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Re: Der vergessene Missionar
von chestnut am 23.01.2015 19:47Danke für diese Geschichte Cipher
Wer nur für Ruhm und Ehre in einen "christlichen Dienst" eintritt, ohne ganz klare Berufung zu haben, ist gefährdet wie dieser Manfred. Dies passiert nicht nur in Missionsdiensten im Ausland, dasselbe gilt für Starter in unseren Ländern, wo wir herkommen.
Die Realität ist oft ganz anders als in den Ausbildungsstätten gelehrt. Frust stellt sich sehr leicht ein, wenn kein "Erfolgsausweis" nachgewiesen werden kann, sprich sich die Gemeinde nicht vergrössert oder mindestens stabil gehalten werden kann.
Wer in einen christlichen Dienst geht, rechnet nicht mit happigen Konflikten, mit nörgelnden Gemeindegliedern. Predigten, Kinderanlässe, Frauengruppen, Jugendanlässe stehen genauso auf dem Programm - ob man darin sehr viel Erfahrung hat oder nicht und ob einem die Vorbereitungen dafür laufen oder nicht. Gemeindeglieder können für angefragte Dienste nein sagen, Pastoren nicht. Wenn sie glück haben, können sie Dienste, die ihnen weniger liegen, delegieren an Gemeindeglieder.
Und zum dümmsten Zeitpunkt gibt es Beerdigungen zu arrangieren, Krankgewordene im Spital zu besuchen etc.
Hintergrund und Vordergrund sehen oft sooo vollkommen unterschiedlich aus.
Und wer aussteigt, wird bestenfalls vergessen, oder manchmal leider schlimmer: geächtet *seufz*
Deshalb: Ohne eine wirkliche Berufung hält dies niemand über Jahre durch.
Liebe Grüsse
Chestnut
Re: Der vergessene Missionar
von Cosima am 23.01.2015 18:17Hallo Cipher,
diese Geschichte hat mich berührt. Ja, ich kann mir den Weg, die Höhen und Tiefen, dieses Mannes gut vorstellen.
Als ich ein kleines Mädchen war, kam ein alter Missionar in unsere Gemeinde und erzählte von den Kindern in Afrika.
Seitdem war das mein Wunsch-Beruf: Krankenschwester werden und nach Afrika gehen.
Aber Gott hat diese Türen nicht geöffnet. Doch ich konnte eine Frauenarbeit gründen, die seit über dreißig Jahren
für ein Kinder-Hospital mitten im Kongo, in Vanga, arbeiten und viele Kinder dadurch gesegnet worden sind.
Türen mit Gewalt aufmachen, ist keine Lösung. Gottes Wege sind erkennbar, wenn wir IHN hören, uns leiten lassen durch
Sein Wort, dann kann ER uns gebrauchen, auf ganz unterschiedliche Weise. Wichtig ist, dass wir uns gebrauchen lassen, von IHM.
l.g.v.cosima
Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von solana am 23.01.2015 11:16Vielleicht ist das wirklich ein Problem unter Christen, irgendwie kommt es da ja gerne mal zu "Wettbewerbssituationen", wer der bessere Christ ist und dabei mehr aushalten und leiden muss.
Ja, Kayla, das denke ich auch, dass das ein generelles¨Problem unter Christen ist - und nicht nur unter Christen.
Dass sie sich mit anderen vergleichen und ihr "Selbstbewusstsein" daraus beziehen, wie sie in diesem Vergleich abschneiden.
Und andere spüren lassen, wie sie sie "einordnen" ("beurteilen") - nach dem Masstab dessen, was sie für das Wichtigste halten; Und das ist in der Regel das, worin sie besonders gut sind und vor anderen glänzen können. So sehr glänzen, dass alle Schwächen, die an anderer Stelle da sind, davon überstrahlt werden.
Wer nun "sensibel" darauf reagiert, weil ihm die Wertschätzung anderer sehr wichtig ist, , der lässt sich dadurch unter Druck setyzen und in Frage stellen. Geht in die Defensive und sucht Fehler nur bei sich - anstatt mal zu hinterfragen, wie "gottgewollt" und christlich so ein Verhalten überhaupt ist.
Ich habe im anderen Thread "Glaube leicht oder Schwermütig?" das Beispiel des "wankelmütigen Felsen" Petrus angeführt und wie Jesus damit umgegangen ist.
Nein, er fragt nur eine Sache: "Hast du mich lieb?"
Und darauf baut er auf.
Der "Leistungsgedanke" unserer heutigen Gesellschaft hat unseren zwischenmenschlichen Umgang vergiftet, und das gilt auch vielfach für Christen.
Aus der frohen Botschaft für die Kranken, Verachteten, Kranken, Mühseligen, Beladenen, Sünder, geistlich Armen usw, die nichts zu bringen haben und denen dennoch Erquickung, Heilung, Leben und volle Genüge, Anteil am Reich Gottes zugesagt wird - aus dieser Botschaft wird vielfach ein System der "Leistungsträger" aufgebaut, die mit ihrer Leistung genauso wieder - auf der anderen Seite - "Faule", schlecht Angesehene und seelisch Kranke, die dem Leistungsdruck nicht standhalten, Versager usw ausgrenzen.
Liebe geht nicht so mit anderen um.
Liebe schenkt Freiraum, der zur Entfaltung des Besten dient, das in einem Menschen schlummert.
Liebe setzt nicht unter Druck und fordert und verurteilt, wenn zu wenig kommt.
Liebe gibt und schenkt im Voraus Annahme und Respekt, ermutigt, unterstützt, fördert.
Gott ist nicht auf unsere Leistung angewiesen, um etwas bei anderen Menschen zu erreichen.
Es ist ein Geschenk für uns, dass wir an seinem Reich mitbauen dürfen, er überfordert uns nicht. Das sollte uns eine Freude sein, uns mit dem, was wir haben und können - so wie kleine Kinder, die sich freudig mit ihren begrenzten Fähigkeiten einbringen, wenn sie den Eltern "helfen" dürfen. Sie machen sich keine Sorgen über die Unvollkommenheit der geformten Plätzchen usw. Und die Eltern machen ihnen das auch nicht zum Vorwurf, sondern freuen sich an der Freude der Kinder, an den strahlenden Augen und dem Eifer ....
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
sylvaki
Gelöschter Benutzer
Re: Oase 13 "Ich habe Dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir" (Jesaja 43,1 NL)
von sylvaki am 23.01.2015 11:05
Losung und Lehrtext für Freitag, den 23. Januar 2015
„HERR, zürne nicht so sehr
und gedenke nicht ewig der Sünde!
Sieh doch an, dass wir alle dein Volk sind!"
Jesaja 64,8)
„Christus ist gekommen
und hat im Evangelium Frieden verkündigt
euch, die ihr fern wart,
und Frieden denen, die nahe waren."
(Epheser 2,17)
© Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine (www.ebu.de)
Weitere Informationen finden Sie hier: www.losungen.de
cipher
Gelöschter Benutzer
Der vergessene Missionar
von cipher am 23.01.2015 11:00Einleitung
Nachdem ich eine Weile in einem Missionswerk Dienst getan hatte, bestand für mich noch immer die Frage, ob Mission vielleicht für mich das Richtige wäre, Gott in diesem Bereich zu dienen. Dann lernte ich in der Gemeinde jenen Manfred Sauer kennen. Die Geschichte ist in den Grundzügen wahr, aber so, dass niemand die wahren Akteure erkennen kann. Die Geschichte hat meinen Stanpunkt dann auch beeinflusst. Ich stelle die Geschichte mal hier ein, weil es vielleicht Anlass gibt, über das Theme "Mission" zu sprechen?
Manfred war Sohn einer recht angesehenen Familie, welche in einem kleinen, nicht gerade idyllischen, aber sonst ganz ordentlichen Dorf wohnte. Seine Eltern waren gläubige Leute - wie erwähnt, ziemlich angesehen in diesem Dorf - und so wuchs er in jener christlichen Geborgenheit auf, die bewirkte, daß er den Glauben an Jesus Christus zu sich nahm, wie den wöchentlichen Eintopf oder das frühmorgendliche Honigbrot. Mit seinen Eltern und Geschwistern besuchte er ziemlich regelmäßig die Gottesdienste der Gemeinde, der sie angehörten.
Manfred Sauer erlebte eine angenehme und einigermaßen unbeschwerte Kindheit und Jugend. Weil seine Eltern ihn mit viel Verständnis behandelten, über- und durchlebte er auch die schwierige Zeit seiner Pubertät ohne allzuheftiges Auflehnen. Selbst die regelmäßige Teilnahme an den Gottesdiensten litt kaum darunter. Zu jener Zeit hätte man ihn, den ansehnlichen Manfred, durchaus als angepaßten Jugendlichen bezeichnen können.
Wie die meisten Eltern, gaben sich auch die seinen redlich Mühe, ihrem Filius eine ordentliche Ausbildung zuteil werden zu lassen. Infolgedessen besuchte er das Gymnasium in der Kreisstadt, schloß sein Abitur standesgemäß leicht über dem Durchschnitt ab, und begann zu studieren.
Schon während seiner Kindheit hatte er glauben gelernt, daß eine der höchsten Weihen, die einem gläubigen Christen zuteil werden können, die Berufung als Missionar auf das Missionsfeld war. Gespräche der Eltern über einen weitläufig Verwandten, der als Missionar im fernen Lateinamerika seinen Dienst versah, Bücher über berühmte Missionare und auch Erzählungen und vorgelesene Geschichten in der Sonntagsschule taten ihr Übriges, dem jungen Manfred diesen Glauben zu vermitteln.
Als er als Zwölfjähriger einmal einer etwas ältlichen, unbemannten Tante gegenüber den Berufswunsch „Missionar" äußerte, war diese völlig entzückt und hingerissen über Manfreds Äußerung, die von einer „frühen und tiefen Einsicht zeuge", wie die Tante zu wissen behauptete. Fortan versorgte sie ihn mit immer neuen Büchern, Lebensbeschreibungen und Erlebnisberichten von Missionaren, die in allen Teilen der Welt ihren Dienst getan hatten. Allmählich und fast zwangsläufig hatte dieser Wunsch auch in Manfred Raum gewonnen. Verstärkt wurde dieser Wunsch auch durch seine Gemeinde. Dort traten immer wieder einmal Missionare auf, die in der Außenmission ihren Dienst taten. In zum Teil sehr eindrucksvollen Worten legten sie von ihrer Arbeit Bericht ab, hin und wieder mit den unvermeidlichen „Missions-Diaschauen" ergänzt. Manch einer dieser Missionare nutzte seine Predigt, der Gemeinde klar zu machen, daß eigentlich nur die Arbeit auf dem Missionsfeld gottgefällig sein könne, wenn man denn Gott und die Menschen wirklich liebe.
Manfreds Glaube glich einer Ehe ohne Sex. Sein Verhältnis zu Jesus, das spürte Manfred je älter er wurde, desto deutlicher, war nicht gerade innig. Ein unbestimmtes Gefühl ließ Manfred glauben, sein Verhältnis zu Jesus würde intensiver werden, wenn er ihm erst einmal auf dem Missionsfeld diene.
Der Sohn angesehener Eltern begann also sein Studium zunächst an einem theologischen Seminar. Was er dort zuallererst lernte, war das Erstellen und Versenden von hochaktuellen und ebenso informativen Rundbriefen, damit die ihn im Gebet umgebenden Freunde, Bekannten und Verwandten und - natürlich - die Gemeinde, auch ständigen Anteil an seiner Entwicklung haben konnten. Um auch ein „vollwertiges" Theologiestudium vorweisen zu können, schloß er daran ein Studium an einer theologischen Fakultät an.
Während seines Studiums kehrte er häufig, für ein Wochenende oder, wie in den Semesterferien, auch länger, in sein ländliches Dorf zurück. Das hatte zur Folge, daß er ab einem bestimmten Zeitpunkt, ab dem man ihn, den Theologiestudenten der Gemeinde, für würdig genug dazu erachtete, von den Leitern der Gemeinde ab und an gebeten wurde, an einem Sonntag „am Wort zu dienen", wie es in schönstem Christinesisch ausgedrückt wurde. Das schmeichelte dem Manfred Sauer natürlich ungemein. An jenen Sonntagen gab er sich ganz besondere Mühe, seine Aufgabe gewissenhaft zu erledigen und zu zeigen, was er in seiner bisherigen Studienzeit gelernt hatte. Weil Manfred ein weltoffener und fortschrittlich denkender Theologiestudent war, brachte er so manche neue Idee von den Stätten seines Studiums mit in die Provinz, um sie dort an den Mitgliedern seiner Gemeinde anzuwenden.
Hin und wieder mochte das zu leichtem Befremden besonders unter den älteren Gemeindegliedern führen. Das focht allerdings weder Manfred an, noch seine Eltern und Geschwister, welche an solchen Sonntagen immer mit stolzgeschwellter Brust auf ihren Plätzen saßen und mit sichtlichem Wohlwollen auf ihren so prominenten Sohn und Bruder schauten.
Ganz hinten in seinem Hirn, in einem kleinen und verborgenen Kämmerlein, wünschte sich Papa Sauer, es sei erlaubt, in einem Gottesdienst Beifall zu spenden. Wäre ihm jedoch dieser Gedanke in seiner vollen Tragweite aus dem Unterbewußtsein ins Bewußtsein gelangt, hätte er als demütig-bescheidener Christ der er doch war, sich selbstverständlich dieses Gedankens geschämt und sich selbst kasteit.
Student der Theologie Manfred Sauer lernte die Nichtmehrstudentin Katinka Wunderblum kennen. Katinka Wunderblum, ehrgeizige Tochter deutsch-russischer Spätaussiedler, hatte als Ärztin ihren Doktortitel erworben, stammte ebenfalls aus gläubigem Elternhaus und verliebte sich Hals über Kopf in den Studenten Manfred Sauer.
Der angehende Theologe und die Ärztin wurden sich bald einig und heirateten. Zu Hause und in seiner Gemeinde wurde mit Ehrfurcht und übergroßer Bewunderung von dem Gemeindeglied gesprochen, das eine echte Ärztin geheiratet hatte. Vor allem, daß diese Ärztin nun also auch in die Mission gehen wollte - als eine Art weiblicher Albert Schweizer gewissermaßen - wurde mit heren Worten gewürdigt.
Die beiden verliebten Eheleute wurden mit Einladungen förmlich überhäuft, weil beinahe jedes der Gemeindemitglieder sich der Bekanntschaft solch prominenter Demnächstmissionare rühmen können wollte. Oh ja, wunderbar würde das sein. Wenn der bekannte Missionar und seine bekannte Missionsärztin erwähnt würden, würde man wie beiläufig sagen können: „Jaja, kenne ich gut, die beiden." Auch, wenn sich diese Bekanntschaft auf zwei regnerische Sonntagnachmittagsstunden zwischen zwei Stück Tiefkühlbuttercremetorte, einem selbstgebackenen Gugelhupf nebst in kostbares Supermarktporzellan eingeschenkten Kaffe beschränkte.
Die Gemeinde als Gemeinschaft und die Gemeindemitglieder schmückten sich mit diesen beiden Demnächstmissionaren und hängten sich deren Mitgliedschaft in der Gemeinde und die Bekanntschaft mit dem Ehepaar um den vor Ehrfurcht und Bewunderung ob soviel Opferbereitschaft zugeschnürten Hals.
Es gab einige Schwierigkeiten mit verschiedenen Papieren, von denen die beiden auch mit der Bitte um Fürbittegebet minutiös berichteten. Doch dann stand er fest, der Tag der Ausreise.
Die Gemeinde führte ein „Aussendungsfest" durch, auf welchem Manfred und Katinka Sauer feierlich verabschiedet - „ausgesendet" - wurden. Man gab ihnen zu verstehen, wie geehrt sich die Gemeinde fühle, zwei solche Reichgottesarbeiter in ihrer Mitte zu wissen. Man erlegte ihnen freundlich-streng auf, stündlich mindestens einen Rundbrief in die bald ferne Heimat zu senden, um stets über alles auf dem Laufenden zu sein.
Der Tag der Abreise kam, die beiden Eheleute machten sich auf die Socken. Dann blieb es eine Weile still, bis, allerdings längst nicht so regelmäßig, wie von vielen gewünscht, hin und wieder Rundbriefe eintrafen. Sie berichteten vom schwierigen Anfang, Krisensituationen und auch gelegentlich von Ängsten und ganz und gar nicht, oder doch eher selten, vom siegreichen Dienst im Reiche des Herrn, auch nicht von reicher Ernte.
Dem guten Manfred begann aufzugehen, daß seine Annahme, sein Dienst würde sein persönliches Verhältnis zu Jesus inniger werden lassen, ein Irrtum zu sein schien. Rasch ernüchternd unter den widrigen Umständen, die seine und die Arbeit seiner Frau immer und immer wieder behinderten, drang er zu der Erkenntnis vor, daß er für diese Art vom Dienst im Reich Gottes offensichtlich nicht geeignet war.
Er erkannte seine vermeintliche Berufung auf das Missionsfeld als das, was sie zweifellos war: Eine fremdbestimmte, ihm von anderen aufgezwungene Entscheidung für sein Leben. Zwar ging seine junge Frau in ihrem Dienst vollkommen auf, doch er, Manfred Sauer, wurde immer unglücklicher. Stundenlange Fahrten mit dem Allradwagen durch unwegsames Gelände wurden ihm zur Quälerei. Er war nicht fähig, zu diesen Menschen, denen er die frohe Botschaft der Bibel vermitteln sollte, eine Beziehung aufzubauen, geschweige denn, ihnen so etwas wie Liebe entgegen zu bringen. Eine Krankheit zwang ihn, mehrfach nach Deutschland zurückzukehren, um sich in fachärztliche Behandlung begeben zu können. Seine Frau war nicht in der Lage, ihn zu begleiten. So mußte er diese Zeiten ohne ihre beruhigende Gegenwart verbringen, was ihn und seine Frau gleichermaßen schmerzte.
Etwa drei Monate, nachdem er von seinem letzten Aufenthalt in Deutschland zurückgekehrt war, erlitt er mit dem schon altersschwachen Missionsgeländewagen mitten in der Nacht im Busch eine Panne, und verbrachte diese Nacht reichlich ungemütlich zusammengekauert auf dem staubigen Rücksitz des Wagens. In dieser Nacht gedieh sein schon lange keimender Entschluß zur Reife: Er würde bei seiner Missionsgesellschaft um seine Ablösung ersuchen. Er konnte und er wollte nicht mehr, das Maß selbstauferlegter Opferbereitschaft war übervoll.
Seine Frau verstand ihn, denn sie hatte längst bemerkt, was ihren Mann quälte.
So geschah es denn. Nach knapp zwei Jahren auf dem Missionsfeld kehrten die beiden Eheleute dem afrikanischen Kontinent den Rücken.
Manfred fühlte sich als Versager auf der ganzen Linie. Mit schmerzender Seele und verwundetem Herzen trat er zusammen mit Katinka den Rückflug nach Deutschland an.
Bei seinen Eltern gab es Platz. Dort kamen die beiden erst einmal unter.
Nun hätte Manfred sich eigentlich nach Arbeit umsehen müssen. Katinka war im dritten Monat schwanger. Doch sein Versagen hatte ihn tiefer getroffen, als er sich selber eingestehen mochte. Wochenlang verkroch er sich in der Wohnung und war für kaum jemanden zu sprechen.
Die Gemeinde indessen hatte - peinlich berührt irgendwie und reichlich betreten - zur Kenntnis genommen, daß der Missionar nicht mehr missionierte. Aus der Traum! Einige wollten es vorhergesehen haben und verbreiteten sich lautstark darüber. Andere waren einfach enttäuscht. Letztlich geschah jedoch in dieser Gemeinde, was auch in der „Welt draußen" mit Menschen passierte, von denen man enttäuscht worden war und die von dem Sockel gestürzt waren, den zu erklimmen man sie unbarmherzig gezwungen hatte: der gewesene Missionar Manfred und die gewesene Missionsärztin Katinka wurden vergessen. Niemand interessierte sich mehr für ihr Schicksal. Man wandte sich anderen, erbaulicheren Themen zu.
Manfred tastete sich behutsam ins Hier und Heute zurück, schließlich erhielt er ein Angebot für eine Pfarrstelle irgendwo in Deutschland und nahm sie an. Er wurde ein beliebter Prediger, die Menschen in seiner Gemeinde mochten ihn. Was manche von ihnen wunderte war, daß Manfred dem Thema „Mission" beharrlich aus dem Wege ging.
cipher
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von cipher am 23.01.2015 10:46
Damals war ich noch zu feige. Heute hätte ich dazwischengefunkt und gefragt, warum er denn noch nicht dort ist - als strahlendes Vorbild.
Wenn Christen irgendwann dahin kommen, sich gegenseitig ihre "Narben" zu erzählen, ist m.E. was schiefgelaufen.
Ich denke, wenn es Dir ein Bedürfnis ist, Dein Leben zu einem Zeugnis für Deinen Glauben sein zu lassen, wird Gott Dich dabei auch unterstützen. Wir stellten fest, dass es für uns so richtig war - und dass das zuerst in der eigenen Familie zu beginnen hatte. Und da sind wir sicher oft genug auf die eigene Nase gefallen...
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Cleopatra am 23.01.2015 10:30Ja Kayla ich verstehe was du meinst.
Aber wenn andere von dir erwarten, dass du so sein sollst wie sie selbst und das tun wie sie selbst... bedeutet es, dass es richtig ist...?
Selbst Mose hatte übrigens Aaron bekommen, der nämlich viel Redegewandter war, Gott hat also Moses Befürchtung wg seiner Persönlichkeit sehr wohl ernst genommen.
Kennst du den Vergleich mit dem Körper?
Der Fuß kann nicht sagen "du Auge, nun werde und handle endlich mal wie ein Fuß, so wie ich!"
Das Beispiel vom Körper ist auf die Gemeinde bezogen. Aber wieso sollte das bei anderen Themen so anders sein...?
Lass dich nicht berirren, was andere Christen sagen. Es gibt alles Mögliche. Gesetzliche, "laue".. aber was du tust ist für dich entscheidend.
Und wenn nochmal jemand sowas sagt, was bei dir Druck erzeugt, dann frage einfach nach der passenden Bibelstelle.
Und dann schau, ob diese nun im Zusammenhang passt oder nicht.
Was andere denken ist wurst- was Gott denkt ist entscheidend
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Kayla
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Kayla am 23.01.2015 08:52An sich glaube ich eigentlich schon, dass ich so,wie ich bin kein "Fehler" bin.
Doch unter Christen wird oft sogeredet, als sei die einzig richtige Art des Missionierens die auffällige Art. Weil man sich dabei vielleicht auch eher lächerlich macht oder verspottet wird und das muss man sich dabeinatürlich gefallen lassen. Und wenn man keinen "negativen Gegenwind" bekommt, dann macht man es sich zu leicht.
Leben anstatt zu reden habe ich für mich eigentlich als gute Lösung entdeckt und ich denke oder hoffe, dass man damit andere leise Menschen eher erreicht. Aber wie schon erwähnt, gilt das dann gerne als "faule Ausrede". Vielleicht ist das wirklich ein Problem unter Christen, irgendwie kommt es da ja gerne mal zu "Wettbewerbssituationen", wer der bessere Christ ist und dabei mehr aushalten und leiden muss.
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Cleopatra am 23.01.2015 07:48Guten Morgen, Kayla,
du schreibst, dass du mehr schüchtern bist..? Bist du dir darüber beswusst, dass dies vielleicht ABsicht ist..?
Das Gott dich tatsächlich so haben will und so erschaffen hat..?
Nicht nur deine Nase, deine Haare und die Organe hat er bei dir erschaffen, er hat auch dein Temprament bestimmt, dein Umfeld, welches dich in Kindesalter prägen wird und das Land in dem eine gewisse Moral herrscht.
Glaubst du, dass dies alles Zufall ist..?
Und glaubst du, dass Gott dann anschließend etwas von dir verlangt, was du nicht schaffst..?
Wusstest du, dass du bereits Licht bist?
Dass du bereits Salz der Erde bist?
Du musst es nicht werden- du bist es bereits.
Und ich bin froh, dass Gott auch hier so kreativ ist.
Mission bedeutet nicht sofort Lehren und Predigen und den anderen kaum zu Wort kommen lassen
In der Bibel sehen wir sooooo viele Vorstellungen Gottes, die unseren Lebenswandel ansprechen.
Du kannst ganz viel erzählen- aber das, was du lebst, das wird nunmal geglaubt.
Es gibt ein Buch, welches mir sehr gefällt "Bekehre nicht, sondern lebe".
Und das können auch schüchterne menschen tun- zu Gottes Ehre leben, Fragen beantworten, es gibt immer Situationen im Leben, in denen du deine Sichtweise nennen wirst, in denen du deinen Standpunkt vertrittst. Hast du dich vorher egoistisch und unangenehm verhalten, glaubt dir keiner mehr
Ich selbst höre lieber jemanden zu, der mir das Gefühl des verständnisses gibt. Dann bin ich auch bereit, mich selbst zu ändern. Ich komme mehr mit "schüchternen" Menschen aus. Also würde Gott sicher eher eine "schüchterne" Person zu mir schicken.
Mein nachbar versteht kein Wort, wenn man nur "Andeutungen" macht. Mit ihm muss man einfach klartext reden, er nimmt es auch nicht krumm, dann versteht er es und nimmt es an. Zu diesem Nachbarn würde Gott dann also mehr die "starken, lauten" Menschen schicken, oder?
Ich glaube, dass Gott das schon alles ganz gut im Griff hat. Er wird dir Menschen schicken, die auf dich quasi abgestimmt sind.
Alles, was du machen musst, ist leben- zu Gottes Ehre. Und wenn Gott dir Menschen zeigt, denen du von Gott erzählen sollst, dann wird er nicht von dir erwarten, dass du etwas tust, was dir schwerfällt. Gott hat alles im Griff, egal, was andere Menschen (auch Christen, die diese Problematik vielleicht garnicht kennen und sich nicht da hineinversetzen können) von dir erwarten, Druck erzeugen oder eine neue Art von "Regel" erschaffen.
Kayla- du bist so erschaffen, wie Gott es für richtig hällt.
Und du darfst so wie du bist Gott dienen und "Menschenfischer" sein.
Es gibt keine Zufälle.
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von solana am 22.01.2015 23:32Aber er hielt fest zu ihnen und er liebte Petrus auch nach seiner Verleugnung weiterhin.
Und obwohl er wusste, wie "wankelmütig" Petrus war, dass er es nicht schaffen würde, in der Stunde seiner Anklage zu ihm zu stehen, trotzdem nannte er ihn "Fels" und vertraute ihm viel an.
Mt 16, 18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Und nach seiner Auferstehung, als Petrus so kläglich "unfelsenhaft" ihn verleugnet hatte, hielt er trotzdem an dem Auftrag fest und sagte ihm drei Mal (in Entsprechung zur dreimaligen Verleugnung), dass er seine Schafe weiden solle.
Joh21, 15 Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!
16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
Ich finde das so schön.
Er sagt nicht: "Du hast versagt, ich sehe bei dir keine Qualifikation - zeig erst einmal, dass ich dich wirklich gebrauchen kann für so ein verantwortungsvolles Amt. Dann vertraue ich dir erst einmal etwas Kleines an, bis du dich bewährt hast."
Nein, er fragt nur eine Sache: "Hast du mich lieb?"
Und darauf baut er auf.
Vielleicht kann uns das ja ein Vorbild sein, im Umgang miteinander in unserer heutigen Leistungsgesellschaft, in der wir alle unter Druck stehen und oft genug diesen Druck weitergebnen aun andere Menschen, mit denen wir zu tun haben, unsererseits auch "Leistung" fordern, und dass sich andere unseren Respekt und unserere Achtung erst "verdienen" müssen.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver