Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

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solana

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Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von solana am 11.02.2015 11:21

Ja, Eternity, du hast recht, Eltern machen sehr viel falsch, nicht nur wenn das Kind eine besondere Schwierigkeit hat, mit der es umgehen lernen muss.
Überbehütung ist sicher eine Sache und die kann sehr schaden.
Das Gegenteil genauso.
Ich habe meine Eltern immer als sehr "fordernd" erlebt, hatte immer das Gefühl, nicht um meiner selbst willen geliebt zu werden, sondern mir die Liebe erst "verdienen" zu müssen und trotzdem den Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Und nicht nur das, mein jüngerer Bruder als der "Kleine, der ersehnte Junge, wurde ganz anders behandelt und ich wurde teilweise auch noch für ihn verantwortlich gemacht....Verstärkt wurde das Ganze noch durch meine Grossmutter, die mich auf diese Ungleichbehandlung immer wieder hinwies, um mir zu sagen, dass sie mich "zum Ausgleich" um so lieber hätte .... Das hat in mir einiges kaputt gemacht, insbesondere Selbstbewusstsein.

 

Und das hat dazu geführt, dass ich als Mutter alles ganz anders machen wollte und meinen Kindern das geben, was ich in meiner Kindheit vermisst habe. Das Gefühl von bedingungsloser Liebe und Annahme und keines der Kinder vor zu ziehen. Ich fürchte, dadurch bin ich auch eher die "Gluckenmama" geworden.... aber ich habe nicht das Gefühl, dass meinen kindern etwas an Selbständigkeit fehlt.
Der Grosse studiert seit ein paar Jahren auswärts, wir sehen ihn kaum noch, er ist gewählter Studentenvertreter seines Jahrgangs und engagiert sich sehr für die Studentenbelange gegenüber den Professoren. Nebenbei spielt er noch Theater und hat in dem neusten Stück einen Gesangspart - das finde ich sehr mutig. Vor allem, wenn ich bedenke, wie schüchtern er früher war (da hat er wohl viel von mir), er ist im Laufe der Schulzeit aber immer selbstbewusster und selbständiger geworden - trotz meiner Gluckenhaftigkeit und obwohl er hier an einer Schule als Deutsche so viel Ausländerhass erfahren hat (auch körperliche Gewalt), dass wir die Kinder von dort weg für ein paar Jahre in eine Privatschule geschickt haben.
Der Jüngere war schon immer extrovertiert, mag sein dass er etwas weniger selbständig ist, er ist halt ziemlich bequem und schlau, dabei so lieb, dass man ihm kaum etwas abschlagen kann... er hat schon als ganz Kleiner die Kindergärtnerin um den Finger gewickelt....

Ich habe lange gebraucht, die "negative Prägung" meiner Kindheit los zu werden, nicht jedem an mich gerichteten Anspruch genügen zu wollen und mich trotzdem nie gut genug zu fühlen (und ich habe auch heute noch nicht alles überwunden), in meiner Teeniezeit hat mich das in eine heftige Esstörung geführt, die bis an meine körperlichen Grenzen ging.
Und ich habe auch lange gebraucht, zu erkennen und anzunehmen, dass mich meine Eltern trotz allem geliebt haben und immer noch lieben. Sie haben Fehler gemacht, ja, aber Menschen sind nun mal nicht perfekt. Und ich habe bei meinen Kindern sicher auch viel falsch gemacht, anderes als meine Eltern, im Versuch, mein Bestes zu geben, eben "auf der anderen Seite vom Pferd gefallen".

Und mir ist klar geworden, dass es nicht ihrer Verantwortung lag, mich und mein Leben so optimal zu betreuen, dass bei mir alles wunschlos perfekt läuft.
Menschen werden immer hinter unseren Erwartungen zurückbleiben und wir werden immer enttäuscht werden.
Nur bei Gott nicht.
Erst als mir das klar geworden ist, konnte ich meine enttäuschten Erwartungen loslassen und mir von Gott schenken lassen, was mir Menschen nicht gegeben haben und auch gar nicht geben können.
Dadurch wurde ich frei, ihnen anders zu begegnen, sie so annehmen zu können, wie sie sind, ohne Groll und ohne die Verletzungen aus der Vergangenheit zu spüren.
Ich wünsche dir, dass du auch Heilung und Erfüllung findest, Eternity, und die Befreiung von dem "Klotz am Bein", den du aus der Kindheit mitschleppst.
Gib nicht auf, auch wenn du Gottes Nähe nicht immer spürst. Er ist da und trägt dich, er wird dich niemals loslassen und er wartet darauf, dass du dich seiner Liebe öffnest.
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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pausenclown
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Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von pausenclown am 11.02.2015 11:35

Hallo,

Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration.
Erst mal möchte ich was Grundsätzliches zu diesem Thema dir
eternity schreiben.
So wie viele, haben auch meine Eltern schlimme Dinge Im Krieg mit bekommen oder erlitten. Heute sagt man dazu, Trauma.
Leider gab es am Ende vom Krieg in der Gesellschaft usw. so den Blick dafür. Es musste weiter gehen, ein Motto der Zeit war, Schaff was dann vergisst du. Leider in Irrtum, da man in Trauma nicht vergessen kann.
Diese Generation bekam Kinder, so wie mich. Eltern in der Spannung zwischen, Gestern, Heute und dem Morgen.
Sicherlich war manches an Erziehungskonzepte nicht tauglich, förderlich usw.
Aber auch da, was haben den die Menschen im dritten Reich gelernt, was für ein Bild vom Menschen hatten sie? Groß, Gesund, blaue Augen. Einfach mal das Stichwort, Euthanasie.
Heute weiß man das es so was wie ein Co-Trauma gibt, meint, man leidet am Trauma einer Person mit ohne das man den Grund warum kennt.
War diese Generation böse zu uns? Oder haben sie es nicht besser hinbekommen weil sie evt. Selber Krank waren?
Am Ende ist es wie es ist, jeder Mensch muss die Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen und diese Dramaspirale durch brechen. Bekommt das ein Mensch alleine nicht hin, bedarf es Hilfe von außen.
Pausenclown.

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Cosima
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Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von Cosima am 11.02.2015 19:50

Oh, Eternity! Glaubst du das wirklich?

du hast geschrieben: " Das allerbeste ist, ich nehme mir das Leben". Und Marjo antwortete: "Wie kommst Du darauf, dass dieser Schritt das "Allerbeste" sein könnte?"

Da stimme ich Marjo zu!
Du kennst doch Jesus Christus schon. Das Allerbeste ist, wenn wir uns von ihm helfen lassen, in allen Situationen. Ich glaube dir, dass deine
Kindheit und Jugend schlimm war. Aber totz alledem hast du zu Jesus gefunden. Bitte vertrau IHM, dass er dir hilft, aus dem Tief, in dem du dich
befindest raus zu kommen, frei zu werden und einen neuen, guten und gesegneten Weg zu finden. Das wünsche ich dir.
l.g.v.cosima

Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

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Cosima
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Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von Cosima am 11.02.2015 20:07

Lieber Willy,
was du aus deiner Kindheit berichtest, das hat mich sehr berührt. Ich staune, wie du das ertragen hast.
Es ist wirklich ein Wunder, dass du so ein fröhlicher, ansteckender Jesus-Nachfolger geworden bist.
Und du kannst verstehen, wenn jemand mit solchen Wunden zu tun hat.

Und heute? Du schaust auf den Vater im Himmel, du vertraust ihm. Trotz der Fehler deines Vaters!

Mein Mann und ich, wir haben uns mal bei unseren Kindern entschuldigt, für alle Fehler, die wir bei ihnen
gemacht haben, bewußt oder unbewußt. Unser ältester Sohn hat damals geantwortet: "Ach, das ist doch
Vergangenheit! Das habe ich völlig vergessen. Jetzt bin ich erwachsen und selbst verantwortlich für das,
was ich tue."
Aber sie haben uns vergeben, das war uns wichtig.
Ich habe auch gebraucht, ehe ich die Fehler aus meiner Kriegskindheit vergeben konnte. Erst mit Jesus Christus
ist das möglich gewesen. Und Vergebung ist der Schlüssel, um frei zu werden, frei von eigener Schuld und frei
von den Menschen, die einem Unrecht getan haben.

l.g.v.cosima

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bengeljo

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Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von bengeljo am 11.02.2015 20:12

Ich möchte nicht mehr leben  -  das ist ein schlimmer Satz. Ja manchmal fühlt sich das Leben so sinnlos an. Hast du keinen Menschen, der zu dir gehört, der dich braucht und der dich aufrichtet? Dann musst du dir jemanden suchen! Das ist schwierig, ich weiß. Aber trotzdem: bleib dran!!




 

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alles.durch...

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Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von alles.durch.ihn am 11.02.2015 20:20

Herr, bitte hilf!
Wir bitten dich in Jesu Namen und danken dir. Amen.


 

..ich will den Herrn loben allezeit und seinen Namen preisen! <3


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