Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

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StefanS

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Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von StefanS am 04.10.2015 12:35

Ausgangspunkt sind 2 scheinbar konträre Bibelstellen, die ich im Kontext zitiere:

Matth. 11,28-30
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.


1.Tim 6,6-12
Die Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt.
Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen.
Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.
Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis.
Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen.
Aber du, Gottesmensch, fliehe das! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut!
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.

Was prägt nun den Glauben - ist es die Ruhe oder der Kampf?
Gibt Gott seinen Kindern alles im Schlaf (Ps.127,2) oder laufen wir in einer Kampfbahn (1.Kor.9,24)?

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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Cleopatra
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Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von Cleopatra am 04.10.2015 15:01

Hallo Stefan,

ich denke natürlich, dass beide Bibelabschnitte Recht haben.
Zuerst klingt es ja gegensätzlich, aber beschreibt beides unser Glaubensleben...?

Ich muss oft an die Waffenrüstung denken, die wir uns anziehen sollen. Wir bekommen einen Tip, weil wir eben gegen andere Mächte kämpfen:

Eph 6,12: Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.

Auch der Teil aus 1. Timotheus, den du zitiert hast, zeigt eindeutig aktive Handlungen, oder?
Schon der Vers vor deiner Hervorhebung:
Jage nach... filehe... das ist aktiv, oder?
Es ist aber auch verbunden mit Anstrengung. Denn wenn ich etwas nachjage, dann will ich es auch haben. Und man geht nicht langsam hinterher, sondern man gibt sich arg Mühe.
Ich erinner mich dann auch an die Verse, die besagen, dass Paulus so kämpft, als wolle er den Siegeskranz bekommen- er will siegen.

Bei all dieser "Anstrengung" aber geht es auch um unser Herz.
Sanftmut, Demut, das sind keine Handlungen, die wir durchführen.
Es ist eine Einstellung, eine Herzenshaltung, etwas, was man erst durch Handlungen erkennen kann.

Aber es schließt sich gegenseitig ja nicht aus, oder?

Stefan fragt: Was prägt nun den Glauben - ist es die Ruhe oder der Kampf?

Der Kampf gegen andere Mächte, gegen Satan- in der Ruhe des Vertrauens auf Gott, der uns ausstattet und hilft

Gibt Gott seinen Kindern alles im Schlaf (Ps.127,2) oder laufen wir in einer Kampfbahn (1.Kor.9,24)?

Ich würde antworten- wenn eines der beiden, dann das zweite.
Denn der Teil aus Psalm 127 zeigt ja im Kontext, dass es nichts bringt, wenn wir es ohne Gott tun.
Das wiederspricht aber eben nicht dem Rest, da eben Gott uns alles gibt.

Lg Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.10.2015 15:02.

Wintergruen
Gelöschter Benutzer

Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von Wintergruen am 04.10.2015 15:03

Lieber Stefan 

Was prägt nun den Glauben - ist es die Ruhe oder der Kampf?

Beides.. .. Der Glaube ist zunächst  ein Geschenk Gottes, welches wir annehmen. Es ist das Verlangen,wonach die Seele sich sehnt und wir mit unserem Geist, Herzen  und Verstand´´JA´´ sagen,,  Es ist die innere Stimme die ruft zu der wir ´´JA´´sagen wir glauben, wir wollen folgen ..

die Ruhe und der Kampf ergeben sich aus dem Glaubensleben...Je nach Tugenden und Früchten und auch Stärke des Glaubens, woraus sich das Vertrauen auf den Herrn  entwickelt  welche die Kleingläubigkeit weiter in den Hintergrund drängt  und durch Wunder/Hilfen/Erfolge (im christlichen Sinne ) Glauben, aufleben lässt.

(das von mir ganz kurz gesagt)

LG

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.10.2015 15:07.

solana

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Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von solana am 04.10.2015 17:02

Ich denke auch nicht, dass das kein Widerspruch ist: "Ruhe für die Seele" und "Kampf".

Denn die Ruhe, zu der die Seele findet, die "mühselig und beladen" ist kommt ja daher, dass sie die Last ablegt, die sie sich aufgebürdet hat /sich aufbürden lassen hat. Und stattdessen "das sanfte Joch" von und mit Jesus zusammen auf sich nimmt, von ihm lernt - statt mit der ganzen aufgebürdeten Last allein zu kämpfen.

Dass es etwas zu kämpfen gibt, ist wohl unbestreitbar.
Ruhe ist also nicht ein Zustand ohne Kampf, sondern eher so, wie Jesus auch von dem Frieden sagt, den er schenkt:

Joh 14,27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Es gibt also offensichtlich Gründe, die das Herz "erschrecken" und "sich fürchten" lassen. Der Friede ist aber trotzdem da - und er gibt die Kraft, dem Schrecken und der Furcht standzuhalten und geht nicht verloren durch den Kampf, sondern trägt durch.
Nicht wie der "Frieden, die die Welt gibt", der eigentlich nur die "Waffenruhe zwischen den Kämpfen" ist.
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Pal

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Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von Pal am 04.10.2015 18:47

Für mich ist die "Ruhe in Christus" die größtmögliche "Aktivität des Geistes".
Das heißt, es geht um das Ruhen von "eigenen Werken". Und das aktiv werden in der impulsiven, ersten Liebe.
Zumindest verstehe ich es so.

Ein Beispiel ist mir da:
Joh 2:15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Ochsen und verschüttete den Wechslern das Geld und stieß die Tische um ...Joh 2:17 Seine Jünger aber gedachten daran, daß geschrieben steht: Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.

Das war Jesu "Ruhe im VATER" - Er ereiferte sich nicht aus einer Eigeninitiative, sondern um des Vaters willen und durch den Antrieb des Vater... Somit war dieses "sich verzehren" eine Wirkung des göttlichen Geistes.
Und hier trifft sich Ruhe und höchste Aktivität - wie es ein Grundprinzip in Jesu gesamten Erdenleben war.
Jesus hütete sich vor seinem Selbst. Nur so konnte er immer das tun, was er den Vater tun sah.
Jesus mußte Selbstverleugnung leben. Das geschah aus Liebe.
Er durfte niemals sein SELBST ausleben. - Bis hin nach Gethsemane.
Das war sein Erfolgsrezept um nicht zu sündigen.


nur m.M....

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StefanS

64, Männlich

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Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von StefanS am 04.10.2015 20:05

Vielen Dank erstmal für eure Antworten.

Ich möchte aber mal eine etwas provozierende Antwort geben, auch wenn ich nach vielen Jahren Christsein eine andere Sicht auf die Dinge bekommen habe.

Scheinbar relativiert sich die Ruhe im Herrn oder das sanfte Joch im Laufe des Christenlebens.
Das dicke Ende folgt dann, wenn einem scheinbar erstmal Gebetserhörungen zufliegen, bevor alles im Glaubenskampf endet.

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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StefanS

64, Männlich

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Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von StefanS am 04.10.2015 20:10

Mir fällt gerade ein Glaubenskampf in der Bibel ein.

Matth. 15,22-28
Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt.
Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach.
Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!
Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.
Sie sprach: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.
Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.

 

Ich stelle fest:

  • Erstmal scheint es, als ob Jesus gar nicht hört.
  • Dann, als ob die Bitte der Frau falsch wäre.
  • Zum Schluss bekommt man den Eindruck, als ob die Frau selbst nicht gut genug sei.

Und das alles aus dem Mund von Jesus!

Ist das überhaupt Jesus, der diese Aussagen macht?

Ist es wirklich Jesus, der die Frau prüft?

Will Jesus nicht von der ersten Minute an, dass die Bitte der Frau erhört wird?

Fakt ist, die Frau kämpft und sie kämpft richtig, indem sie drei wichtige Hürden überspringt.

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von Rapp am 05.10.2015 10:47

Hierin sehe ich keinen Gegensatz: für mich ist es oft ein Kampf, zur Ruhe zu kommen und zuzuschauen, was Gott tut...

Bibelschule. Einer, der mit mir nachts im Leuchter-Verlag gearbeitet hatte, merkte, dass seine Prüfungsarbeit vieles, nur keine Glanzleistung war. So titelte er:

Der Herr gibts den seinen im Schlaf - aber ich war ein Opfer des Leuchter-Verlags!
(Also kam er nicht zum schlafen...)

Unser Dozent, Opa Kolenda, strich seinen zweiten Satzteil durch und schrieb dazu: ...aber Faulpelze gehen leer aus.

Willy

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.10.2015 16:12.

solana

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Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von solana am 05.10.2015 11:31

StefanS schrieb:

Scheinbar relativiert sich die Ruhe im Herrn oder das sanfte Joch im Laufe des Christenlebens. Das dicke Ende folgt dann, wenn einem scheinbar erstmal Gebetserhörungen zufliegen, bevor alles im Glaubenskampf endet.

Ja, das ist ewas provozierend gesagt, Stefan .
Vor allem das "endet"  ...

Ich würde schon sagen, dass am Anfang des Glaubenswegs manches leichter sxcheint, weil "die erste Liebe" Flügel verleiht, das Staunen und die Überwältigung angesichts der Liebe Gottes überstrahlt alles andere.

Die Kampferfahrung beginnt wohl dann, wenn man entdeckt, dass der "alte Mensch", den man abgelegt hat und gedacht, er wäre "ersäuft" - doch schwimmen kann und einem immer noch "an der Backe klebt" .....

Aber (in Abwandlung von Röm 5,20) kann man auch sagen: Da, wo der Kampf heftiger wird, da ist der Sieg um so strahlender und der Friede um so tiefer. Der Sieg und der Friede, der uns schon zur Verfügung steht - und den wir mitten im Kampf in Anspruch nehmen können. Und ihn so in seiner Tragfähigkeit und Tiefe erleben.

Also "am Ende" - und eigentlich schon von Anfang an - ist da "Sieg" im Kampf und "Ruhe/Frieden".
Gruss
Solana 

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Cleopatra
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Re: Kampf des Glaubens vs. Ruhe im Herrn

von Cleopatra am 05.10.2015 18:48

Es wäre ja langweilig, wenn keiner dem Stefan wiedersprechen würde (Scherz), also:

Scheinbar relativiert sich die Ruhe im Herrn oder das sanfte Joch im Laufe des Christenlebens.

Das habe ich nicht so beobachtet, wenn ich dich richtig verstanden habe.
Witzigerweise sind mir nämlich genau die Älteren Geschwister darin ein Vorbild, weil sie gelernt haben, Geduld zu zeigen und Gott zu vertrauen. Auf mich wirken diese Menschen in meinem Umfeld mehr sanft und innerlich ruhig, als so mancher hibbelige, gestresste Christ im Arbeitsalltag

Das dicke Ende folgt dann, wenn einem scheinbar erstmal Gebetserhörungen zufliegen, bevor alles im Glaubenskampf endet.

Der Satz war mir soooofort aufgefallen und ich musste sofort an den sogenannte "Sensationsglauben" denken.
In einem teile ich die Meinung:
Die Gefahr besteht. Vor allem bei Gefühlsvollen Menschen. Wenn sie aufgrund eines Wunders zB Gläubig wurden und diese Wunder dann im Alltag nicht mehr vorkommen... dafür aber mal ein Angriff, der den Glauben hinterfragt... dann besteht wirklich die Gefahr eines Endes, wobei sich mir dann auch ehrlich gesagt die Frage stellt, wie groß der Glaube war.
Aber- es muss nicht zwangsläufig so sein, es ist keine absolute Gefahr, die jeden trifft, oder...?

Paulus wurde glaube ich aufgrund eines Wunders richtig Gläubig und er wurde zum Vorbild.
Bei den Aucas war doch der bekannte Missionar, der getötet wurde und die Aucas haben die Engel gesehen. Mir fällt gerade der Name nicht ein, die Ehefrau hat dann Bücher geschrieben... Diese Aucas wurden auch aufgrund dieses Wunders gläubig und gehen nun von Stamm zu Stamm, sie haben mit der Zeit nicht den Glauben verloren, oder...?

Ich weiß, wie groß die Gefahr ist. Das sage ich selbst ja auch so oft, wenn man den gefühlen eben zu viel Raum gibt.
Aber Absolut ist es doch nicht, oder...?

Und was den zweiten beitrag betrifft, den mit der Frau...
Weißt du, was mir beim Lesen dieser Bibelstelle sofort auffiel?
Diese Frau gab nicht nach beim Wiederstand. Sie glaubte fest und blieb dran, sie gab nicht auf.
Sie hatte Vertrauen zu Jesus, dass er hilft obwohl sie wusste, dass er nicht für sie da war, es also garnicht musste.

Lg Cleo

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