Hilfe nur für nette Menschen?
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Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von solana am 23.12.2015 14:30Und kommt für mich dann der Punkt, wo ich sage "dann helfe ich dir eben nicht mehr"? Oder sollte es diesen Punkt nicht geben, weil jeder schließlich selbst verantwortlich ist, was er sagt/tut? Und was würde Gott eben wollen?
Ja, ich denke , diesen Punkt darf es ruhig geben.
Gerade bei Gesprächen. ZB wenn sich irgendwann alles nur noch im Kreis dreht oder nur noch aneinander vorbei geredet wird, angebotene Hilfe abgelehnt wird, der Hilfesuchende "dicht" macht und auf eine ganz bestimmte Art der Hilfe besteht, die ihm nicht gegeben werden kann, wenn er nur noch aggressiv ist und in helfende Hände beisst (nicht unbedingt aus Boshaftigkeit, sondern aus Verzweiflung und Frust) usw.
Ich finde es aber nicht gut, auf diese Weise dann - ein für allemal - jemanden als "nicht meiner Hilfe wert" abzustempeln und eine Tür definitiv zu zu schlagen.
Sondern sich selbst einzugestehen: Im Moment bin ich mit meinem Latein am Ende und sehe nichts, womit ich wirklich weiter helfen könnte (ausser beten, das geht immer).
Zugleich aber offen bleiben dafür, dass Gott dann später vielleicht doch noch Möglichkeiten aufzeigt, Ideen gibt....Augen und Ohren (und vor allem das Herz) nicht verschliessen. Damit rechnen, dass Gott das Gebet vielleicht gerade so erhört, dass er einen selbst wieder neu dafür gebraucht.
Mir ist es zumindest schon so ergangen, dass ich keinerlei Möglichkeite mehr sah und auch gar nicht mehr daran "weiterarbeiten" wollte. Und dann zeigte Gott doch Lösungen, die ich vorher gar nicht sehen konnten .... und dann auf einmal , ging alles ganz leicht ....
Manchmal stehen wir uns da auch selbst im Weg, wenn wir zu sehr auf das fixiert sind, was wir (bei anderen) erreichen wollen und erst, wenn wir aufgeben und für Gottes wirken in uns offen werden, kommen wir voran.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von jonas.sw am 23.12.2015 15:32Hallo,
es gibt so Momente, wo ich einfach nicht weiß, wie ich es richtig mache, ich könnte es natürlich auch so betrachten, das die ich es immer richtig mache. Ob ich nun Geld oder kein Geld gebe. Mal nehme ich mir die Zeit etwas kleines zu essen zu holen, mal will ich auch einfach nur nach Hause fahren. Oder will einen Zug nicht verpassen. Ich laufe jetzt niemanden hinterher, wer sich ausruhen will bei mir, der kann sich ausruhen. So in die Richtung könnte ich es beschreiben. Ich kann an Personen denken und für sie beten.
Zoe
Gelöschter Benutzer
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von Zoe am 23.12.2015 16:15Ja, liebe Cleo, wer kennt das nicht? Man reicht einem Hilfe-Suchenden die Hand und dieser nimmt sich nicht nur gleich den ganzen Arm, sondern vereinnahmt uns ganz. Das müssen und dürfen wir uns aber auch nicht gefallen lassen, denn wir sind von Christus zur Freiheit berufen worden und sollen zusehen, dass wir nicht wieder unter ein neues Joch der Knechtschaft geraten. Wir sind der Tempel des Heiligen Geistes und gehören in erster Linie IHM.
Schon deshalb darf kein anderer Mensch uns manipulieren und fernsteuern. Wir sind nur dazu angehalten zu lieben. Nicht nur mit Worten sondern auch mit Taten. Jedem das, was er braucht. Doch auch Jesus hat sich zu SEINER Zeit zurück gezogen, als die Mengen ihn zu sehr bedrängten. Unsere Priorität liegt in der Gemeinschaft mit ihm. Den daraus resultierenden Überfluss an "lebendigem Wasser" können wir weiter geben, ohne dass es uns an die "Substanz" geht.
Doch auch hier mit Vorsicht. Denn wir verschenken Perlen. Wir sind die Verwalter der Geheimnisse Gottes, in die selbst Engel hineinzuschauen begehren. Damit geht man nicht hausieren. Jesus sagt, wenn jemand das nicht will, sollen wir den Staub von uns abschütteln und weiter ziehen.
Das ist bestimmt nicht herzlos. Aber in der Zeit, die wir mit einem so harten Brocken vergeuden, verpassen wir vielleicht einen anderen, der sich herzlich danach sehnt
Lg Zoe
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von chestnut am 23.12.2015 16:45Ja Cleo, das kommt dem schon näher. Danke.
Aber dieser Punkt ist auch sehr individuell. Nicht jeder hat gleichviel Zeit, Kraft und Möglichkeiten. Wenn mich ein Bettler bedrängt, wie mir das kürzlich passiert ist, dann ist aber bei mir auch Ende, Not hin oder her: Er wollte einiges mehr an Geld, als ich ihm angeboten hatte. Und die innere Kraft mit ihm bis zum nächsten Kiosk zu gehen und ihm ein Sandwich zu kaufen, dazu fehlte mir einfach grad die innere Kraft, er war grad sehr aufdringlich. Hart bleiben und nicht mehr geben als ich ursprünglich wollte, kostete aber auch Energie.
Ich wurde auch schonmal massivst beschimpft von jemandem, weil ich ihm dieses Mal nichts geben wollte. Hier hört mein Verständnis für Hilfe geben dann wirklich auf.
Gerade bei Bettlern, Drogensüchtigen etc. bleibt es ein Fass ohne Boden, weil sie eben oft lieber ihr bekanntes Leben leben wollen anstelle einer Veränderung. Strassenleben ist zwar hart, aber es beinhaltet halt auch die Freiheit, dass niemanden auch nur ein Bisschen "Rechenschaft" abgelegt werden muss oder er/sie sich an soziale Richtlinien zu halten hat.
Mit Geld und selbst mit Essen ist ihnen genau genommen ja nicht geholfen... Aber es bleiben auch Menschen mit ihren ganz normalen Bedürfnissen wie Hunger (plus die Sucht).
Grenzen setzen finde ich generell etwas sehr wichtiges: Wir müssen auch uns selbst lieb sein. Was nützt es, wenn der Helfer nachher selbst nicht mehr klarkommt, oder er gar selbst zusammenbricht? Das gilt bei mir vor allem beim Hören von Nöten und Problemen von Menschen, aber nicht nur.
Es gab und gibt Situationen, wo ich jemandem sage: "Entschuldigung, das hat jetzt nichts mit dir zu tun, aber es wird mir zuviel. Ich kann heute nicht". Oder ich gestehe meine Grenzen ein, weil es ein Gebiet betrifft, das eigentlich über die Kompetenzen und Wissen eines Laien geht. Ein echter Hilfesuchender versteht das auch.
Wenn wir nämlich jemandem "vorspielen" wir helfen, aber es interessiert uns nicht oder es überfordert uns, dann ist es ehrlicher, dem Gegenüber zu sagen, was gerade bei uns selbst abläuft. Der Hilfesuchende merkt es ja sowieso, und ohne klare Aussprache ist er dann nur von uns enttäuscht, wenn wir etwas vorgeben, das nicht wirklich dem entspricht, was wir im Inneren fühlen oder wollen.
Das noch ein paar Gedanken von mir
Liebe Grüsse
Chestnut
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von Greg am 23.12.2015 16:49Also mir wurde auch schon mal hier geholfen, und das obwohl ich eine ausgesprochene Knackwurst bin.
Ich bin eine fröhliche Knackwurst!
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von christ90 am 23.12.2015 19:26Als Christen ist es prinzipiell unsere Aufgabe anderen nach Möglichkeit zu helfen. Die Hilfe die wir ihnen erteilen, müssen wir uns selbst gegenüber (sowie vor Gott) verantworten können. So sollten wir grundsätzlich darauf achten, dass unsere Hilfe effektiv und dabei auch angemessen ist, wir unsere Ressourcen und Kapazitäten mit Bedacht einsetzen. Dabei ist es wichtig nicht nur das Herz, sondern gleichermaßen auch den Verstand mit einzuschalten.
Unsere Hilfe muss in erster Linie eine geistliche sein. Dem Seelenheil kommt letztlich die weitaus größere Bedeutung zu. Diese geistliche Hilfe hat im Übrigen zunächst nichts zu tun mit Sympathie, dem Charakter des Gegenübers. Natürlich sollte dieses einigermaßen umgänglich sein, offen für einen Austausch. Auch wissen wir im Vorhinein nicht ob unser Einsatz demjenigen auch wirklich zur Hilfe gereichen, oder letztlich doch vergebens sein wird (wenngleich selbst dann nicht umsonst).
Das Ausmaß der dargebotenen Hilfe wird schließlich davon abhängen, ob/inwiefern derjenige für sie überhaupt empfänglich ist, was sich i. d. R. erst nach und nach abzeichnet. Hier gilt es in sich hinein zu hören ob/inwiefern weitere Hilfe noch sinnvoll ist. Auch wenn man diese dann sinnvoller Weise unterlässt, geschieht dies ja nicht aus persönlich-egoistischen Motiven, sondern zum Besten desjenigen. Fruchtet sie jedoch, so erfüllt uns dies mit tiefer innere Befriedigung, weit mehr als dies bei bloß materieller Hilfe der Fall wäre.
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von Cleopatra am 28.12.2015 08:57Ich musste gerade an Matthäus 25 denken:
32 und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.
33 Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken.
34 Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an!
35 Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf;
36 nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir. 3
7 Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken?
38 Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich?
39 Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir?
40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.
Ich denke, wenn Gott uns Menschen vor die Nase setzt, denen geholfen werden soll, dann wird er es uns zeigen.
Die eigene Einstellung der Hilfsbereitschaft ist da.
Ich denke nicht, dass die Hilfe abhängig sein sollte von Freundlichkeit, Dankbarkeit und Co.
Wintergrüns Einwand zum Thema Dankbarkeit fand ich sehr hilfreich. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht, sehr interessanter Gedankengang
Nur- da wir ja Menschen mit Emotionen und so sind, fällt es uns vielleicht manchmal schwer, zu helfen, wenn jemand sich daneben benimmt.
Ausnutzen lassen müssen wir uns ja nicht. Aber wo genau ist die Grenze?
Ich meine- wir wissen, dass uns Gott ja die Kraft gibt, wenn wir etwas für ihn tun.
Und auf der anderen Seite finde ich in der Bibel keine Begrenzung der Hilfe, oder?
Wir sagen "bevor du ein Burnout bekommst..." oder "lass dich nicht ausnutzen, zeige Grenzen..." aber wo finde ich das in der Bibel?
Wo gibt es da Beispiele?
Ich frage das jetzt nicht provokant, sondern weil mir diese Frage gerade kommt.
Logisch klingt es auf jeden Fall. Aber wo finden wir die Bestätigung in der Bibel?
Den Staub von den Sandalen wischen und weitergehen- das bezieht sich ja auf das evangelisieren, oder...?
Bin gespannt auf eure Antworten.
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von Neuwiedmarkus am 30.04.2017 22:12Dazu hat Jesus eine eindeutige Antwort gegeben, in den Evangelien kann man nachlesen, wie Jesus zu diesem Thema steht. Wer nur netten Menschen hilft, ist nicht anders als Nichtgläubige. Wir als Christen sollen ja ein Vorbild sein, das heißt wir sollen auch Menschen die wir nicht kennen und welche unter Umständen auch nicht nett oder dankbar sind helfen, wir sollen leihen auch wenn wir wahrscheinlich nichts zurückbekommen. Jesus vergleicht das mit seinem Tod am Kreuz, er starb für alle Menschen, obwohl er genau wusste, das dies bei den meisten Menschen nichts bringen würde. Er ging sogar noch weiter, es sprach davon wie Ihr andere Menschen behandelt, so werdet auch Ihr behandelt weerden, wenn er wiederkommt. Also wer Menschen nicht hilft, weil sie schlecht sind, wird auch am Tag des jüngsten Gerichts genauso behandelt werden, weil wir ja eigentlich auch schlecht sind.
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von pray am 06.05.2017 19:47Gal. 6,9-10:
Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.
Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.
Manchmal wird man leider auch betrogen. Ich schaue genau hin und versuche auf mein Herz zu hören, ob ich da von Herzen geben mag. Denn der Heilige Geist wohnt ja schließlich im Herzen.
Re: Hilfe nur für nette Menschen?
von angel121 am 17.05.2017 07:46Meine Hilfe wird all jenen zu Teil, die sich an mich wenden und mir ihre Notsituation schildern, bei der ich zumindest versuchen kann, ihnen zum Recht oder zur Notlinderung zu verhelfen. Das ohne Ansehen der Person, wie es ja in der Bibel auch gelehrt wird. Deshalb widme ich mich auch öfters sogenannt Sozialschwachen, denen meine Kenntnisse, meine Hilfeversuche erst recht dienen.
Ich erwarte keinen Dank, denn alle meine Talente, allfällig erhaltenen, zweckdiendenden Informationen sind ja GOTTGESCHENKT! und in seinem Sinn gewachsen. und darum zählt für mich stets SOLI DEO GLORIA. Erstaunlicherweise ist niemand, ob Christin oder Andersgläubige erstaunt oder gar brüskiert, wenn ich sage: Danke Gottvater im Himmel, der dich zu mir geschickt hat.