Von einem der auszog, um Christi Lehre zu teilen ...

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Von einem der auszog, um Christus zu teilen ...

von Rapp am 14.06.2015 14:25

Na ja, die Missionssituation... ich kenne sie aus meinem Leben. Mir kamen die Samen in ihrer Kultur manchmal vor wie kleine Kinder: Wir sind glücklich, haben was wir zum Leben hier brauchen: warum kommst du zu uns?

Wenn ein Kleinkind nach einem Küchenmesser greift kann es schon schwierig sein ihm zu zeigen wie gefährlich seine Lage ist. Es ist kaum möglich dem Kind das "Spielzeug" wegzunehmen, ohne es dabei zu verletzen... Damit hätte ich aber genau erreicht, was ich nie wollte. Der andere Weg? Ich gebe dem Kind etwas, das viel begehrenswerter ist, z.B. was Süßes ins Zuckermäulchen. Da bin ich sicher, es lässt das Messer liegen...

Diesen Weg galt es zu gehen, wenn ich einem Samen das Werk Jesu erklären wollte. Erst, wenn der Mensch sieht, wie verloren er ist kann er einsehen, was Jesus für ihn tat. Und da gibt es im Alltag sicher Situationen, an die ich anknüpfen kann: der Tod eines geliebten Menschen, ein Unfall draußen in der Wildnis...

Mit meinem Arbeitskollegen lebten wir Pastoren schlicht mit den Menschen. Wir erlebten das Leben der Holzfäller im arktischen Winter. Wir lebten von Beeren, Kräutern, Fisch und Renfleisch... Wir wurden beim Holzflößen auch mal gebadet, da mussten wir wohl durch. Aber dann gehörten wir auch zum Jokkokkaska und waren nicht länger die beiden "Südländer", wie man uns anfänglich nannte. Wir erlebten Kälte, Missgunst, Verlogenheit... und lernten diese Menschen um Jesu willen zu lieben. Auch ich musste einen Prozess durchmachen, bis ich einer von ihnen war und überhaupt mitreden konnte. Dann aber wurde auch bei allem, was unser Dorf betraf auf uns geschaut. Unsere Reaktionen mussten uns ausweisen als Menschen, die einen Halt hatten, der anderen fehlte...

Wenn die Samen so glücklich gewesen wären wie sie vorgaben, warum ließen sie sich immer wieder mit Hochprozentigem vollaufen? Wohl um ihr "Glück" vergessen zu können?! Um so was zu glauben fehlt mir die Kurzsichtigkeit...

Um einem Menschen was besseres zu zeigen, als er jetzt festhält, muss ich erst einmal sein Leben vor Ort teilen. Zweitens ist mir klar, dass ich aus mir heraus das nie und nimmer schaffen werde: ich bin auf den heiligen Geist angewiesen, der mir zur rechten Zeit die richtigen Ideen gibt, damit Menschen überhaupt zu Jesus finden können. Eigenes Wirken führt garantiert in die Sackgasse, aus der man schwerlich unbeschadet raus kommt.

Das sind nun mal einige Gedanken, die dieses Video in mir wach rief.

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.06.2015 14:43.

alles.durch...

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Re: Von einem der auszog, um Christus zu teilen ...

von alles.durch.ihn am 14.06.2015 12:53


Hallo jalvar, mir hat der erste Film eine dicke Gänsehaut verschafft und mich sehr betroffen gemacht. 

Mit dem Wunsch mit anderen Menschen das Gute, was er erlebt hat - Errettung durch Jesu Opfer am Kreuz, Befreiung v. Drogen, ein erfülltes Leben - zu teilen, den Glauben und alles, was ihm geschenkt wurde, samt seiner Familie wieder zu verlieren, macht mich echt traurig... Und zeigt mir einmal mehr, wie sehr der Feind von jeher auf der Lauer ist, mit vermeintlich "besseren Angeboten" - die vor allen Dingen weniger mühsam und weniger kostenintensiv sind...  - zu ver-führen versucht.
Ebenso erkenne ich die Zweifel hierin, die er wie gehabt à la: "..sollte Gott wirklich gesagt haben??"... zu säen versucht.. Daher auch in diesem Sinne "danke" für deinen Beitrag, der mich sehr zum Nachdenken bringt!!


"Anbei": Ich, die seit 20 Jahren durch Heirat eine andersgläubige (sehr, sehr liebe!!!) Familie "mitgeheiratet" hat, könnte davon ein Lied singen.. Wenn wir alle paar Jahre dort im Urlaub sind, werde ich förmlich "auf Händen getragen" - bin wie eine Tochter/ Schwester für sie. Diese Gefühle teile ich und sie sind mir unsagbar kostbar diese lieben Menschen! Aber ich bin meinem Herrn und Gott unbeschreiblich dankbar, dass er mich bis zum heutigen Tag bewahrt hat, ihn zu vergessen, oder gering zu schätzen und vertraue auf ihn, dass es so bleibt und ich weiterhin seine Liebe weitergeben darf!


Hoffentlich nicht am Thema vorbei,
mit Segenswünschen von
alles.durch.ihn... <3


PS ..eine Frage noch zu folgendem Zitat, lieber jalvar:

Was ich damit andeuten möchte: Was treibt uns eigentlich? Leben wir wirklich unseren eigenen Ursprung oder haben wir nur etwas "Fremdes" übernommen und versuchen das Fremde in unser Leben zu integrieren.

Was meinst du genau mit "eigenen Ursprung" und "das Fremde", das wir "in unser Leben zu integrieren versuchen"??

Meinst du "falsche Gottesvorstellungen", die uns durch andere Menschen in unserem Leben nahegebracht werden??



..ich will den Herrn loben allezeit und seinen Namen preisen! <3


Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.06.2015 20:34.

solana

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Re: Von einem der auszog, um Christus zu teilen ...

von solana am 14.06.2015 11:57

Jalvar schrieb:

Leben wir wirklich unseren eigenen Ursprung oder haben wir nur etwas "Fremdes" übernommen und versuchen das Fremde in unser Leben zu integrieren.
Um es verkürzt zu benennen: Fremd- vs. Eigenbestimmung.

Ja, Jalvar, ich würde es so formulieren:
"Was ist "Selbstverwirklichung"?
Was ist unser "Selbst"?
Und hat unser Leben einen Sinn/eine Bestimmung?

Oder ist es an uns, aus uns selbst heraus diesem Leben Sinn und Bestimmung zu geben in in deren Erfüllung ein erfülltes Leben und "Selbst"verwirklichung zu finden?

Also bleibt für mich im Zentrum die Frage nach dem "Selbst" - was du "eigen" nennst. Dh darüber müssen wir auch "frei verfügen" können, wenn uns das Freiheit bringen soll - statt "Fremdbestimmung".
Wie ist es zB mit den eigenen Wünschen und "Begierden" - sollen die "ausgelebt" werden? Ist man dann "selbstbestimmt" und "selbstverwirklicht"?
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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jalvar

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Re: Von einem der auszog, um Christus zu teilen ...

von jalvar am 14.06.2015 11:36

Hallo Damaris und Solana,

lieben Dank für eure ersten Einschätzungen und Überlegungen.
Da ich gleich außer Haus muß, nur eine kurze Ergänzung zum Erstbeitrag.

Auf jeden Fall möchte ich noch einen zusätzlichen Artikel (allerdings in englisch) nachreichen,
der beispielsweise bestimmte Problematiken (wie sie sich durch missionarische Tätigkeiten ergeben) näher erläutert.

Über die Piraha und Missionierung ...

Darüberhinaus möchte ich noch anmerken, daß mein Fokus gar nicht auf dem Glück lag/liegt, das zwar im Titel der Fernsehdokumentation und auch im Buch Verwendung fand, welches Herr Everett selbst veröffentlichte, sondern sein Lebensweg an sich,  also seine eigene Bekehrung zum Christentum, Heirat, (etc.) und das Vorhaben in die Welt zu ziehen (in diesem Falle der Amazonas) um seinen Glauben (aus biblischer Sicht) unters Volk zu bringen.

Im Vordergrund stand für mich also weniger jenes vermeintliche Glück, das dieses einfache (primitive) Volk ausstrahlt oder eine romantische Verklärung solch eines Lebens, sondern der konkrete Glaubensweg des ehemaligen Missionars und seiner Familie. Genau dieser Lebensweg der Familie Everett veranschaulicht bestimmte Problematiken, die man sich unter normalen Umständen in der Regel gar nicht stellt, die einem aber durch diese Dokumentation bewußter werden könnten.

Also Fragestellungen, wie diese: Was ist eigentlich das Wesen der Missionsarbeit? Warum entscheide ich mich für eine Missionstätigkeit? Ist die klassische Art und Weise der Missionierung überhaupt sinnvoll? Was bedeutet Nachfolge Jesu in Wahrheit - vom Kern her?

Mir hat diese Dokumentation auf jeden Fall verdeutlicht, daß es durchaus eine große Diskrepanz geben kann, zwischen Inhalt und Form, zwischen Glaube und Gewißheit, zwischen eigener Anschauung und übernommenen Fremdvorstellungen. Was ich damit andeuten möchte: Was treibt uns eigentlich? Leben wir wirklich unseren eigenen Ursprung oder haben wir nur etwas "Fremdes" übernommen und versuchen das Fremde in unser Leben zu integrieren.

Um es verkürzt zu benennen: Fremd- vs. Eigenbestimmung.
Bis dahin erstmal.

Lieben Dank und einen gesegneten Sonntag,
wünscht Euch
J.  

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.06.2015 11:40.

solana

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Re: Von einem der auszog, um Christus zu teilen ...

von solana am 14.06.2015 10:44

Hallo Jalvar
Warum ist der Mann nicht bei diesem Volk geblieben und lebt nun ebenso glücklich "im Augenblick"?
Warum ist seine Familie daran zerbrochen, die doch mit ihm zusammen dort hin gegangen sind und dieses "Glück" ebenso erlebt haben?
Er selbst ist ja nicht nur in die "Zivilisation zurück gekehrt, sondern "intellektueller Wissenschaftler" (Sprachforscher) geworden. Wie passt das mit seinen Erkenntnissen zusammen, wenn angeblich gerade dieses "Analysieren" und "intellektuell zerlegen" und begreifen wollen" dieses ursprüngliche Lebensgefühl zerstört?
Glaubst du wirklich, dass man auf diese Weise zu einer Art "kindlichen Unschuld" zurückfinden kann und vor dem, was man einmal in sein Bewusstsein hineingelassen hat, wieder die Augen verschliessen und den Drang zu verstehen und begreifen wieder ausschalten?

Ja, mag sein, dass diese Menschen in einer Art "Paradies" leben, als ob sie nie vom "Baum der Erkenntnis von gut und böse" gegessen hätten.
1. Mose 3, 7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr,....

Einmal "aufgetane" Augen kann man nicht so einfach wieder zumachen.
Vielleicht für eine gewisse Zeit - aber wie Damaris schon sagte, mir kommt das eher auch wie eine romantische Schwärmerei vor, bei der irgendwann "die Luft raus ist".
Sonst hätte er doch gleich Nägel mit Köpfen gemacht und wäre dort geblieben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es dort nicht zeitlebens ausgehalten hätte ohne "Futter" für seinen "nun einmal erwachten" Intellekt.

In unserer Lebenssituation gibt es - meiner Ansicht nach - keinen "Weg zurück ins Paradies".
Es gibt nur einen Weg "vorwärts", indem der menschliche Verstand, der sich mit seinen "Erkenntnissen" von Gott abgewendet hat, um einer Illusion von Freiheit nachzurennen - indem dieser Verstand seine eigenen Grenzen erkennt und sich Gott wieder unterwirft, in Demut.
Erst dann findet er Frieden und Freiheit.
Das ist jedenfalls meine Erfahrung und Einsicht dazu.
Nicht so schön romantisch und nach dem "Geschmack" der heutigen Zeit (wahrscheinlich eher keiner Zeit), denn es beinhaltet  die Aufgabe der eigenen Vorstellung von "Selbstbverwirklichung" und "Freiheit" und Gott alle Ehre zu geben.
Dafür wird einem aber gerade diese Erfüllung - die der im Film dargestellte Mensch ja wohl für sich selbst auch noch gar nicht gefunden hat - geschenkt.

Aber jeder Mensch schlägt halt den Weg ein, der ihm am "vielversprechensten" erscheint.
Gruss
Solana

Wenn ich es mir recht überlege, reizt mich die Vorstellung  "alles aufzugeben, was mein Leben ausmacht, alles zu vergessen und mit einem dieser Eingeborenen zu tauschen" überhaupt nicht.
Mindestens genauso wenig, wie diese Menschen Lust darauf hatten, einen Jesus kennen zu lernen, den man nicht sehen kann ....
Einem "Satten" kann man eben den Mund nicht wässrig machen ....

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.06.2015 11:01.

Damaris

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Beiträge: 33

Re: Von einem der auszog, um Christus mit- zu teilen ...

von Damaris am 14.06.2015 08:23

Guten Morgen,

 Bei etwa Minute 1 wird die Frage gestellt, "wozu sie von Gott überzeugen. Damit sie in besseres Leben haben?.." Dazu passt das Stichwort "Glück" das später noch mal aufgegriffen wird.

 

Die Nachfolge Jesu Christi kann ich mit der Suche nach Glück nicht vergleichen, es geht nicht um das irdische Glück, ein gutes Leben, es geht um die Ewigkeit, und um das Unsichtbare. Meist fällt ein vertrauensvolles Leben dabei ab, aber in der Nachfolge, kann man auch mal einige Federn lassen... das ist alles nicht schlimm, aber es dreht sich eben nicht vorrangig um Glück.

Es ist zwar eine süße romatische Vorstellung die wir hier sehen, aber mir wäre es -entschuldigung- zu flach, um mich davon derart begeistern zu lassen....

Ich meine, Unsichtbares- das ist die ganze Welt der Träume, der Gedanken... Es ist auch das Abwägen von jetzigem (vielleicht kurzfristigem Gewinn) dafür langfristigem Erhalt von etwas. Denken sie denn an ihre Toten? Wäre spannend hier noch hinzuschauen, wie gehen sie mit Tod um, oder auch mit Leid?

Sicher wirst Du noch ein paar Gedanken dazu formuliern Jalvar, ich bin gespannt

 LG Damaris

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.06.2015 20:36.

jalvar

38, Männlich

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Beiträge: 64

Von einem der auszog, um Christi Lehre zu teilen ...

von jalvar am 14.06.2015 07:55

Hallo in die Runde,

ich würde gerne mit euch über jene Lebensgeschichte ins Gespräch kommen,
die durch den Filmbeitrag (siehe Link) dokumentiert wurde.

Von einem der auszog, um Christus ...

Hintergrund ist meine eigene Reise, denn seit ein paar Jahren befinde ich mich selbst auf einer seltsamen Pilgerreise. Ich zog aus, um meinen guten Glauben zu vertiefen, aber irgendwie sollte alles anders kommen, als ich zuvor erwartete (Siehe als Ergänzung meinen ersten Thread: Schiffbruch mit Bibel). Irgenwann sah ich obige Dokumentation und fand diese nicht nur beeindruckend, in vielerlei Hinsicht, sondern dieser Bericht hatte es auch vermocht, mir auf eine Weise Halt zu geben und machte mir Mut, obwohl er ja ganz offensichtlich kein Paradebeispiel für eine geglückte Mission (in klassischer Hinsicht) zeigt.

Mir ist obige Dokumentation wohl auch darum ans Herz gewachsen, weil sie für mich ein grundsätzliches Problem auf konkrete Weise veranschaulicht, was ich euch gerne näher ausführe, falls das gewünscht sein sollte. In erster Linie interessieren mich eure Eindrücke und Gedanken zum Film und was den Lebensweg des Hauptprotagonisten anbetrifft.

Grüße,
J

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.06.2015 14:38.
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