Eine Frage zu Markus 10,18

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Cleopatra
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Eine Frage zu Markus 10,18

von Cleopatra am 07.04.2025 07:31

Guten Morgen, 

gestern stieß ich während der Gemeindestunde auf diesen Bibelvers:

Markus 10, 17 Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe? 18 Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.

Hat jemand eine professionelle antwort darauf, wieso Jesus das so gesagt hat? 
Er ließ sich ja auch Lehrer nennen (im Judentum war diese Bezeichnung der höchste Lehrer-Status meine ich, den bekam man nicht einfach nur, wenn man auftrat und eine Autorität für sich beanspruchte).
Wieso korrigiert er hier und sagt das?

Gibt es da zu diesem "Gut" eine jüdische Hintergrundinformation, um das besser zu verstehen?

Liebe Grüße, Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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Burgen

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Re: Eine Frage zu Markus 10,18

von Burgen am 07.04.2025 10:15



Hallo Cleo, 

diese von dir genannte Bibelstelle ist in den 10 Geboten des AT verankert. Und durchzieht mehr oder weniger das ganze AT. 

(Jakobus 4,17
Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist's Sünde.) 

Der reiche Jüngling scheint sich vor Jesus zu demütigen indem er [vielleicht scheinheilig] fragt. 
Allerdings ist er sehr selbstbewusst in der Antwort zu Jesu, alles was die 10 Gebote sagen, immer getan und eingehalten zu haben. 
Das kann aus eigener Anstrengung und WillensKraft niemand. 

Und trotz, dass er alles eingehalten hat was die 10 Gebote als Gesetz vorschreiben, weiß er in seinem Innersten, dass dies nicht ausreicht. Vermutlich fühlt er eine innere Leere. 
Denke, dass dies jede/r gläubige Mensch irgendwann mal oder öfter während seines Glaubens und Weges mit Jesus erfährt - diese innere Leere, eine gewisse Unzufriedenheit, vielleicht immer das Gefühl auf der Stelle zu treten. ... Und dies kann sogar weh tun. 

Das zeigt jedoch auch auf, dass ein geistlich gelebtes Leben nicht in Gesetze eingemauert werden kann. 
Wir wissen bis heute - bezüglich unseres Landes - dass Überregulierung irgendwie Leben und Lebendigkeit tötet. 
Nur ein einziger Fehler, zB beim Verkehr auf der Straße kann unabsehbare Folgen für einen selbst und andere haben. 

Dieser junge, reiche Mann ist ähnlich wie Hiob, selbstgerecht, vermutlich aufgrund seiner Eltern sogar sehr angesehen in seiner Dorfschaft. Und dennoch lässt ihn das Gefühl nicht los, dass etwas fehlen würde. 

Sicherlich hat er gesehen und auch gehört von dem, was Jesus auf seiner Wanderschaft und in der Synagoge alles getan hat. Und neugierig, vielleicht mit Bewunderung in menschlich demütiger Haltung nennt er Jesus gut. Das weist Jesus natürlich sofort zurück, denn das wäre total fleischlich und eine Versuchung des Fleisches für Jesus. 
Jesus selbst weist sofort auf den Vater, seinen Vater. Denn Jesus tut ausschließlich das, was er den Vater tun sieht und ihm aufträgt [frühmorgens im Zwiegebet]. 

:::

Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein Mk 10,18 // die 10 Gebote ua

(Mt 19,16–26; Lk 18,18–27)

Martin Luther, Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (1984); Bible. German. (Deutsche Bibelgesellschaft, 1984), Mk 10,17+18 

::: 

LG 
Burgen 





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 Beitrag von Leah

Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! 

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Merciful

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Beiträge: 2344

Re: Eine Frage zu Markus 10,18

von Merciful am 07.04.2025 13:07

Ich versuche eine einfache Antwort.
 
Jesus lebte ganz aus Gott und gab Gott die Ehre.
 
Gott hat seinen Willen geoffenbart und diesen in seinen Geboten kundgetan.
 
Gottes Gebote sind für jedermann verständlich.
 
Der, der allein gut ist und ganz gut ist, weist seinen Geschöpfen den Weg.
 
Einen anderen Weg kannte auch Jesus nicht und er setzte sich nicht an Gottes Stelle.
 
Der Sohn Gottes macht nicht dem Vater im Himmel die Ehre streitig, indem er erklärt, was gut sei.
 
Menschen, die da meinen, das Gute sei dunkel und verborgen, klammern sich an Lehrer und deren Kunst.
 
So hatte sich das Rabbinat zwischen Gott und das Volk geschoben als Institution, die den Weg zum Leben weist.
 
Aber wer sucht hier für sich die Ehre und wem wird sie zuteil?
 
Jesus suchte allein Gottes Ehre und machte auch darin seine Sohnschaft offenbar.
 
Merciful

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nusskeks

33, Männlich

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Beiträge: 413

Re: Eine Frage zu Markus 10,18

von nusskeks am 07.04.2025 15:18

Hallo Cleo,

hier meine Antwort, lg nk

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Markus 10,18 lautet nach der Luther-Übersetzung (2017):

 

Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein."

Kontext der Aussage
Diese Aussage Jesu steht im Zusammenhang mit der Begegnung Jesu mit einem reichen jungen Mann, der zu ihm läuft, vor ihm niederkniet und fragt: „Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?" (Markus 10,17). Jesu Erwiderung ist auf den ersten Blick überraschend und herausfordernd.

Schrittweise Analyse
1. Warum diese rhetorische Frage?
Jesus reagiert zunächst nicht direkt auf die Frage des jungen Mannes, sondern hinterfragt dessen Verwendung des Wortes „gut". Die Formulierung des jungen Mannes („guter Meister") offenbart möglicherweise eine oberflächliche, formale Ehrung Jesu. Jesus lenkt die Aufmerksamkeit gezielt auf die Tiefe und Ernsthaftigkeit dieser Aussage: Indem er nachfragt, legt er die eigentliche theologische Bedeutung des Begriffs „gut" offen.

2. Die Bedeutung des Wortes „gut" (ἀγαθός)
Das griechische Wort, das Markus verwendet, lautet ἀγαθός (agathós) und meint eine vollkommene, moralische und geistliche Reinheit. In absolutem Sinne ist nur Gott vollkommen „gut", d.h. moralisch rein, gerecht, heilig, ohne Fehler und ohne Makel. Jesus weist mit dieser Aussage darauf hin, dass der Begriff „gut" im letzten Sinne nur für Gott angemessen ist.

Diese Hervorhebung dient dazu, die Ernsthaftigkeit des Begriffes deutlich zu machen und die Tiefe des Verständnisses von „gut" zu klären. Der junge Mann sollte verstehen, was er eigentlich gesagt hat, indem er Jesus „gut" nennt.

3. Sagt Jesus hier, er selbst sei nicht Gott?
Ein oberflächliches Lesen könnte vermuten lassen, dass Jesus sich hier von Gott abgrenzt („Nur Gott ist gut, nicht ich"). Dies ist jedoch nicht der Fall. Jesus stellt vielmehr eine tiefgründige Frage, die den jungen Mann zwingt, über Jesu wahre Identität nachzudenken:

Wenn Jesus tatsächlich im vollkommenen Sinne „gut" ist, muss er dann nicht Gott sein?

Indirekt fordert Jesus den Fragenden auf, tiefer zu blicken: Wenn du mich tatsächlich „gut" nennst, erkennst du dann auch, wer ich wirklich bin?

Jesus bestreitet seine Gottheit also keineswegs, sondern er fordert heraus, dass der junge Mann genau erkennt, wen er da eigentlich anspricht.

4. Die Absicht Jesu mit dieser Aussage
Die Aussage Jesu verfolgt mehrere Absichten gleichzeitig:

Korrektur oberflächlicher Vorstellungen: Jesus möchte verhindern, dass „gut" leichtfertig verwendet wird. Er schärft das Bewusstsein für Gottes einzigartigen und vollkommenen Charakter.

Offenbarung seiner wahren Identität: Jesus regt zum Nachdenken an, indem er indirekt auf seine eigene Göttlichkeit hinweist. Seine Frage ist eine Herausforderung, ihn in seiner ganzen Fülle als göttlich zu erkennen.

Herausforderung zur Nachfolge: Wenn Jesus göttlich ist und als solcher vollkommen gut, folgt daraus die absolute Verbindlichkeit dessen, was er anschließend dem jungen Mann sagen wird (nämlich: alles zu verlassen und ihm nachzufolgen).

5. Theologische und geistliche Implikationen
Markus 10,18 hat eine starke theologische Tiefe, denn Jesus hebt hervor, dass echte moralische Güte nicht einfach durch menschliche Anstrengungen erreichbar ist. Niemand kann aus eigener Kraft das ewige Leben verdienen oder Gott gefallen. Die vollkommene Güte Gottes macht deutlich, dass Erlösung nicht aus menschlichen Werken kommen kann, sondern allein aus Gottes Gnade.

Jesus möchte, dass der junge Mann erkennt, dass seine Vorstellung, er könne „gut genug" sein, um sich das ewige Leben zu verdienen, grundsätzlich falsch ist. Jesus bereitet ihn somit darauf vor, seine eigene Unfähigkeit anzuerkennen, durch Gesetzeserfüllung Erlösung zu erlangen.

Zusammenfassung der Analyse
In Markus 10,18 liegt eine indirekte Offenbarung der Göttlichkeit Jesu verborgen, verbunden mit der Aufforderung, genau darüber nachzudenken, wen der Fragende hier als „gut" bezeichnet hat. Jesus bestreitet nicht seine eigene Gottheit, sondern fordert den Fragenden und auch den heutigen Leser dazu auf, über seine wahre Identität nachzudenken.

Diese Aussage ist zudem eine klare Erinnerung daran, dass absolute Güte, Heiligkeit und Vollkommenheit ausschließlich Gott zukommen und somit echte Erlösung nur durch Gott selbst (also letztlich in Jesus Christus) möglich ist.


One of Israel

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