Wer geht weg ?
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Re: Wer geht weg ?
von solana am 10.10.2016 12:52Ich denke, dass wir die Entscheidung, all unser Gut wegzugeben, wenn es uns der Herr aufs Herz legt, erst dann treffen können, wenn wir ihm auch glauben, dass er für uns sorgen kann.
Liebe Henoch
Ja, ich denke auch, dass Gott das nicht einfach so von uns verlangt - als Voraussetzung, um überhaupt gerettet zu werden und nachfolgen zu können.
Er sucht unsere Bereitschaft, nicht unsere Leistung.
Unsere Bereitschaft ist wie ein winziges Samenkorn, aus dem er einen grossen Baum wachsen lässt. Indem er uns liebevoll seinen Weg führt und uns nich mit Forderungen überfordert, die wir noch nicht erfüllen können - vielleicht auch noch gar nicht bereit dazu sind....
Der Jüngling hatte alles gemacht, was er von Gottes Willen wusste; aber er spürte selbst, dass ihm da noch irgend etwas fehlte zur "Vollkommenheit".
Und e kam mit dieser Frage: "Was ist es, das mir noch fehlt?"
Und dann bekam er die Antwort, die ihm gar nicht gefiel .... dazu war er (noch?) nicht bereit.
Das kann man von aussen schwer beurteilen, finde ich.
Jedenfalls ist klar, dass sein Herz mehr an seinen Gütern hing und Gott erst an 2. Stelle kam.
Und dass er selbst gespürt hat, dass das so nicht ganz richtig war, dass ihm etwas fehlte.
Vielleicht hat er eine Zerrissenheit gespürt, eine innere Leere, eine Unzufriedenheit, sein Glaube hat ihm nicht das geben können, wonach er sich sehnte - die Erfüllung und Gewissheit, den inneren Frieden, Geborgenheit und Freude usw.
Sein Glaube war noch nicht tragfähig genug, um wirklich die tragende Kraft in seinem Leben zu sein. Er zog seine Sicherheit usw aus seinem Reichtum ...
Das ist jetzt nur meine Einschätzung.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Wer geht weg ?
von solana am 10.10.2016 13:01Ach, mir wird warm ums Herz... Wie oft habe ich erlebt, dass reumütige Christen leise davonschlichen, wenn jemand ernsthaft Hilfe brauchte. Oft waren es ungläubige, die solche Menschen erbarmten.
Liebe Lila
Ja, das ist etwas, das ich auch sehr, sehr schade finde.
Oft legen Christen sehr viel Wert darauf, ganz genau das richtige Glaubensverständnis und die richtige Erkenntnis in Glaubensfragen zu haben.
Und beurteilen danach sich selbst und andere; teilen sie in "richtig gläubige = Gerettete" und "in einigen Punkten irrende= noch nicht Gerettete, die erst noch umkehren müssen, bevor wir sie als 'echte' Geschwister anerkennen können" ein.
Und wenn es darum geht, "Licht und Salz" in der Welt zu sein, dann beziehen sie das einseitig auf das "Wortzeugnis", dass man zu jeder passenden (und unpassenden) Gelegenheit seinen Glauben mit Worten bezeugt....
Die Taten sprechen aber eine viel lautere Sprache.
Und dort, wo Wort und Tat auseinanderklaffen, da wird unser Wortzeugnis hohl und schreckt eher ab, als dass es überzeugt, dann scheinen wir nicht wie ein Licht, sondern wirken eher "scheinheilig". ....
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Wer geht weg ?
von Lila am 10.10.2016 13:33Liebe Solana:
Danke, so empfinde ich auch.
Du hast geschrieben:
Er sucht unsere Bereitschaft, nicht unsere Leistung.
Ich verstehe, was Du meinst. Denn nicht unsere Leistung wird uns erretten, sondern durch Glaube, und der wird durch Gehorsam echt. Wenn wir zu Jesus kommen, wie damals der Jüngling, und Jesus will dass unser Glaube in Taten lebendig wird, dann sollten wir unsere Leben von Jesus leiten lassen.
Für mich bedeutet die Geschichte dass ich mich selber prüfen soll. Bin ich wirklich bereit in Gottes Gebote zu wandeln? Dran bleiben, nicht davonlaufen.... Unsre Bereitschaft muss in der Liebe Konsequenzen folgen.
Jesus gibt uns dazu Seine Gnade und Kraft. Es kommt nicht aus eigene Anstrengung, dennoch fordert unsere Mitwirken durch die Liebe.
LG Lila
Du bist mein Schirm und mein Schild; ich harre auf dein Wort.
Psalm 119,114
Re: Wer geht weg ?
von solana am 10.10.2016 14:23Denn nicht unsere Leistung wird uns erretten, sondern durch Glaube, und der wird durch Gehorsam echt.
Liebe Lila, da musste ich an diesen Vers denken:
Gal 5,6 Denn in Christus Jesus gilt weder [...] noch [ ...] etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.
Hier ist das Thema auch "Befolgen des Gesetzes", in dem Vers speziell die Beschneidung.
Es geht beim Gesetz nicht darum, dass wir uns durch das Halten der Gebote diie Errettung verdienen - wie du ja auch schreibst.
Und das ist der Punkt, den der reiche Jüngling nicht verstanden hat, wenn er fragt: "Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?"(Mt 19, 16).
Er wollte durch das Gesetz gerecht werden - genau so wie die Galater, denen Paulus schreibt:
Gal 5, 4 Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen.
5 Denn wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die man hoffen muss.
Unsere Gerechtigkeit kommt nicht aus dem Gesetz, wir empfangen sie im Glauben.
Und durch das Empfangen werden wir befähigt, aus Liebe zu handeln - nicht, um uns die Gerechtigkeit damit zu verdienen.
Wir werden befreit zu einem "Glauben, der durch die Liebe tätig ist".
Wenn wir so leben, dann bringen wir das Licht, das uns geschenkt ist, zum Strahlen nach aussen, setzen unser neu geschenktes Leben in die Tat um und geben so Zeugnis auf den hin, der in uns wirkt.
Diese Liebe ist es, die "vollkommen" macht, nicht das "buchstabengetreue Befolgen der Gebote, um darin seine eigene Gerechtigkeit zu erwirken".
Durch diese Liebe erweisen wir uns als Kinder unseres Vaters im Himmel:
Mt 5,(47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?)
48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Kol 3,14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
Mt 19,21 Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!
Gruss
Solana
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Re: Wer geht weg ?
von Lila am 10.10.2016 15:27Liebe Solana!
Ich kann dem reichen Jüngling mit der falsche Brüder in Galata nicht in eine Topf werfen. Wo steht es, dass dieser Jüngling keinen Glauben hätte, und nicht aus Glaube und Liebe zu Gott die Gebote halten wollte? Außerdem wollte er niemanden aufzwingen fleischliche Gesetze zu halten. Ich denke nicht, dass Jesus jemals eine „falsche Brüder" lieb gewonnen hätte. Ja, auch wir sind aufgefordert Gutes tun, warum sollte das ein Problem werden?
Ihr aber, Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun
2Thess 3,13
Zu dem Galaterbrief habe ich schon damals geschrieben. Dort ging es darum, dass diese falschen Brüder bewusst fleischliche Gesetze den Heidenchristen aufzuzwingen wollten um gerecht zu werden. Dagegen haben alle geistlichen Gesetze, die unsere Beziehung zu Gott und Mitmenschen betrifft, ihre Gültigkeit auch für die Heidenchristen nie verloren.
Darum tadelt Paulus:
Seid ihr so unverständig? Im Geiste habt ihr angefangen und wollt nun im Fleisch vollenden?
Paulus selbst hielt an die Gesetze:
Er war nicht bereit in Ephesus zu bleiben, weil das Fest des HERRN feiern wollte in Jerusalem, wie es von Gott geboten wurde.
Als sie ihn aber baten, längere Zeit bei ihnen zu bleiben, willigte er nicht ein; 21 sondern nahm Abschied von ihnen, indem er sprach: Ich muß durchaus das bevorstehende Fest in Jerusalem feiern, ich werde aber wieder zu euch zurückkehren, so Gott will. Und er fuhr ab von Ephesus,
Apg 18,20-21
Es gibt 3 Pilgerfeste, wo alle Juden nach Jerusalem gehen müssten: am Passach, Schavuot (Pfingsten) und am Schukkot (Laubhüttenfest) von diesen Festen können wir im 3Mose 23 lesen.
So, und dann:
Paulus aber, nachdem er noch viele Tage dort verblieben war, nahm von den Brüdern Abschied und segelte nach Syrien, und mit ihm Priscilla und Aquila, nachdem er sich in Kenchreä das Haupt hatte scheren lassen; denn er hatte ein Gelübde.
Apg 18,18
Worum geht es hier? Es geht hier im Buch Mose um den Nasiräer (Gottgeweihten) Gesetz.
Der Nasiräer aber soll sein geweihtes Haupt scheren vor der Tür der Stiftshütte, und soll sein geweihtes Haupthaar nehmen und es in das Feuer werfen, das unter dem Dankopfer ist.
4Mose 6,18
Und wie schon anderswo geschrieben habe, Paulus veranlasste höchst persönlich die Beschneidung von Timotheus.
LG, Lila
Du bist mein Schirm und mein Schild; ich harre auf dein Wort.
Psalm 119,114
Re: Wer geht weg ?
von solana am 10.10.2016 16:04Liebe Lila
Du hast recht, man kann den Jüngling nicht mit den Galatern in einen Topf werfen; darum ging es mir auch gar nicht.
Und es ging mir auch nicht darum, dass man die Gesetze nicht mehr befolgen müsse.
Es geht um die Motivation für das Tun.
Und das ist der gemeinsame Punkt, wo es dem Jüngling an "Vollkommenheit" gefehlt hat ( Mt 19,21 Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein,....) - ebenso wie den Galatern, auch sie wollten durch das Tun des Gesetzes gerecht werden (Gal 5, 4 Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, ....).
"Vollkommen" wird das Tun erst, wenn es durch die Liebe (Kol 3,14 die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit) motiviert ist.
Nicht, um dadurch gerecht vor Gott und den Menschen dazustehen.
So viel Liebe hatte der Jüngling aber nicht zu Gott und zu seinen Mitmenschen, dass er dafür seine Güter aufgeben würde; er liebte sein Geld mehr ....
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Wer geht weg ?
von geli am 10.10.2016 16:40"Vollkommen" wird man vielleicht auch gar nicht immer durch das "Tun" von irgendwas, sondern manchmal ist das "Vollkommene" auch, dass man etwas, an das man sein Herz gehängt hat, losläßt.
Im Gegenteil: Manchmal ist es leichter, etwas zu "tun" (das hätte der Jüngling ja auch gerne getan!), als etwas loszulassen.
Manchmal versucht man vielleicht sogar, durch das "Tun" das "Loslassen" zu umgehen.
Dem Jüngling war am Ende sein Reichtum wichtiger als die Beziehung zu Jesus. Er ging traurig von Jesus weg - traurig, weil er merkte, dass er sich entscheiden musste, was er an erste Stelle setzen wollte.
Das muss beim Einzelnen nicht "Reichtum" sein, was ihm wichtiger als Jesus ist - aber Jesus kennt jedes Herz genau und wird bei jedem Menschen seinen Finger auf den "wunden" Punkt legen.
Letzlich bedeutet das "Loslassen" aber Freiheit - denn jedes "Festhalten" legt Hindernisse in die Beziehung zu Jesus.
Lg, geli
Re: Wer geht weg ?
von Lila am 10.10.2016 16:46Liebe Solana!
Genau, und da müssen wir uns auch selber prüfen. Haben wir die Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen? Können wir loslassen (wie Geli schrieb...)?
Johannes ermahnt die Gläubigen:
Daran haben wir die Liebe erkannt, daß er sein Leben für uns eingesetzt hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben einzusetzen. 17 Wer aber den zeitlichen Lebensunterhalt hat und seinen Bruder darben sieht und sein Herz vor ihm zuschließt, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm? 18 Kindlein, lasset uns nicht mit Worten lieben, noch mit der Zunge, sondern in der Tat und Wahrheit!
1Joh 1,16-18
Aber steht das nicht schon in dem Gesetz in den Buch Moses?
Wenn aber ein Armer bei dir ist, irgend einer deiner Brüder in irgend einer Stadt in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dein Herz nicht verhärten noch deine Hand vor deinem armen Bruder verschließen; 8 sondern du sollst ihm deine Hand auftun und ihm reichlich leihen, je nach dem er Mangel hat.
5Mose 15,7
Neulich haben wir in unsere Bibelstunde über die Liebe Gottes in unseren Leben gesprochen. Ein Bruder meinte: „Die Menschen, die Liebe Gottes haben, die leben es, und die es nicht haben, die reden darüber."
Mich hat schon zum Nachdenken inspiriert dieser Spruch.
LG Lila
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Re: Wer geht weg ?
von Pal am 10.10.2016 17:18...das stammt nicht von mir, sondern von Martin Luther!
und fand ich sehr passend... lG