Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

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Merciful

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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Merciful am 30.08.2022 20:05

Die beiden Gleichnisse in Matthäus 25 und Lukas 19 sind einerseits einander ähnlich.
 
Andererseits weisen sie mehrere Unterschiede auf.
 
Ich nehme an, dass Lukas das Evangelium nach Matthäus kannte.
 
Dennoch erzählte er das Gleichnis in dieser von Matthäus abweichenden Variante.
 
Könnte es nicht sein, dass Jesus das Gleichnis an unterschiedlichen Orten mehrfach verkündigte?
 
Die Unterschiede könnten auf Jesus selbst zurückgehen.
 
Die Kernaussage ist in beiden Gleichnissen:
 
Wer im Kleinen treu ist, wird reich belohnt werden.
 
Da er sich bewährte, wird er mit noch größeren Aufgaben betraut werden.
 
Ich kann mich gut erinnern, dass mir dieses Gleichnis vor etlichen Jahren folgende Schwierigkeit bereitete:
 
Wenn der Mensch doch das Heil, das Leben aus Gnaden durch Glauben als Geschenk empfängt -
 
weshalb muss er sich dann im Dienst Gottes bewähren und seine Tüchtigkeit unter Beweis stellen?
 
Muss der Mensch sich das Leben in Gottes Reich eben doch durch gute Werke erst noch verdienen?
 
Heute möchte ich dieses Gleichnis eher im Licht eines anderen Gleichnisses verstehen:
 
Im Licht des Gleichnisses vom Sämann (Matthäus 13), der den Samen (das Wort) ausstreut.
 
Mancher Samen fällt auf den Weg oder auf felsigen Boden oder unter die Dornen und bringt keine Frucht.
 
Wo aber der Samen auf guten Boden fällt, bringt er reichlich Frucht, hundertfach, sechzigfach, dreißigfach.
 
Im Grunde geht es doch um denselben Vorgang, dasselbe Geschehen.
 
Nur die Bilder in den Gleichnissen sind verschieden.
 
Die Menschen hören das Evangelium.
 
Einige verstehen es nicht. Andere haben keine Wurzeln. Wieder andere ersticken unter den Begierden und Sorgen.
 
Jünger aber, die sowohl hören und verstehen als auch das Evangelium in ihren Herzen bewahren -
 
diese vermehren das Wort und das Verständnis der Gebote und lernen Gott immer besser kennen.
 
Ich denke auch dies:
 
Die Perspektiven auf jenes Geschehen sind in den Gleichnissen verschieden.
 
Im Gleichnis vom Sämann ist der Mensch eher passiv.
 
Gott handelt am Menschen und lässt die Frucht aufgehen.
 
Im Gleichnis vom anvertrauten Geld ist der Mensch eher aktiv.
 
Hier ist er der im Dienst Gottes Handelnde, der die ihm anvertraute Gabe bewahrt und vermehrt.
 
Zusammengenommen dürfte es darum gehen, das Evangelium zu hören, zu verstehen, zu bewahren und zu bezeugen.
 
Sich darin als treu zu erweisen in Demut und der Furcht Gottes.
 
Merciful

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Cleopatra
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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Cleopatra am 31.08.2022 07:22

Guten Morgen, 

was mir gerade beim Lesen der Gleichnisse einfällt ist, dass in beiden Fällen die treuen Diener gar nicht sagen, wie sie zum Ergebnis gekommen sind....

Ja, wenn wir ein Gleichnis lesen, müssen wir auch immer im Hinterkopf behalten, dass es ein Gleichnis ist.
Mit einem Gleichnis wollte Jesus ein Thema klarer erklären.
In einem Gleichnis geht es nicht um Dinge, die nicht beschrieben wurden (zum Beispiel steht hier nichts über die Tageszeit, das Alter der Diener und so weiter). Das, was dort nicht steht, würde ich demnach auch als unwichtig interpretieren.

Ich glaube im Übrigen auch, dass Jesus- wie die Lehrer eben zur damaligen Zeit- manche Dinge mehrmals gesagt haben.
In der Bibel befinden sich schließlich ca drei Jahre, zusammengequetscht in 4 Evangelien. 
Jedes Evangelium dann mit einem anderen Schwerpunkt (daher zB nicht alle chronologisch).

Zum Thema Stärke geben: Das ist eines der vielen täglichen Wunder, die wir erleben dürfen.
Bei Gott ist alles eben anders als in dieser Welt, in der die Stärke oder Kraft zählt.
Dass Gott den Spieß umdreht und sagt, dass bei ihm eben alles anders läuft, finde ich genial ;-D

Liebe Grüße, Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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Leah

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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Leah am 31.08.2022 08:31

Stimmt Cleo,
Und die untreuen Diener sagen uns auch nicht, warum sie denken, Gott wäre ein harter Mann, der erntet, wo er nicht sät.
Wir können es uns schon denken, weil wir als Errettete ein vorher und nachher kennen.
Wer Gott kennt, kennt seine Kraft und weiß aus Erfahrung, dass er erntet, was er auch gesät hat. 
Leah

Das Evangelium, Was muss ich tun, um errettet zu werden. Klick

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.08.2022 08:31.

blessings44
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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von blessings44 am 31.08.2022 11:47

Geld ist schon ein Segen

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Cleopatra
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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Cleopatra am 02.09.2022 07:20

Genau Leah, 
liebe blessings, wie meinst du das im Zusammenhang zum Thema hier?

Ich war noch eingefallen, dass die Früchte auch in Galater beschrieben werden, die wir bekommen, außerdem gibt es noch das Gleichnis vom Weinstock und die Reben.
Alle Gleichnisse gemeinsam ergeben dann ja ein gutes Gesamtbild.

Ich denke, dass eben in diesem Gleichnis nicht das "wie" sondern eben die Bereitschaft, die Einstellung dazu angesprochen wird.

Dass Gott die Kleinen und Schwachen (menschlich gesehen) nutzt, um sich zu zeigen, finde ich total genial.

Ich habe dazu auch noch ein Beispiel:

Ich- man mag es hier vielleicht nicht so glauben- kann nicht vor vielen Menschen reden.
Sobald mich dann die Leute anschauen, werde ich rot und kriege keine Worte mehr heraus ;-D

Ich bin also eindeutig nicht dazu gemacht, um vor vielen Leuten zu reden, zu predigen und keine Ahnung was.

Nun ist es seit diesem Jahr aber so, dass ich in der Suppenküche immer wieder mal vorne die Andacht machen muss, meistens als Vertretung.

Hier macht es mir gar nichts mehr aus- das ist so erstaunlich!
Obwohl eben oft ein offenes gespräch entsteht, in dem wir Fragen beantworten und uns über ein Thema kurz "unterhalten", wo ich dann eher als eine Art Moderator funktioniere, ist es ganz angenehm und ok für mich.
Ich denke, dass es hier genau so ist, dieses Phänomen: Gott möchte in dieser Zeit, dass ich für ihn diese Andacht mache, also befähigt er mich dazu.
Aber ansonsten ist meine Aufgabe mehr im Hintergrund, da benötige ich diese Fähigkeit nicht.

Ich war letzte Woche Sonntag auf einem Lobpreisgottesdienst einer Kirche. Da konnte jeder Zeugnis geben- da habe ich ganz stark gemerkt, dass ich grundsätzlich immernoch nicht einfach aufstehen und vor anderen Menschen etwas sagen kann.

Und ich finde das auch total gut- denn hier beweist Gott regelmäßig seine Macht, Menschen für einen bestimmten Dienst zu befähigen.

Liebe Grüße, Cleo


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Sara

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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Sara am 03.09.2022 07:55

Lieber Merciful,

danke für deinen Beitrag, er hat mich tatsächlich noch einmal auf eine ganz andere Spur gebracht. Mein Denken ist (noch) immer sehr vom "richtig machen" geprägt. Zu der Einsicht, dass ich um von Gott geliebt zu werden eigentlich nicht erst etwas "richtig machen" und mir Liebe und Gnade dadurch verdienen muss, ist es für mich ein weiter Weg. Und doch, oder gerade deswegen, hat der Gedanke so etwas unfassbar befreiendes und wohltuendes

In meiner Morgenandacht stand heute so ein wunderbarer, das Thema aufgreifender Segen:

"Gott, unser Vater, segne uns.
Beschenke uns mit deinen  Gaben, 
die wir uns nicht verdienen können.
Erfülle uns mit deiner Liebe,
damit wir ihr Übermaß erfassen.
Wecke in uns die Freude,
die über uns hinauswächst. 

Amen"

(Quelle: Te deum. Das Stundengebet im Alltag. September, hrsg. von Benediktinerabtei Maria Laach & Verlag Katholisches Bibelwerk, Maria Laach/Stuttgart 2022, S. 30)

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Merciful

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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Merciful am 03.09.2022 11:57

Sara schrieb: Mein Denken ist (noch) immer sehr vom "richtig machen" geprägt.

Liebe Sara,
 
dies ist ja auch gut so.
 
Es ist verständlich, dass wir Menschen es uns wünschen, Gott ausschließlich als den liebenden Vater zu sehen.
 
Der uns liebt, weil er die Liebe ist und wir seine Geschöpfe sind.
 
In der Erzählung etwa vom verlorenen Sohn begegnet Gott als liebender Vater.
 
Der seinen Sohn annimmt, liebt und ihm vergibt - obwohl dieser das Erbe sinnlos vergeudet hatte.
 
Der Sohn hatte sich nicht als 'tüchtiger Knecht' erwiesen, der die ihm anvertrauten Gaben vermehrt hätte.
 
Die Rede Jesu von Gott ist also auch nicht einheitlich - wenn man dies so sagen darf.
 
In jenem Gleichnis haben die tüchtigen Knechte Lob von ihrem Herrn erhalten.
 
An einer anderen Stelle sagt Jesus:
 
So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht:
Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.
 
(Evangelium nach Lukas 17,10; Lutherbibel 2017 [(C) Deutsche Bibelgesellschaft])
 
Hier erhalten die Knechte nicht einmal ein Lob.
 
Vielmehr sollen sie sich selbst unnütze Knechte heißen, die lediglich taten, was sie zu tun schuldig waren.
 
Insofern: Jesus verkündigt Gott sowohl als den seine Kinder liebenden Vater -
 
als auch als den seinen Geschöpfen und Knechten gebietenden Herrn des Himmels und der Erde.
 
Daher ist es gut und richtig, wenn wir auf Gott vertrauen, der uns in Christus annimmt und liebt -
 
und zugleich seine Gebote achten und befolgen.
 
Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.09.2022 12:01.

Weateyd

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Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Weateyd am 03.09.2022 20:26

@Cleo

Ich denke jetzt auch nicht, dass Gott von einem kranken Menschen etwas "fordert". Ein kranker Mensch ist u.U. gar nicht in der Lage, etwas zu tun.
In dem Gleichnis war es ja gezielt so, der Herr hat seinen Dienern ja direkt einen Auftrag gegeben, damit etwas zu tun. Das sind andere Voraussetzungen.
In dem Gleichnis war es auch mit Geld. Wer sonst kein Geld hat, aber dienen möchte, der kann sicherlich alternativen finden, die Gott auch genehm sind. (Und da gibt es auch noch die Geschichte mit der Person, die ihrem spärlichen Einkommen spendete und damit mehr spendete als viele andere, die nur von ihrem Überfluss etwas abgaben.)

Wichtig ist, dass man in irgendeiner Form aktiv ist. Und es ist nicht so sehr wichtig, wer wie viel Leistung gebracht hat, sondern, dass Leistung erbracht wird. Wer mehr schafft, ist natürlich schön, aber keine Vorgabe. Bestraft wird derjenige, der etwas hat und den Auftrag, und nichts tut.

@Merciful
Ich glaube, bei dem Gleichnis mit dem Sämann, geht es um ein anderes Thema als bei dem Gleichnis mit dem anvertrauten Geld. Bei dem Sämann geht es mehr um die Aufnahme und Behalten des Glaubens. Würde sagen, ein Jüngling werden. Während bei dem Gleichnis mit dem anvertrauten Geld, die Diener bereits Jünglinge im Dienst sind.
Ich denke, durch Gnade können wir zu Gott kommen. Aber es heißt auch nicht, dass wir untätig sein dürfen. Irgendeine Art von Frucht müssen wir bringen, sonst sind wir nichts wert.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.09.2022 20:26.

Leah

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Beiträge: 587

Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von Leah am 05.09.2022 06:58

Ihr Lieben,
Hier kommt bei den Beiträgen sehr schön das Spannungsfeld ans Licht, das sich daraus ergibt, dass wir lernen müssen, dass wir nichts für Gott tun können, weil er es ist, der uns die Talente gibt, die wir für ihn nur verwalten und durch die er durch uns wirken will. Wir müssen lernen in seinen Werken zu wandeln. 
Leah

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blessings44
Gelöschter Benutzer

Re: Gedanken zum: Das Gleichnis vom anvertrauten Geld

von blessings44 am 09.09.2022 06:55

alles Gnade und ein Geschenk !
wir werden einfach versorgt als treue Schäflein
auf der saftigen weichen Weide des guten freundlichen Hirten jesus
Sprüche 10,22
Der Segen des HERRN, er macht reich,
und Anstrengung fügt neben ihm nichts hinzu.
2. Korinther 9,6
Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten,
und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten.

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.09.2022 06:57.
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