Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von Rapp am 24.06.2015 21:09

Ein Freund von mir war vor Jahren in die fromme Schusslinie geraten. Sein alter VW-Bus war wirklich am Ende seiner Kräfte angelangt und der junge Pastor, der oft und sehr weit reisen musste orderte einen Mercedes... "Was bescheideneres hätte doch auch gedient!" munkelte die fromme Feuerwehr. Wie mein Freund heute sagt, nicht ganz zu unrecht. Doch als er den neuen Wagen abholte bat er Gott um ein Wort, schlug dann seine Bibel auf und staunte: "Herr, nun lässt du deinen Knecht in Frieden fahren..." schnell die Bibel wieder zumachen, was nachher steht bezieht sich bestimmt nicht auf mein neues Auto.

Heute lachen wir beide herzlich über diese Situation. Der direkte Umgang mit Vater ist weit weniger kompliziert: ich frage - Gott antwortet. Wenn er schweigt hat er wohl seine Gründe. Und was tu ich? Nachhaken, meist krieg ich dann die Antwort. Darauf muss ich selten lange warten.

Übrigens sind die Gespräche mit Gott nicht ohne. Er hat Humor und kann mich auch mal bei der Nase nehmen.

Willy

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von marjo am 22.06.2015 19:43

Hi Cleo,

bekannt ist dir sicher, dass die Nutzung der Lose im Neuen Bund nicht sanktioniert oder ausdrücklich verboten wird. Weshalb wird es denn aber nicht mehr benutzt? Niemand spricht mehr drüber, wobei die Kommunikation mit Gott in den Lehrbriefen aber doch sehr oft und ausführlich besprochen wird. Man kann also nicht sagen, dass die Art und Weise wie wir mit Gott reden nicht mehr zur Sprache kommt und man daher aus einer reinen "es Bedarf gar keiner Erwähnung" heraus von der weiteren sinnvollen Nutzung der Lose ausgehen kann.

Ich formuliere es anders:
Da ist jemand den du sehr schätzt und den du sehr gerne in deiner Nähe haben willst. Erst habt ihr eine reine Brieffreundschaft, nur selten kommt er persönlich zu Besuch, doch ihr kommt euch immer näher. Irgendwann zieht er bei dir ein, worüber du dich über alle Maßen freust. Dieser Jemand lädt dich ein persönlich mit ihm zu reden, Gemeinschaft mit ihm zu haben, damit ihr beide euch so nah sein könnt wie es irgend möglich ist. Diese Beziehung ist für beide Seiten eine wahre Freude. Eines Tages gehst du zu diesem Jemand hin und teilst ihm mit, dass du bitte auch gerne wieder als Brieffreund mit ihm kommunizieren möchtest. Was sagt das über die Beziehung aus? Wie wirkt das auf den "Jemand"? Wozu soll der erneute Abstand gut sein?

Im Alten Bund waren die Lose eine mittelbare Art der Kommunikation. Christen kommunizieren direkt mit Gott. Weshalb dann noch losen? Weil Gott im Gebet und im Wort, im Reden des Heiligen Geistes und in der Lösung von Problemen nicht immer den Zeitplan einhält den man selber für richtig hält? Man betet und es passiert nicht sofort etwas? Will man am Ende die Lose dazu nutzen, um Gott zu einer Antwort zu zwingen? Eine Art Abkürzung für Gebetserhörungen?

Das sollen alles keine Vorwürfe sein. Es sind Tatbestände die mir alle im Laufe der letzten Jahre schon untergekommen sind. Lose ergeben für einen Christen schlicht keinen Sinn. Sie sind ein Rückschritt. Weg von der direkten Kommunikation zur indiekten in der man hofft, dass Gott Lose anrührt und bewegt... anstatt sich selber anrühren oder bewegen zu lassen. Ob Gott heute auf das Los noch reagiert? Vermutlich schon. Eine Garantie haben wir da nicht mehr. Selbst im ganzen AT werden uns gerade Mal eine handvoll Nutzungen der Lose überliefert. Gebete hingegen finden wir schon dort wesentlich häufiger. Das Los ist schlicht überholt.

Gruß,
M.

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von Pal am 22.06.2015 19:11

Hallo ihr Lieben!

Ich hätte noch einige Beispiele, wo diese Art der "Wort-Befragung" erstaunlich treffend funktionierte.

Doch möchte ich euch auch von meinen Fehlern schreiben, weil man aus den Fehlern ja bekanntlich am besten lernen kann!

Gerade weil ich in den Anfangsjahren solche "Erfolge" zu verzeichnen hatte, geschah das, was ich immer so schnell hinbekomme: Die Sache wird zum Selbstzweck und ich falle vom Pferd. - Gibt es überhaupt etwas, was ich nicht "verbiegen" könnte? -
Also ich rede jetzt von mir und meinem Leben! -

Was hatte ich geschrieben:

mit mir reden. - Egal ob so wie von Cleo beschrieben oder wie auch immer.

Nun war ich wie ein Esel der sich aufs Eis wagte. Ich meinte, je kindlicher und detallierte, desto besser!
Bei einer Gelegenheit wollte ich mir ein gebrauchtes Auto kaufen. (Hatte dabei nicht viel Geld zur Verfügung.)
Nun ging ich auf einen großen Gebrauchtauto-markt und suchte mir Autos meiner Preisklasse.
Dann dachte ich mir, könnte der HERR, mit seinem Allwissen, doch am besten zeigen, welches Auto das richtige wäre? Also stand ich dann da mit meiner Auswahl von ungefähr 10 Autos und ging Abseits um darüber das "Wort-zu-fragen".
Am Ende stand ich da mit 10 Bibelversen und einer großen Verwirrung. - Da bekam ich zB ein ganz tolles Wort für ein verhältnismäßig mieses Auto...
Also irgend etwas stimmte nicht. Es funktionierte einfach nicht so, wie ich mir das erträumte.

Ernüchterung brachte mir später die folgende Bibelstelle:
Luk 12:13 Es sprach aber einer aus dem Volke zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, daß er das Erbe mit mir teile!
Luk 12:14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?
Luk 12:15 Er sagte aber zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor jeglicher Habsucht!

Wäre Jesus nicht der perfekt richtige Erbteiler? Sollte seine Wahrheit nicht 100%ige Klarheit verschaffen? Aber nein, Jesus sendet nicht auf dieser Wellenlänge!

Da wurde mir klar, das Gott mir dadurch mitteilen wollte: "Wer hat mich denn zu deinem Autoberater gesetzt? Bin ich dafür da, um dir derartige Finanzvorteile zu verschaffen? Aus was für einer Gesinnung heraus suchst du den heiligen Gott "vor deinen Karren" zu spannen?"
 
Heute kann ich über mich selbst schmunzeln.
Das verging mir aber in jenen Jahren! -
Tatsächlich fiel ich für einige Jahre derartig vom Pferd, das ich überhaupt keinerlei "Bibel-orakel" mehr probierte....
Wobei ich heute erlebe, wie sich ein Wort-Fragen in der richtigen Herzenhaltung, aus Bedürftigkeit, mit Ernst und ohne zwilichtige Motive kolossal hilfreich zeigt...
lG

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von Cleopatra am 22.06.2015 18:17

Ich habe gerade nochmal während dem Regen-Spaziergang mit dem Hund über diesen Thread nachgedacht.
Das letzte, was ich gelesen hatte war das Zitat von Pal aus Apostelgeschichte und auch eine Ankündigung von weiteren persönlichen Beispielen. Dann noch marjos erster Beitrag anschließend.

Ich habe also nachgedacht.
Ich habe überlegt, ob und wann ich mal so wie Pal in der Bibel einen antwortenden Vers gefunden habe, wie er beschrieben hat.
Auch habe ich überlegt, wann Gott mir mal als "Los-Verfahren" geantwortet hat.

Beide male konnte ich mich an kein Beispiel erinnern.

und während ich zuerst über ein "warum er, nicht ich, liegt einer von uns beiden falsch" nachdenken konnte, wurde ich nochmal ganz angerührt.
Ist es nicht bemerkenswert, wie unser Gott uns genau da abholt, wo wir stehen?

Ich glaube, hätte ich eine Antwort als "losverfahren" oder so wie bei Pals Partnerbestätigungssuche bekommen, ich hätte anschließend gehadert.
ich hätte wohl gezweifelt, wäre nicht sicher gewesen.
Ich bin anders großgeworden, ich bin anders gestrickt, ich bin einfach anders.

Dafür spricht mich oft im gebet über Gedanken an. Er zeigt mir Dinge in der Natur, die ich so liebe. Dort zeigt er mir viele Vergleiche.
Für jemanden, der Bäume und Tiere langweilig findet, wäre dies wiederrum völlig unverständlich.

Das finde ich so genial.

Wir haben hier in diesem Thread schon so viele Beispiele gefunden. Jedes ist so unterschiedlich.
Gott spricht auf so vielerlei Weise zu uns, mit und zu jedem so, wie es am Besten gehört wird.

Jalver hat angefangen, eine Liste anzufertigen.
Das hilft ihm bestimmt. Es hiolft, Dinge zusammenzutragen.
Aber ich glaube, Gott lässt sich schwer theoretisch zusammentragen (nichts gegen dich, ich finde deine Zusammentragung gut gelungen).
Gott ist einfach erfahrbar- für jeden individuell.

Was die Sache mit dem neuen Bund/alten Bund angeht... hm, darüber hatte ich in diesem Thema noch nicht nachgedacht.
Ja,  gibt noch das Los-Verfahren zB bei Jona, auch bei David.... aber marjo- hat es eigentlich eine Bedeutung...?
Wenn es also nach Pfingsten nicht mehr so gehandhabt wurde... ist es daher falsch, ungültig....?
Das frage ich offen und ehrlich, die Gedanken kommen mir dabei gerade.
Ich kenne jedenfalls kein verbot dieser "Taktik", allerdings fallen mir viele Gefahren ein, was aber nicht ausschlaggebend wäre, oder....?

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von marjo am 22.06.2015 17:37

Die Auslosung des Apostel fand im Alten Bund statt. Die Evangelien handeln in der Zeit des Alten Bundes, der Anfang der Apostelgeschichte auch. Bis Pfingsten ist alles Alter Bund.

gruß, M.

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von Rapp am 22.06.2015 17:08

Ja, den Gedanken Partnerwahl will ich doch kurz streifen. Ein gläubiger Eheberater meinte dazu: Liebe macht nicht blind, sie lässt uns oftmals Dinge sehen, die gar nicht sind... und so lange du dir nur ein Leben mit deinem Prtner vorstellen kannst, lass die Finger von ihm: du solltest erst heiraten, wenn du dir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kannst!

Bei Elisabeth und mir war das ganz unspektakulär: wir tafen zusammen, beteten darüber und sahen schlicht, dass es unser gemeinsamer Weg war. Gute vier Monate später heirateten wir.

Für uns gab es etwas ganz wichtiges: wir gehörten beide der Generation an, die zerbrochene Sachen nicht einfach wegwirft, sondern eben repariert. Leider ist für viele die Ehe ein Wegwerfartikel geworden...

Bei aller Gewissheit, dass wir zusammen gehörten mussten wir doch täglich daran arbeiten, und eben so manches flicken, was am zerbrechen war... und manches merkt man wohl erst, wenn man wieder allein ist!

Willy

 

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von Pal am 22.06.2015 16:56

Dabei wäre zu beachten, das der Gebrauch dieser Losung keineswegs im AT sondern im NT stattfand.
Es kann doch auch einmal eine Art Los-Entscheidung - ja oder nein- Antwort - von Nöten sein.
Auf alle Fälle wurde es in der erwähnten Bibelstelle von den Ap so gehandhabt. -

Aber wie dem auch sei, ich persönlich gebrauche auch keine "Los-Befragung".

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von marjo am 22.06.2015 13:15

Meiner Ansicht nach ist die Zeit der Lose mit Eintritt in den Neuen Bund abgelaufen. Entsprechend findet man ihren Gebrauch im Neuen Bund auch nicht. Viele andere Formen der Kommunikation mit Gott hingegen schon. Niemand braucht mehr Lose. Näher als jetzt wird uns Gott nicht mehr sein, auch im Himmel nicht.

Gruß,
M.

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von Pal am 22.06.2015 12:55

Ja, Marjo, ich wollte mein Beispiel nun nicht als "Absolutum" anbringen, sondern nur als erstaunliche Möglichkeit, wie es "gut gehen kann".
Ich werde später noch etwas von anderen Sachen schreiben, wo ich völlig daneben lag... mit genau der gleichen Methode.

Das bringt mich wieder zurück zum Fundament: Das entscheidende ist die Herzenseinstellung, wenn die stimmt, kann Gott auch durch ein "Los-werfen" entscheiden, wie es bei der Wahl des Apostels Matthias der Fall war.

Apg 1:23 Und sie stellten zwei, Joseph, genannt Barsabas, mit dem Zunahmen Just, und Matthias,
Apg 1:24 beteten und sprachen: HERR, aller Herzen Kündiger, zeige an, welchen du erwählt hast unter diesen zweien,
Apg 1:25 daß einer empfange diesen Dienst und Apostelamt, davon Judas abgewichen ist, daß er hinginge an seinen Ort.
Apg 1:26 Und sie warfen das Los über sie, und das Los fiel auf Matthias; und er ward zugeordnet zu den elf Aposteln.

Re: Wie erfahrt ihr den Willen Gottes (ganz konkret)?

von marjo am 22.06.2015 08:11

Solche Fälle sind mir auch schon begegnet. Bei mir selbst war es wesentlich "unspektakulärer".

Im mir bekannten Umkreis ist diese Art der Partnersuche allerdings auch schon diverse Male schiefgegangen. Besonders anstrengend wird es, wenn einer der Beiden auf eine göttliche Entscheidung pocht, während beim Gegenüber nicht einmal der Wunsch auf eine nähere Bekanntschaft aufkeimen will.

Weshalb ich das schreibe? Hauptsächlich, weil Nüchternheit bei der Partnerwahl naturgemäß eher selten vorkommt und man sich da schnell in ein Wunschdenken verrennen kann. Es hat sich daher als hilfreich erwiesen einen geeigneten Gesprächspartner ins Vertrauen zu ziehen. Erstens, weil man dann gemeinsam Beten und zweitens, weil sich Wunschdenken im Gespräch viel schneller verflüchtigen kann.

Wichtig ist aber auch, dass bei all der Unsicherheit die manchmal bleibt (selbst wenn man sich sicher zu sein scheint, kommen manchmal Zweifel auf), man den Schritt in einer Ehe gemeinsam und ausdrücklich im Vertrauen auf den Ewigen geht. Die Tragfähigkeit einer Beziehung wird gerade durch Gott enorm erhöt.

Gruß,
M.