Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
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Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von Merciful am 21.04.2017 18:54So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.
Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährt und pflegt es wie auch Christus die Gemeinde.
(Brief des Paulus an die Epheser 5, 28.29; Lutherbibel 2017)
An diese Aussagen des Apostels dachte ich auch. Diese Aussagen enthalten kein Gebot des Selbsthasses.
Im Gegenteil, Paulus vergleicht die Liebe Jesu zu seinem Leib, also zu seiner Gemeinde, mit jener selbstverständlichen Pflege, die ein Mann seiner Frau und seinem Leib zuteil werden lässt.
Insofern knüpft Paulus hier positiv an die Selbstliebe des Menschen an.
Merciful
MarcusO
Gelöschter Benutzer
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von MarcusO am 21.04.2017 20:10Also bis jetzt war das für mich immer ganz einfach: Ich würde mir ja auch nichts böses tun, also helfe ich auch anderen bzw. tu ihnen gutes. Wir sollen einfach einander annehmen und akzeptieren. nun, vielleicht denke ich da auch nur zu "einfach" ?
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von chestnut am 21.04.2017 22:09
Hallo Pal
Inzwischen hast du meine Frage ja selbst beantwortet. Beim Nachlesen meines Textes war das tatsächlich nicht so klar herausgekommen. Du schreibst:
wobei ich nicht wirklich verstehe, was du mit "eigener Geist" meinst.
Denn wenn uns z.B. etwas gelingt, dürfen wir uns doch auch auf die Schultern klopfen, Stolz, dass wir etwas geschafft haben und uns etwas gelungen ist. Dies bedeutet für mich eben auch "liebe dich selbst".
Chestnut
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von angel121 am 22.04.2017 06:12Ich persönlich sehe einen Unterschied zwischen Gott zu lieben und den Nächsten swie sich selbst, also "sich selbst zu lieben" und Selbstliebe. Selbstliebe setzt dann meines Erachtens den Fokus auf verliebt sein in sich selbst, Eitelkeit, Egoismus, oder gar im Extremfall auf Egozentrismus. Das ist nicht die allumfassende Liebe, wie ich sie verstehe.
@ MarcusO
Was du schreibst ist genau das, was Jesus lehrte, was er unter Erfüllung der "Gesetze und Propheten "versteht.Matth.7.12 frei übersetzt also: Behandle Mitmenschen so, wie du gerne von ihnen behandelt werden würdest.
@ Pal
Hassen ist generell ungesund, unrein machend, für Geist und Körper. Schlechte Angewohnheiten kann man sich abgewöhnen, statt sie zu hassen, ist effizienter.
@nennmichdu
Bei Lk 14.26 soll es mal ursprünglich geheissen haben: dass wer nicht Vater und Mutter etc.geringer (weniger)schätze (als Jesus), dies sei dann als Geringschätzen derjenigen gelesen und letzendlich mit hassen (ablehnen) wiedergegeben worden. Vielleicht kennt jemand das griechische Wort an jener Stelle?
@geli
Deine Ausführungen haben mich sehr berührt. Wenn ich mich von Gott angenommen, geliebt weiss, kann ich anders auf Menschen zugehen, mit ihnen umgehen.
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von Pal am 22.04.2017 07:51...wobei ich nicht wirklich verstehe, was du mit "eigener Geist" meinst?
Das ist die eigene Persönlichkeit, die grundverdorben und von böser Fleischlichkeit durchdrungen ist. Dieser "eigene Geist" ist in geistlicher Hinsicht faktisch ein "toter Geist", weil er tod ist in sich selbst und in dem Kerker seiner Selbstbezogenheit.
Erst mit der Wiedergeburt kann so ein "toter Geist" zum Leben in Christus, zum wirklich "geistlichen, göttlichen Leben" gelangen.
Dazu hast du ein schönes Beispiel gegeben=>
Denn wenn uns z.B. etwas gelingt, dürfen wir uns doch auch auf die Schultern klopfen, Stolz, dass wir etwas geschafft haben und uns etwas gelungen ist. Dies bedeutet für mich eben auch "liebe dich selbst".
Hier zeigt sich mir das Problem. - um den Bibelvers darauf anzuwenden - "Ich kann nicht Gott dienen und dem Mammon!"
Ich kann mir nicht selbst auf die Schulter klopfen und gleichzeitig Gott von Herzen dankbar sein. -
Das ist einfach ein Widerspruch in sich selbst.
Entweder ich werde dem einen Herrn huldigen und den anderen verachten. Oder eben umgekehrt.
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von Pal am 22.04.2017 07:54Hassen ist generell ungesund, unrein machend, für Geist und Körper. Schlechte Angewohnheiten kann man sich abgewöhnen, statt sie zu hassen, ist effizienter.
Ja, wenn man den "Hass-Begriff" der Welt verwendet. Nicht jedoch wenn man von dem heilenden, genesenden Hass spricht, wovon die Bibel zeugt!
Sünde wirst du nie durch "abgewöhnen" los, sondern nur durch dieses "hassen"!
mM
Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von Burgen am 22.04.2017 09:19Lukas 14, 26+27
Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern,
dazu auch sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein.
Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
In Lukas 9, 23 - 25 u. 26-27
falten Jesu Aussagen obige Verse schon aus, nur viel drastischer.
Das Wort hassen ist wie ein Stolperstein.
Als junger Christ jedenfalls hat mir die Anwendung des Wortes sehr zu schaffen gemacht.
Meine Mutter hassen? Wie furchtbar.
Allerdings beinhaltet das Wort auch eine Trennung, eine Scheidung.
In den beiden Schriftworten geht es letztlich darum, Gott im Leben an die erste Stelle zu stellen.
Ihm gehorchen und nicht der Welt, den Menschen, denen man irdisch zugehört.
Wir sollen sozusagen unsere Verwandten, Arbeitgeber, Geschwister usw. in das Reich Gottes hinein lieben.
Und das geht nur, wenn wir durch Jesus die Kraft bekommen, ihm nachzufolgen und nicht anderem.
Gruß
Burgen
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von Pal am 22.04.2017 09:45In den beiden Schriftworten geht es letztlich darum, Gott im Leben an die erste Stelle zu stellen.
Liebe Burgen, so ist es! Und du kannst nicht Gott und das Selbst beide an "erster Stelle" haben. Genauso wenig wie Gott und die Welt harmonieren.
Oder Gott und die Sünde.
Da gilt dann immer wieder das gleiche Prinzip von entweder - oder.
...dem "Mammon" von Egoismus, von Weltgesinntheit, von Habgier, von Sinneslust von ... von.. von...
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von chestnut am 22.04.2017 09:53
Also Selbsthass, im Sinn von Selbstverachtung wird in der Bibel nicht gelehrt. Es geht um Charaktereigenschaften, Gedanken und Handlungen, auf die uns die Bibel aufmerksam macht und die wir mit Jesus überwinden sollen, aber es geht nie um Hassen des eigenen Ichs durch Selbstabwertung und auch nicht um Selbstverachtung.
Vermutlich ist das aber eher ein Problem von uns Frauen und weniger von Männern.
Ich finde es deshalb missverständlich von "sich selbst hassen" zu reden, denn wieviele Christen verwechseln Demut mit Selbstverachtung oder mindestens denken sie, sie dürften keine Wertschätzung für sich selbst haben und kommen nicht aus ihren Minderwertgefühlen heraus, oder "dürfen" sich sogar selbst keine Wertschätzung geben, aus falschverstandenem Christsein. Mir ist dies jedenfalls immer wieder begegnet.
Noch zu Zeiten unserer Grosseltern wurde das so gelehrt und leider manchmal auch noch so verstanden. Wenn sich ein Kind über eine gute Schulnote freute und daheim davon erzählte, war sich darüber freuen bereits falsch, denn dies war bereits Stolz.
Das Beispiel ist aus einem rund 100-jährigen Andachtsbuch für Kinder entnommen, das mir vor einiger Zeit in die Hände kam.
Wenn Jesus in Lukas 14.26 sagt, wir sollen Mutter und Vater und sogar uns selbst hassen, dann handelt es sich um einen Vergleich: Sie sollen uns nicht mehr bedeuten als Jesus und seine Nachfolge und die Liebe zu ihm. Das andere würde ja im Widerspruch zum Gebot von Vater und Mutter ehren stehen.
Ich zitiere den Vers mal aus der neuen Genfer Übersetzung:
Wenn jemand zu mir kommen will, muss er alles andere zurückstellen – Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein eigenes Leben; sonst kann er nicht mein Jünger sein.
Und hier aus der Neues Leben Übersetzung:
»Wer mir nachfolgen will, muss mich mehr lieben als Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern - ja, mehr als sein Leben. Sonst kann er nicht mein Jünger sein.
Deshalb geht es bei ".... wie dich selbst" eben auch um Selbstwertschätzung und Selbstachtung.
Liebe Grüsse
Chestnut
Re: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
von solana am 22.04.2017 10:55Es gibt eine ungesunde Form von Selbsthass, die im Stolz wurzelt.
Das ist ein Selbsthass, der die eigene Unzulänglichkeit nicht ertragen kann und nicht akzeptieren will, weil er selbstzufrieden auf sich selbst blicken möchte und von daher seine Freude und Zufriedenheit beziehen will, dadurch sein Leben sinnvoll machen.
Wenn diese Säule der Selbstverwirklichung wegfällt dann kann er sich nicht mehr mit sich selbst identifizieren und sucht eine Kompensationin dieser negativen Einstellung zu sich selbst.
Das ist wohl etwas, das die meisten von uns kennen.
Und es kann ein heilsames Zwischenstadium sein, bei dem man lernt, loszulassen und die eigene Identitätauf ein neues Fundament zu stellen, nicht in der Abhängigkeit von Leistung und Perfektion.
Die bedingungslose Liebe Gottes befreit uns dazu.
Weil Gott mich so liebt, wie ich bin und sich nicht von mir abwendet, wenn ich bestimmten Ansptrüchen nicht genüge .... seine Liebe wird nicht weniger und er trägt meine Schwachheit mit - deshalb kann ich sie auch "ertragen", denn sie beeinträchtigt nicht das Fundament eines Lebens und meines Selbstverständnisses.
Das befreit mich dazu, an den höchsten Zielen und Ansprüchen festzuhalten (zB Mt 5,48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.) und muss sie nicht auf ein leichter erfüllbares Mass herunterbrechen, bei dem ich - im Vergleich zu anderen - gar nicht so schlecht dastehe und ich mir auf die Schulter klopfen und mein Ego damit füttern kann.
Weil meine Identität und mein Selbstwertgefühl nicht von meiner Perfektion und Leistung abhängt.
Sondern anders herum: Weil Gott mich liebt und mir alles schenkt, was nötig ist, kann ich immer wieder neu mein Bestes geben, etwas davon in meinem Leben aufleuchten zu lassen.
So gebe ich ihm die Ehre und suche nicht meine eigene ....
Deshalb meine ich, wer in dem Stadium des oben beschriebenen Selbsthasses stecken bleibt, der wird eigentlich von Stolz angetrieben, der will nicht darauf verzichten, seine eigene Ehre zu suchen in der eigenen Leistung und Perfektion.
Ich weiss nicht, ob klar geworden ist, was ich meine, aber das ist ja auch ein sehr komplexes Theme und das meiste läuft unterbewusst ab.
Wenn man diesen unterbewussten Vorgängen ein bisschen nachspürt, dann kommt man oft zu erstaunlichen Einsichten.
Die Grundlage dafür ist das Wissen um unsere wahre Identität und dass diese in der Liebe Gottes verwurzelt ist und nicht in unserer Leistung. Das gibt eine grosse Sicherheit und Freiheit.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver