postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

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Burgen
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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Burgen am 14.03.2019 17:02

Hallöchen,

den Beitrag von bei www.worthaus.org von Prof.Dr. Siegfried Zimmer ist sehr hörenswert. Er spricht und erklärt 5 Bibelstellen und zeigt damit, wie wichtig es ist, die Bibelbücher nicht nur so nach dem Wortlaut zu lesen und zu glauben. Sondern, was wir hier im Forum früher schon schrieben, zB die einzelnen Aussagen, besonders auch der Briefe, ebenfalls im kulturellen Umfeld zu betrachten.

In diesem wirklich wichtigen Vortrag geht es um die Schwulen und Lesben.
Interessanter Weise stellte er sehr glaubwürdig heraus, dass die Bibel und Christus Jesus nie etwas zu dem Thema weder gesagt, noch geschrieben haben. Außerdem sind weltweit etwa 3-4 % Männer und 2-3 % Frauen jeweils schwul oder lesbisch.

Trotzdem wurden über die Jahrhunderte Menschen im 5-6 stelligen Bereich deswegen getötet, gefoltert, umgebracht. Und niemand kirchlicherseits hat darüber Leid geäußert oder sich entschuldigt. Im Gegenteil.

Diesen Beitrag möchte ich hiermit wirklich wärmstens empfehlen für „jederMann / Frau“ . Gerade auch für Christen.
Das Thema heißt: Die Schwulenfrage - Die Bibel, die Christen und das Homosexuelle vom 7.2.15

LG
Burgen

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.03.2019 17:06.

Hyperion

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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Hyperion am 14.03.2019 14:47

@Bithya85: Aber findest du es dann nicht selbst etwas bedauerlich, dass du die nähere Bezeichnung deines christlichen Glaubens nur in Begriffen beschreiben kannst, die du selbst als nicht gut gewählt, oder gar merkwürdig bezeichnen würdest? Ich stell' mir das jedenfalls sehr schwierig und letztlich auch unbefriedigend vor.

Ich weiß jetzt nicht ob es hier im Thread war, oder ob ich das vorhin irgendwo in deinem Blog gelesen habe, aber irgendwo meintest du, dass du gerne authentisch glauben möchtest. Das finde ich sehr schön! Vorallem auch, weil das höchstwahrscheinlich schon von dem Zeitpunkt an galt, als du deine allerersten Glaubenschritte machtest und insofern dann ja auch weitestgehend vom Evangelikalismus unabhängig ist. Wäre dir dann das Selbstverständnis einer authentisch glauben wollenden Christin nicht viel näher, als das Selbstverständnis einer Postevangelikalen, oder einer Progressiven? Nur mal so lieb gefragt....

@Merciful: Ich kann dich sehr gut verstehen und gebe dir völlig recht. Das eigene Selbstverständnis und die Identitätsfrage ist von herausragender Bedeutung. Aber gerade deshalb ist es vielleicht auch so schwierig das ganze in die passenden Begriffe zu packen? Es ist aber sicherlich weit besser sagen zu können was man ist, als sagen zu müssen was man alles irgendwie nicht mehr ist....

LG
Hyperion

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Merciful

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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Merciful am 14.03.2019 14:17

Hallo, Hyperion,

die Identitätsfrage bewegte mich mein Leben lang, sie ist für mich von existentieller Bedeutung.

Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Was glaube ich? Wovon bin ich überzeugt? Wie möchte ich handeln?

Auch der Herr Jesus Christus sah sich mit dieser Frage konfrontiert.

Ist er einer der Propheten? Ist er der Christus? Ist er der Sohn Gottes?

Seine Zeitgenossen waren über dieser Frage uneins.

Ich gehe davon aus, dass Jesus sich dieser Frage in einem längeren Prozess stellte.

In seinem Selbstverständnis bildete sich die Gewissheit aus, der Menschensohn zu sein, der verheißene König Israels.

So finden wir auch, besonders im Evangelium nach Johannes, ausgesprochen positive Aussagen:

Ich bin das Brot des Lebens.

Ich bin das Licht der Welt.

Ich bin der gute Hirte.

Ich bin der wahre Weinstock.

Vorher schon stellte sich die Identitätsfrage Johannes dem Täufer:

Ich bin nicht der Christus.

Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste.

So, meine ich, wird auch ein jeder Christ heute sich jener Frage stellen und eine positive Antwort geben müssen.

Es genügt nicht, auszusagen, was man nicht (mehr) ist.

Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.03.2019 14:19.

Hannalotti

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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Hannalotti am 14.03.2019 13:46

Hallo Bithya85,
habe gerade eben mal ein bisschen in diesen Thread hineingelesen. Sehr interessant...
Bithya85: Ich habe einen fortgeschrittenen Glauben... das klingt sehr... merkwürdig :-D
Naja, es klingt ehrlich gesagt (auch wenn Du den Satz nicht von Dir persönlich aussprichst, sondern nur den Begriff erläuterst) "von oben herab".
Ich habe übrigens ein paar Mal in "Hossa-Talk" hineingehört. Es sind teilweise doch andere Ansichten als in anderen Freikirchen zu finden.
Gerade bspw. in Puncto Homosexualität.
Natürlich muss man sich auch mit den umstrittenen Bibelstellen auseinandersetzten, aber mir fällt gerade in der postevangelikalen Richtung der oft wiederholte Satz: "Glaube ist Stückwerk" als Gegenargumentation auf. Bloß: Jeder, der das sagt, glaubt selbst die alleinige Wahrheit zu besitzen und begegnet dem "konservativen" Bruder gegenüber intolerant und tritt seinen konservativen Geschwistern gegenüber wie ein Richter auf. Und das finde ich oft sehr schade.
P.S.: Die Absätze wollen nicht so, wie ich will. Wie kriegt man das hin?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.03.2019 13:56.

Bithya85

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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Bithya85 am 14.03.2019 13:27

@Hyperion kann ich verstehen, ich finde den Begriff auch nicht gut gewählt. Aber er sagt eben genau das aus, man war evangelikal und ist es jetzt nicht mehr. Ich kann verstehen, dass man damit Probleme hat. Einige sagen dazu auch progressiver Glaube, den Begriff mag ich aber noch weniger das sage ich noch ungerner, weil das eben dieses "ich bin besser als du" beinhaltet. Oder besser: Kann man leicht so verstehen. Weil progessiv ja fortgeschritten weißt und wenn man sagt: Ich habe einen fortgeschrittenen Glauben... das klingt sehr... merkwürdig :-D 

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Hyperion

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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Hyperion am 14.03.2019 11:24

@Merciful: Na ja, ich weiß jetzt zwar nicht inwiefern ein positiver Begriff (bzw. eine positive Aussage) notwendig ist, wie du meintest, aber grundsätzlich hast du meine Intention schon ganz richtig erfasst. Ich finde solche Begrifflichkeiten halt ganz einfach schwierig, weil schlussendlich mehr Fragen aufwerfend, als aufklärend. Ich hab' aber auch kein echtes Problem damit, wenn sich Gläubige mit solch einem Begriff selbst kennzeichnen möchten. Schlimmer fände ich es da schon, würden sie mit solch einem Begriff in diffamierender Weise dargestellt werden. 

Es ist, wie gesagt, kompliziert. Im Christentum können Selbstbezeichnungen nämlich durchaus den Geschmack des Diffamierenden haben. "Bibeltreu" ist z.B. solch ein Begriff. Denn die, die sich bibeltreu nennen, wollen sich mit dieser Bezeichnung ja von den Christen abgrenzen, die sie eben nicht für bibeltreu halten. Schlussendlich sagen sie also damit, dass die anderen sich hinsichtlich der Bibel treulos verhalten und das ist dann schon eine klare Diffamierung.

Oder nehmen wir z.B. folgenden Vergleich: man ist im Leben nicht zunächst präverheiratet, dann verheiratet und wenn's doof läuft dann irgendwann postverheiratet, sondern man ist zunächst ledig, dann verheiratet und im blödsten Fall dann leider geschieden. Das sind klar voneinander unterscheidbare Begriffe, die den jeweiligen Familienstand deutlich kennzeichnen. Und sowas wünschte ich den "Postevangelikalen" eben auch, weil sie sich in ihrem Leben ja sicherlich auch nicht irgenwann einmal als "präevangelikal" verstanden haben...

Ich selbst bin z.B. im Alter von 13 Jahren in einem evangelikalen Umfeld gläubig geworden und hab' mich dann so ab dem 18ten Lebensjahr in eine andere Richtung bewegt und weiß deshalb sehr genau, wie schmerzhaft solch eine Entwicklung sein kann. Aber ich wäre halt nie auf den Gedanken gekommen mich nun als Postevangelikalen zu bezeichnen. Am liebsten würde ich deshalb einfach sagen "ich bin Christ und fertig...", aber ich weiß eben auch, dass das leider gar nicht so einfach ist, weil Christsein angesichts der unfassbar zahlreichen Denominationen eben sehr unterschiedlich aufgefasst werden kann. Und darüberhinaus habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass sich mein persönliches Gottes-, Welt- und Menschenbild teilweise deutlich von dem anderer Christen unterscheidet. Deshalb vermute ich, dass der Begriff "Postevangelikal" eben aus solch "einer Not" heraus entstanden ist.

LG
Hyperion

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Merciful

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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Merciful am 14.03.2019 09:42

Hallo, Hyperion,

du nennst einen bedenkenswerten Punkt.

Nämlich jene Tatsache, dass der Begriff Postevangelikalismus keine positive Aussage darstellt.

Der Begriff sagt negativ aus, was jene, die sich dem Postevangelikalismus zugehörig fühlen, nicht mehr sind.

Notwendig aber ist letztlich eine positive Aussage.

Eine Aussage, die bekennt: Ich bin der und ich glaube dies.

Diese Notwendigkeit führte schon in der Frühzeit der Kirche zur Ausbildung des Bekenntnisses.

Ich denke etwa an das Apostolikum (Apostolisches Glaubensbekenntnis).

Schon in der Bibel finden wir einzelne Bekenntnisse.

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

(Hebräerbrief 13, 8; Lutherbibel 2017)

Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.03.2019 09:46.

Cleopatra
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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Cleopatra am 14.03.2019 07:37

Lieber Hyperion,
 
Deinen Beitrag fand ich gerade sehr treffend.
 
Ja, grundsätzlich ist es doch schade, dass es so viele Richtungen gibt, wenn es darum geht, zu sagen "die danken falsch, wir denken richtig."
 
Wer hat schon alles als Einziger richtig verstanden?
 
Ich finde, niemand sollte sich erheben und sowas behaupten (das schreibe ich ungebunden an das eiigentliche Thema, diese Gedanken kommen mir nur gerade auf).
 
Selbst in meiner Gemeinde gibt es bestimmt Personen, die in einzelnen Themen anders denken als ich. Trotzdem können wir doch gemeinsam Gott loben und Jesus danken.
 
Geht es am Ende nicht viel mehr um die Gemeinsamkeit, als um die Unterschiede...?
 
Und das möchte ich auch eben in dieser Diskussion und in den weiteren Gesprächen immer im Hinterkopf behalten: Es werden vielleicht unterschiedliche Dinge besprochen und Fragen beantwortet, aber uns verbindet doch trotzdem dieses Gemeinsame: Die Errettung unserer Sünden, der gemeinsame Vater, die Liebe, die wir vom Vater empfangen können.
 
Lg Cleo

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Cleopatra
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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Cleopatra am 14.03.2019 07:30

Danke, Sonnenkind <3 Ich empfinde es teilweise tatsächllich ähnlich wie du und merke ein wenig, wie ich mich wieder in die Vergangenheit versetzt fühle durch manche Antworten. Ich versuche, diese zu ignorieren und antworte auf die anderen, weil ich hoffe, dass die Leute, die fragen, irgendwo wirklich verstehen wollen, was ich meine. Aber ja, ich frage mich so langsam, ob es wirklich so eine gute Idee war, zurück zu kommen.

Hm, das kann ich aber nicht so ganz verstehen, denn so, wie du freievangelische beschrieben hast, ist es doch sehr heftig, und wir alle haben trotzdem nett reagiert....
 
Es gibt zwar Gemeinden, in denen besonders Postevangelikale (wir) einen sicheren Ort haben und aufgenommen sind. (zB Mosaik) Aber ich weiß von keinen ausdrücklich postevangelikalen Gemeinden. Das wäre meiner Meinung auch sehr merkwürdig und ginge am Zweck von Gemeinde vorbei.

Also darf ich darunter verstehen,dass Menschen in Gemeinden eben schlimmes erfahren haben, sich nicht wohl gefühlt haben und ihre Ursprungsgemeinde deshalb verlassen haben. Und dann entweder in eine andere Gemeinde gingen oder eben nicht mehr in die Gemeinde gehen und dann verstehen sich diese Menschen als "postevangelikal"?
 
Ich versuche immernoch, es einfach nur zu verstehen, ohne Bewertung.
 
Es gibt eine Bibelstelle, die Frauen dazu auffordert, ihr "Haupt bedeckt zu halten". Jetzt wird in einigen Gemeinden gesagt, dass Gott deswegen wolle, dass Frauen Kopftücher tragen. Und da hängt nicht nur ein Kleidungsstück dran, sondern noch ein ganzer Rattenschwanz an Denkweisen, Verhaltensvorschriften, sozialen Rollen. Dass die Frau deutlich unter dem Mann stehe, am Besten unsichtbar sei, nichts sagt, nicht aufmuckt, egal, was ihr passiert, auch zum Beispiel, wenn es Gewalt ist. Sondern demütig ihren von Gott (bzw. der Gemeinde) zugewiesenen Platz einnimmt. Jetzt gibt es Frauen, die merken, dass sie daran kaputt gehen. Sie werden körperlich, emotional und sexuell misshandelt und müssen sich dafür auch noch rechtfertigen und dankbar sein. (Ich kenne Fälle, an denen am Ende der Selbstmord bzw. Selbstmordversuch stand.)
 
Also diese Beschreibung finde ich schon heftig und ich finde, dass in keiner Glaubensrichtung sowas biblisch ist.
Ja, Kopftuch tragen ist das eine, aber sexuelle Misshandlung und so? Das lässt sich mit der Bibel nicht rechtfertigen und wird auch nicht in allen Freikirchen praktiziert, nur, weil eine Frau selbst beschließt, ein Kopftuch beim Beten tragen zu wollen.
 
Ich hoffe aber auch, dass du nicht alle Freikirchen damit verbidest, also soweit mir bekannt ist, wird zB in unserer Gemeinde kein sexueller Missbrauch bei Frauen praktiziert und würde als Sünde veerpöhnt werden.
 
Sonnenkind schrieb: Diese Diskussion finde ich schlimm. Nirgends wird hervorgehoben, wie gut es ist, dass Bithya trotz offensichtlich sehr negativer Erfahrungen am Glauben festgehalten hat.

Das kann ich so nicht ganz nachvollziehen, denn wir haben ja eben einfach nur Fragen und sind noch in der Stufe des Verstehen wollens.
Aber das Birthya am Glauben festgehalten hat, finde ich auch gut.
 
Bis jetzt habe ich dieses Forum gerade deshalb geschätzt, weil hier von Katholiken bis zu protestantischen Freikirchlern alle Formen von Christentum vertreten waren. Zentral waren der persönliche Glaube und das Festhalten an der Bibel. Dass Menschen mit ähnlicher Lebenserfahrung dabei Kontakte untereinander halten, ist normal, schließlich weiß da jeder am besten, von was die Rede ist.
Stimmt, dem ist ja auch so, aber wenn man etwas Neues verstehen möchte, dann fragt man eben weiter nach.
 
Wenn ich so über das Thema nachdenke, so kommt mir der Begriff "Freidenker" in den Sinn.
Also im Sinne von nicht festgefahren, sondern über den Tellerrand schauen, offen sein für Neues, sowas.
Vielleicht versteht ihr euch so...?
 
Wie gesagt, es ist immer schön, etwas Neues kennenzulernen, erstmal ohne Bewerrtung, natürlich auch in der Hoffnung, nicht selbst erstmals schlecht berertet zu werden, weil man in der Freikirche ist
 
Lg Cleo

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Hyperion

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Re: postevangelikale Glaubensrichtung, was ist darunter zu verstehen ?

von Hyperion am 14.03.2019 06:33

Hallihallo,

der Begriff "postevangelikal"war mir bis eben auch fremd und ich find' ihn zwar ganz fürchterlich, kann aber durchaus verstehen was er ausdrücken möchte. Das hat Bithya85 ja auch sehr gut erklärt, finde ich. 

Grundsätzlich tue ich mir persönlich mit solchen "Labeln" aber deshalb etwas schwer, weil die damit versehenen Menschen in einer Art und Weise kategorisiert werden, so dass die dahinterstehende Lebenserfahrung und -wirklichkeit des als postevangelikal Bezeichneten, eher verdeckt, als offenkundig wird. Denn was sagt der Begriff denn anderes, außer das da ein Mensch ist, der sich mal irgendwie mit dem Evangelikalismus verbunden fühlte und es jetzt eben nicht mehr so wirklich kann oder möchte? Die Bezeichnung "postevangelikal" ist deshalb vielleicht zuvorderst sowas wie ein Gesprächsangebot, aber doch sicher keine Glaubensrichtung, wie der Titel dieses Threads meint, oder? 

Allerdings verstehe ich das die Dinge kompliziert sind! Ich habe leider auf die Schnelle keine aktuelleren Zahlen gefunden, aber 2011 gab es innerhalb des Christentums rund 42000 Denominationen. Das muss man sich mal vorstellen! Wie könnte ich da jetzt noch Christ sein? Ganz ehrlich, man wird ja förmlich gezwungen sich milimetergenau zu positionieren und wenn man das nicht kann, muss man wohl noch eine weitere Denomination gründen...?

Zudem muss ich aber auch zugeben, dass ich mich persönlich mit dem, was so unter dem Label "Christentum" im öffentlichen Raum abläuft und vorallem auch in den sozialen Netzwerken, nicht so wirklich identifizieren kann und will. Meine Lebens- und Glaubenserfahrungen und das, was Gott mit mir gemacht hat und der Weg, den er mit mir gegangen ist, bleibt trotz meiner konfessionellen Gebundenheit eben höchst individuell und ich hoffe auch maximal ideologiefrei.

Gerade darin sehe ich persönlich nämlich die größte Gefahr für den Glauben im Speziellen und der Religion im Allgemeinen: die Erstarrung in Ideologie. Denn nicht selten werden eben aus rein ideologischen Gründen dann Mauern gebaut, Abgrenzungen errichtet und Gräben gezogen. Und dann werden eben leider auch diese "Abgrenzungsbegriffe" wie z.B. "postevangelikal" nötig, bzw. man wird dazu genötigt sich selbst mit solchen Begriffen abzugrenzen, weil die ehemals bestehende Identifikation eben nicht mehr gegeben ist. Irgendwie schade...

LG
Hyperion





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