Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

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christ90

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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von christ90 am 08.08.2015 22:25

Lieber Pal,

Deine Sichtweise bleibt dir natürlich unbenommen. Ich wollte das lediglich mal gesagt, auf die Problematik hingewiesen haben. Lassen wir es nun am besten dabei bewenden (zumal es auch nicht Kernthema des Threads ist).

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Beroeer

66, Männlich

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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von Beroeer am 16.08.2015 09:16

Hallo Ihr Lieben,
damit niemand meint ich hätte mich einfach so verabschiedet, jetzt wo es hier richtig
spannend wird, befreie ich mich mal kurz aus meinem „Sommer-Hitze-Arbeits-
Familien-Strudel". Echt interessante Entwicklung hier– fast wie die Suche
nach der „theologischen Weltformel".

 

Lieber Christian,
Deine Urlaubspause kommt mir insofern gelegen, weil meine „Teilnahmefrequenz"
hier eh (siehe mein „Strudel") begrenzt ist. Ich versuch also zwischenzeitlich mal,
in meiner Langsamkeit, auf Deine Beiträge einzugehen – es ist übrigens
auch eines meiner Lieblingsthemen.

"Ich erinnere mich, dass ich mal mit einem ZJ über die Frage diskutiert habe,"
Da erkennst Du zu meinen Beiträgen richtigerweise eine Ähnlichkeit.
Ich bin auch ein ZJ – das habe ich in einem meiner ersten Beiträge
schon mal erwähnt, das ging wohl unter.

So, jetzt zu dem, worin wir übereinstimmen:

Ich teile den Gedanken des von Dir zitierten Scofield-Kommentars, dass letztlich
alles als Folge der Zulassung Gottes geschieht, sowie, dass Gott deswegen
aber nicht alles verursacht.

Ich denke auch, dass der Mensch einen (relativ) freien Willen hat. Die Grenzen
desselben sind allerdings nicht so einfach definierbar.

Die von Dir und Christ90 dargestellte Sicht zur Liebe und Gerechtigkeit Gottes
ist auch meine Sicht. Auch den Vergleich der Liebe Gottes zum Tortenboden
finde ich sehr gut getroffen. In Bezug auf Gottes Eigenschaften heißt es nur
von der Liebe: Gott ist Liebe, er „verkörpert" sie.
Nirgends lesen wir ‚Gott ist Gerechtigkeit'.

Was Gottes Fähigkeit des Vorherwissens anbelangt, da habe ich eine andere Sicht.
Mir ist klar, dass Gottes „selektives Vorherwissen" so wie ich das sehe, hier einen
ausgefallenen Standpunkt darstellt.
Darüber hinaus gebe ich gern zu, dass es nicht so ist, dass ich der Meinung bin,
meine Sicht hätte keinerlei „Schwachpunkte" oder sei gänzlich ohne Angriffsfläche.
Vielmehr denke ich mir, bei dieser Thematik gibt es für mich nur die Wahl zwischen
Erklärungen die mehr oder weniger weitere schwerwiegende Fragen aufwerfen.

Da gibt es also durchaus Bibeltexte, welche für mich nicht ganz einfach
zu erklären sind .

Der Übersichtlichkeit halber äußere ich mich dazu in weiteren Beiträgen.

LG Beroeer

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.08.2015 14:57.

Cleopatra
Administrator

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Beiträge: 5298

Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von Cleopatra am 17.08.2015 08:01

Guten morgen,

Lieber Beroeer, das ist wohl tatsächlich untergegangen, dass du mal geschrieben hattest, du seist Zeuge Jehovas. Aber das soll ja nicht Thema dieses Threads hier werden.
Weißt du, was mich hat aufhorchen lassen?
Dieser Teil:

In Bezug auf Gottes Eigenschaften heißt es nur von der Liebe:
Gott ist Liebe, er „verkörpert" sie.
Nirgends lesen wir ‚Gott ist Gerechtigkeit'.

Natürlich habe ich daraufhin sofort den Bibelserver aufgemacht und nachgesehen ;-D
Gibt mal ein "Gott gerecht", dann werden dir sehr viele Verse vorgeschlagen, die eben aussagen, dass Gott gerecht ist.
Ob nun "Gerechtigkeit" oder "gerecht", es bedeutet ja das Gleiche, wenn wir auf das Thema dieses Threads sehen, oder...?

Gott hat sehr viel Vorrausgesagt.
Er ist ja nicht so an die Zeit gebunden wie wir Menschen.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von marjo am 17.08.2015 08:04

Nirgends lesen wir ‚Gott ist Gerechtigkeit'.

Interessant wäre doch zu erfahren, welcher Schluss aus der zitierten Annahme gezogen werden soll.

Gruß, M. 

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Beroeer

66, Männlich

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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von Beroeer am 17.08.2015 13:17

Liebe Cleo,

 

danke für Deine Freundlichkeit, mir dem „Außenseiter" hier gegenüber.

Ich denke, dass da schon Unterschiede sind.
Wenn es heißen würde Gott liebt die Menschen, wäre das
evtl vergleichbar mit der Formulierung Gott ist gerecht mit den Menschen.
Aber Gott ist Liebe, das stellt schon eine Steigerung dar – denke ich mir,
die beispielsweise in Bezug auf seine Macht oder Gerechtigkeit nicht zu
finden ist.

Lieber Marjo,
gute Frage, nicht einfach zu beantworten, vielleicht fühle ich das auch mehr.

Obwohl ich das ja auch nur nebenbei erwähnt habe, versuche ich es kurz
zu begründen, ohne zu weit vom Thema abzuweichen.

Das war wohl die Liebe die Gott antrieb als Schöpfer andere
vernunftbegabte Wesen zu schaffen, welche diese Liebe erwidern sollten.

Nachdem der Mensch zum Sünder wurde, war es wieder die Liebe, die
Gott antrieb alles zu richten:
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab....."

Die Liebe zieht uns Menschen wohl auch mehr an als die Gerechtigkeit.
Römer 5:7
Für den guten Menschen (gütigen, liebenden) würde jemand vielleicht sterben –
aber nicht für den gerechten.

Ja, im "ganz normalen Leben" macht die Liebe jemanden anziehend,
eher selten die Gerechtigkeit, die jemanden evtl. auszeichnet.

Dennoch will ich die Gerechtigkeit Gottes nicht herunterspielen.
Unsere Gerechtigkeit sollte ja besser sein, als die der Pharisäer,
ja das Leben hinge davon ab.

17.08.2015 08:04 - marjo
 Interessant wäre doch zu erfahren,
welcher Schluss aus der zitierten Annahme gezogen werden soll. Gruß, M.

Vielleicht könnenund sollten wir gerade deswegen die ersten 2 Gebote

erfüllen weil Gott die Liebe so überragend hervorbringt.

Es ist eine Freude den Gott der Liebe ist zu kennen und anzubeten!

LG Beroeer

Antworten Zuletzt bearbeitet am 17.08.2015 13:20.

BibleDictio...

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Beiträge: 52

Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von BibleDictionary am 20.08.2015 17:43

Beroeer schrieb:

Was Gottes Fähigkeit des Vorherwissens anbelangt, da habe ich eine andere Sicht. Mir ist klar, dass Gottes ›selektives Vorherwissen‹ so, wie ich das sehe, hier einen ausgefallenen Standpunkt darstellt.

Nun muss ich doch mal die Gelegenheit nutzen, von meinem Urlaubsort aus das Forum zu stürmen. 


Lieber Beroeer,

der Standpunkt ist in der Tat sehr ausgefallen ...  Und das hat nichts damit zu tun, dass die Doktrin der Watchtower Bible and Tract Society im Vergleich zu anderen mehr oder weniger christlichen Lehren besonders exotisch wäre – du hast dich in einem Beitrag ggü. Cleopartra als ›Außenseiter‹ definiert –, nein: Es gibt innerhalb der bekennenden Christenheit zahlreiche exotische Lehrkonstrukte. Wenn ich mir als reformiert orientierter Christ einige Entwicklungen anderer Glaubensgemeinschaften (bspw. Neuapostolische Kirche) oder Strömungen (bspw. Pfingst- und Charismatische Bewegung) ansehe, sträuben sich mir die Nackenhaare ... Die (selbsternannten) ›Zeugen Jehovas‹ sind, was die Exotik ihrer lehrmäßigen Entwicklung betrifft, in keiner Weise einzigartig (wiewohl die Führung der Organisation erfahrungsgemäß nicht müde wird, immer wieder zu behaupten, dass sie ggü. allen anderen nominell christlichen Gemeinschaften einen Sonderstatus einnimmt). Gleiches kann man, wenn man will, natürlich umgekehrt den ›Reformierten‹ vorwerfen; genauer gesagt: Wenn ein Pfingstler oder Charismatiker einige Entwicklungen im Rahmen der reformierten Theologie begutachtet, wird er wahrscheinlich auch vieles finden, was er für nicht biblisch hält.

Am Ende des Tages ist nicht die Frage relevant, wie exotisch im Vergleich zu anderen christlichen und/oder pseudochristlichen Lehren die Auffassungen sind, die wir vertreten, sondern ob sie von der Heiligen Schrift her begründbar und haltbar sind, mithin die Größe und Omnipotenz Gottes unterstreichen.

Nun zu deiner o.g. Aussage ...

Die Problematik an der Idee vom ›selektiven Vorherwissen‹ ist, dass sie als Option zulässt, dass es für Gott gewissermaßen ›Überraschungen‹ geben könnte – Ereignisse, die er in seinem Plan nicht berücksichtigt oder nicht einkalkuliert haben könnte, und zwar schlicht und einfach deshalb nicht, weil er von ihnen so lange nichts wissen würde, bis sie geschehen oder anderweitig absehbar werden würden. Kann man allen Ernstes meinen, Gott würde ganz bewusst davor zurückschrecken, etwas vorherzuwissen? Kann man wirklich meinen, Gott würde seine Fähigkeit, Ereignisse ›im Vorfeld‹ zu erkennen, selektiv einsetzen?

Eine solche These ist in sich wohl noch schwieriger nachzuvollziehen als die klassische Prädestinationslehre, die in ihrem Gesamtzusammenhang das menschliche Handeln den von Gott vorgegebenen Wegen unterordnet, den Menschen jedoch voll und ganz verantwortlich macht für die Wege, die er geht. Um diese ›Spannung‹ ein Stück weit aufzulösen und beide Aussagen der Schrift – sowohl die über göttliche Vorherbestimmung als auch die über menschliche Verantwortung – in Kombination miteinander zu sehen, macht es Sinn, wie der o.g. Scofield-Kommentar zwischen Ereignissen, die Gott zulässt, und Ereignissen, die Gott verursacht, zu differenzieren. Das Weltgeschehen wäre demnach eine Symbiose aus göttlichem Beschluss und verantwortlichem menschlichen Handeln, wobei der göttliche Beschluss die echten und verantwortlichen Entscheidungen, die Menschen treffen, bereits einkalkuliert, sodass am Ende wirklich nichts anderes erreicht wird als die Verwirklichung des göttlichen Ratschlusses.

Ich erinnere mich in Bezug auf Diskussionen mit ZJ zum besagten Thema an einen Wachtturm-Artikel, in dem es hieß:

Es geht ... nicht darum, ob Jehova in die Zukunft sehen kann, sondern darum, ob er es möchte. ... Jehova setzt sein Vorherwissen also nur selektiv ein (1. Juni 2006, S. 17).

In einer anderen Zeitschrift (Erwachet!) war zu lesen:

Gemäß der Bibel setzt Gott seine Fähigkeit, die Zukunft vorherzubestimmen, nur dann ein, wenn er möchte. Zum Beispiel sagte er voraus, dass eine ›große Volksmenge‹ gerechter Menschen die Vernichtung des gegenwärtigen bösen Systems überleben wird (Offb 7,9.14). Beachten wir: In dieser Prophezeiung wird keine genaue Zahl genannt. Warum nicht? Gott bestimmt das Leben Einzelner nicht vorher. Er ist wie ein guter Vater mit vielen Kindern. Er weiß genau: Einige Kinder werden seine Liebe erwidern. Er legt aber nicht im Voraus fest, wie viele (Februar 2009, S. 12).

Das hört sich ja soweit alles ganz nett an, doch wie sieht es nun mit den praktischen Konsequenzen dieser Lehre vom ›selektiven Vorherwissen‹ aus?

(An dieser Stelle ein kurzer Einschub: Ich will ganz offen sein – eine größere Fehlinterpretation resp. -einschätzung des genannten Sachverhalts ist mir in meinem bisherigen Leben noch nicht untergekommen ... Wenn man, wie ich, in Bezug auf Theologie reformatorisch tickt, ist es nahezu lächerlich – wenn nicht, gar blasphemisch –, den vor-, außer- und überzeitlichen, ewigen, allmächtigen und allgegenwärtigen Gott, der Schöpfer, Erhalter und Vollender der Welt ist, in unseren Vorstellungen in unseren eigenen Horizont hineinzuprojizieren und zu meinen, er unterläge in irgendeiner Weise einer Einschränkung. Wir sind Geschöpfe – er ist Schöpfer. Alles, was geschieht, muss zuerst an ihm vorbei – wie sollte es da für ihn Verborgenes geben? Ist er nicht viel mehr der, welcher Verborgenes offenbart? (Jes 46,10; 48,3). Ist es nicht so, dass, wer etwas Geringeres als diesen als ›Gott‹ verehrt, in Wirklichkeit einen selbstgemachten ›Gott‹, einen Abgott – einen Götzen –, verehrt? Wir sollten uns nicht einfach eine eigene Vorstellung von etwas Höherem machen und es dann einfach mit dem Attribut ›Gott‹ versehen und behaupten, das sei der Gott, der sich in der Bibel, insonderheit in Jesus Christus, offenbare. Das, was wir als ›Gott‹ verehren, sollte alle Eigenschaften aufweisen, welche die Bibel dem lebendigen Gott zuschreibt – Eigenschaften, die kein anderer hat –, ansonsten sollten wir uns ernsthaft fragen, ob wir nicht unter dem Deckmantel unseres ›Gottesdienstes‹ einen anderen verehren ...)

Achten wir einmal auf das Wachtturm-Argument: Gott wisse, dass am Ende eine große Volksmenge vor seinem Thron stehen werde. Er wisse jedoch nicht, wie viele dort stehen werden.

An dieser Stelle ist wohl die Frage berechtigt: Wenn er nicht weiß, wie viele dort stehen werden (weil er ja angeblich, was die ewige und endgültige Errettung einzelner Menschen betrifft, von seinem potentiellen Vorherwissen keinen Gebrauch macht), wie will er wissen, ob dort überhaupt jemand stehen wird? Wenn Gott nicht souverän errettet und die am Ende Erretteten ihm vorher nicht bekannt sind – sonst wäre ihm ja auch die Anzahl der Erretteten bekannt, was dem o.g. Artikel zufolge ja aber nicht so ist –, dann könnte es doch sein, dass am Ende gar niemand errettet vor dem Thron Gottes steht?! Wenn Gott weiß, dass die Volksmenge ›groß‹ ist, dann muss er wissen, wie viele Menschen sie umfasst und welche. Andernfalls könnte er auch nicht wissen, ob diese Volksmenge ›groß‹ oder eher klein ist.

Die Wahrheit ist viel einfacher: Der Apostel Johannes sieht in seiner Vision von den Erlösten vor dem Thron Gottes eine für einen Menschen unzählbar große Schar (Offb 7,9; s.a. Mt 8,11; Lk 13,29). Er sieht konkrete Personen, die konkrete Gesichter haben und denen konkrete Namen zugeordnet werden können. Alle ihre Namen stehen im ›Buch des Lebens‹, und zwar ›von Grundlegung der Welt an‹ (Offb 13,8; 17,8; s.a. Mt 25,34).

Gott weiß alles. Er steht auch in einem völlig anderen Verhältnis zur Zeit als wir. Alles, was uns auf unserem Lebensweg widerfährt, ist in unserer Wahrnehmung eine Aufeinanderfolge von Ereignissen. Die Zukunft formiert sich im Rahmen unseres Gedanken- und Erfahrungshorizonts aus den Ereignissen der Gegenwart heraus. Gott steht jedoch gänzlich außerhalb der Zeit. Da Zeit an den Raum gebunden und damit eine geschöpfliche Größe ist, bewegt sich Gott, unser Schöpfer, im Gegensatz zu uns nicht in der Zeit vorwärts. Er wirkt zwar in die Zeit hinein, steht selbst jedoch außerhalb derselben. Aus seiner Perspektive ist jeder Moment der Geschichte Gegenwart, und sein Ratschluss steht damit zwangsläufig ›vor‹ i.S.v. außerhalb der Zeit der Welt. Gottes ewiger Ratschluss und sein geschichtliches Handeln sind im Grunde eins, nur aus zwei verschiedenen Perspektiven.

Damit erübrigt sich auch die Frage, ob es etwas geben kann, das Gott nicht ›vorher‹weiß, denn aus seiner vor- resp. überzeitlichen Perspektive sieht er gar nicht ›voraus‹ auf die Ereignisse (für ihn als dem Überzeitlichen gibt es keine ›Zukunft‹), sondern auf die Ereignisse herab. Was aus unserer Perspektive ein ›Voraussehen‹ ist, das ist aus seiner Perspektive ein ›Zusehen‹. (Der bekannte christliche Schriftsteller C.S. Lewis verglich diese Perspektiven einst mit einer auf einem Blatt gezeichneten Linie. Die Linie stellt die Zeit dar. Während wir uns auf der Linie fortbewegen und es noch Zeit gibt, die ›vor‹ uns liegt – und eben auch Zeit, die ›hinter‹ uns liegt –, schaut Gott von oben auf die Linie herab. Er steht oberhalb dieser Linie und damit auch außerhalb der Zeit und aller an sie gebundenen Ereignisse.)

In diesem Sinne wünsche ich dir und allen anderen Diskussionsteilnehmern erst einmal viel Freude beim weiteren Studium des Wortes Gottes – ich begebe mich vorerst noch mal an den Strand und freue mich auf den Abendgottesdienst mit den anderen Teilnehmern der christlichen Sommerfreizeit.

Beste Grüße aus Kroatien!

Christian

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Cleopatra
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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von Cleopatra am 21.08.2015 08:05

Guten morgen

Oh Kroatien, es sei dir gegönnt Christian ;-D

Ich bin gerade auf dem Sprung, ich wollte aber gerne noch schnell einen Hinweis geben:

Christian schrieb: Am Ende des Tages ist nicht die Frage relevant, wie exotisch im Vergleich zu anderen christlichen und/oder pseudochristlichen Lehren die Auffassungen sind, die wir vertreten, sondern ob sie von der Heiligen Schrift her begründbar und haltbar sind, mithin die Größe und Omnipotenz Gottes unterstreichen.

Und genau das finde ich wichtig.
Bitte beachtet auch im späteren Verlauf dieses Threads, dass wir hier nicht über einzelne Personengruppen oder Glaubensrichtungen sprechen, sondern alles anhand der heiligen Schrift, der Bibel festmachen, ja?
Diese ist ausschlaggebend. An dieser orientieren wir uns.

Lg Cleo

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Pal

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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von Pal am 21.08.2015 12:00

Hey, Christian! -
Dein Beitrag war völlig nach meinem Sinn .- super! - So sehe ich es auch... genieß es weiter am Strand und schreib auch mal wieder...

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Beroeer

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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von Beroeer am 26.08.2015 10:49

Lieber Christian,

 

Am Ende des Tages ist nicht die Frage relevant, wie exotisch im Vergleich zu anderen christlichen und/oder pseudochristlichen Lehren die Auffassungen sind, die wir vertreten, sondern ob sie von der Heiligen Schrift her begründbar und haltbar sind, mithin die Größe und Omnipotenz Gottes unterstreichen.
Da haben wir grundsätzlich dieselbe Blickrichtung – vermutlich definieren wir allerdings
die Allmacht Gottes unterschiedlich.

Noch (fast) eine Übereinstimmung:
Wenn ich Dich richtig verstehe - du schreibst „noch schwieriger" und
„›Spannung‹ ein Stück weit aufzulösen"...
Eine solche These [die vom selektiv WissendenGott] ist in sich wohl noch schwieriger nachzuvollziehen als die klassische Prädestinationslehre, die in ihrem Gesamtzusammenhang das menschliche Handeln den von Gott vorgegebenen Wegen unterordnet, den Menschen jedoch voll und ganz verantwortlich macht für die Wege, die er geht. Um diese ›Spannung‹ ein Stück weit aufzulösen und beide Aussagen der Schrift – sowohl die über göttliche Vorherbestimmung als auch die über menschliche Verantwortung – in Kombination miteinander zu sehen, macht es Sinn, wie der o.g. Scofield-Kommentar zwischen Ereignissen, die Gott zulässt, und Ereignissen, die Gott verursacht, zu differenzieren. Das Weltgeschehen wäre demnach eine Symbiose aus göttlichem Beschluss und verantwortlichem menschlichen Handeln, wobei der göttliche Beschluss die echten und verantwortlichen Entscheidungen, die Menschen treffen, bereits einkalkuliert, sodass am Ende wirklich nichts anderes erreicht wird als die Verwirklichung des göttlichen Ratschlusses.
.....dann „höre" ich hier heraus, dass Du auch jede der drei Auffassungen,
(die vom alles Bestimmenden, jene vom Allwissenden und die vom selektiv Wissenden Gott)
– intellektuell nicht ganz unproblematisch siehst – selbst die, die du favorisierst.

Ist er nicht viel mehr der, welcher Verborgenes offenbart? Jes 46,10; 48,3
Ich würde diese Texte....
Jes 46,10 Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll,
und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage:
Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe,
das tue ich.;
48,3 Ich habe vorzeiten verkündigt, was schon gekommen ist; aus meinem Munde
ist es gekommen, und ich habe es sagen lassen. Ich tat es plötzlich und es kam.
....gern im Kontext sehen:
Das bezieht sich erstmal auf die Befreiung Israels aus Babylon. Unbestritten wird hier
die grundsätzliche Fähigkeit, Gottes hervorgehoben, Ereignisse vorherzubestimmen,
sie anzukündigen und wahr werden zu lassen.

Vermutlich sah Gott hier Bedarf, sein Vorherwissen (selektiv) einzusetzen.
Erstens würde Gott nicht zulassen, dass sich sein Volk, obwohl es gesündigt hatte,
im Exil sich allmählich „auflösen" würde – ein Überrest sollte zurückkommen und die
Stadt und den Tempel wieder aufbauen.
Zweitens würden diese Prophezeiungen seine Göttlichkeit unterBeweis stellen und
Seinen treuen Dienern –insbesondere den Gefangenen – Mut machen.
Einen generellen Beleg dafür dass Gott ALLES vorhersieht - kann ich darin
beim besten Willen nicht erkennen.

Du hattest ja bereits geschrieben
Der ZJ wollte mir damals doch auch allen Ernstes weismachen, dass Gott von seinem Vorherwissen "wahlweise" Gebrauch machen würde. In dem Fall wäre Gott aber gar nicht allwissend. Er hätte lediglich die Möglichkeit, alles zu wissen, unter der Voraussetzung, dass er das möchte. Wie abstrus! Entweder jemand ist allwissend – d.h. dass er alles weiß –, oder jemand ist nicht allwissend;
Ist das nicht ein Zirkelschluss?
Gott müsse alles wissen, weil er schließlich allwissend sei......und allwissend sei er,
weil er der Allmächtige sei.

Du bezeichnest es als .... nahezu lächerlich ..... .. Gott, unterläge in irgendeiner Weise einer Einschränkung.
Das, was wir als ›Gott‹ verehren, sollte alle Eigenschaften aufweisen, welche die Bibel dem lebendigen Gott zuschreibt.
Letzteres betrachte ich auch als richtig.
Gott ist allmächtig – so bestätigt uns das die Bibel und er kann trotzdem nicht alles!
Er unterliegt aber keiner Einschränkung die wir uns ausdenken, er legt sie sich selbst auf,
wie sein Wort uns berichtet!
Der heilige, allweise und allmächtige Gott, kann nicht im Widerspruch mit sich selbst handeln.
Daher gibt es Dinge, die er einfach nicht tun kann und niemals tun wird:

Titus 1:2 Gott kann nicht lügen! (Schlachter) Warum nicht?
Weil das nicht in Harmonie zu den anderen Eigenschaften Gottes steht, z.B. zu seiner
Liebe oder Gerechtigkeit

Jetzt kann ich mich natürlich darauf versteifen und sagen ein Gott der doch nicht ALLES kann
ist eben nicht allmächtig.
Oder ich akzeptiere den Gedanken, dass Gott im Rahmen seiner anderen
Eigenschaften (Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Geduld) allmächtig ist.
Ich akzeptiere dass ER seine Allmacht selbst definiert und nicht Menschen.

Darauf will ich jetzt hinaus:
In ähnlicher Weise ist ein Gott, der selbst entscheidet ob er etwas
wissen will oder wie genau er etwas wissen will, nicht als „nicht allmächtig" zu betrachten.

aber quasi auf "Abruf" allwissend sein – eine solche Annahme ist nun wirklich jenseits von Gut und Böse ...
Dieses (scheinbare) Paradoxon wird jetzt allerdings durch Deine Wortwahl noch größer.
Gott ist der Allmächtige, ja so wird er in der Bibel genannt (und selbst das hat Einschränkungen)

aber er wird nicht als der Allwissende tituliert, wohl als der Wissende.

Wie genau die Selektion funktioniert, das kann ich mir auch nur schwer vorstellen.
Da könnte ich nur spekulieren.
Aber die Widersprüche, die sich zur Person Gottes, zu seinen Eigenschaften erheben würden,
so er denn Allwissend wäre, sind für mich viel größer, als die Problematik
des „selektiven Vorherwissens".

Der heilige, allweise und allmächtige Gott, kann nicht im Widerspruch mit sich selbst handeln.
Daher gibt es Dinge, die er einfach nicht tun kann und niemals tun wird.

Schönen Urlaub noch und

LG @all

Beroeer

(Fortsetzung folgt)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.08.2015 11:44.

Pal

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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von Pal am 26.08.2015 18:16

Beroeer:
Aber die Widersprüche, die sich zur Person Gottes, zu seinen Eigenschaften erheben würden, so er denn Allwissend wäre, sind für mich viel größer, als die Problematik des „selektiven Vorherwissens".
Und zwar? Warum? Was wäre da dein Problem? -

lG ...

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