Leid als Reinigungsprozess?
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Leid als Reinigungsprozess?
von Keleison am 04.10.2016 23:24Hallo,
in der Hoffnung das diese Thematik vor kurzer Zeit nicht schon vor kam, meine Frage was Ihr von der Aussage "Leid als Reinigsprozess" haltet?
Ich habe diesen Satz vor einigen Tagen aufgenommen und weiß gerade nicht wie ich ihn einordnen soll.
Wie sah es mit Hiob aus? Konnte man auch bei ihm von dem Leid als Reinigsprozess reden?
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von Lila am 05.10.2016 09:56Lieber Keleison!
Ich denke, man kann das so nicht behaupten. Das Leiden ist eine sehr komplexe Frage, und kann man nicht pauschalisieren.
Was sollte beim Hiob gereinigt werden? Gott selbst gibt Zeugnis von Hiob.
Da sprach der HERR zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen ist nicht auf Erden, ein so ganzer und gerader Mann, der Gott fürchtet und vom Bösen weicht.
Hiob 1,8
Dann spricht auch Petrus über verschiedenen Ursachen des Leidens.
Denn das ist Gnade, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegen Gott Kränkungen erträgt, indem er Unrecht leidet.
1Petr 2,19
Aber wenn ihr auch um Gerechtigkeit willen zu leiden habt, seid ihr selig. Ihr Drohen aber fürchtet nicht und erschrecket nicht; sondern heiliget den Herrn Christus in euren Herzen!
1Petr 3,14
Hier ist sogar selig, der um Gerechtigkeit willen Leiden muss, und Gnade.
Leiden können wir aber auch selbst verursachen.
Also wie gesagt es ist eine sehr komplexe Thema.
Lg, Lila
Du bist mein Schirm und mein Schild; ich harre auf dein Wort.
Psalm 119,114
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von Pal am 05.10.2016 10:36Um aus meinem eigenen, praktischen Leben zu schreiben:
Ja, es gab für mich keine intensivere, positivere Veränderung als die, die vermittels Leiden geschah!
Also ist für mich Leiden ein eindeutiger "Reinigungsprozess" - ja weit mehr als das, ein Prozeß der Umgestaltung / Veränderung meiner Persönlichkeit!!!
lG
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von lighty83 am 05.10.2016 11:42Mir fällt dazu diese Bibelstelle ein
Johannes 15,2
Jesus: Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg;
und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
Hmmm.. aber sie steht nicht in direktem Zusammenhang mit Leid,
bin ich aber immer irgendwie von ausgegangen.
Ich lass das jetzt trotzdem mal stehn ;)
Blessings
Lighty
Henoch
Gelöschter Benutzer
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von Henoch am 05.10.2016 11:52Hallo Keleison,
Leid in unserem Leben bekommt durch den Glauben Sinn. Durchaus auch den, dass wir von Dingen gereinigt werden, die uns schaden.
Ich denke aber, dass es nicht wichtig ist, im Einzelnen zu wissen, was unser wunderbarer Gott warum macht oder zulässt.
Viel wichtiger ist, dass wir im Glauben festhalten, dass uns alles zum Besten dienen muss, dass er uns liebt und all sein Handeln aus dieser Motivation kommt, dass wir ihn dafür loben und preisen werden, wenn wir einst verstehen dürfen.
Bedenke, ein heiliger Goitt handelt heilig, das bedeutet aus seinem vollkommenen Wesen heraus und immer im Einklang mit all seinen Eigenschaften.
Daher handelt er mit uns in Liebe und Gerechtigkeit, in Fürsorge und vollkommen zu unserem Besten und immer, weil er, der Allmächtige Gott, der Allerhöchste, in allem was er tut, vollkommen selbstlos dient. Wer will das bezweifeln.
Henoch
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von solana am 05.10.2016 11:53Es kommt darauf an, wie jemand mit dem Leid umgeht.
Manche Menschen werden auch verbittert im Leid, dann hat das eher eine negative Auswirkung.
Aber man kann wohl sagen, dass im Leid das auf den Prüfstand kommt, worauf wir unser Leben gegründet haben und was uns vorher ganz selbstverständlich erschien.
Und im Leid zeigt sich dann, was wirklich tragfähig ist.
So wie es bspw auch mit Freundschaften ist: erst in der Not erkennt man wahre Freunde, die auch dann noch zu einem halten, wenn es schwierig wird.
So zeigt sich auch im Leid, was wirklich tragfähig ist von unseren Überzeugungen und Vorstellungen, Lebenszielen, von unserem Weltbild usw, das wir oft gar nicht hinterfragen. Im Leid und in der Not wird es existenziell in Frage gestellt und da zeigt sich dann, wo etwas "auf Sand gebaut" war und dann ganz schnell zu bröseln beginnt; und was wirklich tragfähig ist.
Eine Stelle aus dem Römerbrief hat mich dazu sehr angesprochen:
Röm 5, 3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt,
4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung,
5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Wenn die Liebe Gottes ausgegossen ist in unser Herz durch seinen Geist, dann
- gehen wir durch die Bedrängnisse hindurch und werden dadurch gestärkt in unserer Geduld und erfahren, wie tragfähig das ist, worauf wir hoffen; und in dieser Erfahrung wird unsere Hoffnung immer mehr zur "Gewissheit" .
Vgl zB Paulus: Röm 8, 28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. ....38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Solche Gewissheit erlangt man nur durch die Erfahrung, dass Gottes Liebe auch in grösster Not durchträgt.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von Pavle am 05.10.2016 11:59Hallo @Kelesion!
Es gibt zwei vollkommen verschiedene Antworten:
1. die römisch-katholische Antwort: JA
Die Sünden müssen gebüßt werden - im Fegefeuer. Deswegen ist ein reinigender Aufenthalt im Fegefeuer nötig. Jesu Tod reicht nicht aus.
2. die protestantische Antwort: NEIN
Die Sünden können nur von durch Jesu Gnade getilgt werden. Ein Leiden macht niemand sündenfrei.
Es gibt aber auch die Antwort die @Pal gegeben hat. Die ist richtig, wenn du die Frage im übertragenen Sinne gemeint hast. D.h. wenn du unter Reinigung unser Leben verstehst, welches wir von schlechten Angewohnheiten, Sünde, ... täglich reinigen sollten. Da spreche ich, genau wie @Pal aus Erfahrung, wenn ich sage, dass mich Gott nichts näher bringt, als Leid. Es gibt ja die Aussage aus dem Ersten Weltkrieg:
Im Schützengraben gibt es keine Atheisten.
Josua 24,15:
Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter ... gedient haben, oder den Göttern ..., in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.
Alle Bibelstellen, soweit nicht anders angegeben, aus NeueLuther-Bibel.
Tagwandler
Gelöschter Benutzer
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von Tagwandler am 05.10.2016 14:32
Leid. ..
ein Reinigungsprozess ist es mit Gottes Hilfe sicher für all jene, die Gott beruft bzw. auserwählt zur Abkehr von der Welt und vom weltlichen Sinnen. Der Reinigungsprozess könnte hier also als Einsicht-/Erkenntnisweg verstanden werden.
Doch hilfreich könnte zusätzlich sein, Leid in seinen Erscheinungsformen zu unterscheiden, z.B. so:
In „reine" Leiden:
• Leid körperlich
- durch Gewalt anderer
- durch Krankheit
• Leid aus Sehnsucht, Liebe zum HERRN zu anderen
• Leid an der Ungerechtigkeit dieser Welt (z.B. durch Reiche, staatliche Gewalt)
s.a.:
„Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen", spricht der HERR, „ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt." (Ps 12,6)
„Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden." (Mt 5,4)
„Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet." (Jer 29,11)
Und „unreines" – (nur) sogenanntes Leiden:
• Leid an Sorgen und unerfüllten Wünschen
s.a.:
„Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht." (Mt 13,22)
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von Lila am 05.10.2016 14:56Lieber Tragwandler, ich finde es gut, dass Du das „Leid" differenziert betrachtest. Ja es gibt Leid, die wir freiwillig annehmen um die Wahrheit willen.
Es gibt auch Leid, die von unserer Begierde kommt, denn wir können nicht verzichten. Hier sollte man ganz genau prüfen, ob wir in Gottes Willen leben wollen, oder unsere Begierde wichtiger ist.
Da gibt es auch die schwer körperlich behinderte. Ich habe einige solche Geschwister, und am wenigsten höre ich sie über Leid sprechen. Am meistens loben sie Gott, das trotz Behinderung der Vater sie überschwänglich segnet.
Und ich denke, wir werden von Jesus gereinigt ob in Leid oder auch ohne Leid. Denn die Reinigung geschieht durch Jesu teuren Blut.
Dennoch Leid kann auch dazu führen, dass wir im Glauben Ausdauer lernen. Denn gerade im Leid ist es wichtig das Ausharren im Vertrauen zu lernen. Das stärkt wiederum unsere Glaube und Vertrauen.
Und diejenigen die Gott vertrauen, wissen, dass es in unseren Leben nichts geschehen mag, was Gott es nicht erlauben würde. Darum können wir getrost sagen mit Paulus:
Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unsrem Herrn!
Römer 8,38-39
LG, Lila
Du bist mein Schirm und mein Schild; ich harre auf dein Wort.
Psalm 119,114
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Leid als Reinigungsprozess?
von geli am 05.10.2016 19:52Danke für Deine Auflistung, Tagwandler.
Dazu möchte ich noch das Leid um die eigene Unfähigkeit, das eigene Versagen hinzufügen.
Ich denke, das gehört auch zu dem Leid, das Jesus in den Seligpreisungen erwähnte:
„Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden." (Mt 5,4)
Denen, die Leid tragen, ist verheißen, dass Gott ihnen besonders nahe ist:
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben - Ps. 34,19
Lg, geli