Nikodemus

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pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 19.11.2024 13:16

Hallo Einar.
Ich entschuldige mich schonmal bevor ich weiter schreibe.

Ich schreibe aus der Sicht eines damaligen lebenden Menschen.
Natürlich ist einiges persönliches fiktiv. Schreibe ich die Kultur Bräuche und Religion und was noch alles dazu gehört, sind die eben Fakten.
Diese wiedersprechen nun mal oft übliche christliche Sichtweisen, dessen bin ich mir bewusst.

Aus dem was du schreibst entnehme ich,vdu kennst dich nicht damit aus. Die Bewegung der Pharisäer war eine Bewegung der kleinen leute.

Auch erwarte ich von niemanden sein Bild an Hand von der Geschichte zu überprüfen, fühl dich frei.
Nur endlose Diskussion führe ich nicht.

LG 

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Einar
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Re: Nikodemus

von Einar am 19.11.2024 12:31

Pausenclown:

Wir Pharisäer werden oft als Gegner von Jesus dargestellt. Oder, Pharisäer sind Heuchler. Gibt es diesen Vorwurf auch gegen Sadduzäer, Zeloten oder Essener?
Nun - es geht aber nur um die Pharisäer, nicht um Sadduzäer, Zeloten oder Essener.

Es waren die Pharisäer, die das Wohlwollen und die Sympathien der einfachen Menschen genossen. Daras folgt, das diese auch den weitreichendsten Einfluss auf die Menschen hatten.

Joh. 12,42: "Doch glaubten sogar von den Obersten viele an ihn, aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden." Die Pharisäer nutzten also offensichtlich ihre Macht, den Glauben der anderen Menschen zu behindern. Sogar die "Obersten" hatten einen solchen Respekt - oder Angst? - vor den Pharisäern.









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pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 19.11.2024 10:50

Shalom.

Wir Pharisäer werden oft als Gegner von Jesus dargestellt.
Oder, Pharisäer sind Heuchler.
Gibt es diesen Vorwurf auch gegen Sadduzäer, Zeloten oder Essener?

Ich würde behaupten, dass Heuchler kein typisches Problem von uns gewesen ist.
Heuchler gibt es in jeder Gruppierung und Religion und mit Sicherheit auch unter euch Christen.

Das es Heuchler unter uns gab, dessen waren wir uns bewusst.
Hillel sagte: Sei dir selbst gegenüber kritisch bis zu deinem letzten Atemzug. Und richte nicht deinen Nächsten, ehe du selbst nicht in seine Lage gekommen bist.

Rabbi Ishmael sagte: Wer stolz ist im Amt der Rechtslehre, der ist töricht, gottlos und aufgeblasen. Deshalb urteile nicht allein, denn es gibt nur einen, der allein richten kann.

Bestimmt ist es euch unbekannt, wir Pharisäer hatten einen realistischen Blick auf uns selbst und uns in 7 Arten/Sorten unterteilt.
Der „Schulter-Pharisäer trägt seine guten Taten auf den Schultern herum, um sie zu zeigen. Der „Hinhalte-Pharisäer" sagt: Warte noch kurz, ich muss erst noch schnell ein Gebot erfüllen. Der „Rechen- Pharisäer" sündigt erst und erfüllt dann ein Gebot, um es wieder auszugleichen. Der„Sparsamkeits-Pharisäer" sagt: Ich habe doch so wenig, womit soll ich denn noch ein Gebot erfüllen.
Der „Ausgleichs-Pharisäer" sagt: Nenne mir doch erst eine Sünde, die ich begangen habe. Dann tue ich auch eine gute Tat, um sie auszugleichen. Aber dann gibt es auch den Pharisäer, der aus Ehrfurcht vor Gott handelt, so wie Hiob. Und schließlich den Pharisäer, der aus Liebe zu Gott handelt, wie Abraham. Dieser ist Gott der Liebste. 

Schaut man jetzt durch diese "Brille", findet man mehr als DIE Pharisäer.
Shalom 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.11.2024 10:51.

Einar
Gelöschter Benutzer

Re: Nikodemus

von Einar am 18.11.2024 17:48

Ob diese Art der Wissensvermittlung von den Juden stammt, weiß ich nicht. Es mag durchaus sein und wäre ja auch ein Zeugnis für ihre Intelligenz. Immerhin sind ca. ein Fünftel der Nobelpreisträger Juden bzw. jüdischer Herkunft. 

Tatsache ist, dass diese Art, Fragen zu stellen, eine durchaus effektive Art und Weise ist, Menschen beim denken und Nachdenken zu führen und zu fordern. Selbst bei unserer sechjährigen Enkelin funktioniert das überraschend gut. Ich habe eine Weile mit "problematischen" Teenagern gearbeitet, auch da funktionierte dieses Konzept ziemlich gut.

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pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 18.11.2024 16:09

Shalom.

Warum beantworten wir Juden eine Frage mit einer Gegenfrage?
Die Antwort ist einfach, warum nicht?

Bevor ich über uns Pharisäer schreibe, möchte ich auf der wichtigsten Stilmittel eingehen, wir stellen gerne und oft Fragen
Schon in der Schule wurde viel werden darauf gelegt, gute und richtige Fragen zu einem Bibeltext zu stellen.

Schaut man in die Evangelien begegnen sich Menschen ständig mit Fragen.
Nicht weil wir dumm sind , sondern wollen den anderen prüfen wie er zb denkt, oder sein Wissen prüfen. 

Wir Juden sind vor allem ständig bereit für Streitgespräche, dazu gab es ja in meiner Zeit unterschiedliche Ansichten und Schulen.
Für uns war es kein Widerspruch wenn Lehrer A das lehrt und Lehrer B, dass Gegenteil.

Zur Zeit von Jesus gab es allerhand beliebte Fragen, wie: Wann Händewaschen, was ist am Shabbat erlaubt….
Das nächste Schreibe ich erstmal über Pharisäer und gehe dabei auf viele Fragen der damaligen Zeit ein.

Shalom.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.11.2024 16:09.

pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 16.11.2024 12:08

Shalom.

Ich möchte euch etwas in die Kultur, Theologie und Redewendungen mitnehmen, wo ich gelebt habe.
Ich bin mir bewusst, dass Christen eine andere Sichtweise auf vieles, was ich schreibe, unterschiedlich sehen und denken, ich kann nur schreiben, wie es damals üblich gewesen ist.

Sagt heute jemand Haribo macht Kinder froh…. Viele können den Satz vervollständigen.

Das Gesetz erfüllen oder aufheben, wie oft habe ich in meiner Ausbildung zum Rabbi gehört und gesagt, damit ist nichts weiter gemeint wie, eine gute Auslegung zur Torah gegeben, erfüllt und Thema verfehlt, aufheben.


Von neuen Geboren, als Mensch zur Zeit Jesu, gab es 6 Möglichkeiten, von neuen Geboren zu werden, bzw dazu erklärt zu werden.
Der Lehrer , Rabban, Leiter einer Rabbinerschule, diese Position habe ich begleitet.


Das ganze Thema Gleichnisse. Eine sehr übliche Art, komplexe und abstrakte Wahrheiten zu verpacken.
Dabei gab es feststehende Begriffe, König=Gott, Weinberg=Israel, Öl= gute Werke, Perle=eine Bibelstelle, die praktisch im Leben umgesetzt werden kann.
Dazu grundsätzlich wie Gleichnisse aufgebaut sind.

Midrash, damit ist die Auslegung der Bibel gemeint, hierfür gab es zwei Wege: Halacha und Aggada.
Halacha ist wörtliche, buchstäbliche Betrachtung, hier findet man eher Paulus und ich zähle mich ebenfalls dazu, mehr die Kopfmenschen.
Aggada ist erzählerisch und man arbeitet mit Gleichnissen, mit dem Ziel, Liebe zu verbreiten und Gerechtigkeit herzustellen, eindeutig Jesus und seine Method.

Moderne Theologen merken oft an, Jesus hatte keine Theologie und das ist völlig absurd. Durch Unkenntnis der jüdischen Kultur seiner Zeit, entstehen solche Fehleinschätzungen.

Könnt ihr das verstehen?
Mehr davon später.
Shabbat Shalom 


Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.11.2024 12:10.

pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 11.11.2024 06:54

Shalom.


Natürlich habe ich, wie üblich einen Beruf erlernt und geheiratet.
Viele junge Männer um mich herum hatten trotzdem einen Traum, den einen Traum, Rabbi sein.

Rabbi wo wohnst du….? Das ist die Eingangsfrage, quasi die Anrede für die Bewerbung.
Es ist gar nicht selten, dass man erstmal abgelehnt wird und eine Hartnäckigkeit geprüft wird. Auch eine theologische Prüfung ist Bestandteil.
Die meisten werden abgelehnt.

Vielleicht versteht ihr die besondere Situation mit Jesus und der Berufung seiner Jüngern.
Bestimmt hatte der eine oder andere den gleichen Weg genommen wie ich, doch am Ende nicht angenommen. 
Sein Traum ist geplatzt, nicht gut genug.

Plötzlich kommt Jesus und bewirbt sich als Rabbi bei den Jüngern.
Die zweite Chance die unverhofft gekommen ist und viele haben die Chance am Schopf gepackt und der Traum wurde wahr.

Shalom 


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.11.2024 06:55.

pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 05.11.2024 17:36

Shalom.


Was für ein Tag voller Aufregung und Vorfreude, meine Bar Mitzwa.
Dieser Tag gehört zu den religiösen Höhepunkten für einem jungen Juden.

An diesem Tag, der üblicherweise an einem Shabbat gefeiert wird, wurde ich erwachsen.
Das bedeutet, ich war ab diesem Tag für mein Leben vor Gott und den Mitmenschen selbst verantwortlich.
Ich wurde in den Bund mit Mose aufgenommen.
Ich durfte an diesem Tag das erste mal in der Synagoge aus der Torah vorlesen, das erste Mal die Gebetsriemen und den Gebetsschal tragen.

Ja, ich war nun offiziell ein Mann.
Für einen Gottesdienst in der Synagoge, braucht es 10 Männer und diese Bezeichnung dafür ist Minjan.
Warum 10? Diese Zahl geht traditionell auf Abraham zurück, 10 gerechte, damit Sodom nicht zerstört werde…..
Für Mädchen begann die religiöse Volljährigkeit ab dem 12 Lebensjahr und heißt: Bat Mitzwa.

Am Ende der Feier, wurde ich jüdischer Tradition, von neuen Geboren.
Bestimmt könnt ihr das denken, da war doch was, ich komme später darauf zurück.

Bis bald Shalom 


Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.11.2024 17:37.

pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 04.11.2024 06:40

Shalom.

Bevor ich von meiner Bar Mitzwar schreibe, möchte ich eine Geschichte erzählen, die ich als junger Rabbiner hörte.

Viele junge Juden die nicht in Jerusalem leben, kommen sie ca ein Jahr vor ihrer Bar Mitzwar nach Jerusalem, quasi als Vorbereitung. 
Denn als Erwachsener gilt es, dreimal im Jahr nach Jerusalem zu pilgern.

Die Geschichte hat sich zu Pessah ereignet, viele jüdische Familien kommen aus ganz Israel in dieser Zeit, einige Reisen nach Pessah wieder ab und andere nehmen an weiteren Festen teil und übernachten in Jerusalem.
Am Tempel gab es für die Pilger sowas wie “Seelsorge” Angebote, oder mit Rabbiner sich über Gott und die Welt austauschen.
Mein Freund Mordechai der ebenfalls Rabbiner war und an dem Tag dort war, erzählte mir diese Geschichte.
Inmitten der lauten Männer und Rabbiner und der lauten Diskussionen, machte sich ein 12 jähriger Junge auf sich aufmerksam.
Er hatte schon tiefe Einsichten in die damaligen Gleichnisse, stellte sein Gegenüber mit Fragen auf die Probe.
Die Fragen die der Junge stellte, waren ja keine Fragen, um was zu erfragen, sondern die Fragen beruhen auf ein Verständnis und Wissen der Torah.
Am Ende fragte mein Freund den Jungen, wie er denn heißt, Yeshu war seine Antwort, Yeshua aus Nazareth.
Yeshu, aus dir kann noch was großes werden, sagte Mordechai mein Freund zu ihm.

Shalom 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.11.2024 06:41.

pausenclown

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Re: Nikodemus

von pausenclown am 30.10.2024 09:05

Shalom.

Nach der Grundschule (Beit Sefer/Haus des Buches)
Es ging mit der weiterführenden Schule, Beit Talmud weiter. 
In dem Wort Talmud, stecken Wörter wie Schüler, Jünger drin.
Die Schule ging vom 10-14 Lebensjahr und am Ende lernten wir die ganze restliche Bibel auswendig.

Die besten Schüler durften dann auf die Beit Midrash um weiter zu lernen und die Bibel auszulegen, dazu schreibe ich das nächste Mal was dazu.

Sicherlich kennt ihr die Geschichten von Jesus und seinen Jüngern.
Jeder seiner Jünger konnte die damalige Bibel auswendig, waren mit der Kultur und Sprache vertraut, feierten die Feste, kannten die Gebote, kannte die mündliche Überlieferung.
Die Gruppe war auf einem top Niveau.

Oftmals kommen die jünger etwas dümmlich in Predigten rüber….
Viele ihrer Fragen an Jesus haben ihren Sinn, selbst Fragen zu stellen und die Art, ist kulturell und religiös begründet, oder Hintergrund. Auch dazu komme ich noch.

Bis dahin und Shalom.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.10.2024 09:05.
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