Gemeinschaft

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christ90

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Gemeinschaft

von christ90 am 23.05.2015 07:20

Folgender Thread soll dem Thema Gemeinschaft gewidmet sein. Ich möchte Menschen gerne dazu einladen über besagtes Phänomen tiefer nachzudenken und ggf. Gedanken und Erfahrungen dazu anzubringen und auszutauschen. Es ist nicht meine Absicht, damit einen kurzfristigen Diskurs zu eröffnen; vielmehr möchte ich einladen zu längerfristigem gemeinsamem Nachdenken über dieses doch so entscheidende Thema.

Da mich das Thema nun schon seit langem beschäftigt würde ich auch gerne einige Gedanken dazu anbringen. Da es mir jedoch nicht möglich ist und auch nicht sinnvoll erscheint sie alle auf einmal hier unterzubringen, möchte ich mich zunächst auf einen grundlegenden Gedanken beschränken und evtl. im weiteren Verlauf des Threads noch weitere daran anfügen.

Ich erachte das Thema deswegen als zentral, zumal der Mensch auf Gemeinschaft hin angelegt ist: Auf die Gemeinschaft zu den Mitmenschen und durch diese auch mit Gott. Es handelt sich so zu sagen um eine Dreiecksbeziehung: Die Menschen untereinander - der „Leib" - auf der einen und Gott auf der anderen Seite. Wer seinen Nächsten nicht liebt, kann auch Gott nicht lieben. Nun setzt Liebe Gemeinschaft voraus. Folglich kann man sagen: Wer mit seinen Nächsten keine Gemeinschaft hat, kann auch zu Gott keine haben. Erst indem wir uns in Gemeinschaft begeben, in den Leib einfügen (lassen), ermöglichen wir es Gott aktiv an uns zu arbeiten, uns zu formen, durch uns zu wirken; wird unsere Beziehung zu ihm erst lebendig. - Es scheint mir oft unterschätzt, wie notwendig intakte Gemeinschaft zum Nächsten tatsächlich ist. Bleibt sie oberflächlich, so bleibt es in Folge dessen auch die Gemeinschaft zu Gott.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 25.05.2015 12:00.

solana

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Re: Gemeinschaft

von solana am 25.05.2015 12:55

Hallo Christ
Danke für das wichtige Thema.
Ich greife mal einen Punkt heraus, der mir gerade dazu einfällt:

1Joh 4,20 Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht.

Wer allein "vor sich hin wurschtelt" kann sich leicht selbst etwas vormachen, was sein geistliches Wachstum angeht und kann "abheben" in eine mystisch-gefühlsmässige Gottesliebe und Schwärmerei, die keinen Bezug zur Lebenswirklichkeit hat.
Allein in einem Elfenbeiturm ohne Widerstand und ohne den "irdischen Schmutz" fühlt man sich dann ganz "heilig" ....

Wenn man mit anderen Menschen umgehen muss, in ihnen der menschlichen Schwachheit und Unvollkommenheit begegnet (die einem oft genug den Spiegel vorhält ) und vor der Herausforderung steht, das zu leben, was man glaubt, dann kommt man schnell wieder herunter auf den Boden der Tatsachen und merkt, was noch alles in einem steckt, das noch gar nicht so "heilig und vollkommen" ist ....
Dann lernt man Demut und Dienen - statt "über den Dingen stehen".
Und man lernt, sich von Gott dabei helfen zu lassen, weil man immer wieder an Grenzen stösst.
Und gerade darin wird der Glaube lebendig, Gottes Kraft erfahrbar, die über unsere Grenzen und über unsere Schwäche hinaus geht.
Und eine Gemeinschaft schafft, die mehr ist als die Summe von unvollkommenen Einzelteilchen....
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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solana

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Re: Gemeinschaft

von solana am 25.05.2015 13:43

Und so eine Gemeinschaft wirkt auch auf Aussenstehende.

Ich erinnere mich an eine christliche Freizeit vor vielen Jahren.
Anfangs war die Jugendherbergsleitung und das Personal ernst und streng, das Essen war "geht so" und es gab "Muckefuk" zum Frühstück, der mich gar nicht richtig wach machte.
Mit der Zeit wurden die Gesichter immer freundlicher, das Essen besser und - unaufgefordert - stand morgens "richtiger Kaffee" auf dem Frühstückstisch ....
Und am letzten Tag hielt die Leiterin uns eine begeisterte Abschiedsrede, in der sie sagte, wie schön die Zeit mit uns war.
Dabei haben wir uns gar nicht um Freundlichkeit bemüht, waren einfach nur "wir selbst", hatten Gemeinschaft und unser Programm.
Und sind dabei alle reich beschenkt worden - und wie es scheint, nicht nur wir ....
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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StefanS

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Re: Gemeinschaft

von StefanS am 25.05.2015 14:33

Hallo Christ.

Gemeinschaft ist in der Tat wichtig. Gemeinschaft formt uns und fordert uns heraus.
Wer sich ständig Gemeinschaft entzieht, verarmt und verkümmert.

Christ schrieb: Folglich kann man sagen: Wer mit seinen Nächsten keine Gemeinschaft hat, kann auch zu Gott keine haben.

Das sehe ich etwas anders. Ebenso würde ich keine Rückschlüsse ziehen, dass ein Mensch ohne Gemeinschaft auch ohne Liebe ist.
Menschen können aus sehr unterschiedlichen Gründen ohne Gemeinschaft sein (Alter, Gesellschaft, Individualismus etc.).

Gott lieben und eine innige Gemeinschaft mit IHM zu haben bedeutet keinesfalls eine hohe gesellschaftliche Integration! Gemeinschaft mit Menschen zu haben hilft für meine Begriffe bestenfalls indirekt bei der Gemeinschaft mit Gott (z.B. Gebetsgemeinschaft).

Den aufgestellten Thesen kann ich demzufolge nur bedingt folgen.

M.M.
Stefan

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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christ90

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Re: Gemeinschaft

von christ90 am 25.05.2015 20:56

Hallo Solana

und danke für deine Beiträge.

1Joh 4,20 Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht.

Damit hast du den Kern meiner Ausführungen herausgegriffen.

Dies ist wahrlich ein Vers, der zu denken gibt. -- Interessant ist im Übrigen auch seine Umkehrung: Denn wer seinen Bruder liebt, den er sieht, der kann - nicht: wird - Gott lieben, den er nicht sieht. Dies zumal Gott aus „ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüte und aller Kraft" geliebt sein möchte. Und Voraussetzung dafür ist es folglich den Nächsten zu lieben wie sich selbst.

Allein in einem Elfenbeinturm ohne Widerstand und ohne den "irdischen Schmutz" fühlt man sich dann ganz "heilig" ....

Indem man sich freiwillig, ohne bedeutsamen Grund von den Mitmenschen isoliert wird man zwangsläufig zum Egoisten. Oder anders gesagt: Zieht die Konsequenzen seines Egoismus. Wenngleich der bei Egoisten sonst häufig anzutreffende Aspekt einer gewissen, das Ego noch zusätzlich verstärkenden Geltungssucht dann wegfällt, bleibt man es dennoch. - Dies sind dann die vollendeten Egoisten, die sich auch von der letzten noch verbliebenen emotionalen Abhängigkeit losgemacht haben und denen ihre Mitmenschen buchstäblich nichts bedeuten. Eine - gottseidank - eher seltene „Spezies". Die Ursachen für egoistisches Verhalten sind oft komplex und seine Wurzeln reichen oft tief in die Vergangenheit eines Menschen. Wirkliche Gesinnungsegoisten sind jedoch m. E. eher die Ausnahme.

Deinen vorangegangenen und weiteren Ausführungen kann ich nur in vollem Umfange beipflichten und dem auch weiter nichts hinzufügen.
 
- - - - - - - - - - - - - - - -

Mit dem zweiten Beitrag stellst du den Bezug her zu etwas für wahre Gemeinschaft unerlässlichem: Die Rolle der Authentizität.

Gerade in der Mission, wie bei christlichem Zeugnis allgemein kommt ihr ganz entscheidende Bedeutung zu. Nur indem man authentisch
ist wird man auch überzeugend, erreicht man, dass sich das Gegenüber einem öffnet und Einblick in sein Innerstes gewährt.

Es ist traurig zu sehen, wenn selbsternannte „Missionare" gerade jungen, selbst wahrheitssuchenden Menschen, die durchaus bereit wären sich zu öffnen, durch mangelnde Authentizität menschlich unglaubwürdig, unnachvollziehbar erscheinen und damit auch die Botschaft, die sie in schönen, stereotypen Sätzen zu vermitteln suchen, obsolet wird. Nur indem man authentisch ist wird es möglich das Vertrauen des Gegenübers zu gewinnen, und somit auch die Möglichkeit zu erhalten auf seine Gedanken/Hoffnungen/das was es bewegt einzugehen. Daran gilt es dann anzusetzen und so den Bezug zum Evangelium herzustellen. Dann kann Mission ihren Sinn erfüllen.

Gruß

Antworten Zuletzt bearbeitet am 25.05.2015 22:50.

christ90

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Re: Gemeinschaft

von christ90 am 25.05.2015 21:40

Hallo Stefan,

Um zu verstehen, wie ich den von dir zitierten Satz meine ist es wichtig ihn aus 1.Joh 4,20 abzuleiten.  

Dies würde dann so klingen:

"Wenn jemand spricht: Ich habe Gemeinschaft mit Gott, und hat keine Gemeinschaft mit seinem Bruder (hasst ihn), der ist ein Lügner. Denn wer mit seinem Bruder (bewusst) keine Gemeinschaft hat, den er sieht, der kann mit Gott nicht Gemeinschaft haben, den er nicht sieht."   

Wie du siehst ist damit nicht die aus irgendwelchen Gründen verhinderte Gemeinschaft gemeint, sondern die bewusst negierte.

Gott lieben und eine innige Gemeinschaft mit IHM zu haben bedeutet keinesfalls eine hohe gesellschaftliche Integration!

Dies natürlich nicht, jedoch nach Möglichkeit eine feste Verankerung innerhalb der Glaubensgemeinschaft.
  
Wenn jemand wirklich aus irgendwelchen Gründen an der (Glaubens)Gemeinschaft nicht teilnehmen kann (Indiviualismus würde ich da nicht dazuzählen), dann ist da ja keine bösartige Absicht dahinter, im Gegenteil: Derjenige leidet u. U. sogar darunter nicht unter seinen Glaubensgeschwistern zu sein und seine Liebe nicht ausströmen lassen zu können. In dem Fall wird die Bindung zu Gott dann sogar noch intensiviert.


Gruß      
 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 25.05.2015 23:00.

StefanS

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Re: Gemeinschaft

von StefanS am 25.05.2015 23:03

Hallo christ,

dir ist hoffentlich klar, dass du 1.Joh.4,20 mit einer eigenen Interpretation versiehst?
Es geht in dem Bibelvers um Hass und Liebe und zwar in allen mir bekannten Übersetzungen!

Bewusst keine Gemeinschaft mit Geschwistern braucht nicht zwangsläufig Hass zu sein.
Das halte ich gelinde gesagt für eine Übertreibung.

Individualismus ist so ein Fall.
Man kann am Gottesdienst wie ein Schaf teilnehmen, Sonntag für Sonntag die Kirchenbank drücken und soziale Kontakte pflegen wie ein Weltmeister und trotzdem meilenweit sein Ziel verfehlen.
Es ist also gut, sich und auch die Gemeinschaft zu hinterfragen, ob man im richtigen Boot sitzt und ob der Kurs stimmt.

Wohlgemerkt halte ich Gemeinschaft mit anderen Christen für wichtig und richtig, nicht dass du mich falsch verstehst.
Gemeinschaft mit anderen Christen zu haben geht aber nicht über alles, wohl aber die Liebe!






So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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emil
Gelöschter Benutzer

Re: Gemeinschaft

von emil am 26.05.2015 00:00

Derjenige leidet u. U. sogar darunter nicht unter seinen Glaubensgeschwistern zu sein und seine Liebe nicht ausströmen lassen zu können. In dem Fall wird die Bindung zu Gott dann sogar noch intensiviert.
Ich möchte es möglich behutsam ausdrücken, Christ90. Es fehlt Dir eindeutig an Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, um solche kühnen Behauptungen aufstellen zu können. Allein meine Lebenserfahrung beweist es mir anders. Gemeinschaft mit Menschen ist gut und kann hilfreich sein. Ihr Nichtvorhandensein zeitigt nicht zwangsläufig Folgen, wie Du sie andeutest. Wer keine Gemeinschaft mit Geschwistern pflegt ist noch nicht automatisch Hasser seiner Geschwister - das ist doch völlig ohne Bezug zur Wahrheit und zum wirklichen Leben. Es gibt viele Gründe, aus denen Menschen gemeinschaft meiden. Geistlicher Missbrauch wäre beispielsweise so ein Grund. Und etliche andre. Es wäre wirklich kein Fehler, Deine Argumentationen etwas ausführlicher zu prüfen und sie am Leben zu vergleichen.

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NorderMole
Gelöschter Benutzer

Re: Gemeinschaft

von NorderMole am 26.05.2015 01:21

Ist es nicht ein Unterschied, den Bruder zu lieben, seine Art/Behandlung aber nicht ?
 

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Cleopatra
Administrator

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Beiträge: 5157

Re: Gemeinschaft

von Cleopatra am 26.05.2015 07:49

Ja NorderMole,
das auf jeden Fall.

Ich war mal eine längere Zeit nicht in der Gemeinde. Ich habe sie enorm vermisst.
Vor allem dann, wenn ich es mal geschafft habe, habe ich gemerkt, wie wichtig sie für mich ist.
Der Mensch ist nunmal nicht komplett frei von Einflüssen der Umwelt.
Sie dir die Menschen an, die gerade in einer Bibelschule sind- den ganzen Tag beschäftigen sie sich mit diesem Thema.
Klar, dass sich ihr Denken und auch handeln dementsprechend ausdrückt.

Genauso könnte man es übrigens auch bei Fans einer bestimmten Fußballmanschaft, Musikgruppe oder andere Interessensgebiete sehen.
Geld, Zeit und vor allem Energie werden dorthin investiert.

Wenn ich mich also (mal auf mein Leben gesehen) jeden tag nur mit Hundebesitzern treffe und mit ihnen spreche, dann dreht sich auch mein Denken alleine zuHause viel darum.
Wenn ich nur mit meinen Arbeitskollegen beschäftigt bin, dann drehen sich auch meine Gedanken sehr viel um das Thema Arbeit.

Ich denke, so ist es auch in Gemeinschaft mit anderen Christen.
Hier haben wir natürlich noch viel mehr weitere Vorzüge, denn wir können voneinander lernen, es geht um etwas wirklich wichtiges (Glaubenswachstum). Hier können wir aber auch "geschliffen" werden.
Ein Mensch, der nie die Herausforderung hat, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die ihm nicht so passen (der eine nervt, der andere ist mir zu streng....) der kann auch nicht lernen, diese trotzdem zu lieben.
Ein Mensch, der nicht kritikfähig ist, kann im geschützten Rahmen lernen, dass Kritik nicht immer negativ ist, sondern hilft, sich positiv zu ändern. Wir dürfen vertrauen, dass in Gemeinschaft mit Christen eben der Grund der Kritik der Inhalt der Bibel ist (natürlich wünschenswert).

Ich finde Gemeinschaft sehr sehr wichtig. In der Bibel finden wir sehr viele Hinweise auf Gemeinschaft. Wir sind ein Leib. Die Gemeinde wird als Braut Jesu gesehen. Ich glaube nicht, dass Gott den Menschen einsam erschaffen hat. Ich denke, dass sich Gott diese Ordnung auch mit Absicht so ausgedacht hat.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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