als dann seine Brüder das erste Mal kamen, stellte er sich ja auch sehr hart ihnen gegenüber. Er wollte wissen, ob sie immer noch so harte Herzen hatten. Er bezeichnete sie erstmals als Spione. Ich weiss nicht, was da wirklich in ihm abgegangen ist an Gefühlen...

Und Potifar, der ein königlicher Angestellter war, ist ihm am Königshof sicher auch ab und zu begegnet. Jetzt war Josef über ihm, er hätte sich rächen können, tat es aber nicht. Ob das aber gefühlsmässig so einfach war? Daran zweifle ich.

Aber Josef ist trotzdem bewundernswert. Sein Gottvertrauen hat ihm geholfen, nicht bitter zu werden über seinen Lebensweg, oder vielleicht seine Bitterkeit abzulegen - wir wissen davon nichts. Ohne diesen Werdegang wäre er wohl nie zum höchsten Beamten des Königs von Ägytpen aufgestiegen.

Chestnut

 

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