Neueste Beiträge
Erste Seite | « | 1 ... 5389 | 5390 | 5391 | 5392 | 5393 ... 6805 | » | Letzte
Die Suche lieferte 68048 Ergebnisse:
Andersdenkende
Gelöschter Benutzer
Re: Gemeindezucht?!
von Andersdenkende am 18.11.2014 20:26Hallo, ihr Beiden Lieben!
Danke, dass ihr euch meiner Frage angenommen habt
Henoch, Du hast das ganz toll beschrieben in eigenen Worten, was Jesus uns nämlich gelehrt hat, ich denke auch, genau so sollten wir vorgehen!
Solana,Du wirfst genau die Fragen auf, die mir seit des Threads über HS im Kopf herumschwirren und worauf ich bis jetzt keine klare Antwort habe.
Fakt ist: eine hs Person (Schwester oder Bruder im Glauben vorausgesetzt) versündigt sich nicht an MIR (es sei denn, man würde das ausweiten und sagen: wir sind der Leib Christi und wenn ein Teil des Leibes in Sünde lebt, durchsäuert das den gesamten Leib?!?!). Das würde aber voraussetzen, dass ich weiß, was die Geschwister so in ihrem "stillen Kämmerlein" so treiben (Pornos schauen, sich allabendlich besaufen,....), aber das weiß ich (Gott sei Dank!) ja nicht, also denke ich, hat sich das mit der o.g. "Ausweitung" erledigt.
Aber kann und soll ich denn die Sünde des anderen "anzeigen"? Und wenn ja, soll ich sie danach dann alleine lassen?
Beispiel: eine Schwester vertraut mir an, dass sie lesbisch ist und eine Beziehung mit einer Frau hat. Renne ich dann zu den Ältesten und "petze" das? Und dann? Dann wird "angeordnet", dass sie die Beziehung dann sofort beenden muß und fortan ohne (zumindest DIESE) Sünde weiterleben soll?
Und nachdem die Ältesten ihr das dann gesagt haben, gehen sie nach Hause, wo ihre sie liebenden Ehefrauen erwarten,während die hs Schwester nach Hause geht und den Menschen, den sie von Herzen liebt, vor die Türe setzt, den Kontakt abbricht und fortan alleine bleibt...einsam und unglücklich?
Nee, ich komme da auf keine klare Erkenntnis....
Ande
Henoch
Gelöschter Benutzer
Re: Gemeindezucht?!
von Henoch am 18.11.2014 19:49Hallo Solana,
über solche schwierigen Situationen hab ich mir auch schon Gedanken gemacht...Es geht mir wie Dir, ich wüßte es auch nicht...
Ich kann nur so viel sagen, dass es immer erst mit allen erdenklichen Hilfestellungen und viel Gebet beginnt und ein Ausschluss der allerletzte Schritt ist. Naja, und dann auch wieder doch nicht, weil das Ziel ist, den Ausgeschlossenen zur Buße zu bringen und wieder in die Gemeinschaft zu holen.
Was dann wann, keine Ahnung. Ich bin froh, kein Ältester zu sein.
Andererseits lässt der Herr seine Ältesten auch nicht im Stich. Sie werden mit seiner Hilfe in Liebe und Weisheit entscheiden.
Henoch
Re: Gemeindezucht?!
von solana am 18.11.2014 19:44Hallo Henoch
Und wie sähe das Vorgehen nun konkret im Falle eines hs Pärchens aus?
Die haben sich ja nun an keinem Gemeindemitglied direkt versündigt.
Aber sie haben sich "geoutet" oder ein Gemeindemitglied hat sie bei den Ältesten "angezeigt" - oder wie läuft so etwas ab?
Dann kommt erst einmal ein mahnendes Gespräch mit einem oder mehreren Ältesten?
Und wenn das nichts ändert, dann werden die beiden von der Gemeinde ausgeschlossen, bis sich etwas ändert?
Müssen die beiden sich dann ganz trennen oder dürfen sie weiterhin zusammen wohnen, nur ohne Sex zu haben?
(Ich denke da bspw an unsere Nachbarn, 2 alte Bauern, Brüder, beide unverheiratet, leben schon immer zusammen, haben den elterlichen Hof bewirtschaftet und nun im Alter ein kleineres Haus im Dorf zusammen bezogen, weil die Arbeit zu schwer wurde. Sie sind immer zusammen, machen lange Spaziergänge, unternehmen viel zusammen und scheinen sehr zufrieden. Sex haben sie ganz bestimmt nicht miteinander
, aber menschliche Nähe und gegenseitige Hilfe - einer sieht sehr schlecht, der andere hat andere gesundheitliche Probleme. Wäre so etwas erlaubt?)
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Henoch
Gelöschter Benutzer
Re: Gemeindezucht?!
von Henoch am 18.11.2014 19:13Hallo Ande,
ja, das ist halt so ein Problem mit der Praxis, ich denke so richtig wissen, wie das im Einzelfall gehandhabt wird, kann das nur ein Ältester...
Ich kann nur sagen, wie ich damit umgehen würde. Also richtig, ich bin erst dann aufgefordert zu handeln, wenn ein Bruder oder eine Schwester an mir sündigt. Es geht also nicht darum, ständig seine Geschwister auf Sünde zu überprüfen.
Nun sollen wir ja erst einmal vergeben. 7x 77 mal, also vollkommen und vollständig. Ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, was dann übrig bleibt...
Aber nehmen wir an, es ist etwas schwerwiegendes, z.B. anhaltende Verleumdung. Dann müsste ich das Gespräch suchen, aber nicht um Recht zu bekommen, nein, denn es heißt: 1Kor 6,7 Es ist schon schlimm genug, dass ihr miteinander rechtet. Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen? Es darf mir also nicht darum gehen, dass ich Recht bekomme. Um was also dann? Nun, es soll um den Anderen gehen, der ja nicht nur gegen mich, sondern auch gegen Gott sündigt. So bin ich verpflichtet ihn anzusprechen, in Liebe.
Ich könnte mir vorstellen, dass ich ihm sage, dass mir das weh tut, dass ich ihm aber nicht böse bin, sondern gerne verstehen will, warum. Nach einem klärenden Gespräch weiß ich, wie er es gemeint hat und kann erkennen, wie die Situation wirklich ist. Es kann ja sein, dass ich zuerst etwas getan habe, was ihn verletzt hat. Am Ende des Gespräches sollte Vergebung und Versöhnung stehen und das wird wohl überwiegend so sein.
Erst wenn sich herausstellt, dass da wirklich keine Versöhnung möglich ist, holt man sich zwei Zeugen, idealerweise neutrale, also nicht gerade meine besten Spezln.. Auch das natürlich nicht um Recht zu bekommen, sondern um die Situation zu klären. Die beiden Zeugen können aufdecken, wer unversöhnlich ist und was richtig wäre und sie können vermitteln. Immerhin kann ich ja der sein, der falsch liegt. Sie sind wie Mediatoren. Erst wenn auch da keine Versöhnung möglich ist, dann wenden sich die beiden Zeugen an die Ältesten für die weiteren Schritte und geben Zeugnis über das Problem und unser beider Haltung dazu.
Mehr muss ich als Gemeindemitglied eigentlich nicht wissen...der Rest ist Sache der Ältesten.
Wenn jemand "allgemein" in schwerwiegender Sünde lebt, muss diese erst offenbar werden. Ich vertraue da in den Herrn, der sie aufdecken wird, wenn es nötig ist...
Henoch
Re: ´"siehe wie fein und wie lieblich ist's wenn Brüder in Einheit zusammen sind" - Die Einheit der Christen, ist sie mö
von Cleopatra am 18.11.2014 18:33So, und jetzt lasse ich mal meinen Beitrag so auf dich wirken, während ich hier die Erklärung meines so bewusst genommenen Beitrags schreibe:
Ich habe mir nämlich deinen Beitrag ganz sorgfältig durchgelesen. Du hast sehr viele Themen in diesem Beitrag, war mir aufgefallen.
Zuallererst würde ich differenzieren mit der Wahrheit der Worte Jesu und der Wahrheit unserer Worte. Sprich auf gut Deutsch: Ich selbst wäre wirklich vorsichtig, bei einem Missverständnis meiner Worte als Antwort die Bibel zu benutzen. Das hemmt mich ehrlich gesagt, den genauen Grund kann ich so nicht erkennen.
Aber egal.
So wie ich deinen Beitrag jetzt gerade gelesen habe, geht es dir um das Thema der Missverständnisse, die es hier auch im Forum gibt ("du hast gesagt das...") in Kombination mit der Einheit, die ja hier bei uns untereinander herrschen sollte (kein Streit, sondern Friede und Liebe). Habe ich dich da richtig verstanden und es richtig kurz zusammengefasst?
Und ich denke eben über dieses Thema wie folgt.
Mein Beitrag, den ich gerade abgeschickt habe... wie kam der bei dir an...?
Was hast du dabei verstanden, was ich ausdrücken würde...?
1.: och neeee, viel zu viel Text, ich will nicht noch mehr davon!!!!!
2.: Erstes Feedback mit Cleos Art von Humor
3.: Cleo wollte bestimmt kurz etwas schreiben, bevor ich gründlicher schreibe, eben, damit der MichaR nicht denkt, seit dem Mittag habe niemand Interesse an diesem Thema, so dass wenigstens jetzt erstmal eine Antwort dort steht
4.: Cleo ist Moderatorin, vielleicht wollte sie damit dieses Thema einfach nochmal nach oben schieben, damit darin geschrieben wird
5.: Cleos Art, zu zeigen, dass sie auf die angekündigte Ergänzung wartet
.......
Du siehst, man kann die Liste gaaaanz lang werden lassen 
Aber je nachdem, welchen Grund du nun (sorry, du hast das Thema eröffnet, du bist nun Teil eines Beispiels
) in meinem kleinen kurzen Beitrag liest, dementsprechend kann doch auch deine Reaktion sein, oder nicht,..?
1.: "Ist ja gut, ich hab verstanden, ich bin unerwünscht!"
2.: auf den Humor eingehen und mitmachen
3. voooooll nett von der Cleo, dass die sowas macht, also nutzen wir doch die Chance und kurbeln das Thema neu an mit weiteren Gedanken
4.: mal abwarten, ob jetzt weitere User schreiben
5.: Apellohr aktivieren, Eränzung fertigstellen
Und was davon ist nun die Wahrheit...?
Und wenn du nun beim Tippen falsch liegst- wer von uns beiden ist Schuld..?
Hättest du nicht zuerst nachfragen können..?
Oder hätte ich nicht einfach meinen Beitrag so schreiben können, das man es klar herauslesen könnte?
Ja, die Missverständnisse, immerwieder kommen sie vor... Vor allem eben leider auch am Bildschirm, weil man weder Stimme noch Mimik sehen und hören kann....
Aber Einheit, wie sie in der Bibel beschrieben ist- ich denke, die ist nicht bei diesem Thema der Missverständnisse gemeint, oder...?
Ich meine, ich kann sogar eine andere Meinung vertreten (vor allem bei Themen, die in der Bibel nicht vorkommen). Trotzdem kann ich in Einheit leben mit meinen Geschwistern. Die Liebe befähigt uns dazu. Liebe, Respekt und Annahme des Anderen trotz Unterschiede, solche Dinge eben, oder..?
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Andersdenkende
Gelöschter Benutzer
Re: Das Dielemma mit der gleichgeschlechtlichen Liebe
von Andersdenkende am 18.11.2014 18:23Ihr Lieben!
Ich sehe in dem Bereich der "aufzudeckenden" Sünde bei meinem Bruder/meiner Schwester in jeder Hinsicht (nicht nur bei HS) eine ganz große Gefahr:
Wenn ich nun hingehe und sage meiner Schwester, dass ihr Beziehung zu einer anderen Frau vor Gott Sünde ist und sie erkennt, dass Gott das WIRKLICH so sieht - dann kehrt sie einfach um, läßt die Sünde, lernt nen netten Mann kennen, heiratet, bekommt Kinderchen und alles ist gut - Happy End?!?!
Wenn ich jemanden wirklich auf Sünde hinweise, er davon angerührt wird und erkennt, dass Gott seine Tat oder was auch immer, tatsächlich nicht gut heißt, dann habe ich die Verantwortung, diese Person auch so lange zu begleiten, bis sie überwunden hat - gerade bei einer regelrechten Lebenseinstellung wie HS, oder lass ich ihn dann allein, damit er "irgendwie damit klar kommt"?!
Ich finde traurig, was Meike bezüglich Singles in Gemeinden schreibt, aber ich habe auch schon so etwas gesehen - nun leben diese Menschen schon allein, weil sie vielleicht eben nicht in Unzucht leben wollen und dann werden sie auch noch "komisch angesehen"?!
HS verschwindet sicher nicht von heute auf morgen, vielleicht haben ganz Viele ihr Leben lang damit zu kämpfen, dass sie so empfinden, aber eben nicht in Sünde leben wollen - da ist doch die Gemeinde gefragt, diese Menschen ganz besonders zu unterstützen und ihnen zur Seite zu stehen, oder etwa nicht?
Es ist ja soooo einfach, den Splitter im Auge des Bruders zu sehen und ihn darauf hinzuweisen - was damit aber ausgelöst wird, das ist dann ja nicht mehr mein Problem, oder wie?!
Ich weiß nicht......
Ande
Re: ´"siehe wie fein und wie lieblich ist's wenn Brüder in Einheit zusammen sind" - Die Einheit der Christen, ist sie mö
von Cleopatra am 18.11.2014 18:20Hallo MichaR,
mensch, du hast ja ganz schön viele Gedanken zu diesem Thema 
Und nun willst du es noch ergänzen??? Oweia 
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Andersdenkende
Gelöschter Benutzer
Gemeindezucht?!
von Andersdenkende am 18.11.2014 18:13Hallo, ihr Lieben!
Auf Wunsch habe ich meinen Beitrag nun unter einem neu eröffneten Thread geschrieben, damit der andere Thread über HS nicht "ausufert" und in OT gerät.
Zum Thema Gemeindezucht wurde ja bereits Einiges gesagt,wobei ich hier eben eine Frage hätte:
Jesus sagt:„Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat,......."
Das steht doch nicht: "Wenn aber dein Bruder gesündigt hat,.....", also ist das doch ein Unterschied, oder nicht?
Ein Bruder kann sich AN MIR versündigen, dann soll ich die Schritte der Gemeindezucht gehen, aber wenn er "allgemein" in Sünde lebt, auch?!
Keine Ahnung.....
Ande
Re: Das Dielemma mit der gleichgeschlechtlichen Liebe
von Cleopatra am 18.11.2014 18:08Oh, das ist eine sehr begründete Frage, finde ich.
Aber bitte- könnt ihr dafür einen separaten Thread aufmachen?
Wenn später jemand nochmal nachlesen möchte, wie es beim Thema "Gemeindezucht" war, wird es jetzt schon schwer, befürchte ich, da man in einem Thread über Homosexualität nicht so mit rechnet 
In diesem Thread geht es um das Thema Homosexualität, wer weiterhin über die Gemeindezucht sprechen möchte, der eröffne bitte einen neuen Thread, ja?
Danke euch,
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
cipher
Gelöschter Benutzer
Automatenkrieg
von cipher am 18.11.2014 18:03Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich schreiben soll, was ich jetzt schreibe. Dann kam ich zu dem Ergebnis, daß das Beschriebene, Erlebte ja anderen Menschen zur Warnung dienen, und ihre physische - und vor allem psychische - Gesundheit erhalten helfen könnte. Also schreibe ich - nicht ohne Zittern meiner Hand und nicht ohne Zagen meines Herzens.
Es geschah an einem mittleren Vormittag irgendeines vergangenen, warmen Spätsommertages, dass ich meine Frau und einer unserer Töchter zum Bahnhof fuhr, da die beiden mit der Bahn zu einem bestimmten Ziel fahren wollten. Dieser Bahnhof war beileibe nicht mehr das, was ich noch aus meiner Jugend als Bahnhof kennenlernte. Eigentlich war dieser "Bahnhof" nichts weiter als eine beliebig in die Landschaft gestempelte feste Form, an welchem bestimmte Lokführer ihren Zug zum Anhalten zu bringen hatten, wollten sie nicht auf einen erklecklichen Teil ihres Monatssalärs verzichten. Dabei gaben sie einigen Passagieren des Zuges Gelegenheit, den Zug zu verlassen und potenziellen Passagieren Gelegenheit, denselben zu besteigen.
Nun hatte sich seit langer Zeit schon die Unsitte eingebürgert, daß man, um der Beförderung durch die Eisenbahn teilhaftig werden zu können, eine sogenannte Fahrkarte zu erstehen hatte. Unangenehmer Weise war der Erhalt einer Karte immer auch gleichzeitig verbunden mit dem Verlust einigen Geldes. Irgendwann muß sich in unseren Kulturkreisen dann für dieses merkwürdige Verhalten, welches auch in anderen Lebensbereichen immer häufiger Anwendung fand, der Begriff "Bezahlung" manifestiert haben. Das zutreffende Verb "bezahlen" kennzeichnete ab jenem Zeitpunkt also dieses Verhalten auf das Treffendste.
Wenn Menschen einen anderen Menschen bezahlen umd eine bstimmte Ware oder Dienstleistung zu erhalten, so geht das meistens sachlich-nüchtern ab, gewissermaßen wie nebenbei, als erledige man eine lästige Pflicht. (Was das Bezahlen für den Zahler in der Regel ja auch war)
Dann wollten manche Menschen die Menschen nicht mehr bezahlen, bei denen Menschen zu bezahlen hatten - genauso, lesen sie notfalls noch einmal - , und so baute man nach mehr oder minder gründlichem Nachdenken (es muß eher weniger gewesen sein) so genannte Automaten. Ab nun waren also solche Bezahlungen immer häufiger an einen Automaten zu entrichten, wobei allerdings von vornherein eines klar war: Der Automat hatte weder die Verpflichtung, eine Bezahlung entgegen zu nehmen noch die, für eine entgegengenommene Bezahlung auch die entsprechende Gegenleistung herauszugeben. Der Automat hatte natürlich überhaupt keine wie auch immer geartete Verpflichtung. Das führte in der Folge zu grotesken Auseinandersetzungen mancher Menschen mit solchen Automaten, und man darf ohne Übertreibung vermuten, daß ein großer Teil der Insassen in psychiatrischen Krankenhäusern und geschlossenen Anstalten durch derartige Auseinandersetzungen in ihren aktuellen Zustand geraten sind.
So viel zur Einstimmung in den nun folgenden Bericht.
Wir langten also auf diesem Bahnhof an, meine Frau im Bewußtsein der Tatsache, daß sie die benötigte Fahrkarte für sich noch zu lösen haben würde. Da unsere Tochter Mona eine Monatskarte besaß, war sie diesbezüglich "aus dem Schneider".
Nun hat meine Frau schon mehrere solcher Auseinandersetzungen mit Automaten hinter sich, besitzt sozusagen ein gerüttelt Maß an Automatenerfahrung, und trat infolgedessen ruhig und selbstbewußt vor nämliches Gerät.
Einem solchen Automaten muß zunächst mitgeteilt werden, welches Ziel man zu erreichen wünscht, woraus er dann die Länge der Strecke und alsdann den Preis berechnen kann. Soweit wäre die Geschichte ja recht einfach zu handhaben. Doch meine Frau wollte über einen bestimmten Ort zu ihrem Endziel, um dort eine alte Freundin zu treffen, die sie seit drei Tagen nicht gesehen hatte. Während ich mich auf einer der wenigen Bänke in der warmen Spätsommersonne rekelte, stand meine Frau grübelnd vor dem Automaten. Mona in sicherer Entfernung hinter ihr. Irgendwann leuchteten die Augen meiner Frau auf, woran ich erkannte, daß ihr eine passende Idee gekommen war. Sie drückte sehr gezielt mehrere Knöpfe und besah sich auf dem Anzeigefeld dann das Ergebnis. Ihr heftiges Kopfschütteln verriet mir, daß sie mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen unzufrieden war. Sie drückte einen weiteren Knopf, der die Anzeige hätte löschen und zu einer neuen Eingabe bereit machen sollen. Doch der Automat muckte sich nicht.
Inzwischen war ich so dicht hinter meine Frau getreten, daß ich beobachten konnte, was sie und der Automat taten. Doch im Augenblick fixiertem sich beide nur gegenseitig mit finsteren Blicken. Dann faßte meine Frau einen neuen Entschluß und betätigte einen weiteren Knopf - wieder ergebnislos. Ein tiefer Atemzug informierte mich darüber, daß die Innentemperatur meiner Frau leicht zu steigen begonnen hatte.
Indessen trat unsere Tochter vor, tippte schnell nacheinander auf zwei gelbe und viermal auf einen grünen Knopf - und der Automat war zu einer neuen Eingabe bereit. Meine Frau nahm diese Hilfestellung dankbar an. Erneut bestimmte sie Ziel und Zwischenziel, wurde vom Automaten indes darauf aufmerksam gemacht, daß diese Kombination nicht möglich wäre. "Neueingabe" forderte die Maschine hämisch. Doch diesmal - es funktionierte. Er gehorchte meiner Frau, welche sich wieder sichtlich entspannte. Noch einmal und sehr konzentriert tätigte meine Frau ihre Eingaben - und diesmal maulte der Automat nicht. Erleichterung!
Jetzt ging es noch um einige tarifliche Fragen. Bekanntlich ist es bei der Bahn ja nicht etwa einfach so, daß man die Strecke wählt, den Betrag bezahlt und die Fahrkarte entgegengespuckt bekommt. Man kann unter allerhand besonderen Tarifen wählen - von "schönes Wochende" bis zu "Mistwetter in drei Wochen" ist so ziemlich alles möglich, dazu verkauft die Bahn auch noch verschiedene generelle Ermäßigungen, wie "Bahncard", "Non-Senioren-Card", "Teeni-Card" "Mit- und Schwarzfahrer-Card" und ähnliche, welche allerdings wiederum nur in besonderen Kombinationen mit besonderen Reisestrecken, Entfernungskilometern, Sonnenfleckentätigkeiten oder Vulkan- und Sintflutausbrüchen gelten.
Sind schon die noch wenigen verbliebenen menschlichen Mitarbeiter der Bahn mit all diesen möglichen Kombinationen überfordert, so sind es die Fahrgäste natürlich noch mehr - am allermeisten jedoch die Automaten. Und ganz besonders jener Automat, an welchem gerade meine Frau stand. (Nämlicher Automat steht inzwischen übrigens im Museum für Technik-, Natur- und Umweltkatastrophen in unserer Hauptstadt Berlin, dicht neben den Regierungsgebäuden)
Hatte sich also besagter Automat bislang noch von der eher normal-bockigen Seite gezeigt, wie das auch seine Artgenossen immer wieder tun, wurde er nun zu einer Bestie.
Meine Frau - noch nichts von der gerade erfolgen Mutation des Automaten ahnend - nutzte also die soeben gewonnene Erleichterung und tippte auf die Knöpfe, welche die möglichen Tarifkombinationen eingrenzen und sodann zur Berechnung bringen sollten. Als sie den Knopf "Berechnung" drückte, begann eine kleine Leuchtdiode zu blinken, wobei auf der Anzeige "... rechnet ... " erschien und gleichzeitig sich ein Hauch von Schwefel- und Moderduft verbreitete. Mit ratlosen Augen sah meine Frau zu mir herüber, als ein leises "Ping" nebst einem diskreten Rattern aus der Maschine erklang, dann flog ein Stückchen bedruckten Papiers zu Boden. Mit den Worten: "Na endlich" hob meine Frau den Zettel auf, "die Fahrkarte." "Moment", bremste ich ihren Enthusiasmus, "Du hast doch noch gar nicht bezahlt!"
Etwas verwirrt sah meine Angetraute auf den Zettel. Ihre Augen weiteten sich und in ihr Gesicht stieg eine starke Röte, als sie mir den Zettel zu lesen gab. "Sie haben versucht, den Automaten zur Herausgabe des Geldvorrates zu veranlassen. Es wird in 30 Sekunden eine automatische Alarmmeldung an die nächste Polizeidienststelle gesendet." Mona sah auf den Zettel, trat auf den Automaten und drückte mehrere Knöpfe gleichzeitig - erneut ein Zettel - "Alarm erloschen".
Puuhh.
"Enstspannt" ist etwas anderes, als das, was ich jetzt im Gesicht meiner Frau erkannte. Mit zusammengepreßten Lippen trat sie wieder vor diese Bestie aus Kupfer, Stahl und Kunststoff, tätigte ihre Eingaben und wartete. Grüne Lampe, "... rechnet ...", leises Klicken aus dem Innern. Das ging etwa drei Minuten, dann anstelle des Klickens ein lauteres "Klack". "Zu zahlener Betrag: " stand auf der Anzeige und dann eine vier mit sechs Nullen ohne Komma. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf und meiner Fau gleichfalls. Unsere Tochter bemühte sich, ihr Gesicht ruhig zu halten, nur um ihre Lippen zuckte es verräterisch. "Ist der wahnsinnig!?", entfuhr es meiner Frau. "Was hast Du denn als Ziel eingegeben?". "Natürlich A...., was glaubst Du denn?". "Entschuldige, ich mein' ja nur...". Ich sah genauer auf das Anzeigefeld: Von B... nach A... über Shanghai???? "Hast du Shanghai als Zwischenstation angegeben?" "Ich bin doch nicht bescheuert", erwiderte meine Frau. Natürlich nicht, das hatte ich ja auch nicht behauptet. Warum hätte ich sie dann heiraten sollen. Aber wie kam der Automat dann auf die Zwischenstation "Shanghai"? Unsere Tochter klärte uns auf: "Manchnmal bleibt ein Knopf hängen und dann passiert alles Mögliche." "Und was kann man dagegen tun?", wollte ich wissen. Mona trat auf den Automaten zu, klopfte mit dem Finger ganz schnell und kurz auf den grünen Knopf - "der hängt am häufigsten" - und die Anzeige wurde gelöscht. "Also", wandte ich mich an meine Frau, "Versuch's noch einmal."
Mit grimmigem Gesichtsausdruck betätigte sie sich erneut. Kurzes Klicken, ein Klack - da stand der Betrag 12 Euro 36. "Na also", jubilierte meine Frau, die beste Ehefrau von allen, "kaum dreimal versucht, schon klappt's!". Erleichtert atmete ich auf. "Na, dann schieb ihm mal das Geld zu, in sechs Minuten kommt euer Zug." Mein Frau nahm einen extra glatten Zehner nebst einigem Münzgeld aus ihrer Börse. Den Geldschein schob sie sorgfältig und behutsam in den Annahmeschlitz. Der Automat erfaßte das Papier, zog es ein - und gab es wieder aus. Also noch einmal. Das gleiche Spiel. "Versuch's doch erst mal mit dem Kleingeld." Funktionierte. Dann der Geldschein. Diesmal wurde er nicht eingezogen. Um besser zu sehen - der Schatten einer Fußgängerbrücke fiel gerade ungünstig - beugte meine Frau sich etwas vor und bückte sich leicht. Noch einmal bot sie der verqueren Maschine den Geldschein an. Nichts zu machen. Plötzlich - ein lautes "Knack" - ein Geldstück kaum aus einem Fach geschossen und traf meine Frau am Mundwinkel. "Hast Du das gesehen?", stammelte sie ungläubig, "das Ding schießt scharf." Ich war ehrlich beeindruckt von dem wehrhaften Automaten. Nur - wogegen hatte er sich gewehrt?
Noch immer etwas verdattert rieb meine Frau sich die Stelle, an der sie die Münze getroffen hatte. Als sie noch einen Versuch machen wollte, den Geldschein in den Automaten zu schieben, löschte dieser die Anzeige. "Bitte geben sie ihr Reiseziel an", war auf dem Schriftfeld zu lesen.
"Nein, das ist alles nicht wahr - das ist nicht wahr", murmelte meine Frau zwischen ihren fest zusammengebissenen Zähnen hervor, "das kann doch gar nicht wahr sein." Erschüttert suchte sie Halt bei mir, ich führte sie zur Bank, damit sie sich setzen könne.
"Soll ich's versuchen?", fragte Monatochter. Ich nickte nur und sah ihr dann bewundernd zu, wie sie sicher und ohne zu zögern die notwendigen Eingaben tätigte, den Automaten mit dem notwendigen Geld fütterte - das bereits erhaltene Münzgeld hatte dieser Lump nicht wieder herausgegeben - und dann wartete, bis der Fahrschein im Ausgabefach landete. Unsere Tochter langte hinein, um den Schein zu entnehmen, da schrie sie plötzlich auf. Irgendetwas hatte ihre rechte Hand erfaßt und nuckelte wie blöde an ihren Fingern. "Papa" schrie sie in höchster Not, "Papa, das Ding spinnt. Ich komm' nicht mehr los!" Verzweifelt mühte sie sich, freizukommen, doch vergeblich. Ich versuchte ihr zu helfen, doch ebenfalls ohne Erfolg. "Man muß das Ding abschalten", rief ich und sah in die Gesichter einiger Umherstehender, die inzwischen darauf warteten, ihre Fahrscheine ebenfalls lösen zu können. "Wo ist der Schalter?"
Ich wetzte um den Automaten herum. Kein Schalter zu sehen. Mona schrie wie am Spieß. Schließlich wurde es auch meiner Frau zu viel und sie eilte uns zur Hilfe. Doch Mona bekam ihre Hand nicht frei. Nicht, daß sie verletzt worden wäre, sie kam einfach nicht frei. "Mami, das kitzelt wie wahnsinnig, ich halt' das nicht mehr aus!"
Schließlich riß mir der Geduldsfaden endgültig und auch meine Frau warf den Rest ihrer mühsam gewahrten Contenance über Bord. Ich trat gegen den funkelnden Kasten, ich boxte auf ihn ein, meine Frau versuchte, ihn umzuwerfen, ich warf mich dagegen, wir kratzten, schrien, tobten...
Das nächste, woran ich mich erinnern konnte war, daß ich im Heck eines Sanitätswagens saß, mit heftigen Kopfschmerzen. Auf dem Boden saßen meine Frau und Mona. Neben ihnen - völlig zerbeult und gar nicht mehr glänzend - der Fahrkartenautomat. "Was ist geschehen", wollte ich wissen, "ich muß einen Filmriß haben..."
"Man hat uns gerufen, als ihre Frau und sie auf den Automaten eingedroschen haben", sagte ein älterer, freundlicher Herr, welcher sich als Notarzt vom Dienst vorstellte. „Als wir kamen, lag der Automat inzwischen auf dem Boden und sie und ihre Frau traten immer und immer wieder auf ihn ein. Sehen sie sich das an", fuhr er fort, indem er auf das Wrack deutete, "wie das Ding aussieht. Das wird teuer."
Meine Frau und ich haben unsere Therapie inzwischen abgeschlossen. Auch unserer Mona geht es wieder gut. Nur um glitzernde, funkelnde große Kästen - um die schlagen wir alle Drei einen großen Bogen. Jener Automat jedoch, der wurde abtransportiert und in das eingangs erwähnte Museum gebracht. Inzwischen stellte die Bahn neue, bessere und zuverlässigere Modelle auf - so sagt man.
Urheberrechte verbleiben bei Cipher

Antworten
