DIE UNGERECHTIGKEIT
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DIE UNGERECHTIGKEIT
von Argo am 28.05.2025 08:21
Fast alle Menschen kämpfen für ihre Rechte und werden wütend, wenn sie diese nicht bekommen. Und weil wir von allen anderen Fairness erwarten, setzen wir uns nicht mit unserem eigenen unfairen Verhalten oder unserer eigenen Ungerechtigkeit auseinander. Das ist oft widersprüchlich und irrational.
Zwei Beispiele:
Angenommen, zwei Brüder besitzen gemeinsam 10 Hektar Land. Menschliche Gerechtigkeit bedeutet, dass jeder 5 Hektar bekommt. Göttliche Gerechtigkeit bedeutet, dass jeder bekommt, was er braucht. Wenn ein Bruder sieben Kinder hat und der andere zwei, oder wenn der Beruf eines Bruders schlechter ist als der des anderen, sollte derjenige, der mehr braucht, mehr bekommen. In diesem Fall wäre es ungerecht, wenn beide gleich viel hätten. Aber der Mann glaubt nicht, dass sein Bruder Schwierigkeiten hat. Er versteht nicht, dass die göttliche Aufteilung gerecht ist. Man sagt ihm, man müsse seinem Bruder in Not helfen, und er fragt: Warum? Ich tue ihm nichts Unrechtes ...
Als Lots Hirten sich um Weideland stritten, kam Abraham zu Lot und sagte: „Es ist nicht gut, dass wir streiten, wir sind Verwandte. Was ist besser für dich und deine Schafe? Willst du nach rechts oder nach links gehen?" Lot ließ sich von seiner menschlichen Seite leiten und wählte Sodom und Gomorra wegen der grünen Weiden. Abraham handelte mit göttlicher Gerechtigkeit und wurde von Gott reich belohnt, während Lot am Ende große Verluste erlitt.
Es ist schwer für einen Menschen, ungerecht behandelt zu werden und sich nicht zu wehren oder verletzt zu fühlen. Dies muss gelernt und zur Gewohnheit werden, damit niemand Böses in sich trägt.
Wenn wir eines Tages lernen, Recht und Unrecht zu lieben, kann uns niemand mehr stören, und das Leben auf Erden könnte für uns zum Paradies werden.
Re: DIE UNGERECHTIGKEIT
von nusskeks am 28.05.2025 08:43Hallo Argo,
vielen Dank für deinen nachdenklichen Beitrag. Deine Beispiele zeigen gut, dass Gerechtigkeit oft mehr bedeutet als Gleichheit – und dass es etwas Großes ist, auf das eigene Recht zu verzichten, wie Abraham es tat. Ich finde es wichtig, dass du auf diesen Unterschied zwischen menschlicher und göttlicher Gerechtigkeit aufmerksam machst.
Ich möchte aber einen Gedanken ergänzen, der mir im Blick auf die Bibel noch wichtig ist:
Jesus hat uns nicht nur gelehrt, Recht und Unrecht zu erkennen oder fair zu handeln – er kam vor allem, um unsere Herzen zu verändern. Denn gerade in Situationen, wo wir ungerecht behandelt werden, merken wir, dass wir das Gute gar nicht so leicht lieben können, wie wir es vielleicht wollen. Da beginnt die echte Herausforderung.
Die Bibel zeigt, dass wir das Gute nicht einfach „lernen" können wie eine Gewohnheit – wir brauchen ein neues Herz, das Gott selbst in uns wirkt (Hes 36,26). Das geschieht nicht durch moralisches Training, sondern durch die Kraft des Heiligen Geistes, wenn wir unser Vertrauen auf Jesus setzen. Nur so kann wirklich etwas Neues wachsen – nicht nur in uns, sondern auch zwischen Menschen.
Deshalb bleibt unsere Hoffnung nicht auf ein „Paradies auf Erden" durch menschliche Besserung gerichtet, sondern auf das Reich Gottes, das mitten unter uns beginnt, wenn Christus in uns lebt – und das er eines Tages vollkommen sichtbar machen wird.
Danke für deine Denkanstöße – ich lese gerne weiter mit.
gruß
nk
One of Israel
Re: DIE UNGERECHTIGKEIT
von Argo am 28.05.2025 18:11Hallo nusskeks
danke für deine Ergänzungen zu meinen eigenen Gedanken. Um Meister des Lebens zu werden müssen wir selbst viel tun. Jesus ist in uns und hilft uns dabei, wenn wir richtig handeln.
Ich hatte einen guten Nachbar und guten Freund mit dem ich gemeinsam die Versammlungen besucht habe. Er hat den Heiligen Geist empfangen, hat er behauptet, und hat ständig Predigen gehört. Er hat aber oft mit mir gestritten - mir unrecht getan - wegen Kleinigkeiten. Jedes Mal als wir uns zerstritten verabschiedet haben, ist er kurze Zeit später zu mir wiedergekommen und hat er sich entschuldigt mit der Ausrede der Teufel hat Ihn dort hin geführt. Er hat die Schuld nicht auf sich genommen sondern hat er immer den Teufel beschuldigt. Ich war nicht Böse oder sonst was gegen Ihn und habe ihn immer akzeptiert mit Beschuldigungen oder ohne. Für mich war der Konstantin mein Freund und mein Nachbar. So wie er mit seiner großartigen Nachbarschaft und Gastfreundlichkeit ist. War wie ein Bruder für mich. Mit der Zeit hat er bemerkt, dass seine Art des Benehmens nicht korrekt war und hat sich verbessert. Er hat mit mir nicht mehr gestritten und war ich für Ihn ein vertrauensvoller Person.
Re: DIE UNGERECHTIGKEIT
von nusskeks am 28.05.2025 21:22Hallo Argo,
vielen Dank, dass du deine persönlichen Erfahrungen geteilt hast. Es ist schön zu hören, dass dir die Beziehung zu deinem Nachbarn so wertvoll war – trotz Reibungen. Und es ist kostbar, wenn Versöhnung möglich wird und Menschen sich verändern.
Was du beschreibst, zeigt, wie komplex menschliches Verhalten ist – und dass wir uns selbst manchmal kaum verstehen.
Ein Gedanke von dir hat mich besonders angesprochen:
„Jesus ist in uns und hilft uns dabei, wenn wir richtig handeln.“
Aus biblischer Sicht möchte ich das gern noch ergänzen – vielleicht auch etwas korrigieren. In der Bibel ist es nicht so, dass Jesus erst „hilft, wenn wir richtig handeln“. Im Gegenteil:
„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Röm 5,8)
Das Evangelium sagt: Jesus kam gerade deshalb, weil wir eben nicht richtig handeln konnten. Unser Herz ist von Natur aus nicht im Einklang mit Gott (Jer 17,9), und wir neigen oft dazu, Schuld von uns zu weisen – auf andere oder sogar auf „den Teufel“, wie dein Nachbar es tat.
Aber Gott ruft uns dazu, unsere eigene Verantwortung zu erkennen, Schuld nicht zu entschuldigen, sondern zu bekennen – und darin echte Veränderung zu erleben:
„Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ (1 Joh 1,9)
Heiligung beginnt nicht damit, dass wir „Meister des Lebens“ werden, sondern damit, dass wir erkennen:
Ich brauche Jesus – ganz. Nicht nur als Helfer, sondern als meinen Herrn, Erlöser, Lehrer und Kraftquelle. Erst dann kann der Heilige Geist wirklich in uns wirken – nicht nur, um uns besser zu machen, sondern um uns neu zu machen.
Du schreibst, dein Freund habe sich über die Jahre verändert. Das ist schön zu hören. Wenn diese Veränderung aber wirklich aus dem Geist Gottes kam, dann nicht, weil er sich selbst gemeistert hat, sondern weil Gott in ihm gewirkt hat – vielleicht auch durch deine Geduld und Liebe zu ihm.
Ich wünsche dir, dass du den Unterschied zwischen eigener Anstrengung und echter Gnade noch tiefer erfährst. Denn der Weg zu einem Leben, das Gott gefällt, beginnt nicht mit Meisterschaft – sondern mit Demut.
Gruß
nk
One of Israel
Re: DIE UNGERECHTIGKEIT
von Cleopatra am 29.05.2025 08:21Guten Morgen,
ein schönes Thema....
Ich habe noch die Tage immer wieder mit unterschiedlichen Menschen über Gottes Wege gesprochen.
Das passt vielleicht auch mit hierher:
Wenn wir Gott um Kraft bitten, dann macht er nicht sinngemäß "Plopp-Plopp" und die Muckies sind da, nein, dann setzt er uns sinngemäß ein Muskeltrainingsgerät vor die Nase.
Wenn wir Gott um Hilfe bitten, etwas Geduld zu trainieren, dann macht er nicht immer gleich "Plopp-Plopp" und schwups- sind wir geduldig, nein, er setzt uns vielleicht Menschen vor die Nase, in der wir Geduld lernen/trainieren.
Gottes Wege sind eben ganz anders.
Das Beispiel mit den Brüdern hat mir sehr gefallen, denn es zeigt Gottes Weitblick.
Wir sehen nur ein "gerecht wäre ein Hälfte/Hälfte".
Aber Gott sieht noch mehr, wie hier beschrieben eben noch die Größe der Familie zum Beispiel.
Mir kam noch in den Sinn, dass Gott eben außerdem noch die Zukunft sieht (ich unterhielt mich gestern mit einer Frau, die jahrelang darunter litt, kinderlos gewesen zu sein. Sie hätte es auch unfair finden können, weil viele Frauen Kinder haben in unserem Alter. Heute weiß sie- sie lebt getrennt, sie wäre auch nach einem Burnout nicht mehr in der Lage, ein Kind so zu versorgen, dass es behütet aufwachsen kann... Gott wusste das).
Beim Thema Gerechtigkeit, bzw Ungerechtigkeit fällt mir auch ein, dass wir in dieser Welt eigentlich auch nicht mehr auf Gerechtigkeit hoffen brauchen. Schaut mal in die Welt... Diese Welt wird von Satan beherrscht.
Nusskeks- deine Hinweise finde ich auch sehr wichtig. Wir müssen natürlich immer so leben, dass wir uns vor Gott rechtfertigen können.
Aber wir müssen immer bedenken, dass Gott uns die Kraft gibt.
Wir können aus uns nicht viel tun, um gerettet zu werden, auch nicht, um "ein happy end" zu haben.
Ganz genau so.
Liebe Grüße, Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: DIE UNGERECHTIGKEIT
von nusskeks am 29.05.2025 09:46Dann also mal etwas grundsätzlicher zum Thema Rechtfertigung.
Immer wieder taucht in Gesprächen über Glaube, Nachfolge und Heiligung – manchmal ganz nebenbei – das Wort Rechtfertigung auf. Manche meinen damit, dass wir unser Leben so führen sollten, dass wir uns vor Gott "nicht schämen müssen", andere denken eher an eine „Verteidigung" unseres Gewissens oder unserer Werke. Aber was meint die Bibel, wenn sie von Rechtfertigung spricht?
Ich möchte hier versuchen, das kurz und klar zusammenzufassen – nicht aus theologischer Neugier, sondern weil es eine der zentralen Aussagen der Bibel ist, auf der unser ganzes Vertrauen zu Gott ruht.
📖 1. Was bedeutet „Rechtfertigung"?
Das griechische Wort δικαιόω (dikaióō) bedeutet: für gerecht erklären, freisprechen, als gerecht behandeln. Es kommt aus dem juristischen Bereich – also aus dem Gerichtswesen. Rechtfertigung ist ein Urteil Gottes über einen Menschen:
Nicht „du bist unschuldig", sondern: „Ich erkläre dich trotz deiner Schuld für gerecht – aufgrund eines anderen: Jesus Christus."
👉 „Denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes, und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist." (Röm 3,23–24)
🙏 2. Wie geschieht Rechtfertigung?
Nicht durch Werke, also nicht durch unsere Frömmigkeit, unsere guten Absichten oder unser Gewissen, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus.
„Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus." (Röm 5,1)
Das bedeutet: Ich darf aufhören, mich selbst vor Gott „zu rechtfertigen". Ich darf bekennen, dass ich verloren bin – und genau dort begegnet mir Gottes Gnade. Er spricht mich gerecht, weil Christus für mich gestorben ist.
🪧 3. Rechtfertigung ≠ Heiligung
Die Bibel unterscheidet klar:
Rechtfertigung Heiligung
Einmaliger Akt Lebenslanger Prozess
Gottes Urteil über mich Gottes Werk in mir
Durch den Glauben allein In der Kraft des Geistes
Frei von Schuld Wachsende Christusähnlichkeit
Beide gehören zusammen – aber sie dürfen nicht vermischt werden. Sonst wird die Gnade zur Leistung oder die Heiligung zur Qual.
❤️ 4. Wozu führt Rechtfertigung?
Zu Frieden mit Gott (Röm 5,1)
Zu Freude in der Hoffnung (Röm 5,2)
Zu einer neuen Identität als Kind Gottes (Röm 8,15–16)
Und letztlich zur Gewissheit: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind." (Röm 8,1)
🧭 Fazit
Rechtfertigung ist die gute Nachricht des Evangeliums. Sie sagt uns: Du musst dich nicht mehr beweisen. Du darfst glauben. Christus ist genug – und in ihm bist du angenommen, gerecht gesprochen und für die Ewigkeit geborgen.
Wenn ihr mögt, können wir gemeinsam über biblische Stellen sprechen, wo das noch deutlicher wird – oder über Fragen, die ihr damit verbindet.
gruß
nk
p.s. Falls es zu Thread-Fremd wird, sorry dafür.
One of Israel
Re: DIE UNGERECHTIGKEIT
von Burgen am 29.05.2025 10:10
DANKE, nk.
Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!
2.Kor 5,17 (Schl 1995)
In Ihm leben, weben und sind wir! (als wiedergeborene Christen)